Dora Heldt - Urlaub mit Papa

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    Dora Heldt: Urlaub mit Papa – Roman, München 2008, Deutscher Taschenbuchverlag, dtv, ISBN 978-3-423-24641-6, Softcover, 316 Seiten, Format: 13,5 x 21 x 3 cm, Euro 12,00 [D] 12,40 [A] sFr 21,10.


    „Mein Bruder beschrieb unseren Vater mal mit den Worten: ‚Er hat Augen wie Terence Hill und Schiss wie Rantanplan.’“ (Seite 10)


    Alle erwachsenen Leserinnen, die ein stinknormales Verhältnis zu ihren Eltern haben, mögen sich bitte mal kurz vorstellen, sie seien durch widrige Umstände dazu gezwungen, ihren Vater für zwei Wochen mit in den Urlaub zu nehmen. Und jetzt im Chor, meine Damen: „Gaaaaaaaah!“


    Genau das passiert der Verlagsangestellten Christine Schmidt, 45, geschieden, kinderlos. Ihre Mutter muss überraschend wegen einer Knie-Operation ins Krankenhaus, und weil Papa Heinz in allen praktischen Dingen des Alltags so hilflos ist, bleibt Christine nichts anderes übrig, als ihn mit nach Norderney zu nehmen. Dort möchte sie während des Urlaubs ihrer Freundin, der Pensionswirtin Marleen, beim Renovieren des Lokals helfen.


    Heinz könne ja ebenfalls mithelfen, meint Christines Mutter. Ja, klasse Idee! Heinz hasst es zu verreisen und verabscheut Veränderungen. Er ist Meister darin, Schlager zu trällern, Geschichten zu erzählen und die Wahrheit zu verdrehen, Arbeit zu verteilen und sich selbst davor zu drücken („Mein Rücken!). Besserwissen und sich einmischen kann er auch ganz gut. Und charmant kann er sein, wenn auch nicht zu seiner Tochter. Dass diese Talente auf einer Baustelle von großem Nutzen sein werden, bezweifelt Christine.


    Schon die Hinreise treibt Christine auf die Palme. Bereits bei seiner Ankunft verursacht Heinz einen Polizeieinsatz auf dem Bahnhof. Bei der Weiterfahrt mit dem Auto nervt er nicht nur mit Schlagermusik. Und auf der Fähre erobert er die Herzen der zweier schrill gekleideter älterer Damen, Mechthild und Hannelore, die zu allem Überfluss auch noch in Marleens Pension absteigen.


    Kaum sind sie bei Marleen angekommen, werden die Zuständigkeiten für die nächsten zwei Wochen verteilt: Da Christine vom großmütterlichen Betrieb her Berufserfahrung hat, führt sie die Pension, während Chefin Marleen, die Bühnenbildnerin Dorothea und Heinz sich um die Baustelle kümmern.


    Auch wenn Christine das Schlimmste befürchtet hat – zunächst sieht alles recht friedlich aus. Auf Marleens Baustelle werkeln bald nicht nur der Innenarchitekt Nils und die Künstlerin Dorothea, sondern auch der Elektriker Onno (63), Nils’ Vater Carsten (72) und Heinz’ Jugendfreund Kalli (75), der seit vielen Jahren auf Norderney lebt. Und Heinz mittendrin, umschwärmt von den schrill gekleideten Damen Mechthild und Hannelore sowie von einem siebenjährigen Zwillingspärchen.


    Was macht es da schon, wenn Heinz manchmal vergisst, dass seine Tochter Christine längst erwachsen ist und ihr Vorschriften macht wie einer Dreizehnjährigen? So sind sie eben, die Väter! In seiner Gegenwart fühlt Christine sich auch beinahe wieder wie ein Teenager. Sie wagt nicht einmal mehr, öffentlich zu rauchen. Das tut sie jetzt wieder heimlich.


