Caroline Alexander – Die Bounty

  • Die wahre Geschichte der Meuterei auf der Bounty


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    Caroline Alexander hat mit Hilfe von zahllosen Quellen, vor allem Briefen, Logbüchern und Berichten aller Art, die Geschichte der berühmten Meuterei auf der Bounty rekonstruiert. Sie setzt im Prinzip mit der Fahrt von HMS Pandora ein, die von England nach Leutnants Bligh Rückkehr ausgeschickt, 1791 jenen Teil der Meuterer einfing, der auf Tahiti geblieben war. Erst nach dieser Episode beginnt die chronologische Darstellung der Ereignisse rund um die Bounty, von den ersten Vorbereitungen der Reise mit einer Vorstellung der wichtigsten Mannschaftsmitglieder. Die Hinreise sollte eigentlich um das Kap Hoorn herum erfolgen, was aber wegen widriger Wetter- und Windverhältnisse nicht möglich war, so daß Bligh schließlich Kurs auf das Kap der Guten Hoffnung setzte. Von dort führte die Reise weiter östlich, südlich an Australien und Neuseeland vorbei und schließlich nach Tahiti. Die Aufnahme dort war freundlich, aber der Aufenthalt länger als von Bligh gewünscht und erhofft, da man die Monsunwinde für die Rückfahrt berücksichtigen mußte. Nach Monaten des Aufenthalts auf der Insel endlich westwärts abgereist, kam es vor Tofua (Tonga-Inseln) zur Meuterei, Bligh und rund die Hälfte der Mannschaft wurden in der Barkasse ausgesetzt. 48 Tage und 3600 Seemeilen später erreichten sie Kupang auf Timor.


    Die Pandora erlitt bei der Rückreise von Tahiti am Barriere-Riff in der Endeavour-Straße zwischen Australien und Papua-Neuguinea Schiffbruch, den nur ein Teil der eingesperrten Meuterer überlebte. Ironischerweise wiederholten die Überlebenden dieses Schiffbruchs einen Teil von Blighs bewundernswerter Fahrt nach Kupang auf der Insel Timor nach seinem Aussetzen in der Barkasse der Bounty zuvor. Die überlebenden Meuterer wurden vor das Kriegsgericht gestellt, als Zeugen traten vor allem jene Männer auf, die mit Bligh die Bounty verlassen hatten, sofern sie in England greifbar waren. Bligh selbst befand sich zu der Zeit auf einer zweiten Reise mit dem gleichen Zweck, den schon jene mit der Bounty gehabt hatte: Brotfruchtbäume auf die westindischen Inseln zu bringen. Das abschließende Urteil sprach einige der Angeklagten frei, die von den Meuterern gegen ihren Willen auf dem Schiff behalten worden waren, zwei der Angeklagten, Kadett Peter Heywood und Bootsmannsmaat James Morrison wurden zwar für schuldig befunden, aber vom König begnadigt, die übrigen Angeklagten als Meuterer gehängt.


    Die Nachkommen der restlichen Meuterer auf Pitcairn wurden erst Jahre später „entdeckt“, was zum einen daran lag, daß die Insel in den Seekarten falsch eingezeichnet war, zum anderen schwer zugänglich und nicht entlang der gängigen Schiffahrtsrouten lag. Von den Meuterern selbst lebte zu diesem Zeitpunkt nur noch einer als Patriarch auf der Insel und jedem Besucher, die dann etwas häufiger wurden, erzählte er die Geschichte mit leichten Abweichungen, was zur Legendenbildung mit beitrug.


    Alexander beschränkt sich nicht auf die bloße Rekonstruktion dieser ganzen Ereignisse, was an sich schon interessant genug wäre, da das gängige Bild von Mythen, Legenden, Film- und sonstigen Adaptionen doch stark verzerrt ist. Sie wirft auch einen Blick auf Randereignisse, wie die Reaktionen der Admiralität, Unstimmigkeiten im Kriegsgerichtsprozeß, Bewertungen und Vorstellungen der Zeitgenossen und die spätere Karriere vor allem von Heywood. Überhaupt spielt gerade dieser junge Mann eine bedeutende Rolle in Alexanders Darstellung, was sicher auch der Quellenlage geschuldet ist. Tatsächlich ist er von besonderem Interesse, weil er der gesellschaftlich höchststehende der Angeklagten war und seine Familie beträchtliche Anstrengungen unternahm, ihn lebend aus dem Prozeß herauszubekommen, Bemühungen, die die Autorin gleichfalls akribisch nachzeichnet. Zudem stammte die Familie Heywood wie die Familie Christian des Hauptmeuterers Fletcher von der Isle of Man, so daß hier auch Querverbindungen existierten.


    Die gesamte Darstellung ist sehr minutiös und wird durch einen umfangreichen Anhang mit Erläuterungen Alexanders über die Quellen, einer Literaturliste und Bildnachweisen ergänzt, verzichtet aber auf Einzelbelege im Text. Es ist daher keine historische Studie im engeren Sinne, aber wegen ihres Detailreichtums wohl trotzdem nur für ausgemachte „Fans“ der Meuterei wirklich lesenswert.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen