Jane Urquhart - Im Strudel

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    Kurzbeschreibung


    Ein Sommer im Jahre 1889 an den Niagarafällen in Ontario. Es begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen, die Witwe des Leichenbestatters verzweifelt über das unerklärliche Schweigen ihres Sohnes, Fleda träumt von einem Haus am Fuße des Strudels und von ihrer Begegnung mit dem jungen Dichter Patrick. Fledas Mann David widmet sich seinen militärhistorischen Forschungen und vernachlässigt seine Frau. Zur selben Zeit sinniert der Dichter Browning in Venedig über seinen nahenden Tod. Am Ende des Sommers verbinden sich die Schicksalsfäden dieser Menschen, und ein Opfer wird im Strudel der Ereignisse zu beklagen sein...



    Meine Meinung


    Anfangs hatte ich etwas Probleme damit, mich in Browning hineinzufühlen, seine Gedanken empfand ich manchmal als etwas wirr. Vielleicht musste ich mich aber auch erst daran gewöhnen, dass sie sich fast nur rund um den Tod drehten. Ich fragte mich auch, warum ausgerechnet mit ihm begonnen wurde – aber im nachhinein macht das schon Sinn, denn einige der anderen Figuren kennen seine Gedichte. Und es hatte schon etwas, erst den Dichter und dann seine Leser (sowie ihre Gedanken über ihn) kennen zu lernen.


    Die Charaktere sind recht unterschiedlich angelegt, ihre Gedanken und Erlebnisse sehr abwechslungsreich. Jede Figur lernen wir nach und nach besser kennen, auch ihr Umfeld und die damaligen Sitten. Man meint, sie zu verstehen – und dann passiert doch wieder etwas überraschendes und manchmal auch rätselhaftes. In manchen Momenten erhaschen wir kurze Einblicke in die Seele der Protagonisten, die oft unergründlich ist. Man erhält tiefere Einsichten, die einem im ersten Moment vielleicht nicht großartig weiterhelfen – am Ende aber wichtig für das Verstehen der Entscheidungen einiger Personen sind.


    Und genau wie bei meinem ersten Buch von Jane Urquhart fesselt mich auch hier ihr Stil und die besondere Atmosphäre, auch wenn ich das nur unzureichend erklären kann. Sie schreibt poetisch, einfühlsam – aber auch geheimnisvoll und sonderbar. Facettenreich, mit einem leichten Humor und gelungenen Naturbeschreibungen. Es gibt viele Stellen, die ich einfach nur schön fand und mehrmals lesen musste. Szenen, in denen es um Literatur und die Natur geht, und die mich manchmal auch zum Lächeln gebracht haben.


    4ratten

  • Im Strudel ist ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat und das mich nicht nur während des Lesens in seinen Bann geschlagen hat, sondern auch darüber hinaus. Um so schwieriger ist es, in Worte zu fassen was mich nun so beeindruckt/ berührt/ gefesselt hat. Zum einen ist dies bestimmt Urquharts Stil zu verdanken; das, was sie geschrieben hat, erscheint einfach richtig. Ihre Formulierungen sind präzise, aber nicht trocken, und transportieren eine sehr eigentümliche Atmosphäre. Da ich die deutsche Ausgabe gelesen habe, ziehe ich meinen Hut vor der Leistung der Übersetzerin Monika Schmalz, und bin außerdem angespornt, mir das Original zuzulegen.


    Neben der Atmosphäre sind auch die Figuren sehr dicht, oder besser gesagt facettenreich. Jede für sich ist gelinde gesagt seltsam, dennoch ist Urquharts Blick auf ihre Gedanken und Gefühlswelt lesenswert. Neben den Innenwelten der Protagonisten kommen auch Naturbeschreibungen nicht zu kurz, und natürlich der allgegenwärtige Strudel. Er beeinflusst nicht nur aktiv das Leben der Anwohner, indem er immer wieder Menschenleben fordert, sondern scheint sich auch unterschwellig auf ihr Handeln auszuwirken. Auch der Tod wird häufig thematisiert, sei es nun ganz konkret als Lebensinhalt der Bestatterin Fleda, als Forschungsgegenstand des Militärhistorikers David oder als diffuse Ahnung des Dichters Patrick.


    Auch wenn ich das Gefühl habe, nur eine unfertige Rezi abzuliefern, scheint alles weitere nur Geschwafel zu sein. Lest lieber das Buch. ;)


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges