Kirsten Schützhofer - Die Kapelle der Glasmaler

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    Titel: Die Kapelle der Glasmaler
    Autor: Kirsten Schützhofer


    Allgemein:
    720 S.; Diana Taschenbuch; 2008; 8.95 €



    Inhalt:
    Frankreich um das Jahr 1241:


    Ein junger Mann, trifft im Wald auf den Glasmaler Clément und dessen Familie, er rettet ihm das Leben und gemeinsam ziehen sie weiter nach Paris. Dort möchte Clément seinen Traum erfüllen. Er möchte unbedingt beim Bau unter königlichem Befehl stehenden Sainte Chapelle mitwirken. Doch da holt ihn die Vergangenheit ein, Thomas, der Mann den seine Frau Edwige fast geheiratet hätte, ist ebenfalls in der Stadt. Und Clèment ist ausgerechnet auf ihn angewiesen. Doch Thomas hat nicht vergessen und hat nur darauf gewartet sich endlich rächen zu können...
    Doch auch Ghislain, der junge Mann aus dem Wald, wird von seiner Vergangenheit nicht losgelassen. Als Jongleur - eine Art fahrender Sänger und Dichter - verdient er sich seinen Lebensunterhalt, doch da ist immer wieder ein Alptraum der ihn heimsucht und weshalb versucht ihn jemand zu töten?
    Während die Kapelle immer mehr Konturen bekommt webt das Schicksal am Leben der Figuren...


    Meine Meinung:
    Ich hatte es Anfangs etwas schwer in den Roman zu finden, wobei ich nicht so recht sagen kann woran dies lag. Aber plötzlich packte mich die Geschichte und hat mich nicht mehr losgelassen. Ich tauchte ein und war darin wie gefangen.
    Die Beschreibungen der Autorin sind sehr lebendig, man ist richtig mitten drin. Die Gerüche, die Geräusche, alles ist um einen herum. Ich hatte oft das Gefühl eine Stille Beobachterin zu sein die, die Figuren im Roman von ferne betrachtet.


    Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre. Oft kommt es in Romanen vor, das man dies nicht so recht nachvollziehen kann. Der Autorin ist es aber gelungen fließende Übergänge zu erschaffen, die den Schnitt nicht zu radikal erscheinen lassen. So erlebt man die Zeit und die Veränderungen der Figuren mit hat aber auch nicht das Gefühl es würde langatmig oder zu hektisch.
    Ich hatte zeitweise das Gefühl fast schon einen Krimi zu lesen. Die Spannung war manchmal fast nicht mehr auszuhalten. Nach und nach fügen die einzelnen Mosaiksteinchen zu einem Ganzen, erst ganz am Ende fügt sich alles logisch zusammen. Es ist wie ein Glasbild in diesem Roman (sicher auch von der Autorin beabsichtigt) das nach und nach entsteht. Erst wenn alle Glastücke zusammengefügt werden und man dann zurücktritt erkennt man das Ganze.


    Viele der Figuren wuchsen mir ans Herz, selbst wenn sie nicht unbedingt zu den „Guten“ gehörten mochte ich sie. Es gibt hier kein schwarz und weiß, so einfach macht es uns Kirsten Schützhofer nicht. Jede dieser Figuren hat ihre Beweggründe, warum sie so ist wie sie ist, im Grunde sind sie zu bedauern auch wenn man versteht weshalb die auch gehasst werden. Auch die Hauptfiguren handeln nicht immer so wie man es gerne hätte. Die Figuren wirken extrem lebendig, eben weil nicht in eine Klischeekiste gegriffen wurde. Vielmehr hat man das Gefühl hier Menschen zu erleben, Menschen die es gegeben haben könnte. Das sorgt natürlich dafür das auch die Handlung lebendig bleibt. Dafür sorgen auch die schon erwähnten Beschreibungen der Hintergründe, nicht immer stechen sie sofort ins Auge aber ohne sie würde das Buch ganz anders wirken. Auch sonst wurden Klischees umgangen, ein Friedefreudeeierkuchenende sucht man hier vergebens. Gut hi und da wird schon auch in die Autorentrickkiste gefasst *g* aber das stört das Gesamtbild nicht da es sich sehr gut einfügt.


    Die Geschichtlichen Hintergründe haben mich dabei auch sehr fasziniert und angesprochen. So hat man auch immer eine Art Rahmen der einem hilft sich in die beschriebene Zeit einzufühlen.


    Die Kapelle der Glasmaler ist ein recht melancholisches Buch, mir persönlich hat das sehr gefallen. Der Stil der Autorin hat sich weiterentwickelt und verfeinert.
    Ich glaube nicht das mich die Figuren so schnell loslassen werden. Ich habe das Lesen jedenfalls sehr genossen und hoffe der Roman wird noch viele begeisterte Leser finden!


    5ratten

  • Bei mir war es gerade umgekehrt. Mich hat der Roman am Anfang in seinen Bann gezogen , etwa der Aufbruch von Clement mit seiner Familie nach Paris, der Überfall unterwegs oder auch das Heranwachsen von Ghislain beim Jongleur. Die Schilderungen sind so lebendig, dass man die Figuren bildhaft vor sich sieht. Allerdings hatte ich mir erwartet, mehr über den Bau der Sainte Chapelle zu erfahren. Und so hat mich die anfängliche Begeisterung im Laufe der Lektüre verlassen, und gegen Ende hat mich das Schicksal der Protagonisten nicht mehr wirklich berührt.


    Das anfängliche Niveau hat die Autorin leider nicht bis zum Schluss durchgehalten.


    Dennoch ein Roman, der durchaus für einige schöne Lesestunden sorgt.

  • @sue
    Ich finde den Klappentext etwas irreführend, da könnte man etwas ganz anderes erwarten. Deshalb hab ich auch einen eigenen Text dazu geschrieben. Ich sehe den Bau der Kapelle als Rahmenhandlung die den Grund bildet weshalb ein Teil der Figuren überhaupt nach Paris kam. Ohne den Bau gäbe es einen Großteil der Handlung gar nicht. Aber es kommt ja auch oft darauf an was man genau von einem Buch erwartet.
    Schade das Dir das Buch nicht so gefallen hat.

  • Mit der Rahmenhandlung hast Du sicher recht.
    Ich habe die Sainte Chapelle vor einigen Jahren bei einem Parisaufenthalt besucht und war restlos begeistert von diesem Meisterwerk menschlicher Baukunst. Sie hat wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, obwohl ich nicht religiös bin, und deswegen wollte ich unbedingt wissen, wie dieses Wunder zustande kam.
    Das war wohl die Wahl der falschen Lektüre, aber oft vermitteln auch Romane einen guten Einblick in die Entstehung solcher Bauwerke. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, kann das Ken Follett sehr gut.


    Hätte ich Deine Rezi vor dem Roman gelesen, wäre ich sicher anders an das Buch herangegangen.


    Liebe Grüße, Sue.

  • Ich habe das Buch gerade auf leserunden.de gelesen und es hat mich sehr begeistert. Hier ist meine Meinung dazu:


    In dem Roman „Die Kapelle der Glasmaler“ lernen wir auf der einen Seite einen Glasmaler mit Familie kennen auf dem Weg zu einer neuen Baustelle in Paris, der Kapelle Sainte-Chapelle, und auf der anderen Seite einen kleinen Jungen, der auf fürchterliche Weise seine Heimat verliert und jahrelang schon auf der Suche nach seiner Identität ist. Die Wege der beiden kreuzen sich auf schicksalhafte Weise, verlieren sich aber auch wieder. So wie man sich bei mancher Begegnung, die man selber hat, immer mal wieder fragt, was der andere wohl tut, ohne jemals wieder von ihm zu hören, so bleibt auch hier eine gedankliche Verbindung und auch wenn sie immer geringer wird, so schließt sich doch für mich am Ende der Kreis.


