Markus Stromiedel - Zwillingsspiel

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    Zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit wird Berlin von einem Bombenanschlag erschüttert. Diesmal hat es die S-Bahn-Station Savignyplatz getroffen, sieben Menschen riss die Bombe in den Tod.


    Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt und hegt bald zwei Vermutungen: dass der Attentäter nicht derselbe ist wie bei den ersten beiden Anschlägen und dass man ihn, den Versager mit der schlechten Aufklärungsquote, absichtlich mit der Untersuchung betraut hat. Der Ermittlungsauftrag führt ihn in den Dunstkreis seiner Zwillingsschwester, die ihm schon immer überlegen sein wollte und es meistens auch war und die heute ganz oben in der deutschen Politik mitspielt.


    Diesmal will Paul den anderen, vor allem aber Lisa, beweisen, dass er etwas auf dem Kasten hat, zumal die Gefahr eines erneuten Anschlags groß ist und womöglich viele Menschenleben auf dem Spiel stehen. Fieberhaft stürzt er sich in die Arbeit und weiß bald nicht mehr, wem er überhaupt noch trauen kann ...


    Ein hochspannender Politthriller mit einem beklemmenden, weil realitätsnahen Szenario von Terrorismus und politischen Machtspielchen mit einem erfreulich normalen "Antihelden" als Ermittler zwischen allen Fronten. Kein pistolenschwingender Supermann, sondern ein schüchterner Selbstzweifler, der allen Mut zusammennimmt, um es endlich einmal allen zu zeigen.


    Geschickt legt der Autor falsche Fährten, führt den Leser zusammen mit Paul in die Irre und treibt die Handlung mit wohldosiertem Tempo auf den Showdown zu, wobei er dankenswerterweise auf überzogene Actionszenen verzichtet.


    Ein Thema am Puls der Zeit und ein sehr gelungenes Thriller-Debüt.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Huhu,


    leider hat mir dieses Buch nicht ganz so zugesagt.


    Meine Meinung:

    Ein Fotograf, eine Mutter mit zwei Jungs, ein blasser Mann, ein Liebespärchen, die Tochter eines Regierungsberaters: Als die S-Bahn in den Bahnhof Savignyplatz einfährt, ahnt keiner der Wartenden auf der Plattform, dass der Zug sich in wenigen Sekunden in einen Feuerball verwandeln und jeden von ihnen in den Tod reißen wird. Es ist nicht der erste Terroranschlag, der die Hauptstadt erschüttert: Eine Bombe ging kurz zuvor in der Friedrichstraße hoch, eine weitere am Alexanderplatz. Als der Anschlag geschieht, hat Kommissar Paul Selig Bereitschaftsdienst. Er wird mit den Ermittlungen beauftragt, zu seiner großen Überraschung, ist er doch alles andere als ein Ermittler-As. Allein dass er vor den Augen der Spurensicherung in den Tatort kotzt, wäre Grund genug, ihn ins Verkehrsdezernat zu versetzen. Dass Paul Selig so ist wie er ist, nämlich zögerlich und introvertiert, hängt mit seiner Zwillingsschwester Lisa zusammen, die ihre Kraft daraus zu schöpfen scheint, Paul klein zu halten. Lisa ist sexy, die rechte Hand des Innenministers und geht in den Schaltzentralen der Macht ein und aus. Gerade sind Wahlkampfzeiten, und es kommt ihr gut zupass, dass der Stuhl des amtierenden Kanzlers infolge der Anschläge kräftig wackelt. Zur gleichen Zeit stößt Paul Selig auf Ungereimtheiten und fragt sich, ob er den Fall gerade deshalb bekommen hat, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut. Wer jedoch könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit zu vertuschen? Für die Bevölkerung ist die Sachlage klar: Die Täter sind islamistische Extremisten. Der Hass entlädt sich in einem Akt beispielloser Lynchjustiz. Auge um Auge, Zahn um Zahn: Ein von Muslimen besuchtes Teehaus in Kreuzberg wird vom tobenden Mob gestürmt. Kommissar Paul Selig befindet sich unter den Verletzten. Und ihm reicht’s: Er nimmt den Kampf auf, gegen sich und gegen den unbekannten Attentäter. Je mehr Selig an Stärke gewinnt, desto mehr scheint Lisa an Einfluss zu verlieren ...


    Schreibstil und Aufbau:
    Es wird also ein Schreckensszenario beschrieben, wie es in jeder größeren deutschen Stadt passieren könnte: Eine Explosion in einem S-Bahnhof, bei der mehrere Menschen getötet werden. Kommissar Seliger wird mit den Ermittlungen betraut, ein sympathischer Protagonist mit vielen kleinen menschlichen Schwächen. Leider ist dies momentan sehr aktueller Stoff, in Zeiten ständiger Angst vor Attentaten, in welcher man sich ständig an den 11. September 2001 erinnert, und Bombenanschläge selbst vor Europäischen Großstädten wie London nicht mehr halt machen. Einen Teil der Spannung bezieht die Geschichte auch aus der Tatsache, dass auf der Gegenseite die Zwillingsschwester des Kommissars agiert, zu der dieser von jeher ein problematisches Verhältnis hat. Stromiedel hat eine sehr spannende und realitätsnahe Geschichte geschrieben, wobei er allerdings seine Herkunft als Drehbuchschreiber für diverse Krimiserien nicht ganz verleugnen kann. Die Sprache und der Stil sind einfach, schnörkellos und klar, und meines Erachtens nach an manchen Stellen viel zu strait. Die ständigen Szenenwechsel erhalten zwar einen gewissen Spannungsbogen, sorgen Streckenweise aber auch für einige Verwirrung, bis man in der neuen Umgebung angekommen und sich mit den dortigen Akteuren vertraut gemacht hat ist man auch schon wieder woanderst.


    Fazit:
    Seinem Erstling merkt man auch wirklich an das Markus Stromiedel früher für Filmproduktionen gearbeitet hat. Das ganze Buch kommt daher wie ein Film, inklusive Szenenwechsel und für einen Film tollen Übergängen. Leider lässt sich ein „Drehbuch“ nicht eins zu eins auf Belletristik umsetzen. Und genau das merkt man diesem Buch auch deutlich an. Meiner Meinung nach währe es wesentlich besser gewesen direkt einen Film aus dem ganzen zu machen, denn als Buch kann mich das ganze leider nicht überzeugen. Schuster bleib bei deinen Leisten. Für einen Erstling durchaus akzeptabel, für mich aber nicht unbedingt ein Pageturner.


    3ratten

    Lieber barfuß als ohne Buch. <br />(Isländisches Sprichwort)<br /><br /><br />:leserin:

  • Ich habe das Buch gerade noch schnell vor der Leserunde zum Nachfolger "Feuertaufe" gelesen und war recht angetan.


    Teilweise waren mir die Verwicklungen der Akteure zu verworren und undurchsichtig, aber so geht es in der Politik wohl zu, zumindest kann ich mir das durchaus vorstellen.


    Der schnörkellose Schreibstil hat mir gut gefallen und die gut 400 Seiten waren so in nur wenigen Stunden gelesen!

    LG, Dani


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