Andrea Maria Schenkel - Tannöd

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 19.455 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von miss.mesmerized.

  • Ich habe Tannöd sehr gerne und sehr rasch gelesen, was keine Kunst ist, denn es umfasst gerade mal gute 120 Seiten in großzügigen Kapiteln.


    Es ist sicherlich der unorthodoxe Aufbau, der dieses Buch so originell macht, der Plot selber ist eher unspektakulär. Anhand von Verhören einzelner Personen dieses Dorfes erfährt der Leser vom geschehenen Mord.


    Sehr gut getroffen ist die Bevölkerung in diesem Bauerndorf, jedes "Verhör" ist sprachlich der jeweiligen Person angepasst, man hört sie direkt reden! Ebenfalls gut getroffen ist die Mentalität dieser Leute, es wird gemunkelt, es wird getratscht, doch offiziell weiß niemand was und möchte sich um Gottes Willen nicht die Finger schmutzig machen.


    Das Ende fand ich etwas unpassend, etwas plump, zudem der Täter ohnehin vorher schon absehbar ist. Ein etwas "offeneres" Ende hätte mir in diesem Fall besser gefallen.


    Allem in allem ein sehr unterhaltsames Buch für einen Nachmittag!


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Andrea Maria Schenkel: Tannöd 125S. © 2006


    Nachdem mir das Buch vor einiger Zeit in der Bücherei über den Weg lief, habe ich es ausgeliehen und innerhalb eines Tages gelesen. Gekauft hätte ich es nicht (zu teuer für so ein dünnes Buch).
    Die Geschichte um diesen unaufgeklärten Mordfall fand ich sehr spannend. Allerdings kann ich nicht beurteilen, wieviel davon nun Frau Schenkels Fiktion ist und wieviel sie aus den Polizeiprotokollen übernommen hat. Ganz unvoreingenommen finde ich: der Aufbau des Buches ist originell und gefällt mir. Es kommen nacheinander die Nachbarn und Zeugen zu Wort, dies wechselt sich ab mit Zwischenberichten eines (unbeteiligten) Erzählers. Die Atmosphäre in dem Dorf und auf dem Hof Tannöd ist stimmig und glaubwürdig getroffen. Die eingestreuten Gebete ergaben für mich weniger Sinn.


    Der Text ist sehr sparsam geschrieben. Diese Stärke des Buches ist aber gleichzeitig auch seine Schwäche, denn:


    - Die Zeugenberichte der Nachbarn (meist einfache Bauern) sind im bayrischen Dialekt geschrieben. Das ist an sich auch stimmig, allerdings tauchen manchmal plötzlich Formulierungen auf, die nicht passen, weil sie für wörtliche Rede einfacher Leute zu hochgestochen sind.
    - Die Textpassagen des unbeteiligten Erzählers sind uneinheitlich. Zwischen den Zeitformen wird hin- und hergesprungen. Es kommen Dialektelemente vor, aber auch hochdeutsche Sätze. Es gibt etliche Ausdrücke, die möglicherweise dialektbedingt sind, die aber, weil sie in den hochdeutschen Textteilen auftauchen, wie grammatische Fehler wirken.
    Durch diese Uneinheitlichkeit wirkt der Schreibstil auf mich unausgegoren.


    Dazu kommen Logikfehler:
    (1) (Achtung Spoiler)


    (2) Johann Sterzer wird vorgestellt und etwas weiter hinten dann als Mathias Sterzer bezeichnet.


    Ich meine, wenn eine Geschichte so kurz ist und in so knappen Sätzen geschrieben werden soll, dann muß alles perfekt durchdacht sein, auch Kleinigkeiten sollten stimmen und jedes Wort muß absolut sitzen. Das ist hier leider nicht so.


    Fazit:
    2ratten


    Grüße,
    Katja


    [size=6pt](Edit: Formulierung verbessert)[/size]

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Habe ich nur bei Hörspiele gefunden - also hier jetzt Meinungen zum Buch :smile:


    Tannöd von Andrea Maria Schenkel


    Kurz ein paar Worte zu diesem Buch (Debüt der Autorin): es erhielt den 1.Platz beim Deutschen Krimipreis 2007 und wird in der Presse hochgelobt. Es geht um einen bestialischen Mord auf einem einsamen Einödhof. Erzählt wird die Geschichte anhand von Zeugenaussagen. Die Dorfbewohner sind einfache Menschen, auf den Nachbarn immer ein Auge gerichtet aber vor Ungerechtigkeit werden die Augen verschlossen. Und Unrecht ist ganz sicher was auf dem Hof passiert ist die letzten Jahre. Viel mag ich garnicht dazu schreiben, dann wäre ja fast alles verraten, nur soviel - es geht um ein Familiendrama mit Auswüchsen die sich irgendwann verselbstständigen, der Mord ist dann nur die Krönung des ganzen ...


    Meine Meinung: ein netter Krimi, interessant geschrieben aber keines Falls wird er dem Preis und den überschwänglichen Kritiken gerecht. Mir gefällt die Schreibweise gut, ist mal was anderes und es fällt dadurch schon heraus aus dem normalen Krimiraster.


    Spannung kommt schon auf aber nicht genügend und die Auflösung kommt auch nicht wirklich überraschend. Alles in allem ein Buch für einen Abend (wenn kinderlos ;) ). Nett aber kein Muss, das nächste Buch von Frau Schenkel lese ich vielleicht, aber auch nur, wenn es auch in der Bücherei zu haben ist ...


    Trotz allem 3ratten weil ich ja bis zum Schluss interessiert gelesen habe, für 2 Ratten also wohl nicht schlecht genug :zwinker:


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  • Hallo Jona,


    dazu gab es schon Meinungen in einem etwas anders benannten Thread: schau mal hier.


    Viele Grüße,
    Katja

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ich finde, Tannöd ist eine ganz interessante Abwechslung zu all den Krimis, die nach dem altbekannten Schema geschrieben sind. Obwohl der Stil durchwegs distanziert und sachlich ist, kommt schon bald eine düstere, beklemmende Stimmung auf, die sich bis zum Schluss hält.


    Schenkels Auflösung gefällt mir weniger gut, da ich schon zwei oder drei Dokumentationen über diesen Fall im TV gesehen habe, in denen z. B. auch von einem Kriminalbeamten berichtet wurde, der sich selbst nach seiner Pensionierung noch mit dem Fall beschäftigte, ohne den Täter zu finden. Mir hätte besser gefallen, wenn sie dieses offene Ende übernommen hätte. Dann würde die Gänsehaut noch etwas länger bleiben.


    Grüße
    Doris

  • Mir war jetzt nicht ganz klar, in welchen Thread ich meine Rezension schreiben soll - es gibt ja noch einen anderen zu dem Buch Tannöd selbst. Vielleicht könnte man ja diesen Thread umbenennen und beide zusammenführen?


    Tannöd ist das Debüt der Autorin Andrea Maria Schenkel und war monatelang auf den Bestsellerlisten. Ich bin dennoch nicht mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen, keine Ahnung warum. Vielleicht konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein so dünner Krimi einen interessanten Spannungsbogen haben kann.


    Auf den Inhalt näher einzugehen ist schwierig, da ich fürchte, sonst zu viel zu verraten.
    Das einzige Interessante an diesem nur 125 Seiten umfassenden Krimi ist der Stil: Das Buch ist in viele kleine Kapitel aufgeteilt, in denen aus der Sicht verschiedener Dorfbewohner, als eine Art „Zeugenaussagen“, über den Fall berichtet wird. Zwischendurch werden immer Kapitel, aus der Sicht des Mörders oder aus Sicht der einzelnen Opfer in der Tatnacht, eingeschoben. Nach und nach wird so der Leser an die Lösung des Falls herangeführt.


    Inhaltlich gibt das Buch nicht viel her. Die Handlung ist nicht spektaukulär, in der Mitte des Buches weiß der Leser schon alles was er wissen muss und somit ist die Lösung des Falls auch nicht überraschend.


    So habe ich auch bis zu diesem Punkt interessiert gelesen, danach hat sich das ganze (trotz der wenigen Seiten!) nur unnötig in die Länge geszogen, viel Neues gab es nicht und ich war von der Auflösung des Falles nicht mal mehr enttäuscht.


    Immerhin habe ich es zu Ende gelesen (wobei ich das eigentlich immer irgendwie mache) und es war wirklich mal was anderes. Ich finde jedoch, man hätte mehr daraus machen können, warum das Buch so sehr erfolgreich war, verstehe ich nicht wirklich und (ich habe es mir nur geliehen) fast 13 Euro hätte ich für das dünne, ziemlich nichtssagende Bändchen selbst nicht ausgeben wollen.


    Alles in allem gebe ich dem Buch 2ratten

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Mir war jetzt nicht ganz klar, in welchen Thread ich meine Rezension schreiben soll - es gibt ja noch einen anderen zu dem Buch Tannöd selbst. Vielleicht könnte man ja diesen Thread umbenennen und beide zusammenführen?


    Ich habe jetzt mal die ganzen Tannöd-Rezis hier in diesem Thread versammelt. Der andere diente (mir) ja nur dazu, allgemeine Aussagen über Schenkels Bücher zu sammeln.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich habe jetzt mal die ganzen Tannöd-Rezis hier in diesem Thread versammelt. Der andere diente (mir) ja nur dazu, allgemeine Aussagen über Schenkels Bücher zu sammeln.


    :winken:


    Alfa Romea


    Danke :smile:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Andrea Maria Schenkel - Tannöd

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    Klappentext:


    Die Bewohner eines einsamen Einödhofes werden erschlagen aufgefunden. Eigenbrötler sollen sie gewesen sein, bauernschlau und geizig.
    Der Leser wird Zeuge des Verbrechens, das auf einem authentischen Fall beruht, und begleitet jeden Schritt des Mörders ohne dessen Identität zu kennen. Schließlich entfalten sich die traumatischen Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft, die dazu führten, dass einer von ihnen grausame Rache nahm.


    Meine Meinung:


    In ihrem Debütroman beschäftigt sich Schenkel mit dem bayrischen Mordfall auf einem zurückgezogenen Hof.
    Wie in "Kalteis" ist der Schreibstil trocken, distanziert, aber wie ich finde, sehr passend, da es hauptsächlich aus Zeugenberichten besteht.
    Dennoch empfand ich die Stimmung als sehr düster und "unheimlich" und durch die verschiedenen Perspektiven der Personen kann man sich im Laufe des Buches ein interessantes Bild des Dörfchens machen.
    Insgesamt hat mir diese Buch etwas besser gefallen als ihr Zweitling und ich gebe 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Hallo zusammen,


    ich bin Studentin und muss gerade einige Krimis für ein Seminar lesen. Darunter fällt auch Tannöd. Ich habe eine Frage zum Inhalt: Kann mir jemand erklären, wie das Motiv für den Mord nochmal war?
    Ich hab es noch nicht ganz kapiert.



    Gruß, Joke

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hi Joke!


    Leider kann ich dir bei der Beantwortung der Frage nicht helfen, da ich das Buch nicht gelesen habe. Aber ich habe gewisse Passagen deines Postings mal in einen Spoilerkasten* gesetzt, damit anderen, die "Tannöd" noch lesen möchten, nicht zu viel verraten wird...


    Gruss


    Alfa Romea


    *Den Kasten kannst du erzeugen, indem du beim Posten auf den "s"-Button (zweite Reihe, ganz rechts) drückst. Dann erscheint die Formatierung [spoiler ][/spoiler ]. Alles, was du zwischen diese Klammern schreibst, "verschwindet" dann. :zwinker:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich höre gerade das Hörbuch und bin nur mäßig begeistert. Warum das Buch so hochgelobt wurde kann ich nicht nachvollziehen. Einzig die Lesung von Monika Bleibtreu ist wirklich toll und ich werd es wohl auch zu Ende hören. Auf Kalteis werd ich aber definitiv verzichten.


    Grüße

  • Meine Meinung:
    Ich hatte schon lange vor mir dieses Buch zu kaufen, aber durch einen Zufall habe ich es gewonnen und auch gleich gelesen.
    Zuerst ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass nicht nur eine Person die Geschichte erzählt, sondern dass man von vielen Personen immer nur kurze Aussagen liest. Je nachdem was es für eine Person ist, jung oder alt, variiert auch die Sprache, was bei Büchern ziemlich ungewöhnlich ist.
    An Spannung mangelt es wirklich nicht. Ich fand es gut, dass die Autorin immer so kleine Hinweise gibt, was passiert sein könnte, es aber nie genau sagt. Man könnte meinen, dass in Zeugenaussagen unausweichlich angesprochen wird, um welches Verbrechen es geht, aber das verhindert die Autorin grandios.
    Das Geschehen hat mich so fasziniert, dass ich gerne mehr über den wahren Fall erfahren möchte.
    Ich bin jedenfalls nicht abgeneigt noch ein Buch dieser Autorin zu lesen.
    4ratten

    Liebe Grüße

    Chibi

    Bevor i mi aufreg´, is ma wurscht. - Rainer Maria Schießler

  • Hallo alle zusammen! :breitgrins:
    Ich muss eine Seminararbeit über Tannöd halten und würde jede Interpretation über das Milieu, dem Verhalten des Täters + Mordmotiv, Schenkels Schreibstil, Erzählperspektiven... sehr begrüßen.
    Wenn andere Leute auch mehr zu dem Thema erfahren und sich austauschen wollen, dann wäre ich für eine Diskussionsrunde offen. Ich habe bereits auch "Der Mordfall Hinterkaifeck" von Peter Leuschner gelesen und kenne mich auch bei dem Plagiatsstreit aus (Passagen, etc.)


    Lg Anja

  • Ich hab das Buch heute gelesen und fand es eigentlich ganz unterhaltsam. Ich lese nicht so viele Krimis und hatte daher auch nicht den Anspruch, dass es total Spannend sein muss und man die Auflösung/den Mörder erst auf der letzten Seite erfährt.
    Der Aufbau hat mir gut gefallen, es war sehr interessant, durch die einzelnen Zeugenaussagen mehr über das Dorf und seine Bewohner zu erfahren, das war meiner Meinung nach auch das beste am Buch, nicht der Mord und dessen Auflösung.



    Schenkels Auflösung gefällt mir weniger gut, da ich schon zwei oder drei Dokumentationen über diesen Fall im TV gesehen habe, in denen z. B. auch von einem Kriminalbeamten berichtet wurde, der sich selbst nach seiner Pensionierung noch mit dem Fall beschäftigte, ohne den Täter zu finden. Mir hätte besser gefallen, wenn sie dieses offene Ende übernommen hätte. Dann würde die Gänsehaut noch etwas länger bleiben.


    Ich wusste nicht, dass der wirkliche Täter nicht gefunden wurde. In dem Fall hätte es mir auch besser gefallen, wenn das Ende offen gewesen wäre...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • So, jetzt habe ich das Buch auch noch gelesen und meine Rezi geschrieben, bevor ich diesen Thread nochmal durchlas. Meine Meinung deckt sich mit der der meisten hier:


    Inhalt:
    Bayern, irgendwann in den 50er-Jahren. Auf dem abgelegenen Hof Tannöd wird die ganze Familie Danner brutal erschlagen aufgefunden. Obwohl zurückgezogen lebend und recht eigentbrötlerisch, ist im Dorf dennoch so einiges über die Familie bekannt und nachdem der Mörder nicht gefunden wurde, wird spekuliert, was und wer wohl das Ende der Danners herbeigeführt hat.


    Meine Meinung:
    Andrea Maria Schenkel hat mit «Tannöd» einen sehr erfolgreichen Debutroman geschrieben, den ich nicht unbeding bei den Krimis einordnen würde. Es gibt in dem Buch keine polizeilichen Ermittlungen (die sind schon abgeschlossen, da der Roman einige Zeit nach den Morden spielt), der Leser begleitet einen unbekannten Erzähler, der abwechselnd Leute aus dem Dorf und sich selber zu Wort kommen lässt. So erfährt man Stück für Stück, was auf dem Hof Tannöd geschah und auch, wieso und wo es den Danners im Oberstübchen gefehlt hat. Das Buch ist also halb Chronik, halb Charakterstudie. Somit fällt es aus dem üblichen Rahmen und vielleicht erklärt das den Erfolg. Oder die Tatsache, dass die Autorin wohl gemerkt hat, dass sie nach 125 Seiten nichts mehr zu sagen hatte und gnädigerweise auch aufhörte mit schreiben.


    Mir hat die Story nicht extrem zugesagt, da ich sie zu vorhersehbar fand. Auch wenn ich nicht sicher wusste, wer der Mörder ist, so war doch klar, aus welchem Umfeld er kommen musste. Mit Überraschung zum Schluss wars für mich also nichts, entsprechend hielt sich auch die Spannung in erträglichen Grenzen. Sprachlich adaptierte die Autorin die Gegend und die Zeit ganz hervorragend, allerdings ging mir der Bergler-Groove eher auf die Nerven. Zusammen mit der nicht übermässig originellen Geschichte gibt das halt auch nur eine mittelmässige Wertung.


    Fazit:
    Erzählerisch gelungen, inhaltlich mittelprächtig, aber zum richtigen Zeitpunkt fertig. Wer schon immer wissen wollte, wieso «Tannöd» mal Platz 1 der Bestsellerliste belegt hat, schafft das in wenigen Stunden Lesezeit. Und es dann mir vielleicht mitteilen. Ich habs nämlich nicht herausgefunden.


    6 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • ,,Tannöd" ist ein Buch das ganz nett für zwischendurch ist, mehr aber auch nicht. Von der Story ist es wenig originell und beim Lesen hatte ich nicht das Gefühl, das man dieses Buch als Krimi bezeichnen kann, dazu fehlen mir einfach zu viele krimitypische Elemente.
    Des Weiteren störten mich die eingefügten Gebete, die für mich nicht unbedingt in den Kontext passten und eher wie Fülltext erschienen, und das bei gerade mal 125 Seiten!
    Ich kann ebenfalls nicht verstehen, warum das Buch so hochgelobt wurde, meiner Meinung nach hätten andere Autoren es mehr verdient.
    Darum vergebe ich auch nur
    2ratten


    aus dem Grund das die Idee, die Geschichte mal auf eine andere Art und Weise zu erzählen mal etwas Neues war.

  • Hallo!


    Tannöd ist ein düsteres Buch. Die Beschreibung von Hof und Familie, die man von den Nachbarn hört bestätigen diesen Eindruck noch. Die Stimme der ermordeten Tochter Barbara dagegen zeigt, dass es noch eine weitere Facette im Leben der Familie gibt. Allerdings war mein Eindruck von ihr danach ein ganz anderer. IceTea hat recht: ein typischer Krimi ist diese Geschichte nicht, eher eine Familiengeschichte mit tragischem Ausgang. Ich gehöre auch zu denjenigen, die ein offenes Ende besser gefunden hätten denn mich hat der Täter nicht überzeugt. Die Gebete habe ich nicht als Lückenfüller gesehen, meiner Meinung nach haben sie gut zur Geschichte gepasst. Allerdings glaube ich, dass bei mehr Seiten recht schnell Langeweile aufgekommen wäre, weil es nicht wirklich viel zu erzählen gab ohne zu viel zu spekulieren.
    4ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hi,
    auch ich habe das Buch in den letzten S-Bahnfahrten gelesen. Ich würde gern verschlungen sagen, aber das war es keinesfall. Es war ein Warten. Warten auf den Spannungsbogen, auf ein Ende der endlosen Wiederholungen.
    Die Aufmachung des Buches mit den Unterschiedlichen Interviews und Erzählweisen fand ich sehr gut gewählt. Wirklich in ein Gespräch integriert fühlte ich mich aber nicht, dazu hätten manche Personen erneut befragt werden müssen. Weiterhin fand ich den Dialekt großartig gelungen.
    Leider hat Schenkel den Figuren so wenig Platz/ Zeit gelassen hat um ihre Identität zu zeigen und ihre Charaktere zu entfalten, die Personen interagieren nur in der Vergangenheit miteinander. Sicher ist das ein stilistisches Mittel um die Anonymität und Distanz innerhalb der Gemeinde herrauszuarbeiten. Darunter leidet meiner Meinung der versuchte Spannungsbogen eben kläglich. Die Oberflächlichkeit und Abwertung, das "Nichts damit zutun haben wollen" macht mir alles sehr unsympathisch. Die wirklichen Persönlichkeiten gehen verloren, es gibt für den Leser keine Figur an die er sich hängen kann und auf deren spuren er wandert. Er steht quasi mitten im Geschehen, sieht und erfährt alles - aber fühlt nicht mit. Auch von dem Ende war ich schwer enttäuscht. Ich musste mich wirklich am Vorblättern hindern, so gespannt war ich auf das Finale. Nach unzähligen Wiederholungen des Passierten habe ich wirklich ein Feuerwerk zu Belohung erwartet. Nichts da.
    Ich finde, das Buch ist sehr gut durchdacht. Schenkel hat ein neues Konzept das begeistert. Sie nutzt Dialekte um Orte und Umgebung zu beschreiben und untermalt durch Sprache das Bild der sozialen Beziehungen innerhalb der Dorfler. Die Charaktere kennen die Geheimnisse, jedoch aber die Menschen dahinter nicht - eine weitere Untermalung der Isolationen innerhalb des Dorfes. Schenkel war sehr darauf bedacht eine bestimmte Stimmung zum Ausdruck zu bringen, hat dabei aber das Gefühl im Leser außer Acht gelassen. Somit wirkt die Geschichte zwar umso realer und bodenständig, kann als gutes Lesefutter aber nicht überzeugen - eben ein Paradebeispiel für den Oberstufen-Deutschunterricht: viel zu analysieren und auszugraben.



    Sonstige Informationen


    EDIT: Modereklamelink entfernt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()