Tess Gerritsen - Leichenraub
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhaltsangabe:
Die Haupt-Geschichte ist in eine Rahmenhandlung gestellt, welche in der heutigen Zeit in Boston spielt: Julia Hamill, die immer noch unter ihrer Scheidung leidet, hat sich ein altes Haus gekauft, das sie selbst renovieren will. Beim Unkraut jäten stößt sie in ihrem Garten auf das Skelett einer Frau, die Anfang des 19. Jahrhunderts hier vergraben wurde und die keines natürlichen Todes gestorben war. Julia macht sich auf die Suche nach der Identität der Toten.
Im Boston des Jahres 1830 muss die junge, irische Einwanderin Rose Conolly mit ansehen, wie ihre Schwester Aurnia an Kindbettfieber stirbt. Da Aurnias Mann es ablehnt, das Kind anzunehmen, beschließt Rose, es nicht in ein Säuglingsheim zu geben, sondern es selbst aufzuziehen.
Doch dann geschehen seltsame Dinge. Fremde Menschen erkundigen sich nach dem Neugeborenen und Rose muss sich selbst und das Kind in Sicherheit bringen. Von dem medizinischen Personal, das bei der Entbindung dabei war, werden zwei Personen ermordet, ein Arzt verschwindet spurlos. Hilfe erhält Rose von dem Medizinstudenten Norris Marshall, der wegen seiner bäuerlichen Herkunft ein Außenseiterdasein unter seinen Kommilitonen führt und der sein Studium als illegaler „Auferstehungsmann“ – Leichenräuber – finanzieren muss.
Aber eines Tages kommen die Verfolger den beiden sehr nahe ...
Der erste Satz:
„So also endet eine Ehe, dachte Julia Hamill, während sie die Schaufel in die Erde stieß.“
Meine Meinung zum Buch::
Der Hauptteil des Buches macht die Geschichte um Rose Conolly und den Medizinstudenten Norris Marshall aus.
Zu Beginn sind beide Charaktere eher eindimensional beschrieben, aber im Laufe der Zeit gewinnen beide an Tiefe hinzu. Gerritsen verteilt die Informationen über Herkunft und Motive ihrer Hauptpersonen über das ganze Buch hinweg, und so erfährt man auch am Schluss noch Details, die überraschen und die das bisherige Bild, das man sich von den Personen gemacht hat, in eine andere Richtung lenken. Das war interessant und ist mir auch lieber, als wenn ich gleich am Anfang eines Buches mit Informationen zugeschüttet werde.
Gleiches passiert mit den Nebenfiguren – jedenfalls die bedeutenderen von ihnen sind allesamt scharf gezeichnet, so dass man sich als Leser gut in sie hineinversetzen kann.
Die Geschichte von Rose und Norris nimmt – ähnlich wie die Charakterisierung – eher langsam Fahrt auf, doch mit der Zeit nimmt die Spannung so zu, dass ich die zweite Hälfte des Buches in einem Rutsch auslesen musste. Gerritsen lässt den Leser mitfiebern, verrät aber nichts im Voraus. Für mich jedenfalls kam das Ende völlig überraschend, ich hatte zwar eine Person in Verdacht, aber das stellte sich dann als komplett falsch heraus.
Da die Geschichte hauptsächlich im Krankenhausmilieu spielt, erfährt man fast nebenbei auch noch viel über die Medizin des beginnenden 19. Jahrhunderts. Gerritsen beschreibt die haarsträubenden Zustände in den Krankenhäusern und die unzureichenden Möglichkeiten der medizinischen Ausbildung der Zeit, als man noch nichts von Keimübertragung wusste. Die von den Studenten zu sezierenden Leichen mussten meistens illegal auf Friedhöfen ausgegraben werden - dies war so „normal“, dass es dafür eine Berufsbezeichnung gab: Auferstehungsmänner.
Die Beschreibung der medizinischen Sektionen ist teilweise etwas gruselig, aber man kann es aushalten.
Leider sind die Personen der Rahmenhandlung eher flach charakterisiert, sie geben wirklich nur einen Rahmen für die Geschichte von Rose und Norris ab. Das fand ich etwas schade, denn auch diese Geschichte ist interessant und ich hätte gerne etwas mehr über sie erfahren. Aber auch hier gibt es am Ende eine Überraschung, denn die Identität des weiblichen Skeletts ist wieder eine ganz andere als man die ganze Zeit vermutet.
Ich gebe
Viele Grüße von Annabas