Tanja Kinkel - Die Schatten von La Rochelle

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    Anfang des 17. Jahrhunderts toben in Europa die Glaubenskriege. Im deutschen Kaiserreich ist durch den Prager Fenstersturz der dreißigjährige Krieg entbrannt und verwüstet das Land wie kein anderer Krieg vorher. Schweden streckt seine Fühler nach deutschen Territorien aus, die Niederlande führen einen Freiheitskampf gegen Spanien, das auch Frankreich feindlich gegenübersteht…..
    Eine relative Stabilität hat nur Frankreich, an dessen Spitze zwar König Louis steht, doch im Hintergrund zieht der machgierige Kardinal Richelieu die Fäden und verwirklicht in Frankreich auf rücksichtslose Weise seine Vision eines modernen Staates.
    Im Jahre 1640 hat der in die Jahre gekommene Kardinal sein Lebenswerk beinahe vollendet: Frankreich ist ein weitestgehend gefestigter Staat, eine in voller Blüte stehende Großmacht in Europa. Doch der Kardinal hat sich aufgrund seiner rücksichtslosen Vorgehensweise viele Feinde gemacht. Gerade die französischen Evangelischen, die Hugenotten, hassen den Kardinal, der vor Jahren eine ihrer freien Städte, La Rochelle, bis zur vollständigen Unterwerfung belagert hat. Viele Unschuldige fanden damals den Tod. Die Opfer dieser Tragödie wollen nur eines Rache, denn die Schatten von La Rochelle verdüstern ihre Herzen…..


    Wir haben es hier jedoch mit keinem weitschweifigen historischen Roman zu tun, das Buch handelt vielmehr von einer Verschwörung gegen Kardinal Richelieu und den Schicksalen der darin verwickelten Personen. Die Handlung umfasst dabei nur wenige Monate. In einigen Rückblenden erzählt Tanja Kinkel vom Werdegang der wichtigsten Figuren des Romans und schildert ihre Schicksale eingängig und, gerade im Fall der Belagerung von La Rochelle, äußerst eindrucksvoll. Ihre Sprache ist dabei eher einfach, die Dialoge stechen aber besonders hervor.
    Die Gespräche über das Theater und klassische Tragödien sind kein Zufall. Wie in der klassischen Tragödie hat Tanja Kinkel die Schicksale der Hauptpersonen (Der Kardinal, seine Nichte, ein Attentäter, der König….) kunstvoll und dramatisch miteinander verknüpft, sodass erst am Ende des Romans alle verworrenen Beziehungen entknüpft werden. Gerade das Finale ist beeindruckend und hält einige Überraschungen bereit.
    Die Autorin erzählt dabei von historisch sehr interessanten Ereignissen, die erst eingebettet in die damalige politische Lage, ihre volle Bedeutung entfalten. Auf den Spuren von Alexandre Dumas und den drei Musketieren wandelt Tanja Kinkel jedoch nicht. Dies ist ein völlig eigenständiger, glaubwürdig recherchierter Roman.
    Die Charaktere stehen eindeutig im Vordergrund und sind allesamt -psychologisch- interessant und glaubwürdig, bis liebenswert. Das Buch liest sich sehr flüssig und weiß bis zur letzten Seite zu überzeugen. Was will man mehr ??


    4ratten


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Phantastik Geschichten aus eigener Feder, gibt es hier:<br /><br />mindworlds.de

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo Holger,


    tolle Rezi, die ich eins zu eins so unterstreichen möchte.
    Dieser historische Roman war, zusammen mit "Die Puppenspieler", bisher das beste Buch, welches ich von Tanja Kinkel gelesen habe.
    Eine wunderbare Geschichte mit einer tollen Atmosphäre, die mich eigentlich noch recht oft zurück denken lässt. Obwohl es schon
    viele Jahre her ist, dass ich es verschlungen habe.
    Leicht zu lesen und unglaublich lebendig war es ein perfektes Buch um in einem Rutsch durchgelesen zu werden, da ich so richtig mit
    den Protagonisten mitfiebern konnte.


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Kardinal Richelieu, Vertrauter und Erster Minister von Louis XIII., ist nach dem König wohl der mächtigste Mann in Frankreich im Jahre 1640. Seit Jahrzehnten herrscht Krieg in Europa, blutige Auseinandersetzungen um Religion und Macht prägen die Zeit. Einem kleinen Grüppchen junger Adeliger ist dieser einflussreiche Purpurträger am Königshof ein Dorn im Auge, nicht zuletzt wegen seines erbarmungslosen Vorgehens im Verlauf des Krieges, insbesondere bei der Belagerung von La Rochelle. Dass das Verhältnis zwischen dem Monarchen und seinem Minister inzwischen sehr angespannt ist, könnte ihnen in die Karten spielen, und sie beginnen, Pläne zu schmieden, wie man den Kardinal stürzen oder gar gänzlich beiseite räumen könnte.


    Richelieus Nichte Marie hat eine katastrophale Ehe hinter sich und mit der Liebe eigentlich längst abgeschlossen, doch eine zufällige Begegnung mit zwei adeligen Brüdern ruft ganz neue Gefühle in ihr wach, die sie schwer unterdrücken kann. Marie gehört auch zu den Menschen, die dem Kardinal am nächsten stehen und in ihm nicht nur den Politiker und Kirchenmann sehen - und sie wird unfreiwillig mitten hinein ins Geschehen gezogen, als sich die Schlinge der Verschwörer zuzuziehen beginnt.


    Ich mag Tanja Kinkels historische Romane in aller Regel sehr, aber mit diesem Buch habe ich mich einigermaßen schwergetan. Vermutlich lag das mindestens so sehr an mir selbst wie am Buch, weil mir abgesehen von den Namen des Königs und des Kardinals der geschichtliche Background fehlt; die Fülle der Figuren, die in schneller Folge eingeführt werden, hätte mich mit etwas mehr Vorwissen wahrscheinlich nicht ganz so sehr überfordert, und ich hätte wohl auch die Absichten und Beweggründe der Verschwörer besser nachvollziehen können und manche Zusammenhänge nicht erst dank der gekonnt eingestreuten Rückblenden begriffen.


    Aber auch die Hauptfiguren haben mich nicht so recht zu packen vermocht, es blieb, abgesehen von ein paar starken Szenen aus der Vorgeschichte der Charaktere, immer eine Distanz zwischen mir und den Protagonisten, die sich nie so ganz überbrücken ließ.


    Auf jeden Fall hätte dem Buch ein Personenverzeichnis, ein Zeitstrahl und ein paar Erläuterungen zum historischen Hintergrund gutgetan, ich hätte gerne zwischendurch mal etwas nachschauen können und mich dann vielleicht auch besser ins Buch reinfuchsen können. So bleibt es nur bei einer mittelprächtigen Bewertung.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen