Kevin Brockmeier - Die Stadt der Toten

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  • Kevin Brockmeier - Die Stadt der Toten


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    Der Autor: (Text stammt aus dem Buch; 2006)
    Kevin Brockmeier hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Viele seiner Erzählungen sind in Zeitschriften wie dem New Yorker, Georgia Review, The Carolina Quarterly und McSweeney's erschienen. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Italo Calvino Short Fiction Award und dem O'Henry Award. Er lebt in Little Rock, Arkansas. Kevin Brockmeier gilt als einer der vielversprechendsten amerikanischen Autoren der Gegenwart. "Die Stadt der Toten" wird zurzeit verfilmt von Chris Columbus. Das Drehbuch schrieb Pulitzer-Preisträger David Auburn.


    Klappentext:
    Die Stadt der Toten ist eine merkwürdige Zwischenstation. Hier halten sich alle gerade Verstorbenen auf, so lange man sich auf Erden noch an sie erinnert.Aber plötzlich leert sich die Stadt auf seltsame Weise. Ein furchtbares Unheil muss über die Menschheit gekommen sein. Und tatsächlich: Ein Virus wütet unter den Menschen. Die letzten Überlebenden befinden sich fernab der Zivilisation auf einer Expedition ins ewige Eis. Unter ihnen die junge Biologin Laura Byrd. Sie nimmt den Kampf auf gegen die Zeit. Und in der Stadt der Toten versammeln sich die wenigen, an die sich Laura Byrd erinnert ...



    Meine Meinung:
    Die Stadt der Toten wirkt wie eine ganz normal amerikanische Stadt. Auch die Menschen, die dort sind, unterscheiden sich in nichts von den Lebenden. Nach ihrem Tod kommen sie in diese Stadt, die so groß ist, dass noch keiner an ihr Ende gelangt ist. Sterben mehr Menschen vergrößert sie sich einfach. Es entstehen neue Straßenzüge oder ganze Viertel. Die Leute kommen an, suchen sich eine Bleibe, ergreifen irgendeinen Beruf und dann existieren sie vor sich hin, bis der letzte Mensch, der sich an sie erinnert ebenfalls stirbt. Alles wie zu Lebzeiten. Keiner macht sich Gedanken darüber. Keiner fragt nach wie es dann weiter geht, welchen Sinn das Ganze hat. Keiner ändert sich aufgrund seiner Erfahrung, ausser dass einige andere Berufe wählen. Keine Diskussionen über Gott, was nach ihrem vorläufigen Tod kommt oder andere naheliegende Fragen. Sie wissen nur wodurch sie dort existieren. Das ist meiner Meinung nach unvorstellbar! Es hätten sich irgendwelche Gruppen bilden müssen, Sekten, irgendetwas. Aber nein, nichts davon. Das Leben geht weiter wie bisher, mit dem einzigen Unterschied, dass keines der Herzen mehr schlägt, obwohl viele ein Pochen, wie das eines Herzens, hören können.


    Kein wunderbares Jenseits wartet auf die Toten. Nichts, was an die Berichte über Nah-Tod-Erfahrungen erinnert. Sie gehen nach "drüben" in dem Alter, in dem sie sterben und daran ändert sich auch nichts. Blinde bleiben blind. Es gibt weiter körperliche Bedürfnisse und Schmerzen. Sie arbeiten und leben so Jahr für Jahr. Täglich kommen neue Bewohner und andere verschwinden einfach. Und eines Tages verschwinden ungewöhnlich viele. Bis schließlich nur noch wenige der ursprünglichen Toten vorhanden sind. Grund ist ein Virus, der die Menschheit dahinrafft. Zurück bleiben am Ende anscheinend nur die Menschen, die Laura Byrd gekannt hat.


    Das ist der nächste Punkt, der mir nicht ganz einleuchtete. Alle Menschen, mit denen Laura je Kontakt hatte, auch wenn sie sie nur im Park gesehen hatte und sich an sie erinnern konnte, lebten in dieser Stadt. Es waren Menschen darunter, deren Namen sie nicht mal kannte. Was ist dann mit den Menschen, über die man mehr weiß, sie allerdings nie getroffen hat. Was ist dann mit Abraham Lincoln, Elvis, Mutter Teresa und all den anderen Menschen, die man genau so wenig kannte wie die Frau aus irgendeinem Park? Auch sie existieren in unseren Erinnerungen! Denn das Leben der Toten besteht nur aus den Erinnerungen der Lebenden.


    Während sich in der Stadt die Neuigkeiten über das irdische Leben verbreitete, befand sich Laura in einer Forschungsstation der Firma Coca Cola in der Antarktis. Abgeschnitten vom Rest der Welt macht sie sich auf zur nächsten bemannten Station, zu der bereits ihre beiden Kollegen aufgebrochen waren und nicht wiederkamen. Ihr weiteres Schicksal ist schon nach wenigen Seiten klar. Gut dargestellt wurde ihr nie versiegender Überlebenswille. Ich hatte jedoch mehr Reflexionen von ihr erwartet. Das kam mir etwas zu kurz.


    Die Idee zu diesem Roman ist wirklich toll! Leider ist die Umsetzung nicht so gut gelungen. Was man daraus hätte machen können ...
    Was mich im Verlauf des Romans immer mehr nervte, war die ständige Erwähnung dieses Konzernnamens. Sogar in der Stadt war er vertreten. Da drängt sich einem schon die Frage auf, warum musste überhaupt ein realer Name verwendet werden, da der Roman in der Zukunft spielt. Man könnte fast meinen der Autor hat etwas gegen diesen Konzern oder geht es hier eher nach dem Ausspruch "Auch negative Schlagzeilen sind Werbung"?


    3ratten (so eben noch)



    Ich war mir nicht sicher, wo ich den Beitrag hinstecke. Wenn er hier falsch ist, bitte verschieben!

  • Vielen Dank für deine Rezi!
    Nun ist das Buch auf meiner Wunschliste weit nach unten gefallen, obwohl ich die Idee nach wie vor sehr spannend finde. Vielleicht läuft es mir ja mal über den Weg, damit ich mir eine eigene Meinung bilden kann.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges