Halldór Laxness - Am Gletscher

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung
    Im äußersten Westen Islands liegt der Snaefellsgletscher, an seinem Fuße versieht Pfarrer Jon Primus sein Amt. Doch die Seelsorge, die er den Menschen (und Tieren) angedeihen lässt, ist von ganz eigener Art. Was dem Bischof davon zu Ohren kommt, gibt Anlass zur Besorgnis: Der Mann repariere die Kirche nicht, taufe die Kinder nicht, beerdige die Toten nicht. Und was hat es mit der Leiche auf sich, die auf den Gletscher geschafft worden sein soll? All dies zu erkunden ist keine leichte Aufgabe für den jungen Theologen, der sich als Vertreter des Bischofs - kurz "Vebi" - mit Tonbandgerät und Stenoblock in die Abgeschiedenheit des Gletschers begibt. Er macht skurrile Bekanntschaften, hört sagenhafte Erzählungen und wird in krude Dispute verwickelt. Und er trifft auf die "Wahrheit", die sich nicht protokollieren lässt.


    Meine Eindrücke
    Der Bischof in Reykjavik ist besorgt, soll doch gar nicht so weit weg von der Hauptstadt ein Sprengel existieren, in dem sich der Pfarrer nicht um seine Schäfchen und seine Amtsgeschätfe kümmern soll. Der Bischof entsendet einen jungen Mann zum Snaefellsgletscher, der, ausgerüstet mit Stenoblöcken und Tonbandgeräten, die Seelsorge am Gletscher protokollieren und dokumentieren soll. Mehr nicht, urteilen will der Bischof nach Aktenlage selber. Der junge Vertreter ist ein unbedarfter Mann, der mit der schrägen Philosophie der Menschen am Gletscher gar nichts anfangen kann und schneller in Verwirrung gerät, als es ihm lieb ist.


    Ich habe es gemeinsam mit anderen hier in einer Leserunde gelesen (Link zur Leserunde) und selbst nach einer ganzen Reihe von Diskussionen bleibt viel Raum für Spekulation. Ein Thema ist sicher die Frage, ob die christliche Kirche noch den Menschen nahe ist oder sich inzwischen hinter zuviel Theorie und Weltfremdheit verbirgt. Eine anderes Thema ist sicher, ob verschiedene religiöse Anschauungen besser sind als andere. Drei seltsame Ausländer und ihr charismatischer Anführer stiften mit neuen Erweckungsideen großes Durcheinander beim bischöflichen Vertreter, genannt Vebi. Auch Ideen aus anderen Religionen tauchen auf und werden ganz selbstverständlich in den Gesprächen eingepflegt. Als die lange verschollene Ehefrau des Pfarrers auftaucht, verliert der Vertreter, dessen Namen man im ganzen Roman nicht erfährt, völlig den Überblick über das was ist, sein könnte oder sein sollte.


    Nicht unbedingt leichte Kost, aber ich fand es bemerkenswert, wie das Thema angepackt wird. Viele Szenen sind komisch oder surreal. Die Dialoge nehmen unvorhergesehene Wendungen, mehr als einmal bekommt man das Gefühl, die Personen redeten hoffnungslos aneinander vorbei. Laxness liefert mit diesem Buch eines, das man nicht nur einmal lesen sollte. Obwohl viele Aspekte auch einige Tage nach der Lektüre noch offen sind und das Buch einen weiteren Durchgang braucht, gibt es doch recht viele Sterne von mir. Nicht zuletzt auch aus dem Grund, weil ich dieses Buch so gut fand, dass ich es wirklich noch einmal lesen werde. Und das können wahrlich nicht viele Bücher mit offen gebliebenen Fragen von sich behaupten.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa