Ken Follett - Die Tore der Welt

Es gibt 63 Antworten in diesem Thema, welches 19.757 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schokomaus.

  • Habe mir das Buch sofort bei Erscheinung gegriffen, da ich von "die Säulen der Erde" sehr angetan war.
    Nachdem ich nun endlich dazu gekommen bin es fertig zu lesen, bin ich doch etwas ernüchtert.


    Die Handlung der "Tore der Welt" gefiel mir weit weniger als die des Vorgängers. Dieser hatte mit dem Bau der Kathedrale ein alles überagendes Thema. Ein solch roter Faden fehlt hier meines Erachtens. Zuerst der große Schwur im Wald, der sich am Ende als relativ unbedeutend herausstellt, dann der Brückenbau, ein paar neue Krankenhäuser, der Kirchturm, dazwischen Krieg, Pest, Sex und Mord. Das alles in einen Topf, umrühren und raus kommt dieses Buch. Keines der Themen erlangt die Bedeutung um der Geschichte seinen Stempel aufzudrücken. Daher passt auch, wie ich finde, der wenig aussagekräftige Titel ins Bild.


    Ansonsten ist der Roman durchaus gute Unterhaltung und an einigen Stellen empfindet man sogar so etwas wie Spannung.


    Wie bei den meisten Follet-Geschichten leidet auch diese an körperlichen und geistigen Supermenschen. Diese erreichen in ihrem Leben auf bewundernswerte Weise alle ihre Ziele und sind nicht mal von der Pest klein zu kriegen . In Abgeschwächter Form war das zwar auch schon bei den "Säulen" der Fall, allerdings hat Follet hier wie ich meine noch 'ne Schippe draufgepackt.


    Ein großes Thema waren für den Autor wohl auch die "zwischenmenschlichen Beziehungen" in der Grafschaft.
    Liebeleien schmücken zwar jedes gute Buch aus, man kann es aber übertreiben.
    Irgendwann habe ich den Überblick verloren, wer wann bei wem "gelegen" hat und was für uneheliche Sprösslinge daraus hervorgegangen sind.


    Mein Fazit:


    Nette Unterhaltung, aber ein bisschen zu viel von allem.

    Einmal editiert, zuletzt von JayBee ()

  • :hm: Keine Ahnung


    Hallo Susanne,


    hast du es inzwischen schon gelesen? Ich frage, weil du vielleicht noch einen anderen Eindruck hast als die Leserinnen, die bisher Beurteilungen abgegeben haben.


    Lg Judith :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Judith ()

  • Hallo!


    Ich habe mit World without end gerade die englische Version beendet. Wie Alfa_Romea schon geschrieben hat: das Buch ist wirklich unterhaltsam, hat aber auch eindeutige Schwächen.


    Mir persönlich war vieles zu vorhersehbar. Schon beim ersten Zusammentreffen der Kinder war klar, welche Rolle jeder einzelne im Verlauf der Handlung spielen wird. Diesen Rollen wurde auch durchaus gerecht, aber ich hatte ab und zu das Gefühl dass der eine oder andere aus den Säulen der Erde geschlüpft war und hier weitergemacht hatte weil sich manche einfach zu ähnlich waren.


    Ab ungefähr der Hälfte begannen sich die Geschichten zu wiederholen:

    . Dabei waren mir gerade diese beiden nicht wirklich sympatisch, auch wenn sie die größten Rollen gespielt haben. Ich konnte für keinen der beiden Mitleid empfinden weil sie beide gleich egoistisch waren und meiner Meinung nach ihr Schicksal durchaus verdient haben. Viel besser haben mit Thomas und Wulfric gefallen. Deren Rollen waren zwar klein, aber sie waren trotzdem immer präsent und haben sich wie ein ruhiger Faden durchs ganze Buch gezogen.


    Ein weiterer Mangel war die moderne Lebensart. Caris ist für mich keine Figur aus einem mittelalterlichen Roman, ihre Geschichte hätte so ohne weiteres in einem modernen Buch spielen können ohne dass es aufgefallen wäre. Durfte sich eine Frau, dazu noch eine Nonne, wirklich so wie sie verhalten? Das kommt mir eher unwahrscheinlich vor.


    Trotzdem stelle ich World without end ein gutes Zeugnis aus. Zum einen kannte ich schon ein paar Meinungen und habe meine Erwartungen deshalb nicht so hoch geschraubt. Zum anderen hat mich das Buch trotz aller Schwächen gefesselt und mir eine schöne Lesezeit auf dem Sofa beschert.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Ihr Lieben,


    auch ich habe, nachdem ich vor vielen Jahren "Die Säulen der Erde" verschlungen habe nach dem neuen Follett gegriffen. Wie bereits damals fand ich mich nach den ersten Zeilen im alten Kingsbridge, mitten in einer belebten Stadt, umringt von den dortigen Einwohnern. Dies also ein deutlicher Pluspunkt, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Werk 1300 Seiten stark ist und bei diesen Büchern die ersten 100 Seiten meistens etwas schleppend sind :rollen:. Die Schwächen meiner Vorredner sind nicht übersehbar: Die Vorgehensweise der Protagonisten ist zu heutig und die Handlung oft zu vorhersehbar... was meinem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tat. Ich habe mich lustig durch den Schinken durchgearbeitet und viele Abende vor dem Kamin und bei einem Tässchen Tee oder Ingwerwasser verbracht. Es ist eben kein Gablé...aber tolle Unterhaltung für zwischendurch.


    LG
    Bianca

  • Hallo,


    den Vorgänger kenne ich nicht. "Die Tore der Welt" habe ich geschenkt bekommen, mein erstes Buch von Follett. Ich hatte auch sehr stark den Eindruck, mich in einer Soap zu befinden. Nachdem ich mich auf die Figuren eingelassen hatte, wollte ich wissen, wie es weitergeht. Es ist eine recht kurzweilige Unterhaltung geworden. Trotz seines Umfangs war das Buch ohne inhaltlichen Verlust sehr schnell zu lesen. Ein weiteres Buch von Follett werde ich aber wohl nicht lesen.


    Liebe Grüße,
    mohan

  • Hallo!


    Ich hatte auch sehr stark den Eindruck, mich in einer Soap zu befinden. Nachdem ich mich auf die Figuren eingelassen hatte, wollte ich wissen, wie es weitergeht. Es ist eine recht kurzweilige Unterhaltung geworden. Trotz seines Umfangs war das Buch ohne inhaltlichen Verlust sehr schnell zu lesen.


    Damit ist eigentlich alles gesagt :zwinker: Mir geht es ähnlich wie Dir: ich habe zwar schon ein paar Bücher von Ken Follet gelesen, aber nach diesem Buch ist erst mal wieder Schluß für mich.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Ihr Lieben,


    sooooooooo ich habe endlich fertig :klatschen: :laola: :klatschen:



    Ersteinmal muß ich sagen, das ich das Buch als solches wirklich sehr schön finde.


    Die Seiten sind schön dünn ( was bei der Seitenzahl des Buches ja doch von Interesse ist ), das Cover finde ich auch sehr ansprechend und die Zeichnungen im Buch sind auch wunderschön gestaltet.


    Leider kann das schöne Äußere nicht wirklich vom Inhalt ablenken.


    Für mich hat das Buch nicht wirklich viel mit einer " Fortsetzung " von der Säulen der Erde zu tun.


    Mit Gwenda/Wulfric, Caris/ Merthin stehen Figuren im Mittelpunkt, deren Liebesgeschichten einen Großteil der Handlung einnehmen.
    Sämtliche Figuren sind recht eindimensional gestaltet. Entweder sind sie gut oder böse. ( Godwyn / Caris )
    Meiner Meinung nach wird das Buch dadurch viel zu vorhersehbar.


    Mir persönlich fehlt so ein bißchen der " rote Faden " in der Geschichte. In die Säulen der Erde ging es in der Hauptsache um den Bau der Kathedrale.
    In diesem Buch so dachte ich zumindest ,wäre es der Bau der Brücke. Doch leider wird ein bißchen hier an der Brücke / da an einem Krankenhaus usw usw.
    gebaut und gebastelt.


    Alles in allem lässt sich das Buch trotz allem flüssig lesen, und als eigenständiger Historischer- Roman nicht schlecht aber auch nicht herausragend.


    Deshalb von mir:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

  • Gwenda ist die Tochter eines Tagelöhners, Caris Vater ist ein erfolgreicher Wollhändler, Ralph und Merthin sind die Söhne eines verarmten Ritters, der es sich nur leisten kann, einem seiner Söhne, nämlich Ralph, eine kriegerische Ausbildung zukommen zu lassen, während Merthin in eine Zimmermannslehre geschickt wird. Die vier Kinder beobachten, wie ein Ritter von zwei Bewaffneten verfolgt und im Kampf schwer verletzt wird. Die Kinder schwören einander darüber zu schweigen, und Merthin behält für sich, dass der Ritter nach dem Kampf einen Brief versteckt hat, der der Grund für den Angriff war. Im Laufe des Buches erleben wir, wie die Figuren erwachsen werden und ihren jeweiligen Lebensweg gehen, der in einigen Fällen längst nicht so gerade ist, wie man vermuten würde und auch das Geheimnis um den Brief taucht immer mal wieder auf.


    Ich weiß noch, dass mir die "Säulen der Erde", als ich es vor vielleicht 15 Jahren das erste Mal gelesen habe, hervorragend gefallen hat. Als ich dann erfahren habe, dass Ken Follett eine Fortsetzung geschrieben hat, auch wenn sie einige Generationen später spielt, war ich erfreut und neugierig. Die Befürchtung, es könnte schlechter sein als sein Vorgänger und ein bisschen Geiz haben mich zwar davon abgehalten mir "Die Tore der Welt" direkt zu kaufen, aber als es mir als Leihgabe angeboten wurde, konnte ich nun nicht mehr ablehnen.


    Die ersten ca. 200 Seiten fühlte ich mich in meinem Misstrauen bestätigt. Es war zwar generell ganz nett zu lesen, aber die Personen erschienen stereotyp und versprachen kein Entwicklungspotential. Bereits zu Beginn wurden Freundschaften und Feindschaften angelegt, die das ganze Buch über Bestand haben würden und es entschied sich, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehören würde. Zwischenpositionen waren anscheinend genauso wenig vorgesehen wie innere Zweifel oder bereute Entscheidungen. Die Lust zum Weiterlesen war nur noch schwach vorhanden, doch dann sprang plötzlich der Funke über und es war mir egal, dass bei näherem Hinsehen immer noch Klischees im Dutzend auftauchten, die Personen ziemlich flach wirkten und immer genau dann starben, wenn es dem Autoren gerade für seinen Handlungsverlauf notwendig erschien, es hat ein Schmökersog eingesetzt. Der Sog ließ mich auch darüber hinwegsehen, das in gewisser Weise ein roter Faden fehlte, das Geheimnis um den Brief, der wohl als solcher dienen sollte, zieht sich zwar durch das Buch, ist aber nur in wenigen Situationen relevant für den Handlungsverlauf und die meiste Zeit kann man ihn getrost vergessen.


    Als ich das Buch dann jedoch zugeschlagen hatte, wurden mir die Schwächen wieder deutlich bewusst, "Die Tore der Welt" ist literarisches Fastfood - schnell verschlungen, aber nicht sättigend und nach Beendigung auch schnell wieder vergessen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Kingsbridge im 14. Jahrhundert. Prior Philip, Jack Builder und Lady Aliena aus "Die Säulen der Erde" sind längst Geschichte. Neben der Wollhändlerstochter Caris und dem Armeleutekind Gwenda sind auch die Brüder Ralph und Merthin, Nachfahren von Jack und Aliena, beim Spiel im Wald, als sie ein Scharmützel zwischen mehreren Rittern beobachten. Der Besiegte vergräbt ein Dokument und fleht Merthin an, das Versteck erst zu verraten, wenn er selbst gestorben ist.


    Zehn Jahre später geht Merthin bei einem Baumeister in die Lehre und legt einiges Talent an den Tag, als die Brücke einstürzt, die Kingsbridge mit dem Rest der Welt verbindet, und er vom Bau einer neuartigen Steinbrücke baut. Doch davon muss erst einmal der Rat und vor allem der mächtige Prior des Klosters überzeugt werden ...


    Soweit die beiden großen Aufhänger des Nachfolgeromans zu Folletts Klosterbau-Bestseller. Wieder gibt es auf fast 1300 Seiten Liebe und Leid, Intrigen und Geschäfte, Pest, Kampf und Tod unter Adel, Klerus, Bürgerschaft und Unfreien. Als großes Bauprojekt steht diesmal neben Renovierungen und Umbauten in Kathedrale und Kloster die Brücke im Mittelpunkt. Zum Mönchskloster ist ein Nonnenkonvent gekommen, der in ständigem Wettstreit mit den Mönchen steht. Und natürlich ist auch der historische Hintergrund mit dem mysteriösen Tod von König Edward II. und der rätselhaften Rolle seiner Frau Isabella nicht ganz unwichtig.


    Das Schöne an diesem flüssig und detailreich geschriebenen Historienschmöker ist, dass man die "Kingsbridger" so lang begleitet, dass man die Familien über mehrere Generationen kennt, die Ratssitzungen gespannt verfolgt, auf denen über Neuerungen in der Gesetzgebung, Erbstreitigkeiten und Rechte diskutiert wird und das Wüten der Pest mit Entsetzen beobachtet.


    Follett fährt ein ganzes Heer an Figuren auf, wobei es nicht allzu schwer fällt, den Überblick zu behalten, da die Charakterzeichnung eher schablonenhaft geraten ist - die Guten sind ein bisschen zu gut und vor allem die Bösen ein bisschen zu böse. Und die „starken“ Frauen natürlich auch um einiges zu fortschrittlich. Dass man am Ende genau weiß, welche Haarfarbe welche Frau an strategisch wichtigen Stellen hat, wäre in meinen Augen nicht zwingend notwendig gewesen, und einige Handlungsmuster wiederholen sich, etwa das ewige Palaver vor wichtigen personellen Entscheidungen. Wer von wem schwanger wird, ist auch meist schon weit im Vorfeld zu erahnen.


    Diese Flachheiten sind ein wenig schade, qualitativ gibt es deutlich hochwertigere historische Romane. Wer aber einen schönen dicken Schmöker für einen faulen Tag sucht und nichts gegen ein paar Seifenoper-Elemente einzuwenden hat, ist hiermit sicherlich gut bedient.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch Weihnachten 2008 geschenkt bekommen, weil ich es mir gewünscht hatte. Ich hatte auch sofort angefangen zu lesen und war direkt hin und weg. Trotzdem habe ich das Buch erst gestern (Sommer 2010) beendet. Ich bin doch sehr enttäuscht von diesem Buch, besonders weil ich ansonsten ein großer Follett-Fan bin. Aber irgendwie konnte mich das Buch ab der Mitte nicht mehr so richtig fesseln, so dass ich immer wieder andere Bücher dazwischen geschoben habe. Trotz längerer Lesepausen habe ich immer wieder schnell zur Geschichte zurückgefunden, was nicht gerade für Komplexität und Ideenreichtum innerhalb der Geschichte steht...
    Ich kann mich nur den vorherigen Kommentaren anschließen, dass Follett zwar einen Lesesog herzustellen weiß, aber dieser nicht über die gesamten 1300 Seiten ausreicht, da der Geschichte selbst der rote Faden fehlt.


    Mein Fazit: Ein Buch für Kingsbridge-Fans 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich hab mir das Buch als Hörbuch heruntergeladen, leider ohne vorher hier die Rezisionen durchzulesen, die ich mittlerweile so bestätigen kann. Auch wenn ich nur etwa ein Viertel geschafft habe und eher bezweifle, dass ich weiterhören werde. Mich konnte das Buch überhaupt nicht fesseln, was ja eigentlich schon eine Eigenschaft (vielleicht die einzige) von den anderen Folletts war. Von den Säulen der Erde war ich begeistert, die Pfeiler der Macht fand ich auch nicht schlecht, aber das hier... langweilig und blöd. :flop:

  • Nach ganzen 4 Wochen habe ich die Hälfte des Buches geschafft - Zeit für ein paar Bemerkungen hier:


    Das hier:



    Ich mag den Leuten ja ein gesundes Sexleben gönnen, aber dass da vor allem die Frauen ständig läufig sind (man kanns fast nicht anders sagen) und den ganzen Tag nur ans Poppen denken, nervt mit der Zeit ein wenig. Entweder hat Follett jemand gesagt, dass seine Bücher mehr Sex vertragen könnten und er hat es (zu) wörtlich genommen, oder er spürt grad den dritten Frühling und schliesst von sich auf andere :breitgrins:


    sehe ich ganz genau so. Was die Allzeit-Bereit-Einstellung der Frauen betrifft, stand bei Herrn Follett wohl sein Wunschdenken Pate.


    Wer von uns hätte noch nie mit der Vorschlaghammer-Methode :rollen: versucht, einen Mann zum Sex zu überreden :rollen:. Wenn die äußerst dezente Methode, des Mannes Hand auf die eigene Brust zu drücken :rollen:, versagt, lüpfe ich auch als nächstes den Rock bis zum Kinn, voller Vertrauen, dass das jedes zaudernde Mannsbild überzeugt. :rollen:


    Ansonsten plätschert die Geschichte vor sich hin und ist nur mittelmäßig interessant.


    Ob ich irgendwann mal einen Mittelalter-Roman in die Hände kriege, in dem keine Frau als Hexe beschuldigt wird?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ken Follett


    Die Tore der Welt


    World without end


    200 Jahre nach „Die Säulen der Erde“ erfahren wir die Geschichte von einigen Nachfahren des Kathedralenbauers. Als Kinder werden die Brüder Merthin und Ralph und die Mädchen Caris und Gwenda zufällig Zeuge einer blutigen Verfolgungsjagd im Wald. Die bei diesem Ereignis entstehenden Freund- und Feindschaften bleiben jahrelang bestehen.


    Die Kinder werden erwachsen, ihre Wege kreuzen sich häufig. Merthin und Ralph entstammen einer verarmten Adelsfamilie. Ralphs größter Wunsch ist, wieder einen Titel zu erlangen. Er wird Knappe mit dem Ziel, sich im Dienst des Grafen Shiring hochzuarbeiten. Merthin geht bei einem Baumeister in die Lehre. Sein Traum ist es, große Bauwerke zu errichten, möglichst das größte Bauwerk Englands. Caris entstammt einer wohlhabenden Wollhändlerfamilie. Sie würde gern Arzt werden, was für eine Frau unmöglich ist. Gwendas Familie ist arm, Tagelöhner, die von der Hand in den Mund leben und ggf. auch stehlen. Gwenda wünscht sich einfach mehr Sicherheit, ein besseres Leben.


    Dann ist da noch Caris´ Vetter Godwyn. Getrieben von seiner ehrgeizigen Mutter will Godwyn hoch hinaus. Prior des Klosters Kingsbridge zu werden soll erst der Anfang sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Godwyn zu allem bereit.


    So nimmt die Geschichte über mehrere Jahrzehnte ihren Lauf. Zuerst noch recht unterhaltsam, flacht sie im Laufe der zahlreichen Seiten (1300 S.) immer mehr ab. Irgendwo ab dem ersten Drittel ging mir der Lesespaß größtenteils abhanden. Die Charaktere sind mir zu schwarz/weiß.


    Von allen typischen Mittelalter-Komponenten hat uns Herr Follett kaum etwas erspart. Es gibt Hexenprozesse, homosexuelle Mönche und Nonnen, Geißelungen, Pest, Schlachtgetümmel usw.


    Als absoluten Tiefpunkt der Handlung habe ich die vollkommen sinnlose Reise zweier Nonnen nach Frankreich empfunden. Englische Nonnen, verkleidet mit Männerkleidung, reisen unbehelligt bis an die allervorderste Kriegsfront, um von ihrem Bischof eine Entscheidung zu erzwingen. Was für ein Unfug!


    Je weiter der Roman fortschritt, desto mehr haben mich die Wiederholungen von Tatsachen und Begebenheiten gestört, die schon ausreichend abgehandelt wurden. Man muss mich beispielsweise im Laufe eines Buches nicht zehnmal darauf hinweisen, dass Merthin zwar der ältere, aber der schmächtigere der beiden Brüder ist oder was an dem Tag im Wald geschah, als die Kinder sich kennenlernten. Ist das Seitenschinderei?


    Zudem fand ich es auffällig, dass jedes Mal, wenn Gwenda jemandem folgt oder selbst verfolgt wird, am Ende einer ermordet wird. Sehr einförmig.


    Schade, dass Die Tore der Welt nicht mal annähernd mit den Säulen der Erde mithalten konnten. Sollte sich der Autor zu einer Fortsetzung entschließen, werde ich passen.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich bin hin- und hergerissen.


    Mittlerweile bin ich beim dritten Teil angekommen, und die Charaktere sind noch immer dermaßen platt, dass es mich schon sehr wundert, dass ich "Die Säulen der Erde" damals so genossen und geliebt habe.
    Einerseits lese ich gerne an dem Buch, es ist gute Unterhaltung und die Seiten fliegen so dahin. Andererseits ärgere ich mich immer mehr über die Blödheit, Naivität, Bosheit, Verbissenheit und was nicht noch alles an eintönigen Charaktereigenschaften bei den Figuren vorkommt.


    Außerdem sind die Charaktere sowas von schwarz-weiß gezeichnet; ich habe noch keinen kennen gelernt, der auch nur ansatzweise Anstalten macht, sich die Argumente der Gegenseite anzuhören und diese zu reflektieren. Die Boshaftigkeit, mit der Merthin z.B. behandelt wird ,


    ist so platt und plump dargestellt, dass es schon fast unglaubwürdig wirkt.


    Das ist mal schriftstellerisches Talent... :rollen:


    Bislang störte mich eine Szene besonders: auf der einen Seite wird geschrieben, dass einer der Charaktere als Junge viel geschwommen sei und sich deshalb im Wasser (in einer bestimmten Szene) entsprechend zu verhalten weiß, und zwei Seiten weiter steht "er war kein guter Schwimmer". Da fasse ich mir doch an den Kopf!


    Trotzdem will ich das Buch weiterlesen. Irgendwie schafft es Follett, trotz seines mangelnden Talents - oder eher trotz seiner mangelnden Subtilität - interessante Beschreibungen abzuliefern, und ja, ich bin auch neugierig, was aus dem einen oder anderen Charakter wird.
    Die Person, die ich mit Abstand am interessantesten finde, ist Caris. Ah ja, und natürlich Thomas. Die Auflösung will ich einfach wissen.
    Aber ich erwarte schon fast, dass ich mich hier zwischendurch noch öfter melden werde, um meinen Nerven etwas Luft zu verschaffen.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Mir ist es auch so ergangen wie Dir, Schokomaus. "Die Säulen der Erde" habe ich gerne gelesen, während ich mich bei diesem Roman (der für mich mit einer Fortsetzung gar nichts zu tun hatte) viel geärgert habe. Die ersten 500 Seiten waren außerdem todlangweilig, erst dann kam etwas, wenn auch wenig Bewegung ins Spiel. Die Geschichte hat mir weiterhin nicht gefallen und auch stilistisch war das absolut keine Meisterleistung.
    Vor allem Caris war mir viel zu modern dargestellt. Die Welt des Mittelalters war nun einmal eine ganz andere als die unsere, und ich ärgere mich stets darüber, wenn Frauen aus dieser Zeit so emanzipiert dargestellt werden, wie das erst viele Jahrhunderte später gerechtfertigt gewesen wäre. Der mittelalterliche Mensch war in seiner Welt so tief verwurzelt, dass er gar nicht daran dachte, die Sicherheit des Standes, in den er hineingeboren wurde, aufzugeben und damit die gottgewollte Ordnung in Frage zu stellen.
    Außerdem habe ich noch nie gehört, dass eine wegen Hexerei Verurteilte in einem Kloster Zuflucht gefunden hätte, und dort genau in dem Bereich eingesetzt wird, wegen dem sie angeklagt worden ist.
    Ebenso dachte ich immer, dass eine Nonne, die die ewigen Gelübde abgelegt hat, von diesen nicht so ohne weiteres entbunden werden kann; und wenn, dann nur aus driftigem Grunde. Ob da das Auftauchen eines Geliebten und der Wunsch, ihn zu heiraten, ausgereicht hätte?
    Und hätte Caris dann nicht der Scheiterhaufen erwartet? Ich dachte, dass das Urteil nur solange ausgesetzt wird, als sie sich im Kloster befindet.
    Mir waren das der Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten zu viele, als dass ich mich für diese Geschichte hätte begeistern können.

  • Ich muss gestehen, dass ich mich so gut wie nicht mehr an Die Tore der Welt erinnern kann :redface: Ich habe mich gestern mit meiner Schwester in einem anderen Zusammenhang über das Buch unterhalten und festgestellt, dass alles weg ist. Dabei hatte ich es damals doch gar nicht so schlecht bewertet :rollen:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Ich muss gestehen, dass ich mich so gut wie nicht mehr an Die Tore der Welt erinnern kann :redface:


    Mir gehts genau gleich. Ich habe meine Postings auf Seite 1 nochmals durchgelesen, aber das hat jetzt auch kein Leuchtfeuer der (Wieder-)Erkenntnis entzündet. Ein GGG-Buch: Gelesen, gelacht, gelöscht (aus dem Gedächtnis) :breitgrins:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Mir ist schon aufgefallen, dass ich mir eher etwas vom Gelesenen merke, wenn ich eine Rezension schreibe und mich so doch intensiver damit auseinandersetze.
    Wenn ich das nicht mache, dann muss ich mich meinen beiden Vorrednerinnen anschließen. Alles weg!
    Aber wenn es Euch auch so geht, ist das wohl doch noch kein Anzeichen von Demenz. Trotzdem finde ich es schade, wenn man sich nicht mal mehr so richtig an die Firguren erinnern kann.