Bernhard Jaumann - Die Drachen von Montesecco

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    Kurzbeschreibung
    Das beschauliche Leben in Montesecco gerät durcheinander, als sich der alte Benito Sgreccia drei Huren aus Rom kommen lässt, drei Tage hemmungslos prasst, sich am vierten Tag in den Herbstwind setzt und stirbt. Nur Gianmaria Curzio, der den Tod seines besten Freundes schwer verkraftet, vermutet ein Verbrechen und forscht nach. Als bekannt wird, dass der Tote ein unbegreifliches Vermögen hinterlassen hat. wittern die anderen Dorfbewohner die Chance ihres Lebens. Kurz darauf wird der achtjährige Sohn Catia Vannonis entführt, ein verschlossener Junge, der nur mit seinem Papierdrachen glücklich ist. Jeder im Dorf fragt sich, wer der Kidnapper ist, der Sgreccias Millionenerbe erpressen will. Einen Mord und viele Verdächtigungen später weist ein Papierdrachen am Himmel den Weg zum Entführer.


    Meine Eindrücke
    Montesecco steht Kopf: Kaum wird bekannt, dass Benito Sgreccia ein Millionenerbe hinterlassen hat, übt sich jeder in waghalsigen Träumen über eine finanziell gesicherte Zukunft: Windparkanlagen, Sanierungen, neue Kirchenbänke, eine Corporate Identity für das Dorf oder Wellness-Oasen für Touristen. Selbst Benitos "Hostessen" versuchen, nach dessen Tod ein letztes Mal in den großen Topf zu langen. Die Erben müssen doch einfach einsehen, dass einfach alle am unverhofften Geldsegen geradezu teilhaben müssen, oder? Doch plötzlich verschwindet Catias Sohn Minh. Das hart umkämpfte Erbe scheint die einzige Quelle, um das Leben des Jungen zu retten und die Erpresserforderungen zu erfüllen. Auch, wenn es kaum einer aussprechen mag, aber der Täter muss einer aus den eigenen Reihen sein.


    Das Erbe löst nicht nur einen spannenden Machtkampf aus, sondern führt fast jeden Einwohner Monteseccos an seine Grenzen: Wenn genug Geld auf dem Spiel steht, bricht die schöne Ordnung zusammen und jeder kann sich in den Augen des Nachbarn in einen eiskalten Verbrecher verwandeln - so schildert der Entführer treffend, was sich tagelang in den Köpfen der Einwohner zu einer harten Bewährungsprobe für das ganze Dorf zementiert hat. Das Geld löst eine Lawine übler Verdächtigungen aus, die selbst zufällige Pannen und ganz natürliche Reaktionen zu perfide geplanten Anschlägen mutieren lassen. Die Gier demontiert Montesecco beinahe.


    Selten lasse ich gerade mal fünf Bücher passieren, bevor ich einen weiteren Teil einer Serie zur Hand nehme - meist sind es sehr viel mehr. Bei der Montesecco-Reihe konnte ich nicht anders und ich finde, es hat sich sehr gelohnt. Der zweite Band legte in meinen Augen sogar noch einen drauf. Nicht nur das enge Zusammenleben im kleinen Montesecco erhält eine sehr lebendige Form; hinzu kommen die hervorragend beschriebenen (Sehn)Süchte, die immer wieder die Kontrolle über die sonst eher bescheiden lebenden Bewohner übernehmen.
    Besonders gefallen hat mir, wie Jaumann die Erzählung mit den Schilderungen des Täters abwechselt. Was zu Beginn in den ersten Passagen recht harmlos scheint, entwickelt sich allmählich zu einem hinterhältigen Spielchen, dass der Täter mit dem achtjährigen Jungen treibt.


    Am Ende steht Montesecco mit leeren Händen da, die Entlarvung des Täters schockiert und fordert bei den Dorfbewohnern viel Nachdenken ein. Aber Montesecco wäre nicht Montesecco, wenn man die Erfahrungen nicht zu etwas Gutem ummünzen könnte.
    Wie schön zu hören, dass es auch noch einen dritten Teil gibt, wenn es auch der letzte sein soll.


    5ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa