Tracy Chevalier - Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 12.674 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anne.

  • Hallo kathchen! :winken:


    Willst du uns vielleicht auch erzählen, warum du das Buch so toll fandest? Hat dir der Schreibstil so gut gefallen oder die Charaktere, oder beides? Interessierst du dich für die Zeit, in der das Buch spielt, oder besonders für Vermeer? Erzähl doch mal ein bisschen. :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Wendy



    Nachdem ich von Tracy Chevalier schon ein Buch gelesen hatte, der Kuss des Einhorns, und mir das total gut gefallen hatte, hab ich mir das Mädchen mit dem Perlenohrring zugelegt, da zu dem Zeitpunkt auch der Film im Kino lief.
    Es passiert zwar nichts allzu Spannendes, verglichen mit anderen Büchern, aber die Geschichte um Grit hat mich so fasziniert, in seinen Bann gezogen, da konnte ich einfach nicht aufhören.
    Der Film hat mir auch gut gefallen, allerding weil ich das Buch vorher gelesen hatte.
    Mein Freund hat ihn mit mir gesehen, er hat das Buch nicht gelesen, und ist schwer in die Geschichte reingekommen...


    Als nächstes Buch von Tracy Chevalier werd ich mir Das dunkelste Blau vornehmen, über Buchticket *gg*

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice


  • Der Film hat mir auch gut gefallen, allerding weil ich das Buch vorher gelesen hatte.
    Mein Freund hat ihn mit mir gesehen, er hat das Buch nicht gelesen, und ist schwer in die Geschichte reingekommen...


    :winken: Ich hab den Film auch erst nach dem Buch gesehen und mein Eindruck war auch meistens: Wenn ich das Buch nicht gelesen hätte, wäre mir das zu langweilig, bzw. dann wüsste ich nicht, worin hier der Reiz besteht. Das Ende wurde ja im Film auch ziemlich abgeschnitten. Wenn man aber das Buch kennt, ist der Film wirklich schön und das Ruhige stört einen überhaupt nicht.


    Ich habe es bis jetzt zwar noch nicht geschafft, ein weiteres Buch von Tracy Chevalier zu lesen, aber 2008 wird es dann hoffentlich so weit sein. :redface: :breitgrins:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Tracy Chevalier – Das Mädchen mit dem Perlohrring


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    Zum Inhalt:

    Delft 1664. Als der Vater sein Augenlicht verliert, wird die junge Griet als Dienstmagd in den Haushalt des angesehenen Malers Johannes Vermeer gegeben. Hier hält sie harte Arbeit in Atem und die Schikanen von Vermeers eifersüchtiger Gattin ließen sich kaum ertragen, wären da nicht die faszinierenden Bilder des Meisters. Schließlich beginnt Vermeer, sie heimlich zu malen. Doch als er Griet bittet, einen Perlenohrring anzulegen, beschwört er damit eine Katastrophe herauf.


    Meine Meinung:
    Ich habe mich bisher noch nicht viel mit Kunst beschäftigt, aber es war faszinierend zu lesen wie T. Chevalier eine Geschichte rund um Vermeers Gemälde spinnt. Mehrmals habe ich das Lesen unterbrochen, um im Internet das gerade beschriebene Bild zu betrachten.
    Aber nicht nur der Teil über Kunst hat mich beeindruckt, die Parts die Griets Dienstmagdleben schildern, haben mir am besten gefallen. Dadurch dass alles aus Griets Sicht erzählt wird, hat man beim Lesen das Gefühl dabei zu sein, mit ihren Augen Delft und die „reichen“ Leute zu sehen und komplett in die Atmosphäre eintauchen zu können.
    Ein großartiges Buch mit einem genialen letzten Satz.


    5ratten



    Zum Film:
    Den habe ich mir direkt im Anschluss an das Buch angesehen und empfinde ihn als nette "Beilage" zum Buch, ich weiß nicht ob ich ihn ohne Buch auch gerne gesehen hätte. Wie gesagt er passt gut dazu, und ich finde ihn von der Atmosphäre her auch gelungen, bzw. auch einige Charaktere z.B. Cornelias verschlagenes Wesen oder Tanneke sind gut getroffen. Aber wenn ich nur den Film gesehen hätte, wäre ich glaube ich enttäuscht, dass er nicht mehr "Pulver" hat und auch das Verhältnis von Griet zu Vermeer wäre mir zuwenig, im Buch kommt das doch anders rüber.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Hallo,


    nachdem ich hier im Forum einen netten Anstups bekommen hatte, habe ich das Buch nun auch gelesen und kann mich den vielen positiven Stimmen nur anschließen.


