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Inhalt: Melchior Thut ist seiner Familie und seinem Umfeld unheimlich, denn er hört als Jugendlicher einfach nicht auf zu wachsen und erreicht schließlich eine Körpergröße von gut 2,30 m. Er macht eine wechselvolle Karriere: Zunächst wird er auf Jahrmärkten als Sensation ausgestellt, verdingt sich dann kurzzeitig bei der preußischen Armee, ist aber selbst für die „langen Kerls“ zu groß. Am Hofe des exzentrischen Fürsten und Lebemanns Karl Eugen findet er eine Anstellung als „Kammertürke“, kehrt aber einige Jahre später nach Hause zurück. In sein schweizerisches Heimatdorf paßt er aber auch nicht mehr, und so nimmt er ein weiteres Angebot an, erneut auf Jahrmärkten ausgestellt zu werden, diesmal in England. Dort herrscht gerade ein Überangebot an Riesen, was die „Vermarktung“ schwierig gestaltet. Schließlich reist Melchior mit seinem Impresario nach Wien, wo er gut 40jährig stirbt.
Meine Meinung: Die Lebensgeschichte Melchior Thuts wäre durchaus interessant, wenn die Autorin ihn auch mal reden lassen würde. Ich weiß nicht, ob es eine besondere Schweizer Spezialität ist, Bücher mit „stummen“ Protagonisten zu schreiben, aber – ohne unseren hiesigen Schweizern damit zu nahe treten zu wollen 
– da es nicht meine erste Erfahrung in dieser Richtung ist, fürchte ich es fast 
Abgesehen davon steckt in diesem Buch einfach zu viel nur angerissen, um gut zu sein: Die sensationslüsterne Begaffung von Menschen mit körperlichen Auffälligkeiten ist ja durchaus nicht nur zeitspezifisch, aber ein paar Worte mehr über die spezielle Situation der Präsentation auf Jahrmärkten gegen Eintrittsgeld wäre schon schön gewesen. Auch ein paar Informationen aus heutiger medizinischer Sicht über die Ursache für Melchiors Großwüchsigkeit hätte ich durchaus interessant gefunden, von mir aus in einem Nachwort. Und nichts gegen Umweltschutz: Aber der pädagogische Zeigefinger über übertriebene Abholzung in den Alpen und die daraus folgenden Konsequenzen, hier vorgetragen durch Melchiors alten Freund Samuel, gehörten hier für mein Empfinden schon gar nicht hinein.
Schönen Gruß,
Aldawen