Connie Willis - The Winds of Marble Arch and Other Stories

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    Das Buch beginnt mit einem Vorwort, in dem Connie Willis ihre Einflüsse erläutert und dabei leider 2 Dutzend empfehlenswerte Autoren, Bücher und Filme aufzählt. Das durchzuarbeiten wird mich einige Zeit auf Amazon verbringen lassen und sicherlich Einiges auf meinen Wunschzettel befördern.


    Leider ist ein Großteil der Geschichten bereits in anderen Anthologien erschienen, ich habe sie jeweils farbig gekennzeichnet ( Brandwache (Firewatch) / Impossible Things / Miracle and Other Christmas Stories )


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    The Winds of Marble Arch spielt in London, wobei der Held mehr Zeit in der U-Bahn verbringt als auf der Konferenz für die er eigentlich angereist ist. Eine Geschichte von Niedergang und Verfall, vom Altern, aber auch von der Hoffnung. Vielleicht triumphiert die Liebe ja doch.


    Blued Moon handelt von Zufällen und dass sie unser Leben bestimmen und ausgefeilte Pläne irgendwann von ihnen zunichte gemacht werden. Es ist außerdem eine Liebesgeschichte und erläutert, was „Blue Moon Rising“ eigentlich bedeutet


    Just like the Ones we used to know berichtet von Weißen Weihnachten und ihren unerwartete Auswirkungen. Schöne Einblicke in verschieden Alltagsleben und genau das richtige um einen auf das Weihnachtsfest einzustimmen.


    Daisy, In the Sun ist ein wenig seltsam, man weiß nicht so recht, was wahr, was Traum oder Erinnerung ist und was einfach nur anders.


    A Letter from the Clearys ist ebenfalls bereits in “Brandwache“ erschienen und entpuppt sich als Endzeitgeschichte, die eine bedrückende Zukunft zeigt.


    Newsletter ist eine Körperfresserstory, unüblicherweise werden die Assimilierten allerdings ganz nett und freundlich. Eine nette, runde Geschichte und mal ganz was anderes unter den weihnachtlichen Erzählungen.


    Brandwache handelt von einem Historiker aus der Zukunft, der seinen ersten Zeitsprung-Einsatz hat und 3 Monate im London des WK2 verbringt. Er zeigt, dass es unmöglich ist in einer Umgebung zu existieren und nur zu beobachten, sondern, das man automatisch mit seinen Mitmenschen agiert und beginnt Gefühle zu empfinden.


    Nonstop to Portales erzählt von einer ungewöhnlichen Sightseeingtour in einem kleinen Wüstenkaff in die ein Handlungsreisender gerät und gefiel mir sehr gut.


    Ado beschäftigt sich mit political correctness und mit der für Amerika so typisch wirkenden Eigenschaft, dass man Bücher zensiert, damit nur ja kein sexistisches, rassistisches, religiöses, antireligiöses, irgendeinen Beruf oder eine Personengruppe verunglimpfendes Detail übrig bleibt. Weder Shakespeare noch Bibel bleiben davon verschont, auch wenn am Ende nichts mehr vom Inhalt übrig bleibt. Man kann es halt niemals allen recht machen, die absurdesten Interessengruppen nehmen immer an irgendetwas Anstoß. Redefreiheit darf nicht da enden, wo jemand beginnen könnte sich über den Inhalt zu beschweren.


    All my Darling Daughters beschriebt ein anonymes Internat und darüber, zu was man bereit ist, um anderen etwas Schlimmes zu ersparen.


    In the Late Cretaceous fragt ob Relevanz als alleingültiges Argument für Wissensvermittlung gelten darf. Wissen um des Wissens willen ist scheinbar eine ebenso aussterbende Art wie Dinosaurier oder welches Wissen zur Bewältigung moderner Probleme kann Paläontologie vermitteln?


    The Curse of Kings trifft Archäologen auf einem fremden Planeten, wobei es fraglich ist, ob es wirklich einen Fluch gibt oder der erzählende Reporter in Wirklichkeit für ihn verantwortlich ist.


    Even the Queen ist eine Satire über die Frauenbewegung und die Frage, ob die Befreiung von weiblichen Körpervorgängen eine Befreiung ist, oder nur eine Anpassung an männliche Doktrin. Außerdem ein typischer Mutter-Tochter-Konflikt – welche Tochter entspricht schon den mütterlichen Wunschvorstellungen.


    In Inn geht es um eine Kirchenchorsängerin während der Generalprobe fürs Krippenspiel und ein junges Paar, dass Hilfe suchend an die Kirchentür klopft.


    Samaritan handelt von Esau, einem Orang-Utan, der wünscht getauft zu werden. Der Priester muss entscheiden, wo die Grenzen zwischen Mensch und Tier verlaufen.


    Cash Crop handelt von einer Kolonie auf einem Planeten, der sich nicht entwickeln kann, weil er immer wieder von einer Seuche heimgesucht wird und wie die Hauptfigur, ein junges Mädchen damit lebt.


    Jack spielt in einem bevorzugten Szenario von Connie Willis, die Brandwächter Londons im WK2, die die Einschlagsorte von Bomben aufsuchen, das Feuer löschen und versuchen verschüttete Menschen zu retten. Der neue in der Truppe, Jack, hat ein unglaubliches Talent Menschen unter den Trümmern zu finden und dieses Talent und andere kleine Details lassen den Erzähler misstrauisch werden - vielleicht ist Jack gar kein Held, sondern hat seine eigenen Motive.


    The Last of the Winnabagos ist nicht nur eines der letzten Wohnmobile in den USA, sondern auch ein Symbol für die Veränderung die das Land und die Menschen durchmachen mussten. Der Erzähler ist Fotograf und auf der Suche nach echter Menschlichkeit, etwas was ausgestorben scheint in diesem von Umweltproblemen geplagten Staat, überwacht von der „Human Society“, sich auch darum kümmert, dass man für das (versehentliche) Töten eines Tieres nach den Buchstaben des Gesetzes bestraft wird und im Gefängnis landet


    Service fort he Burial of the Dead ist eine ziemlich unheimliche Variante der „jemand erscheint beim eigenen Begräbnis“-Geschichte, Gruselig


    The Soul Selects Her Own Society ist eine Facharbeit über Emily Dickinson und eine frühe Invasion der Marsianer, enthält Dutzende von Fußnoten und persifliert so die ausgefallenen Schlussfolgerungen zu denen manche Literaturwissenschaftler kommen.


    Chance: Kleine Momente, einfache Entscheidungen können entscheidend sein für unser ganzes Leben. was wäre, wenn man zurückgehen und sie ändern könnte - würde es etwas an uns ändern. Eine Frau, die auf den Unicampus ihrer Jugend zurückkehrt und genau damit konfrontiert wird.


    At the Rialto ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass Vorhersagen und Paradigmen nicht funktionieren, Chaos-Theorie beherrscht das Leben und bei einem wissenschaftlichen Kongress in Hollywood findet sich der Beweis dafür.


    Die letzte Geschichte ist Epiphany in der ein Priester (ein sympathischer Kerl, nicht so ein Feuer und Schwert-Erweckungsprediger) die "Vision" der Wiederkehr Christi hat und sich aufmacht IHN zu suchen. Eine schöne Erzählung und ein gelungener Abschluss.


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    Leider kannte ich alle bereits farbig markierten Geschichten schon, dadurch war die Lektüre ziemlich enttäuschend. Dementsprechend kann ich das Buch nur denjenigen empfehlen, die die anderen Anthologien noch nicht kennen oder hartnäckigen Fans, die eine vollständige Willis-Sammlung haben wollen. Von der Qualität der Stories her, vergebe ich allerdings gerne 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: