Annie Proulx - Herzenslieder

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  • Annie Proulx - Herzenslieder

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    Innentext:


    In elf Erzählungen erkundet Annie Proulx das fiktive Chopping County, eine gottverlassene Gegend in Vermont im tiefsten Neuengland. Hier gehen die Bauern fischen und jagen, weil sie von ihrem Land nicht mehr leben können, oder sie geben das anekdotensprühende Original für Wochenendausflügler und Sommerfrischler aus der Stadt. Es ist ein wortkarger und eigenbrötlerischer Menschenschlag, den Annie Proulx hier treffend und lakonisch beschreibt, die ewigen Verlierer, die sich gegen alles Neue verbissen zur Wehr setzen, Menschen, die mit einem Gewehr besser umgehen können als mit einem Computer und die ein archaisches Verhältnis zur Natur haben.
    Rache, Bosheit, Gier, Leidenschaft - was die Menschen hier antreibt, ist so elementar wie die Landschaft.


    Meine Meinung:


    Der Innentext verspricht viel - und leider zuviel.
    Proulx ist eine gute Beobachterin und beschreibt genau, die Handlungen verschiedener Menschen. Auch die Landschaftsbeschreibungen finde ich sehr gelungen und man fühlt sich direkt dort hineinversetzt. Wie ich fand, waren es aber für Kurzgeschichten, die ca. 17 Seiten lang waren, zu viel Landschaft und zu wenig Menschen.
    Die Personen blieben mir immer fremd. Ich konnte mich nicht in sie hineinversetzen und auch ihr Ergehen war mir sehr egal. Der Großteil der Geschichten hat mich daher auch nicht richtig angesprochen. Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt.
    2ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Annie Proulx - Herzenslieder


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    Bisher habe ich fünf der elf Erzählungen gelesen. Die Naturbeschreibungen und die Atmosphäre, die Proulx schafft, finde ich großartig. Sehr stimmig und dicht. Ihre Protagonisten versetzen mich allerdings in schlechte Stimmung, da es sich durchweg um hinterhältige, hoffnungslose und verlorene Gestalten handelt. Entweder sorgen sie aktiv dafür, die Welt zu einem schlechteren Ort zu machen, oder sie sind durch zahlreiche Schicksalsschläge gelähmt.


    Im Folgenden ist der erste Satz jeweils eine kurze spoilerfreie Zusammenfassung der Erzählung. Mein Leseeindruck verrät hingegen etwas darüber, welche Stimmung bei mir hervorgerufen wurde, und ist dadurch unter Umständen nicht ganz spoilerfrei (auch wenn ich nichts der Handlung verrate!)


    Auf dem Antler - Im Mittelpunkt steht die Rivalität zweiter alter Männer, die seit ihrer Kindheit besteht, über die Jahre unterschwellig wächst und schließlich einen Höhepunkt findet.

    Bei dieser Erzählung war ich noch guter Dinge, habe die Naturbeschreibungen genossen und gespannt auf das Ende gewartet. Die durchtriebene Boshaftigkeit des einen Mannes und die lähmende Hilflosigkeit des anderen sind plastisch beschrieben, so dass mich das Ende frustriert hat.

    Stone City - Ein Eigenbrötler, der durch einen schweren Schicksalsschlag dazu geworden ist, wird von der Vergangenheit verfolgt.

    Durch die erste Erzählung gewarnt, habe ich auf den "Paukenschlag" gewartet, der sich auch irgendwann abzeichnete und mich trotzdem voll erwischt hat.

    Grundgestein - Ein Witwer heiratet erneut, allerdings wendet sich sein Leben nicht wie erhofft zum Guten.

    Entweder war ich inzwischen etwas abgestumpft, oder die Protagonisten sind tatsächlich mit weniger Tiefe beschrieben, denn ich habe erwartet, was tatsächlich eingetreten ist und war nicht schockiert. Abgesehen vom letzten Erzählabschnitt, der mich durch seine Andeutung wieder hinterrücks erwischt hat.

    Eine Pechsträhne - Ein kurzer Einblick in Ereignisse, mit denen eine Familie konfrontiert wird.

    Die Beschreibung alltäglicher Momente liegt Proulx genau so wie Naturbeschreibungen. Das bereits eingetretene und drohende Unglück wird diesmal jedoch weniger intensiv transportiert, vermutlich auch, weil die Charaktere blass bleiben.

    Herzenslieder - Snipe will nach mehreren Gelegenheitsjobs sein Geld mit Kneipenmusik verdienen. Durch eine Zeitungsanzeige trifft er auf die Familie Twilight, verliert sich in der kraftvollen Musik der Familie und stellt sein Leben auf den Kopf.

    Die Beschreibung der Musik bildet diesmal den Kern der Erzählung, während der Taugenichts auf die "Hillbilly"-Familie hinab blickt und Dummheiten anstellt. Eine insgesamt eher schwache Geschichte.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Der wolkenlose Tag - Santee soll einem Stadtmenschen die Waldhuhnjagd beibringen.

    Die Streifzüge durch den Wald, der Umschwung des Wetters und die innere Zerrissenheit sind realistisch dargestellt. Wieder handelt es sich beim Protagonisten um eine verlorene Gestalt, die sich ausnutzen lässt.

    In der Grube - Blue will die Hütte im Wald wieder herrichten, nachdem sie von Vandal verwüstet würde.

    Ein weiterer selbstgerechter Verlierertyp, der mir auf die Nerven ging, sowie eine Erzählung, deren Sinn sich mir verschloss.

    Die gelben Sümpfe - Zwei Männer - der eine wurde von seiner Frau verlassen, der andere musste seine einweisen lassen - gehen auf einen Angelausflug.

    Die Beschreibungen der Sümpfe gefielen mir sehr. Der innere Kampf und Absturz des Erzählers wiederum wirkte übertrieben.

    Elektrische Pfeile - Erinnerungen der Erzählerin an Verwandte und die Zeit, als das Farmhaus noch der Familie gehörte.

    Anfangs etwas wirr steuert diese Erzählung, die wieder einige Schicksalsschläge beinhaltet, auf ein Ende zu, das über eine gewisse bittersüße Komik verfügt.

    Ein Mord auf dem Land - Ein Mord, Ehebruch, Trostlosigkeit.

    Diese Erzählung habe ich nur quergelesen und vielleicht sind mir deswegen die Zusammenhänge entgangen. Ist sie ist einfach wirr.

    Negative - Neureiche treffen auf gescheiterte Existenzen.

    Die Anmaßung der einen, die Resignation der anderen, die Ziel- und Hoffnungslosigkeit aller. Bedrückend.


    Die beschreibenden Passagen, vor allem der Natur, gefielen mir auch in den weiteren Erzählungen gut. Insgesamt erschienen mir die Texte jedoch zunehmend belanglos. Die schlechte Laune, die durch die ersten Erzählungen hervorgerufen wurde, wich zunehmend Langeweile. Somit leider eine überflüssige Lektüre.


    2ratten

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

    Einmal editiert, zuletzt von Breña ()

  • Breña : war das Dein erstes Buch von Proulx?


    Ich habe letztes Jahr erneut festgestellt, dass ich zwar ihre Themen interessant finde, aber ihren Stil nicht mag.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine Vor einigen Jahren habe ich "Schiffsmeldungen" gelesen, das mir ganz gut gefiel. Ich kann mich zwar kaum noch daran erinnern, aber es gab mehr von den Naturbeschreibungen.

    "Herzenslieder" ist deswegen auf meinen SuB gelandet, gar nicht mal wegen anderer Rezis und schon gar nicht aufgrund des Klappentexts. Nun ist die Frage, ob mir die Schiffsmeldungen heute noch genauso gut gefallen würden.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges