Julia Alvarez – Yolanda

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    Die Familie García stammt aus der Dominikanischen Republik, ist aber in die USA geflüchtet. Das Immigrantenleben war nicht immer einfach, aber im wesentlichen ist man in den Staaten „angekommen“. Im Mittelpunkt steht die Person Yolanda García de la Torre, eine der vier Töchter der Familie, charakterisiert durch Personen aus ihrem Umfeld: Familienmitglieder, Freunde, Professor, Student, Vermieterin usw. usf. Jeder dieser „Berichterstatter“ steuert Mosaiksteinchen bei, aus denen sich peu à peu das Bild vom Charakter Yolandas formt. Wie es kaum anders sein kann, reichen die Wahrnehmungen von oberflächlich bis tief, von sympathisch bis genervt – eben die ganze Bandbreite, die einen Menschen ausmacht. Nur Yo selbst kommt nicht zu Wort, außer in den Berichten der anderen, so daß ihre Selbstwahrnehmung außen vor bleibt. Daher bin ich immer noch nicht sicher, was für einen Menschen ich nun hinter diesen Puzzlestückchen vermuten soll oder kann. Letztlich bleibt das Maß an Unsicherheit über einen Charakter, das man auch im „echten Leben“ immer hat. Trotzdem entwickelt sich der Eindruck einer Frau, die immer noch zwischen zwei Kulturen schwankt und ihre Heimat sucht.


    Dieser Ansatz, Yolanda aus der Sicht verschiedener Menschen um sie herum zu charakterisieren, hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Qualität der Einzelabschnitte stark schwankend war. Vor allem der Abschnitt Die Klette aus der Sicht eines Stalkers paßte nicht in diesen Kontext, sprachlich wie inhaltlich. Als besonders beeindruckend habe ich die Abschnitte empfunden, die aus der Sicht der Bediensteten erzählten: die Tochter des Dienstmädchens, das Hausmeisterehepaar, der Nachtwächter. Hier wird zum einen der Standesdünkel der Besitzenden deutlich, zum anderen werfen sie ein sehr viel anderes Licht auf Yo als es gerade im Kontrast der Blick der Familie tut. Interessant wird das Ganze dadurch, daß es sich bei Yo wohl um ein alter ego von Julia Alvarez handelt. Die grundsätzliche Familiengeschichte der Alvarez entspricht jener der Garcías (oder auch umgekehrt). Alvarez' erster Roman Wie die García Girls ihren Akzent verloren soll stark persönlich gefärbt sein, so genau und porträthaft, daß Julia Alvarez' Mutter danach tatsächlich monatelang nicht mit ihr sprach – wie die Mutter hier mit Yolanda aus demselben Grund (Quelle: Wikipedia).


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen