Anna Gavalda - Alles Glück kommt nie

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    „Anouk ist tot“, dieser Satz stürzt das Leben des Architekten Charles ins Chaos. Anouk war die Mutter seines früheren besten Freundes. Seit Jahren hatte er zu beiden keinen Kontakt mehr, sich in seinem bequemen aber auch langweiligen Leben eingerichtet.


    Plötzlich überfallen ihn die Erinnerungen, sein Leben gerät aus der Bahn. Der Leser findet sich ebenso wie Charles im Chaos wieder. Die ersten 150 Seiten bestehen zum Großteil aus Erinnerungsteilen, die sich anfangs nur schwer einander zuordnen lassen. Doch mit jeder Seite gewinnt man tiefere Einblicke in Charles Denken und Leben. Es lohnt sich, dem Buch diese ersten Seiten Zeit zu geben, sich zu entfalten.


    Charles macht sich auf den Weg in die Vergangenheit und findet auf diesem Weg auch eine neue Zukunft, wie er sie sich vorher nie hätte träumen lassen.


    „Alles Glück kommt nie“ ist wieder ein wunderschönes Buch, aber man sollte nicht erwarten, etwas Ähnliches wie „Zusammen ist man weniger allein“ zu finden. „Zusammen ist man weniger allein“ empfand ich als Wohlfühlbuch, das sich auch relativ leicht weg lesen ließ. „Alles Glück kommt nie“ hat einen viel traurigeren Unterton. Charles Verwirrung spiegelt sich in vielen kurzen, manchmal wild springenden Sätzen, man hat das Gefühl in ein Kaleidoskop zu schauen, erst langsam baut sich ein zusammenhängendes Bild auf. Gleichzeitig malt Anna Gavalda auf wunderbare Weise Bilder, denen man sich kaum entziehen kann. An den wunderbaren halb zerfallenen Gutshof werde ich mich noch lange erinnern, auch wenn er mit schonungsloser Ehrlichkeit beschrieben wurde, verlor er nicht seine romantische Note.


    Ein wirklich schönes Buch über das Leben und die manchmal verschlungenen Wege zum Glück, das ich gerne weiterempfehlen werde.



    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Meinung:


    Charles Balanda ist 47, erfolgreicher Architekt, kreuzunglücklich, und merkt es nicht. Was er merkt, ist eine tiefe Müdigkeit, die ihn nicht schlafen lässt. Eine Gereiztheit, die ihn ungenießbar werden lässt. Von seiner Frau hat er sich entfremdet. Seine 14jährige Stieftochter Mathilde interessiert sich zunächst hauptsächlich für seine Brieftasche.


    Als Charles einen Brief erhält mit den Worten „Anouk ist tot“ wird eine Lawine in ihm ausgelöst. Zusammen mit dem Leser reist er in seine Vergangenheit. Bilder seiner Jugend werden wieder lebendig. Anouk, die Mutter seines Freundes Alexis, lebte ein für Charles faszinierendes Leben. Sie war unangepasst, unkonventionell und gefühlvoll. „Für Anouk bestand unser einziges Verdienst darin, weder tot noch krank zu sein, der Rest spielte nicht die geringste Rolle“ (S. 184).


    Charles verliebte sich in Anouk, aber mit seinem Studium und dem Aufbau seiner Karriere beschäftigt, verlor er den Kontakt zu ihr und schleichend auch zu sich selbst. Als ihm sein Unglück bewusst wird, kann er seine Ehe nicht mehr retten. Sich selbst aber schon.
    Charles beginnt, sich wieder zu spüren: Etwa in Gesprächen mit seiner – ebenfalls ernüchterten, aber glücklicherweise nicht desillusionierten – Schwester Claire, oder im Zusammensein mit seiner Stieftochter Mathilde, die es nicht schafft, ihre Verletzlichkeit dauerhaft hinter ihrer Coolness zu verstecken. Dann sind da Momente großer Vertrautheit und Nähe.


    Als Charles Kate kennenlernt, verliebt er sich nicht nur in sie, sondern auch in das Leben, das ihm hier in allen Facetten begegnet: Kate lebt mit vielen Kindern und Tieren zusammen auf einem halb verfallenen Bauernhof, und sie hat eine sehr bewegte Vergangenheit.


    Charles Geschichte ist wunderbar erzählt, in einer Sprache, die mich zum ganz langsamen Lesen gebracht hat, um ja nichts zu verpassen. Die Protagonisten sind gebrochene Menschen, die sich nur ganz allmählich aus ihrer Haut lösen und sich verändern können.
    Wie auch schon bei „Zusammen ist man weniger allein“ hat mich lediglich der Schluss etwas gestört, der mir doch zu märchenhaft daherkommt. Aber insgesamt ein Buch, das mich sicher noch länger beschäftigen wird.
    :tipp:
    @ Emily
    Dass Francks Restaurant hier wieder auftaucht, hat mich besonders gefreut!

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • "Anouk ist tot" - diese drei Worte reißen Charles Balanda aus seinem tristen Alltag. Anouk war seine erste Liebe und Mutter seines besten Freundes; zu beiden hatte er den Kontakt schon vor Jahren verloren. Dieser kurze Brief schafft es nun, Charles Leben durcheinander zu wirbeln. Er reflektiert seine Ehe und seinen beruflichen Erfolg als Architekt und muss sich eingestehen, dass er von dem kleinen Wörtchen "Glück" weit entfernt ist. Er verfällt regelrecht in Depressionen, schafft es aber sich aus seinem emotionalen Sumpf zu ziehen und der Vergangenheit zu stellen.


    Anna Gavalda hat einen wunderbaren Schreibstil. Charles' Zerrissenheit wird auf den ersten 300 Seiten auch schriftlich in abgehackten, unvollständigen Sätzen dargestellt. In der zweiten Hälfte, als es mit Charles wieder aufwärts geht, beschreibt sie blumig, bildlich auf ganz zauberhafte Art und Weise.
    Genau hier zeigt sich aber auch die Schwierigkeit des Buches, denn leicht zu lesen ist es nicht. Ich muss gestehen, durch die erste Hälfte habe ich mich durchgequält. Auch wenn ich sonst gerne mit den Figuren aus Büchern mitlache und mitleide, war es hier fast unerträglich. Charles ist derart depressiv, dass mich das selbst mitgenommen hat, dass ich gar nicht mehr weiterlesen wollte. Meine Stimmung ist von Seite zu Seite trüber geworden. Ich war so froh, wie endlich die Wende mitsamt Sommer, Sonne und Kinderlachen kam. Dies ist auch der Grund, weshalb ich das Buch doch zu Ende gelesen habe. Diese zweite Hälfte ist einfach wunderschön erzählt und macht einiges wieder gut.

    Eine Bewertung fällt mir sehr schwer. Ich kann die Begeisterung meiner Vorschreiberinnen absolut nachvollziehen, dennoch bleibt aufgrund meiner langen Anlaufschwierigkeiten ein bitterer Beigeschmack.
    Nach langem Nachdenken habe ich mich für

    3ratten entschieden.

    Gruß Lorelai

  • Obwohl ich mir gerade gestern noch geschworen haben vorerst keine Bücher mehr zu kaufen, haben mich eure Rezis nun doch dazu verleitet... :breitgrins:

    Gruß suray

  • Ich habe es abgebrochen...


    Ich hatte sehr hohe Erwartungen aufgrund des Vorgängers "Zusammen ist man weniger allein" und war dann sehr schnell enttäuscht. Ich fand es total langweilig und sooo depressiv geschrieben. Nee, ging gar nicht.


    Ich habe es erstmal nur für kurz zur Seite gelegt, um ein anderes Buch zu lesen. Aber ich denke ich werde mich nicht mehr dazu aufraffen können es weiterzulesen.

    Gruß suray

  • Das gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Nina Petri (und irgendeinem Mann, wenn ich mich recht erinnere) - sehr zu empfehlen, das ist toll gelesen.

  • Charles, Ende 40, ist ein erfolgreicher Architekt, hat eine Frau und eine halbwüchsige Stieftochter und ist glücklich mit seinem Leben. In seine heile Welt platzt die Nachricht dass Anouk gestorben ist und reißt ihn aus seiner Hängematte. Anouk war die Mutter seines besten Freundes und seine erste große Liebe und er hatte diesen Abschnitt seines Lebens völlig aus seinem Gedächtnis verbannt. Während er sich auf die Suche nach den Spuren seiner Vergangenheit macht, nimmt er zum ersten mal wieder sein aktuelles Leben wirklich war und erkennt, dass das, was er für Glück hielt eigentlich eher Bequemlichkeit war. Doch das Schicksal bietet ihm eine zweite Chance, sein Leben neu zu beginnen und diesmal will er das Glück nicht im Alltag verlieren, sondern seinen Gefühlen folgen.


    Der Anfang gefiel mir zwar nicht schlecht, es gab einige gefühlvolle Momente und tragische Figuren, doch das Buch konnte mich nicht fesseln. Nach einer längeren Pause wollte ich es doch noch beenden und war, mit dem Auftreten von Kate, plötzlich von der Geschichte gefangen genommen.


    Alles Glück kommt nie, deswegen sollte man jeden einzelnen glücklichen Moment festhalten, das Buch ist ein Aufruf zur Lebensfreude, ein Appell an seinen Leser, das Leben in jeder Minute genießen.


    Wegen des schwierigen Einstiegs nur 4ratten

  • Anna Gavalda


    Alles Glück kommt nie


    La Consolanta


    Charles ist 47 und kommt beruflich in der ganzen Welt herum. Sein halbes Leben verbringt er in Flugzeugen, Hotelzimmern, auf Baustellen. Zwischendurch kommt er nach Hause, nach Paris, zu seiner Frau und seiner Stieftochter. Man hat sich auseinandergelebt, sich nichts mehr zu sagen. Und so vergräbt Charles sich in seiner Arbeit.


    Dann erreicht ihn die Nachricht, dass seine erste große Liebe gestorben ist. Das wirf Charles komplett aus der Bahn. Aber um diesen Trott ist es ja nicht schade. Charles macht sich auf den Weg, um ein Grab zu besuchen. Was er findet, ist allerdings viel mehr.


    Meine Meinung:

    Der Anfang des Buches ist holprig, abgehackt und ging mir auf die Nerven. Ich dachte schon über Abbrechen nach. Mir war nicht klar, dass diese scheußliche Erzählweise Charles derzeitigen Zustand, sein Leben spiegelt. Später wurde es besser. In gleichem Maß, wie es auch Charles besser ging.


    Ich mochte besonders, wenn Kate von ihrem Leben erzählte.


    Die Bewertung ist also ein Durchschnittswert von einem ätzenden Anfang zu einem netten Ende.


    3ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.