    Als Christine sich in den attraktiven Pensionsgast Johann Thiess verguckt und sie ihm auch nicht gleichgültig ist, scheint einem traumhaften Urlaub nichts mehr im Weg zu stehen. Trotz Heinz.


    Doch dann lernt die Altherrenriege den frettchengleichen Inselreporter Gisbert von Meyer kennen und das Chaos nimmt seinen Lauf. Nicht nur, dass anderntags der haarsträubende Unsinn, den Geschichtenerzähler Heinz zu später Stunde verzapft hat, brühwarm in der Zeitung steht, nein Heinz setzt auch alles daran, Herrn Meyer mit seiner Tochter zu verkuppeln. Ein Schwiegersohn, der billige Karten für den HSV besorgen kann und etwas vom deutschen Schlager versteht, ist ganz nach seinem Herzen. Christine freilich sieht das anders.


    Aber es kommt noch schlimmer: Gisbert von Meyer ist überzeugt davon, dass es sich bei Johann Thiess, mit dem Christine ausgeht, um einen gesuchten Heiratsschwindler handelt. Die Täterbeschreibung passt auf ihn, und er wurde mehrfach in vertrautem Gespräch mit einer älteren, sehr vornehmen Dame gesehen. Sein neues Opfer?


    Nun träumt der Reporter davon, den Heiratsschwindler überführen und dafür von aller Welt als Held gefeiert zu werden. Die Altherrenriege, allen voran Heinz, ist begeistert von der Idee. Neben ihren Aktivitäten als recht eigenmächtige Kneipen-Renovierer gehen sie nun noch einer Zweittätigkeit als selbst ernannte Privatdetektive nach. Keiner von Ihnen ist ein Sherlock Holmes, ja nicht einmal ein Doktor Watson. Aber sie stürzen sich mit Feuereifer auf ihre neue Aufgabe und beschatten abwechselnd den Verdächtigen. Tatsächlich machen sie die eine oder andere beunruhigende Entdeckung.


    Selbst Christine zweifelt so langsam an Johann Thiess’ Aufrichtigkeit. Wer ist die vornehme alte Dame? Und wer ist „Mausi“, mit der er immer wieder telefoniert? Warum ist unter der Adresse, die er bei der Anmeldung angegeben hat, kein Johann Thiess gemeldet? Haben Gisbert von Meyer und seine Hobbydetektive am Ende doch Recht, und Thiess ist der gesuchte Heiratsschwindler? Kann sie sich so in dem Mann getäuscht haben?


    Pensionswirtin Marleen plagen unterdessen ganz andere Sorgen: Wie soll ihr Lokal rechtzeitig zur Eröffnung fertig werden, wenn ihre Hilfstruppen lieber Räuber und Gendarm spielen?


    URLAUB MIT PAPA ist eine hinreißend komische, spritzig-leichte Sommerlektüre. Es gibt allerdings ein paar Vater-Tochter-Szenen, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Auch wenn manche Szenen komödiantisch leicht überspitzt dargestellt werden, kommen sie einem doch verflixt vertraut vor. Vielleicht steckt ja wirklich in jedem Papa ein bisschen Heinz ...? In diesen Momenten fühlt man aus tiefstem Herzen mit der Buchheldin Christine Schmidt, die sich verzweifelt fragt: „(...) was [meine Mutter] im Alltagsleben meines Vaters alles erfolgreich verhinderte und warum ich immer zu spät kam.“ (S. 169)


    Ein Toast auf unsere Mütter und Väter – und auf den ganz normalen Wahnsinn im Alltag!


    Die Autorin:
    Dora Heldt, geboren 1961, gelernte Buchhändlerin, arbeitet heute für einen Verlag und lebt in Hamburg.

  • Ich kann mich Vandam nur anschließen.
    Eine Geschichte mitten aus dem Leben*, die wirklich zum Schmunzeln, Lachen aber auch Nachdenken anregt.


    Eigentlich wollten Christine und Dorothea einen Arbeitsurlaub bei ihrer Freundin Marleen verbringen um ihr bei der Renovierung und Eröffnung ihrer Kneipe zu helfen.
    Da Christines Mutter ins Krankenhaus muss (und man den Vater ja nicht alleine lassen kann), wird der Herr Papa mit ins Gepäck gepackt.
    Doch kaum ist Papa mit an Bord und rottet sich mit anderen Rentnern zusammen, geht alles drunter und drüber.
    Ich habe wirklich mit Christine mitgelitten und mich immer wieder gefragt ob Mama eigentlich weiß was ihr Mann ohne sie so alles anstellt?


    Als Urlaubslektüre bestens geeignet




    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:





    * auch wenn Einiges an der Geschichte etwas überzogen ist

    Einmal editiert, zuletzt von Papyrus ()

  • Ich bin begeistert!!
    Frisch und spritzig wie eine Nordseewelle kommt diese leichte und amüsante Geschichte daher. Und vermutlich wird jeder Leser / jede Leserin einige dieser "Elterndinge" nachvollziehen können.
    Bei der Lektüre habe ich habe viel geschmunzelt und gegrinst, laut gelacht und entsetzt den Kopf geschüttelt. Papa Heinz zieht sein Ding durch, blickt mit seinen leuchtenden Terence-Hill-Augen mutig allen Widrigkeiten, die Norderney für ihn bereithält :breitgrins:, entgegen, doch zuweilen ist der Rantanplan in ihm einfach stärker. :breitgrins:


    „Mein Bruder beschrieb unseren Vater mal mit den Worten: ‚Er hat Augen wie Terence Hill und Schiss wie Rantanplan.’“ (Seite 10)


    Was mir an diesem Buch ganz besonders gefallen hat, ist der unterschiedliche Blickwinkel, aus dem Papa Heinz geschildert wird. Mit Christine haben wir den oft genervten Blick der Tochter, ihre Freundinnen Dorothee und Marlene stehen Heinz viel unkomplizierter gegenüber und können seine Schrullen viel besser hinnehmen.
    Und es gibt auch fast liebevolle Momente zwischen dem 73-jährigen Papa Heinz und seiner 45-jährigen Tochter Christine, die sich beide wirklich umeinander sorgen.
    Eine Abrechnung mit dem Elternhaus lesen wir hier nicht.


    Nett fand ich auch, dass einzelnen Kapitel immer mit einem Schlagertitel überschrieben sind. Zum Beispiel


    "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" - Jürgen Markus -
    "Keine ruhige Minute" - Reinhard Mey -
    "Jeder Weg hat mal ein Ende" - Marianne Rosenberg -


    4ratten für eine tolle Urlaubslektüre

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Ich hatte neulich mal das Hörbuch und kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht wirklich anschließen. Ich fand den Humor eher platt und gewollt, obwohl es auch ein paar ganz nette Szenen gab.


    Mittlerweile gibt es schon einen zweiten Teil, aber auf den werde ich verzichten.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Christine wird überrumpelt. Eigentlich wollte sie mit ihrer Freundin Dorothea auf Norderney Urlaub machen und ein bißchen ihrer Freundin Marleen beim Umbau ihrer Kneipe helfen. Doch ihre Mutter beschließt, dass Christines Vater mit ihr nach Norderney auf Urlaub fahren soll. Christines Mutter bekommt nämlich ein neues Knie. Da kann Heinz ja nicht alleine zu Hause bleiben. Es beginnt eine turbolente Urlaubsreise, denn Heinz ist nicht unbedingt ein pflegeleichter Vater. Kaum auf Norderney angekommen, reißt er auch schon das Zepter an sich, egal ob es die Renovierung der Bar ist oder die Liebelei seiner Tochter.


    Im Grunde genommen ist Heinz ein liebenswerter alter Mann, der nur eine Aufgabe im Leben sucht. Nur funkt er überall dazwischen und stößt dabei einigen Leuten vor den Kopf - und merkt es nicht einmal. Heinz ist einfach ein herzlicher Mensch, der es im Grunde genommen immer nur gut meint, aber leider nicht sehr viel Gespür für andere hat.


    Mit Christine muss man echt Mitleid haben, denn mit ihrem Vater Heinz ist das Leben echt nicht leicht. Einerseits versucht sie ihre Freundin Marleen mit der Pension und der Bar zu unterstützen, andererseits möchte sie auch etwas von ihrem Urlaub haben und dann ist da halt einfach noch Heinz. Er braucht einfach manchmal besondere "Pflege".


    Christines Freundinnen Dorothea und Marleen legen eine riesen Geduld an den Tag. Wenn der Vater meiner Freundin so wäre wie Heinz, ich wäre schon längst an die Decke gegangen :zwinker: Aber sie nehmen das Meiste mit Humor.
    Die neuen Kumpels von Heinz mischen auch noch ordentlich mit. Es wird die Bar umgebaut, Damen beeindruckt und ein Krimineller gejagt. Jaja, die alten Herrschaften haben es noch voll drauf.


    Das Buch ist ganz nett für zwischendrin, deshalb von mir 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Nett fand ich auch, dass einzelnen Kapitel immer mit einem Schlagertitel überschrieben sind. Zum Beispiel


    "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" - Jürgen Markus -
    "Keine ruhige Minute" - Reinhard Mey -
    "Jeder Weg hat mal ein Ende" - Marianne Rosenberg -


    Das fand ich auch sehr witzig :breitgrins:,
    ansonsten fand ich das Buch amüsant aber jetzt nicht wirklich der Reisser.
    Es gab viele Stellen bei denen ich geschmunzelt habe und es hat mich natürlich brennend interessiert was an den Vorwürfen dran ist.
    Christine konnte einem schon leid tun mit so einem Papa, hihi aber das mit dem Rauchen kenne ich aus eigener Erfahrung, ich habe nämlich auch laaaange nicht vor meinen Eltern geraucht, aber sie wussten es natürlich, denn irgendwann hielt mir mein Papa die Schachtel hin und bot mir eine Zigarette an.
    Im Großen und ganzen wie gesagt war das Buch ganz amüsant, aber gekauft hätte ich es mir nicht.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Dora Heldt


    Urlaub mit Papa

    Marleen hat eine Pension auf Norderney. Ihre Freundinnen Christine und Dorothee wollen ihr beim Renovieren helfen und nebenbei auch ein bisschen Urlaub machen. Die mittelalten Frauen bilden ein gutes Team. Allerdings taucht unerwartet kurz vor Urlaubsbeginn ein Haken auf: Christines Mutter muss ins Krankenhaus und deshalb soll der Vater in Zwischenzeit mit Christine in Urlaub fahren, weil er allein nicht so gut zurechtkommt. Zwar ist Christine alles andere als begeistert, lässt sich aber breitschlagen.


    Vater Heinz ist ein recht gewitzter Bursche, skurril, nervtötend, aber auch wieder nett. Die gemeinsame Zeit ist für alle bei den Renovierungsarbeiten Beteiligten eine Geduldsprobe. Christine und Marleen scheinen regelrechte Wunder der Duldsamkeit zu sein. Christine benimmt sich zwar oft nicht ihrem Alter entsprechend, lässt sich von Papa sehr viel bieten, aber vielleicht gibt es so was ja tatsächlich irgendwo, grins. Dorothee und Christine lernen auf Norderney sehr attraktive Männer kennen, aber unter Heinzens strengen Vateraugen ist es schwierig, eine Affäre zu starten…


    Ich fand das Buch ziemlich witzig. Etliches scheint direkt aus dem echten Leben gegriffen, recht wirklichkeitsnah.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.