D. H. Lawrence ~ Lady Chatterley’s Lover
Die zweite Fassung
________________________________________
Seiten: 498
Format: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1954 (erste Fassung: 1928)
Verlag: Diogenes
________________________________________
Zum Inhalt
Die zweite und beste Fassung der Lady Chatterley. Die Ehe von Clifford Chatterley, der im Weltkrieg zum Krüppel wurde, und der jungen, schönen Connie ist inhaltslos geworden. Er steckt seine ganze Lebensenergie in ein Kohlebergbau-Unternehmen, und sie - eine lebensfreudige Frau - wird innerlich haltlos, kann sich aber nicht von ihrem Mann lösen. Doch als ihr Oliver Parkin (in den anderen Fassungen Oliver Mellors) begegnet und sie mit ihm eine erfüllte Liebe erlebt, ist sie bereit, zu dieser unstandesgemäßen Liebesbeziehung zu stehen und die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, auf sich zu nehmen.
Ein Buch als Verteidigung der Sinnlichkeit und Natur gegen Industrialisierung und Konventionen - der Roman einer 'amour fou', die stärker ist als alle Klassengegensätze.
Zum Autor
David Herbert Lawrence (1885-1930), Sohn eines Minenarbeiters und einer Lehrerin, arbeitete in London zunächst selbst als Lehrer. Als er an Tuberkulose erkrankte, musste er seinen Beruf aufgeben und unternahm rastlos schreibend ausgiebige Reisen. Sein Werk, entstanden unter dem Eindruck der Psychoanalyse Freuds, wurde wegen erotischer Freizügigkeiten scharf angegriffen.
Meine Meinung
Schauplatz der Geschichte ist zunächst Wragby Hall, wo Constance (genannt Connie) mit ihrem Gatten Clifford Chatterley lebt. Clifford, der im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wird und fortan sein Leben im Rollstuhl fristen muss, entwickelt sich mehr und mehr zu einem komischen, gefühllosen Kauz. Als Connies Vater zu Besuch kommt, sieht er, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass sie isoliert und einsam lebt, dass ihr zwischenmenschliche Kontakte fehlen. Er weiß, dass sein Schwiegersohn impotent ist und Constance ihm keine Kinder schenken kann. Constance Vater schlägt vor, dass seine Tochter Reisen unternehmen sollte, um Abwechslung zu haben und andere Menschen kennen zu lernen. Auf einem Spaziergang suggeriert Clifford seiner Frau dies und räumt ihr die Freiheit ein, sich Liebhaber zu nehmen und Kinder zu bekommen. Er würde auch ein uneheliches Kind als sein eigenes akzeptieren, vorausgesetzt, der Vater entspricht seinen standesgemäßen Vorstellungen.
Doch die kluge und eigensinnige Constance verliebt sich in den Wildhüter von Wragby Hall, Oliver Parkin, und beginnt eine Affäre mit ihm, von der Clifford bis zum Ende nichts erfahren wird. Durch das Bewusstwerden ihrer eigenen Körperlichkeit erleben beide eine Wandlung, sie finden zu neuer Lebenskraft zurück. Doch während Constance auf Europareise ist, kehrt Parkins verhasste Frau zu ihm zurück…
Lady Chatterley’s Lover ist ein gut zu lesendes, geradliniges Buch. Lawrence beschreibt die Charaktere sehr genau und treffend und nicht in schwarz-weiß, so dass man oft nicht genau einordnen kann, ob man diejenige Person nun sympathisch finden soll oder nicht. Das Buch wurde wegen seines angeblichen pornographischen Inhaltes lange Zeit verboten, doch wenn man das Buch liest, kann man darüber eigentlich nur schmunzeln. Dies ist kein Porno-, sondern schlicht und ergreifend ein Liebesroman aus den 20er Jahren. Die „Aktszenen“ werden recht abstrakt und emotionslos beschrieben. An sich nicht weiter schlimm, aber wenn man bedenkt, dass der Autor die ganze Zeit rüberzubringen versucht, dass zwischen den beiden mehr als nur das F-Wort besteht, dann wirkt das schon wieder unglaubwürdig. Die Thematik der Überwindung einer Klassengesellschaft durch die Kraft der Liebe ist ein recht komplexes Thema, doch hier hat mich Lawrence nicht restlos überzeugen können. Aus der Gesamtsicht heraus finde ich das Buch recht oberflächlich, das Ende geradezu unbefriedigend. Die Gesellschaftskritik baut Lawrence im ersten Drittel des Buches recht zusammenhanglos ein. Zwar ist richtig, was er am Kapitalismus und an der Industrialisierung zu kritisieren hat, doch kommen seine Worte eher unbeholfen und schmalbrüstig herüber. Das Merkwürdige an dem Buch ist, dass es kaum Höhen und Tiefen gibt, die Geschichte plätschert so vor sich hin und man wartet als Leser regelrecht auf den großen Knall, dass das Liebespaar enttarnt wird. Doch nichts Weltbewegendes geschieht. Nicht einmal die Tatsache, dass Parkins Frau während Constances Abwesenheit auftaucht, haut einen vom Hocker.
Alles in allem ein unterhaltsames Buch, was mich aber nicht restlos begeistert und auch wenig berührt und aufgewühlt hat.