    Meine Meinung
    In ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ erzählt Tracy Chevalier eine (fiktive) Geschichte zum Entstehen des wohl bekanntesten Portraits des niederländischen Malers Jan Vermeer.


    Als Griet nach einem Unfall des Vaters als Dienstmagd im Hause Vermeers anstellig werden muss, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen, gerät sie schnell zwischen die Fronten. Von Vermeer’s Gattin Catharina ist die kluge junge Frau nicht gerne gesehen und auch eine der Töchter lässt keine Gelegenheit aus, Griet auszuspielen. Der Maler selbst erkennt jedoch Griet’s Sinn für die Kunst und bald darf sie ihm bei den Vorbereitungen für seine Bilder zur Hand gehen.
    Mit der Zeit gerät Griet in einen Strudel aus Farben, Schönheit und Eifersucht und ein kleiner Perlenohrring wird zu ihrem Schicksal…


    ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ ist eine ruhige Geschichte, in leisen Tönen erzählt und dennoch fesselnd. Obwohl die Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt absehbar sind, ließ mich das Buch nicht mehr los. Zu farbenprächtig waren die Beschreibungen der Bilder, zu folgenschwer die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren, besonders natürlich das Verhältnis zwischen Griet und ihrem Maler.


    Besonders gelungen ist der Autorin auch die Darstellungen der damaligen Lebensverhältnisse in den unterschiedlichen Klassen und die lebhafte Kulisse des Delft um die Jahre 1664 mit seinen kleinen Gassen, den vielen Grachten und dem Frischemarkt.
    Die Figuren sind klar gezeichnet, manche wirkten auf mich jedoch etwas stereotyp, wie die eifersüchtige Ehefrau oder die eher plumpe Köchin. Auch zu Griet konnte ich anfangs schwer Zugang finden, da ihre Gefühle irgendwie distanziert wirkten und ich ihren Charakter zunächst nicht einordnen konnte. Im Laufe der Lektüre gewöhnte ich mich allerdings daran, dass sie einfach ein Kind ihrer Zeit ist, an das man keine Erwartungen aus heutiger Sicht stellen kann. Ein Zeichen für die historisch-genaue Arbeit der Autorin.


    FAZIT: Ruhig und düster, aber mit vielen Glanzpunkten und einem berührenden Ende.


    Bewertung: 4ratten

  • "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" war eins meiner Urlaubsbücher und auch ich schließe mich der allgemeinen Meinung hier an: Ein wirklich schönes Buch. Ich kannte Vermeer und doch einige seiner Bilder schon vorher (und dieses Bild mochte ich immer schon ganz besonders), hab auch einen Bildband hier, den ich vor dem Urlaub nochmal ein wenig durchgeblättert hab. Das hat mir im Urlaub die Stimmung des Buches doch auch nochmal um einiges verstärkt denke ich.


    Vieles was hier geschreiben wurde seh ich genauso, über die Handlung muß ich nun auch nichts mehr sagen. Besonders gut hat mir in dem Buch die zurückhaltende, langsame und dennoch sehr detaillreiche Art der Erzählung gefallen. Es wurde mehr angedeutet als deutlich geschrieben, man muß mehr erfühlen als man gesagt bekommt und das spiegelt genau wieder, was auch Griet, Vermeer und die anderen Personen in dem Buch "erlebt" und gefühlt haben. Die wichtigsten Dinge spielen sich unter der Oberfläche ab ... alles köchelt und brodelt, die Gefühle kochen hoch, bleiben aber weitgehend unausgesprochen, die Konventionen, Moral und Anstand halten alles im Untergrund, auch zwischen den Beteiligten. In diesem Zusammenhang fand ich Erzählweise und übertragene Stimmung in diesem Buch herausragend harmonisch. Ich tauchte tief in die Geschichte, die Gefühle der einzelnen Personen und die Zeit in der erzählt wurde ein ... Für mich zB. in der Vorstellung immer wieder ganz intensive Erzählmomente wenn es sich ums Farben mischen und herstellen drehte.... ich sah die Farben förmlich, konnte das Leinöl beinahe riechen, sah vor dem inneren Auge die Bewegungen von Griet und dem Maler usw. . Die Erläuterungen über Licht und Schatten, über die Bewegungen Griets beim Säubern der Gegenstände für das Stilleben, die Szenen im Zusammenhang mit dem optischen Gerät. In vielerlei Hinsicht ein überaus sinnliches Buch, vielleicht besonders wenn man sowieso schon einen Hang zur Malerei hat.


    Den Film hab ich noch nicht gesehen, werd mir den aber in den nächsten Tagen ansehen. Liegt hier schon und wartet nur noch darauf daß ich Zeit und Ruhe dafür finde :)


  • Es wurde mehr angedeutet als deutlich geschrieben, man muß mehr erfühlen als man gesagt bekommt und das spiegelt genau wieder, was auch Griet, Vermeer und die anderen Personen in dem Buch "erlebt" und gefühlt haben. Die wichtigsten Dinge spielen sich unter der Oberfläche ab ... alles köchelt und brodelt, die Gefühle kochen hoch, bleiben aber weitgehend unausgesprochen, die Konventionen, Moral und Anstand halten alles im Untergrund, auch zwischen den Beteiligten.


    Damit findest du genau die richtigen Worte, Yvaine! Wirklich sehr sehr treffend beschrieben. :daumen:

  • Über den Maler Jan Vermeer ist heute wenig bekannt, sein heute bekanntes Gesamtwerk umfasst ca. 40 Bilder.
    Tracy Chevalier erzählt dem Leser eine Geschichte zu der Entstehung des Bildes "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", eines seiner berühmtesten Gemälde. Faszinierend ist, dass diese Geschichte so wahr wirkt, dass man der Autorin diese Idee als Realität abnimmt.


    Griet, die Person auf dem Bild, kommt nach einem Arbeitsunfall ihres Vaters als Dienstmagd in das Haus Vermeers, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Die Arbeit ist hart und trostlos, ihre Familie kann sie nur sonntags besuchen.
    Griets einzige Lichtblicke sind die Bilder ihres Herrn Jan Vermeer.


    Meine Meinung
    Das Buch ist mehr als eine historische Geschichte.
    Der Roman handelt von Griet, die in keiner Welt zu Hause ist. Für eine Dienstmagd ist sie zu intelligent, für höhere Kreise zu arm.
    Ihr Intellekt und wacher Verstand erlauben es ihr spielend in die Gedanken Vermeers einzutauchen und den Maler, wie auch seine Bilder, zu verstehen. Vermeers Familie gelingt dies nicht, sieht sie in der Malerei einfach einen Broterwerb.


    Durch die Augen von Griet sehen wir Vermeers Bilder entstehen. Wir lernen und verstehen zum Beispiel, dass Wolken nicht einfach weiß, sondern gelb, lila und blau sind.
    Vermeer erkennt ihren Verstand und ist wohl durch ihren Geist sehr angetan von ihr. Er erklärt ihr (und nicht seiner Gemahlin) die Camera obscura und macht Griet alsbald zu seiner Assistentin. Neben ihrer eigentlichen Arbeit als Dienstmagd mischt sie seine Farben, ohne dass die Familie Vermeer dies wissen darf.
    Sehr plastisch wird das Leben, Leiden und Lieben von Griet auf diesen knapp 280 Seiten geschildert, dass es mir schon sehr ans Herz ging.


    5ratten :tipp:



    Der Film
    Der Film ist eine schöne Begleitung zu dem Buch, wird zumindest durch die Bilder deutlich wie die Menschen vor gut 350 Jahren gelebt haben.
    Das ist jedoch die einzige Stärke die der Film zu bieten hat. Inhaltlich stark reduziert, vermag er nicht das Innenleben von Griet wiederzugeben. Ein Film der leider nur wie eine Ölpfütze auf der Oberfläche der erzählerischen Tiefe des Buches schwimmt.

    Einmal editiert, zuletzt von Papyrus ()

  • So viele positive Meinungen gibt es schon und meine kann ich hier nun auch einreihen. Dies ist eines der wenigen Büchern, dem ich das Prädikat "bezaubernd" verleihen kann. Ich fand es einfach schön, Griets Gedanken zu folgen. Man merkt regelrecht, wie sie ihre aufkeimenden Gefühle für ihren Hausherrn unterdrückt, da sie nicht standesgemäß nicht und man leidet mit ihr unter der eifersüchtigen Ehegattin Catharina und deren verschlagenen Tochter Cornelia (was für ein Kind!).


    Es gibt viele ellenlange Romane, deren Handlung eigentlich sehr dünn ist, dies ist genau das Gegenteil: Es wird viel erzählt ohne viele Worte zu benutzen. Bei der Szene, als Vermeer Griet den Ohrring anlegt, habe ich den Atem angehalten, für mich eine der erotischsten Szenen, die ich je gelesen habe.


    Das Ende hat mir gut gefallen, ich fand es sehr realistisch. Und der schon erwähnte letzte Satz ist einfach super.


    5ratten

  • Mich hat das Buch ebenfalls in seine Bann geschlagen. Der Schreibstil der Autorin ist umwerfend. Obwohl nicht wirklich etwas spannendes passiert, konnte ich nicht aufhören zu lesen.
    Die Beschreibungen der Gemälde fand ich auch sehr gelungen. Und auch die damaligen Lebensverhältnissen werden sehr schön geschildert.


    Den Film habe ich noch nicht gesehen, doch ich will ihn unbedingt noch sehen.

  • Ich habe dieses Buch auch mit Entzücken gelesen, denn es ist etwas ganz Besonderes. Es ist still, leicht wie eine Frühlingsbrise und doch lässt es einen nicht mehr so schnell los.
    Es ist sehr interessant, die Geschichte über ein Bild zu lesen.


    Ich vergebe mit großer Freude:


    5ratten

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

  • Ich versuche mich nun auch an meiner ersten Rezi.


    Zum Inhalt wurde schon einiges geschrieben, deswegen verzichte ich darauf.


    meine Meinung:


    Ich habe zuerst den Film gesehen und bin dann auf das Buch neugierig geworden. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und es ließ sich sehr flüssig lesen. Zwar passiert an Handlung nicht sonderlich viel, aber ich wollte immer wissen wie es mit Griet und Vermeer weiter geht, wie sich ihr Verhältnis zueinander noch entwickelt.
    Dadurch, dass ich den Film schon kannte, hatte ich die Gesichter von Scarlett Johansson und Colin Firth beim Lesen vor Augen. Das war dieses Mal sogar ganz gut, da ich die Beschreibungen zum Erscheinungsbild der einzelnen Charaktere nicht sehr aussagekräftig fand. Die Stimmung zwischen Griet und Vermeer ist außergewöhnlich. Während alle anderen Personen schon zu Anfang beim Namen genannt werden, wird Vermeer immer als "er" bezeichnet, was ein gewisses Knistern zurück lässt. Auch wenn ich weder mit Vermeer noch mit Griet durchgängig warm geworden bin, finde ich das Buch großartig und werde es sicher mehr als einmal lesen.
    Ich kann Griets Entscheidung nach der Katastrophe mit dem Perlenohrring nicht ganz nachvollziehen.


    Bei Vermeer ging es mir fast das ganze Buch hindurch wie Griet. Ich hoffte die ganze Zeit, dass er sie mehr unterstützen würde. Er kam ihr nur ein Mal zu Hilfe. Ansonsten lebt er in seiner eigenen Welt und solange die Probleme von außen nicht in diese Welt eindringen, sieht er keine Notwendigkeit sich mit ihnen zu befassen.
    Am sympathischen war mir Maria Thins.


    Insgesamt ein Buch das ich auf jeden Fall weiter empfehlen werde und über das ich noch lange nachgrübeln werde 4ratten

    :winken: Rose<br /><br />:lesen:

  • Hallo,


    ich rehe mich hier nun auch ein: Nachdem ich den Anfang des Films gesehen hatte war mir klar, dass ich unbedingt dieses Buch lesen muss - den Film habe ich sofort gestoppt.


    Während meines Urlaubs hatte ich nun ausreichend Zeit und muss sagen, dass ich das Buch förmlich verschlungen habe. Es ist sehr gut geschrieben und irgendwie war ich auch sofort im Geschehen und bei Griet angekommen. Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und ich habe einen echten Bezug zur Schaffung eines Gemäldes herstellen können. Interessanterweise habe ich gerade in dieser Zeit das erste Mal seit meiner Schulzeit gemalt und war immerhin so erfolgreich, dass ich das Gemälde in meinem Wohnzimmer aufhängen kann.


    Für mich ein absoluter Buchtipp!


    LG
    Alexa

  • Manchmal gibt es solche Bücher. Da habe ich es mehrfach versucht und fand es einfach öde und nur durch den SLW im Nacken habe ich mich gezwungen, um dann nach 70 Seiten das Buch in einem Rutsch zu lesen.


    Hauptsächlich war es die schöne, fast poetische Sprache, in der Tracy Chevalier nicht nur Vermeers Gemälde, sondern auch ganz alltägliche Dinge, wie den Marktplatz im damaligen Delft, beschreibt.


    Mir ging es da wie dir Wendy. Die Beschreibungen waren zauberhaft und ließen die Geschichte ganz einfach vor dem inneren Auge entstehen.


    Die Figuren sind klar gezeichnet, manche wirkten auf mich jedoch etwas stereotyp, wie die eifersüchtige Ehefrau oder die eher plumpe Köchin. Auch zu Griet konnte ich anfangs schwer Zugang finden, da ihre Gefühle irgendwie distanziert wirkten und ich ihren Charakter zunächst nicht einordnen konnte


    Die Personen waren mir auch nicht recht. Die miesten empfand ich als sehr blass – liebend gerne hätte ich auch mehr von den anderen Charakteren erfahren. Es hätte das Buch spannender gestalten und vielseitiger machen können. Wobei – nur so konnte authentisch durch die Augen von Griet authentisch berichtet werden. Dennoch, selbst ihre Familie, die sie gut kennt, blieb fremd.


    Was mich das gesamte Buch über gefangen hielt, war dieses Gefühl von Einsamkeit. Griet schien mir inmitten der vielen Menschen so verlassen, ohne die Möglichkeit einfach mal offen und frei heraus ihre Gedanken und Gefühle zu offenbaren. Das tat alleine beim Lesen weh!


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Geschichtliches lese ich ja eigentlich am liebsten in Biografien, nicht in historischen Romanen. Aber bei Tracy Chevalier musste ich zumindest in das Buch reinlesen, gehört sie doch zu meinen Lieblingsschriftstellerinnen.


    Und sie hat mich nicht enttäuscht. Es war wieder ein absoluter Lesegenuss, den ich erleben durfte.


    Die siebzehnjährige Griet erzählt hier ihre Geschichte. Nach einem Arbeitsunfall ihres Vaters, bei dem er das Augenlicht verlor, lebt die Familie in einer ärmlicheren Gegend in Delft. Der Sohn ist in der Lehre, das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr. So wird sie in den Haushalt des angesehenen Malers Johannes Vermeer gegeben. Dort muss sie als Dienstmagd arbeiten und darf als einzige sein Atelier betreten, um es zu putzen. Der Grund dafür ist, dass Vermeer ihren Blick für Farben und die Anordnung von Gegenständen bemerkt hat.


    Griet schuftet von morgens bis abends, nur sonntags hat sie frei und darf zu den Eltern.


    Vermeer hat eine große Familie, und sie wird immer größer. Die beste Geldquelle für ihn ist ein reicher Kunde, der ihm immer wieder ein Bild abkauft. Als der auf Griet aufmerksam wird, stellt er ihr nach und verlangt schließlich, dass Vermeer sie malen muss. Für Griet bedeutet das nichts Gutes, darf die Hausherrin doch nichts davon erfahren.


    Warum ist dieses Bild so etwas Besonderes? Einerseits durften Models früher nicht die Augen auf den Maler richten. Und es gehörte sich auch nicht, den Mund so geöffnet zu haben. Das galt als unschicklich. Und erst die Perle. Wo Griet doch eine Dienstmagd ist. Recht war ihr das alles nicht. Doch sie war auf den Dienst angewiesen.


    Ja, sie war wohl ein bisschen verliebt in den Maler, obwohl das Wort Liebe nie fiel und sie auch keine Beziehung hatten. Spürte er ihre Gefühle für ihn? Wenn ja, ließ er sich nichts anmerken. Doch er merkte sowieso kaum, was um ihn herum geschah, wenn man ihn nicht mit der Nase drauf stieß. Er spürte ja nicht mal, in was für eine Lage er Griet mit diesem Bild brachte. Oder wusste er es genau und es war ihm egal? Nur das Ergebnis zählte und dass er es verkaufen konnte.


    Ein Happy End in unserem Sinne gibt es für Griet nicht. Es hätte sie zwar schlechter treffen können, aber ich bin überzeugt, dass sie ihr Leben so nicht verbringen wollte.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Die letzte halbe Ratte hätte es für ein richtiges Happy End gegeben. Ich weiß, das ist nicht realistisch und gibt die Geschichte irgendwie auch nicht her. Was solls, ich liebe Happy Ends.
    Und bisher bin ich mit den 5 Ratten auch recht großzügig umgegangen.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


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