    Dazwischen nehmen wir Leser aber am teilweise schweren Schicksal von beiden Parteien teil und ich empfand dabei beide Erzählstränge gleichwertig, hätte mich manchmal am liebsten zerrissen, um beide Schicksale gleichzeitig weiter zu verfolgen. Doch es geht nicht nur um diese beiden Personen und ihre Familien, denn einige andere sind jeweils mit betroffen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass es keine wirkliche Hauptperson gab, sondern alle eine besondere Bedeutung und Wertigkeit hatten, alle waren mir wichtig. Auch die Nebenfiguren waren so intensiv und detailliert beschrieben, dass ich sie direkt vor mir sah und ich mich für sie und ihr Schicksal genauso interessierte.


    Überhaupt ist es eine große Stärke von Kirsten Schützhofer, Figuren und Schauplätze zum Leben zu erwecken. Im ihrem ersten Buch „Die Tochter des Advokaten“ bzw. „Die Farbe der Revolution“ war mir schon auf den ersten Seiten aufgefallen, wie durch ihre Beschreibungen der Umgebung und des „Drumherums“ ein Film im Kopf ablief. Und so war es auch hier im Buch wieder (und ich meine sogar verstärkt) dass durch kleine, wie nebenbei erwähnte Details, wie z. B. wild klappernde Schilder, ein Lehrjunge, der einen Ellbogen ins Gesicht bekommt, Holzeimer, die einfach stehengelassen wurden, etc. das Gefühl entsteht, mitten in der Geschichte zu sein. Sogar den Geruch der Stadt oder der Kräuter im Kloster (und leider auch der Fäulnis und der Krankheit :zwinker:) konnte man riechen. Genauso erging es mir mit den Personen selbst und ihren Gedanken und Handlungen. Ihre Emotionen waren so gut zu spüren, dass mir das ein oder andere Mal vor Traurigkeit ein Kloß im Hals saß oder ich selbst zusammen mit den Protagonisten tief getroffen war von den Geschehnissen


    Die Personen selbst waren sehr vielschichtig, liebevoll erarbeitet und wirkten sehr realistisch. Es fiel sehr leicht, sie liebzugewinnen, sie zu bedauern oder auch sie nicht zu mögen, wobei auch die böseren Charaktere nicht einfach nur böse waren, sondern auch teilweise einen emotionalen Hintergrund hatten, mit dem man sich auseinandersetzen konnte. Und auch die „Guten“ hatten ihre Schwächen und Fehler. So waren ihre Handlungen nicht immer vorhersehbar, aber egal was sie taten, man konnte es oft nachvollziehen. Manchmal stand man aber auch einfach nur fassungslos vor dem was da passierte. Manche Entwicklung war am Ende nicht nach dem typischen Happy-End-Schema, aber gerade das hat mir sehr gut gefallen, denn ein bisschen Traurigkeit, ein bisschen Unwissenheit, ganz viel Hoffnung, Raum für eigene weiterführende Gedanken fand ich hier sehr gut.


    Zwischen den Handlungen zogen sich kleine Kapitel durch die Geschichte, deren Bedeutung sich im Laufe des Romans erschloss, aber besonders durch die detaillierten Beschreibungen über die Glasmalerei für mich eine besondere Ruhe ausstrahlten, es mir ermöglichten, kurz Atem zu schöpfen. Mir wurde immer ganz warm, wenn ich der jungen Frau bei ihrer ruhigen Arbeit mit den Farben über die Schulter schauen konnte.


    Vervollständigt wird der Roman durch ein sehr interessantes Glossar, das noch mehr Einblick in die Arbeit an den gigantischen Fenstern gibt.


    Für mich ist dieser Roman ein besonderes Leseerlebnis gewesen und Kirsten Schützhofer endgültig zu einer Autorin geworden, deren Bücher ich in Zukunft blind kaufen werde, so sehr begeistert mich ihr Schreibstil.


    5ratten

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    Klappentext:


    Frankreich um 1241: Einmal in seinem Leben will der Glasmaler Clément etwas schaffen, das der Schönheit Gottes angemessen ist. Und so zieht er mit seiner Familie nach Paris, um an der Erbauung der königlichen Sainte Chapelle mitzuwirken. Doch er wird diesen Traum teuer bezahlen - denn in der Kapelle der Glasmaler begegnet er Thomas, einem alten Widersacher um die Liebe von Cléments heutiger Frau Edwige. Dieser hat die damalige Zurücksetzung nie verwunden - und wittert die Gelegenheit zur Rache ...


    Meine Meinung:


    "Die Kapelle der Glasmaler" ist mein erstes Buch von Kirsten Schützhofer und wusste daher noch nicht, was mich erwarten wird.
    Schon die ersten Seiten haben mich neugierig gemacht und mich in die Geschichte hineingezogen, sodass ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen.


    In dem Buch werden zwei Geschichten erzählt.
    Einmal von dem Glasmaler Clément, der mit seiner Familie Edwige, Jehanne, Lise und Margaux nach Paris ziehen, damit er sich seinen größten Traum erfüllen kann: Am Bau der Sainte-Chapelle mitzuarbeiten.
    Der Leser begleitet ebenfalls den Jongleur Ghislain auf seinen Wegen. Dieser ist auf der Suche nach seiner Familie, nach seinen Wurzeln.


    Beide Erzählstränge haben mir sehr gut gefallen und ich wollte wissen, wie es denn mit ihnen weitergeht ohne einen Strang zu bevorzugen.
    Die Schicksale der einzelnen Personen haben mich sehr berührt und mir mehr als einmal hatte ich Tränen in den Augen.


    Kirsten Schützhofer hat ihre Charaktere sehr realistisch gezeichnet und waren nicht nur "Gut" oder "Böse", sondern wiesen mehrere Facetten auf. Auch Nebenfiguren wurden sehr gut herausgearbeitet und man hat auch mit ihnen mitgefiebert. Man merkt, dass sich die Autorin sehr viel Mühe gemacht hatte.
    Die ganze Geschichte wurde mit vielen kleinen und großen Details ausgestattet, sodass sich in meinem Kopf ein kleiner Film abgespielt hatte.


    Die Szenen, die sich mit der Glasmalerei beschäftigten, fand ich sehr interessant, vorallem da ich mit diesem Thema bisher nichts am Hut hatte.
    Am Ende des Buches befinden sich noch ein paar Informationen zu dem Bau der Kapelle, historischen Persönlichkeiten, etc. worüber ich mich sehr gefreut hatte.


    Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Es ist sehr gut recherchiert, spannend, traurig, Figuren mit denen man mitfiebern kann, in die Geschichte abtauchen kann, etc.
    Für mich ein rundum gelungener historischer Roman und ich freue mich schon sehr darauf, noch mehr von der Autorin zu lesen.
    5ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Inhalt: Angesiedelt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts rund um den Bau der Sainte Chapelle erzählt Kirsten Schützhofer eigentlich zwei Geschichten. Da gibt es den Glasmaler Clément aus Chartres, der bei diesem Bauwerk unbedingt mitwirken will und sich deshalb mit seiner Frau Edwige und den drei Töchtern Lise, Jehanne und Margaux auf den Weg nach Paris macht. Sie fallen einem Wegelagerer in die Hände, der sie bestiehlt und Clément schwer verletzt und ohne die Hilfe des jungen Jongleurs Ghislain wäre die Reise wohl zu Ende gewesen. In Paris angekommen erlebt die Familie eine böse Überraschung: Für Clément gibt es eigentlich keine Arbeit, er muß zunächst Hilfsdienst verrichten, und als er schließlich in seinem Fach werken kann, ist es ausgerechnet in der Hütte von Thomas, der vor Jahren selbst Edwige heiraten wollte. Während sich Clément in seiner Arbeit für die Kapelle verliert und sich von seiner Familie, mit Ausnahme der künstlerisch begabten Jehanne, immer weiter entfernt, braut sich über den Frauen Thomas' Rache zusammen. Die zweite Geschichte dreht sich um Ghislain, der offensichtlich aus guter Familie stammt, aber als Kleinkind verloren ging, keine Erinnerung an seine Familie hat und von einem Jongleur aufgezogen wurde. Um seine Herkunft rankt sich ein Geheimnis und er wird gesucht, ohne daß er versteht, warum und welche Rolle er spielt.



    Meine Meinung: Wieder ist es Kirsten Schützhofer gelungen, die Atmosphäre hervorragend einzufangen und zu vermitteln, oftmals durch den Blick für Kleinigkeiten wie liegengelassene Gegenstände, zufällige Bewegungen und ähnliches. Dabei werden, soweit das mit einem Buch möglich ist, durchaus alle Sinne bedient, so daß der Leser sich mitten in das trubelige Paris der Zeit versetzt fühlen kann. Auch die Personen fügen sich hier sehr gut ein, agieren glaubwürdig und sind nie eindimensional. Manch einem würde man gerne den Hals umdrehen, aber selbst für die „Bösen“ kommt auch mal Mitleid auf. Und auch den ein oder anderen „Guten“ würde man zwischenzeitlich gerne mal schütteln, um ihn zur Vernunft zu bringen. Einige Male mußte ich auch heftig schlucken, die Autorin hat wenig Hemmungen, ihre Charaktere ordentlich leiden zu lassen.


    Die Erzählung wechselt ständig zwischen den beiden Erzählsträngen hin und her, was mich oftmals stört. Auch hier hätte ich meist gerne die eine Gruppe weiterverfolgt, war zur gleichen Zeit froh, auch wieder von der anderen zu lesen, so daß ich die „Atemlosigkeit“, die sich aus dieser Erzählweise ergibt, gerne in Kauf genommen habe. Vor allem die Geschichte um Ghislain bietet viel Anlaß zum Rätselraten über die Hintergründe. Der ein oder andere Hinweis ist eingestreut, aber diese sind so dezent, daß man sie auch leicht überlesen kann und sich hinterher über die Auflösung wundert. Hier wäre etwas mehr wirklich mehr gewesen und hätte die Spannung sicher nicht geschmälert.


    Durch die Einteilung in sieben Teile mit Jahresangaben weiß man als Leser immer genau, wo man sich im Zeitablauf gerade befindet und die Kapitel innerhalb dieser Teile sorgen für lesefreundliche Abschnitte. Ein Anhang mit Eckdaten zum Bau der Kapelle, einem Glossar und einem Nachwort der Autorin bilden eine willkommene Ergänzung.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo Ihr Lieben,


    obwohl die Leserunde doch schon einige Zeit zurück liegt, hier jetzt auch endlich meine Meinung:


    Ghislain reist als Jongleur durch Frankreich. Er hat keine Erinnerung mehr an seine Kindheit und ist auf der Suche nach seiner Familie. Als er aber endlich das Geheimnis lüftet, erwartet ihn nicht das, was er sich vielleicht gewünscht hat.
    Gleichzeitig zieht der Glasmaler Clément mit seiner Familie nach Paris, um dort an der Erstehung der Sainte Chapelle mitzuwirken. Jedoch hat Paris für die Familie einige böse Überraschungen parat und sie müssen eine ziemlich schwere Zeit durchmachen.


    Der Einstieg in das Buch ist zuerst sehr verwirrend. Es tauchen lauter Personen auf, die im Klappentext überhaupt nicht erwähnt werden und die ersten Seiten war ich mir nicht so sicher, ob der Klappentext überhaupt etwas mit dem Buch zu tun hat! ;)
    Dann jedoch werden die Stränge zusammen geführt und der Roman nimmt an Fahrt auf. Nachdem dann die Hauptpersonen einen kleinen Weg zusammen zurück gelegt haben, trennen sich ihre Wege wieder und der Roman springt zwischen den Handlungssträngen hin und her, was den Roman ganz schön an Fahrt aufnehmen lässt und teilweise mit ganz schön bösen Cliffhangern aufhört.
    Ich konnte da oft das Buch schwer mehr auf die Seite legen und konnte mich auch immer schwer entscheiden, welchen Handlungsstrang ich lieber weiter verfolgen möchte. Bis zum Schluss konnte ich mich da nicht festlegen.


    Die Figuren sind alle sehr detailliert beschrieben und man kann sich sehr gut in sie hinein versetzen. Es gibt im gewissen Sinne keine eindeutige Hauptfigur. Ziemlich vielen Figuren wird sehr viel Raum in dem Buch eingeräumt und man leidet und freut sich mit fast jeder Figur mit. Die Beweggründe und Lebenswege jeder Figur werden doch ziemlich ausführlich beleuchtet und man kann bei vielen Personen verstehen, warum sie wie gehandelt haben.


    Eine sehr große Hauptrolle in dem Buch wird eindeutig der Glasmalerkunst zugeschrieben. Man lernt viel über Glas, das Bearbeiten von Glas und wie diese herrlichen bunten Fenster schön langsam erstehen. Diese Einblicke haben mir sehr gut gefallen und ich betrachte jetzt alte Fenster in Kirchen etc. mit ganz anderen Augen, als vor der Lektüre des Romans!


    Leider muss ich gestehen, dass mich das Ende des Buches nicht so ganz überzeugt hat. Vieles blieb offen und war für mich nicht so klar erkennbar, wie das zusammen gehört. Außerdem hat der Roman auch für die Hauptfiguren insgesamt ein eher offenes Ende, dass für einige Leser bestimmt sehr schön ist. Ich gehöre jedoch zu den Lesern, die eigentlich lieber einen runden Schluss am Ende mögen und daher habe ich mich damit sehr schwer getan.
    Viele Hintergründe wurden mir auch erst durch die Antworten in der Leserunde klar.


    Alles in allem aber trotzdem ein sehr schöner Roman, der in mir auf jeden Fall den Wunsch geweckt hat, dass ich mir die Sainte Chapelle in Paris bald mal wieder viel intensiver ansehen muss! :zwinker:


    Insgesamt vergebe ich 3ratten.


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Und noch meine Meinung:


    Inhalt:
    Frankreich, im 13. Jahrhundert. Der Glasmaler Clément und seine Familie ziehen nach Paris, da Clément an der Sainte Chapelle mitwirken und so ein Kunstwerk für Gott schaffen will. Dort angekommen, begegnet er Thomas, einem anderen Glasmaler. Dieser hasst Clément, weil Edwige ihn geheiratet hat – Thomas wäre nämlich selber gerne ihr Mann geworden.
    Der zweite Erzählstrang handelt vom Jongleur und Artisten Ghislain, der durch das Land zieht und von der Hand in den Mund lebt. Er hat als Vierjähriger seine adlige Familie verloren und fängt im Erwachsenenalter an, sie wieder zu suchen.


    Meine Meinung:
    «Die Kapelle der Glasmaler» ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der sich in eine lange Reihe anderer solcher Werke einreiht, die gerne von Leuten gelesen werden, die Drama und Folklore im Mittelalterkostüm suchen – also gelegentlich auch von mir. Kirsten Schützhofer versteht es, den Leser bei der Stange zu halten und Langeweile kam nie auf. Mit den allseits beliebten unwahrscheinlichen Zufällen hat sie sich zu meiner grossen Freude ebenso zurückgehalten wie mit dem Drang, für alle lieben Charaktere unbedingt ein Happyend finden zu müssen.


    Wie viele andere historische Romane ist auch dieser nicht frei von Fehlern. So finde ich es zwar interessant (aber ehrlich gesagt ein wenig nervig), dass offenbar jeder Protagonist sehr fromm ist und öfter Stellen aus der Bibel zitiert werden. Nur: Woher sollte ein gewöhnlicher Mensch im Frankreich des 13. Jahrhunderts wissen, was überhaupt in der Bibel steht? Das Buch gab es damals nur in der lateinischen Übersetzung und die konnte nur die geistige Elite lesen. Auch die Messen wurden auf Latein gehalten und das Volk blökte nach, was der Geistliche vorgab – ohne ein Wort zu verstehen. Drum scheinen mir die Bibelzitate total deplatziert.


    Was mich auch gestört hat, waren die ständig wiederkehrenden Elemente: Es riecht ständig nach Kot und Urin – warum nicht mal nach Exkrementen, wenns schon stinken muss. Und Frauen, die nicht wissen, wohin mit ihren Händen, wickeln sich ständig irgendwelche Locken um die Finger. Sie hätten sich ruhig mal gedankenverloren am Näschen kratzen oder meinetwegen auch sinnlich an den Fingernägeln knabbern können.


    Fazit:
    Gute Unterhaltung für zwischendurch, mit einer Geschichte, die nicht nur ausgetretenen Pfaden folgt.


    6 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.