Henning Mankell - Der Chinese

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ophelia.

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    Eine kleine Krititk zu Mankells jüngstem Bestseller:
    Mankell hat schon bessere Bücher geschrieben. Spannung will sich nicht wirklich einstellen. Die Handlung ist mir etwas an den Haaren herbeigezogen.


    EDIT: Betreff angepasst und Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Huhu Nibelung,


    es wäre schön, wenn Du noch ein bisschen detaillierter darauf eingehen würdest, warum Dir das Buch nicht so zugesagt hat. Vielleicht kannst Du auch noch ganz kurz etwas zum Inhalt sagen?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hey,


    eine Rezi im Telegrammstil! :breitgrins:


    Das Ganze bringt mich aber auch wieder auf ein Thema, nämlich das der unbedingt noch zu testenden Krimiautoren/-serien, wozu Mankell auf jeden Fall auch zählt, obwohl man über seine jüngsten Bücher, sprich Die Italienischen Schuhe vor allem, nicht viel Gutes hört. Naja, muss ich mich mal an seine Kurt Wallander-Reihe halten.


  • Das Ganze bringt mich aber auch wieder auf ein Thema, nämlich das der unbedingt noch zu testenden Krimiautoren/-serien, wozu Mankell auf jeden Fall auch zählt, obwohl man über seine jüngsten Bücher, sprich Die Italienischen Schuhe vor allem, nicht viel Gutes hört. Naja, muss ich mich mal an seine Kurt Wallander-Reihe halten.


    Die Italienischen Schuhe ist auch kein Krimi. Dennoch hat mir das Hörbuch dazu sehr gefallen! Da kam wieder die typische melancholische Mankell-Schweden-Einsamkeits-Stimmung rüber. :zwinker:
    Die Wallander-Krimis kann ich dir ans Herz legen, ich habe sie alle gelesen. Obwohl es da auch gewaltige Qualitätsunterschiede bei den einzelnen Folgen gibt. Es empfiehlt sich dennoch, chronologisch vorzugehen, weil private Details nicht zu kurz kommen und so lernt man den Kurt viel besser kennen (und lieben!).



    @ Nibelung:
    Wenn du dir nicht ganz sicher bist, wie du deine Meinung zu dem Buch formulieren sollst, dann kannst du hier mal ein wenig nachlesen! :winken:


  • Huhu Nibelung,


    es wäre schön, wenn Du noch ein bisschen detaillierter darauf eingehen würdest, warum Dir das Buch nicht so zugesagt hat. Vielleicht kannst Du auch noch ganz kurz etwas zum Inhalt sagen?

  • Kann mich @Ophelia anschließen, ich hab auch alle Wallander-Krimis gelesen und die fand ich absolut gut und spannend. Auch die anders gearteten Bücher wie "Die italienischen Schuhe" und "Tiefe" fand ich klasse, insbesondere "Tiefe" war sehr fesselnd und ungewöhnlich. "Die italienischen Schuhe" ist eine schöne Geschichte über das Lebe im allgemeinen und Besonderen (bzgl. der Hautpersonen) , mit sehr schönen Beschreibungen der skandinavischen Landschaft und genau der Stimmung wie sie Ophelia beschreibt :) . Das mag ich auch so an den Büchern ....


    "Kennedys Hirn" hingegen mochte ich überhaupt nicht.


    "Der Chinese" reizt mich natürlich seit es veröffentlicht wurde, werds sicher auch mal lesen ... aber vielleicht warte ich in dem Fall wirklich bis das TB rauskommt oder ich leih es mir, von "Kennedys Hirn" war ich doch arg enttäuscht ...

  • Hallo Valentine,


    gern versuche ich das Buch etwas zu erläutern:


    Im Amerika des 19ten Jahrhunderts treffen zwei Kulturen zusammen. Zum einen, der zum Bau der Eisenbahn, durch die unendlichen Prärien, eingestellte schwedische Aufseher Anderson, zum anderen, zwei chinesische Brüder, die als billige Arbeitskräfte in China entführt wurden.
    Anderson behandelt seine chinesischen Sklaven brutal, ohne jede Menschlichkeit. Nach drei Jahren schaffen es die chinesischen Brüder aus der Sklaverei zu entkommen. Der Weg zurück in ihre Heimat wird ihnen durch englische Missionare geebnet, die in China den christlichen Glauben verbreiten wollen.
    Anfangs sind beide vom Christentum, bzw. vom Glauben der beiden Missionare beeindruckt. Als einer der beiden Brüder stirbt, nimmt er im Sterben sogar das Sakrament der Taufe an.
    Der Überlebende San steht weiter den Missionaren zu Diensten. Aber dann lernt er ein chinesisches Mädchen kennen und lieben, welches in der Mission als Hilfsköchin angestellt ist.




    Die Handung ist meiner Meinung nach zu weit hergeholt. Mankell weist mit Recht auf die korrumpierten Zustände in China hin, aber das

    Das erscheint mir doch etwas überspannt. Dazu fehlt der Handlung über weite Strecken die Dynamik, die der Leser aus frühreren Wallander-Krimis kennt. Einzig der "historische" Einschub, der das Schicksal der chinesischen Brüder behandelt, ließt sich sehr spannend.



    EDIT
    Hallo Nibelung! Ich habe ein paar Spoiler gesetzt, damit auch diejenigen, die das Buch noch lesen wollen, gefahrlos deinen Beitrag lesen können. LG Seychella

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Hallo Nibelung,


    Du hast jetzt aber nicht ernsthaft den Schluß miterzählt, oder?


    Mit einer kleinen Inhaltsangabe und Deiner Meinung beziehungsweise einer kleinen Rezension war dann aber sicherlich etwas anderes gemeint...


    Gruß
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Mir hat der Chinese recht gut gefallen - eine gelungene Mischung dessen, was wir von Mankell kennen. Die Krimianteile des Buches sind anders strukturiert, als wir sie von der Wallanderreihe kennen, es steht nicht die Polizeiarbeit im Vordergrund, sondern die private Geschichte der Richterin Brigitta Roslin, die an sich gar kein Interesse hat, die Geschehnisse aufzuklären. Gerade die Figur der Brigitta Roslin, eine Alt-68erin, finde ich sehr glücklich gewählt. Meiner Meinung nach ist sie nicht deshalb Richterin, um den Handlungsstrang "polizeigemäß" weiterzutreiben, sondern deshalb, weil Mankell auch auf das morbide Rechtssystem in China hinweisen will.
    Die andere Hälfte des Buches ist in dem Stil gehalten, den wir aus seinen Afrika Romanen kennen. Auch wenn mir persönlich die Krimis mehr liegen, muß ich sagen, dass Mankell wieder wasserdicht recherchiert hat und die kulturellen Tatsachen sehr gut darstellt. Das liest sich sicher nicht so locker leicht, aber dazu ist so ein verwobenes Staatssystem wie China auch nicht geeignet. Die Darstellung Chinas, in dem Todesstrafe, Korruption, Niederhaltung der armen Bevölkerungsanteile und Machtstreben ein paar Weniger an der Tagesordnung stehen, ist sehr gut gelungen und gibt, gerade im Vorfeld der olympischen Spiele und deren jetztigem Verlauf schon zu dénken. Bei mir mußte sich das Buch erst einmal setzen.


    Gut gefällt mir auch die Gegenüberstellung unserer Alt-68 mit ihren Werten und Zielen und das Streben einiger Gruppen in China, die mit den gleichen marxistischen Werten versuchen, gegen die Unterdrückung anzugehen. Hier haben wir Europäer eindeutig einen Wissensvorteil, weil wir die Zeiten der RAF usw. schon hinter uns gelassen haben. China versucht hier noch, etwas anderes zu überwinden.


    Insgesamt aber ein gut gelungenes Buch. Ich gebe hier 4ratten , weil ich, als alter Wallander Liebhaber, ihm die dichte Darstellung Chinas doch ein bisserl übel genommen habe. Man muß sich halt drauf einlassen.

    Viele Worte sind lange zu Fuß gegangen, ehe sie zu geflügelten Worten wurden<br />(Marie von Ebner - Eschenbach)<br /><br />http://www.zwergerlhausen.de<br /><br />SUB: 241&nbsp; :-)<br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; - 1 (In Swanns Welt v. Marcel Proust)

  • Endlich habe ich heute mal wieder Zeit, mir Gedanken zu den kürzlich gelesenen Büchern zu machen.
    Hier meine Meinung zu diesem Buch:


    Vor dem Kauf von "Der Chinese" habe ich durchaus gezögert. Grund dafür war hauptsächlich, dass ich seit "Die italienischen Schuhe" Mankell nicht mehr als Autobuy-Autoren ansehen konnte. Dieser Roman war für mich so langweilig, dass ich fürchtete, dieses Buch könnte ähnlich sein.
    Nun ja, letztendlich siegte die Neugier. Für mich ist "Der Chinese" wie eine Rückkehr Mankells. Ich fühlte mich in großen Teilen des Buchs an die frühen Krimis von ihm erinnert, dich ich immer mit großer Begeisterung gelesen habe. Ein grausiger Massenmord in einem kleinen Dorf erschüttert alle. Die Richterin Birgitta Roslin erkennt unter den Opfern die Adoptiveltern ihrer Mutter und nimmt Kontakt zu den Ermittlern auf. Aufgrund ihrer Neugier für den Fall stellt Birgitta zusätzliche Nachforschungen an, die die ermittelnde Polizei allerdings nicht sonderlich ernst nimmt. Immer weiter verstrickt sie sich in den Vorfall und immer gefährlicher werden ihre Ermittlungen.
    "Der Chinese" ist kein reiner Krimi oder Thriller, wie auf dem Buchcover steht, sondern ein vielschichtiges Buch, dass den Leser auch mit auf die Reise nach China nimmt. Ich bin begeistert von der Umsetzung die spannende Handlung mit einer Dokumentation und einer Gesellschaftsstudie zu verbinden. Ich blieb aufgewühlt und schwer beeindruckt zurück und bin sehr dankbar dafür, dass ich nun wieder dem nächsten Buch von Henning Mankell entgegenfiebern kann. Für mich werte ich nach dieser Lektüre "Die italienischen Schuhe" als eindeutigen Ausrutscher.


    Fazit: Lesen und begeistert sein :klatschen:


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Diesen Mankell spontan in ner Buchhandlung gekauft. Ich habe bisher nur die Wallander-Krimis von ihm gelesen und bin jetzt echt mal gespannt, wie mir dieses Buch gefallen wird.


    Gruß suray

    Gruß suray

  • So, nun habe ich den Chinesen gelesen. Ein sehr interessantes Buch. Zunächst startet das Buch wie ein guter, alter Wallander-Krimi nur ohne Kurt - und den habe ich zunächst auch sehr vermisst! Dann wandelt sich das Buch aber sehr und man wird mitgenommen in die USA um 1860, nach China und schließlich sogar noch nach Afrika. Es ist ein Krimi, der aber sehr politisch daher kommt. Ich fand die verschiedenen Handlungsstränge sehr interessant, aber das Ende kam mir dann zu abrupt.


    Also, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Mankell (zumindest als Wallander-Fan), der aber seine Qualitäten hat.


    Von mir dafür
    4ratten


    Gruß suray

    Gruß suray

  • Hallo!


    Jo - was soll ich sagen?: ein Spitzenbuch, oder doch nur Durchschnitt?


    Fangen wir mal so an. Phasenweise hatte ich den Eindruck, dass dieses Buch von mehreren Autoren geschrieben wurde. Der Schreibstil ist sehr unterschiedlich...


    Zunächst beginnt das Buch wie in Krimi. Es handelt von einem Tatort mit mehreren Morden in der "Jetzt-Zeit". Dann wechselt der Handlungsstrang einige Jahrzehnte zurück und verbindet die SChicksale einiger Charaktere untereinander. Soweit noch so gut.


    Doch dann geht das Buch zum eigentlichen Hauptakteur, einem Chinesen über. Hier beginnt auch meine (Negativ) Kritik. Plötzlich wird alles sehr umständlich umschrieben. Es gibt seitenweise Hinweise und Belehrungen über die politischen Zustände in China, insbesonder der Mao-Zeit...


    Der zunächst spannende Krimi mit Ausblick in die Vergangenheit geh über in ein zähes Politbuch. Hier hatte ich gedacht, dass die Autoren gewechselt hätten. Der ganze Schreib- und Lesefluß ist meines Erachtens völlig dahingekommen. Es wurde mir an manchen Stellen zu langweilig: teilweise hätte man das buch auch gegen ein "Rotes Volkslexikon der Volksrepublik china" austauschen können...



    Das Ende ist auch so dahingestolpert: auf 570 Seiten wird alles haarklein ausführlich umschrieben und auf den letzten 30 Seiten findet alles ein jähes Ende. Wird u.a. die Leidenszeit der Charaktere seitenlang umschrieben, so stirbt der Hauptakteur ziemlich einfallslos.


    Alles in allem war das Buch jedoch ok.

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Nach langer Zeit habe ich mich wieder einen Mankell geschnappt, die Wallander-Reihe ist nun (leider) beendet, und mit seinen Afrika-Romanen kann ich nicht viel anfangen, daher habe ich mich schon auf die Lektüre des Chinesen gefreut.


    Enttäuscht wie viele andere wurde ich nicht!
    Die Story beginnt Mankell-typisch mit einer düster-winterlich-blutigen Szenerie in Schweden, 19 Menschen eines kleinen Dorfes wurden auf grausamste Weise ermordet. Trocken und analytisch wie gewohnt, doch spannend schildert Mankell die beginnenden Ermittlungen. Die Richterin Brigitta Roslin, die mir vor dem geistigen Auge immer ein bisschen wie eine weibliche Ausgabe von Kurt Wallander vorkam (kaputte Ehe, lose Beziehung zu den Kindern, schlechte Lebensweise, zu viel Stress, aber auch ein hohes Gerechtigkeitsempfinden), findet heraus, dass sie mit einem Ehepaar, das sich unter den Opfern befindet, entfernt "verwandt" ist und beginnt, ein wenig auf eigene Faust zu ermitteln. Bald schon hat sie einen Verdächtigen ausgemacht und versorgt die hiesige Polizei mit Informationen, die sich allerdings nur mäßig zu interessieren scheint, da sie eigene Spuren verfolgt.


    Man hat sich gerade so eingelesen, da findet diese Passage ein jähes Ende. Mankell nimmt uns mit auf die Reise in die Mitte des 19. Jh. in Amerika und schildert die unmenschlichen Bedingungen, unter der z. T. verschleppte Arbeiter aus China, Afrika etc. schuften müssen. Hier wird das Einzelschicksal eines Mannes relativ ausführlich dargestellt, doch mich persönlich störte es weniger, da Mankell es versteht, eine Dichte Atmosphäre zu schaffen, so dass die Morde in Schweden erst einmal vergessen sind und man interessiert weiterliest.


    Dann schlägt Mankell den Bogen zurück zur Gegenwart und lässt Brigitta Roslin mit einer Freundin nach China reisen. Dort beginnt sie gegen jede Vernunft, nach "ihrem" verdächtigen Chinesen zu suchen, und begiebt sich damit in Gefahr...


    An dieser Stelle habe ich erstmals angefangen mich zu ärgern! Von einer Richterin, die schon einige Lebenserfahrung hat, sollte man wirklich mehr Verstand erwarten können! Auf naive Weise ermittelt sie in China und erlebt dort Dinge, von denen sie nicht gewagt hat zu träumen, als sie noch im heimischen und sicheren Schweden war. Mal abgesehen von ihrer unreflektierten Meinung über ihre rote Vergangenheit. So manches Mal habe ich den Kopf schütteln müssen über ihre Blindheit, und genau diese Unvorsichtigkeit und diese Verkettung von Zufällen ist es, die die Lösung des "Falles" nach sich zieht. Das wirkt im Nachhinein recht konstruiert und ein wenig an den Haaren herbeigezogen, ebenso wie das Motiv, welches man am Ende erfährt. Nichtsdestotrotz ist "Der Chinese" ein gelungener Roman - man kann ihn nicht als klassischen Krimi oder Thriller beschreiben (wenn man Mankells Krimis kennt, lässt einen "Der Chinese" vielleicht irritiert oder auch empört zurück), eher Politroman / Gesellschaftskritik mit kriminalistischer Rahmenhandlung, doch wenn man als Leser auf seine Kosten kommen will, sollte man sich von der Vorstellung lösen, einen Krimi nach Schema F oder in CSI-Manier serviert zu bekommen. Das war nicht Mankells Absicht und daher ist ihm auch kein Vorwurf zu machen. Wer unbedarft an die Lektüre herangeht und kein Problem mit der Darstellung von politischen Zusammenhängen hat, wird sicherlich nicht enttäuscht werden.


    4ratten