[Sudan] Tajjib Salich – Bandarschâh

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    Inhalt: Der Erzähler Muhaimmîd kehrt nach jahrzehntelanger Arbeit in der Hauptstadt Khartoum in sein Heimatdorf Wadd Hâmid an der Nilbiegung zurück. Er sucht dort die Idylle seiner Kindheit, die aber inzwischen verschwunden ist. Er sinniert darüber, warum er seine Jugendliebe Mariam damals zugunsten seiner Karriere verlassen hat. In vielerlei Rückblenden und Geschichten, in denen wiederum Geschichten erzählt werden, erfährt man zum einen einiges über Muhaimmîd und seine Kindheit und Jugend, zum anderen wird darin eine mythische Geschichte von Bandarschâh und seinem Enkel Marjûd eingewoben. Und zwischen diesem mythischen zweiten Strang und dem sehr realen ersten exisitieren Parallelen und Verbindungen. Letztere äußern sich vor allem in einem Traum, den nahezu jeder Dorfbewohner in ähnlicher Form mal hat, und in dem Bandarschâh zu seinem und seines Enkels Vergnügen seine eigenen Söhne wegen Unfähigkeit auspeitschen oder hinrichten läßt.



    Meine Meinung: Obwohl ich nun noch eine ganze Weile nach Beendigung darüber nachgedacht und auch nach anderen Kommentaren recherchiert habe, bin ich ob des Werkes immer noch einigermaßen ratlos. Das ganze ist sicher ausgesprochen kunstvoll, aber auch extrem sperrig. Der mythische Zweig weist nämlich nicht nur Parallelen mit dem realen auf, sondern auch mit sudanesischen Geschichte des ausgehenden 19. Jahrhundert.


    Die Verbindungen zwischen dem mythischen und dem realen Erzählstrang werden auch durch Namen konstruiert, denn Muhaimmîd selbst ist ein Altersgenosse eines Marjûd, dessen Großvater Bandarschâh hieß oder genannt wurde. Dazu kommt noch eine religiöse Ebene, die sich in dem mythischen Zweig an der Person des Dau al-Bait festmacht, ein Unbekannter, Unbeschnittener, der schließlich als Moslem in die Gemeinschaft integriert wird, aber vor der Geburt seines Kindes verschwindet. Zudem heißt nicht nur Muhaimmîds Jugendliebe Mariam, also Maria, sondern Bandarschâh auch Issa (= Jesus).


    Ehrlich gesagt, habe ich in der Erzählung zwischendurch den Faden verloren, wer oder was nun mythisch oder real oder beides ist und welchem Generationenverhältnis zueinander die Personen stehen. Dabei ist gerade das Verhältnis der Generationen zueinander im Angesicht einer sich modernisierenden Umwelt und Gesellschaft ein wichtiger Aspekt in diesem Buch – glaube ich. Salichs Zeit der Nordwanderung ist jedenfalls im Vergleich zu Bandarschâh geradeheraus erzählt. Wer mit seinem Werk Bekanntschaft machen möchte, sollte jedenfalls nicht dieses Buch zum Beginn wählen, davon würde ich dringend abraten.


    Eine Bewertung kann ich unter diesen Umständen für das Buch einfach (noch) nicht abgeben.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()