Gregory David Roberts - Shantaram

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.154 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Shantaram von Gregory David Roberts


    Lindsay flieht aus dem Hochsicherheitsgefängnis, strandet schließlich in Bombay. Er lernt den Inder Prabaker kennen der sein bester Freund wird. Prabaker nimmt Lin (so wird Lindsay dort genannt) mit in den Slum, dort findet er nicht wie erwartet gebrochene Menschen vor sondern eine fröhliche bunte und hilfsbereite Welt.


    Doch wirklich glücklich kann er nie werden, auch als er eine eigene kleine Praxis eröffnet und vielen Menschen neue Hoffnung gibt. Denn er ist unsterblich verliebt in die geheimnisvolle Karla. Über sie gerät er auch wieder auf die kriminelle dunkle Seite, wenn auch auf eine andere Art als er sie kannte ...


    Ein atemberaubendes Buch, ständige Wendungen, neue schillernde Figuren tauchen auf. Ich konnte mich ganz und gar in diese Geschichte fallen lassen, konnte die Wärme spüren, die Gewürze riechen, den Geruch des Todes erahnen. Man muss dieses Buch einfach lesen, auch wenn es mir manchmal schwer fiel, zu glauben dass alles was da steht wirklich passiert ist !! Dass der Autor das alles erlebt hat, wow ...


    Über 1000 Seiten pures Lesevergnügen !


    http://www.shantaram.com/


    5ratten


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    Autorennamen im Titel vervollständigt. LG, Valentine

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Den tiefsten Eindruck hat auf mich die Beziehung zwischen Lin und den zwei Menschen gemacht, die er nach seiner Ankunft in Bombay (Mumbai) kennenlernt: Prabaker, einen Touristenführer, mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verbindet, und Karla, mit Schweizer und amerikanischen Wurzeln, in die er sich verliebt. Diese beiden sind komplexere Charaktere als die anderen Figuren, die eindimensional sind und zumeist durch eine Eigenschaft beschrieben (Vikrim durch seinen Cowboyhut, Khaderbai durch gelbe Augen,…).


    Die Sprache empfinde ich als mitunter blumig, die Metaphern als teilweise bizarr. Aber das Buch macht auf mich den Eindruck, als sei es sehr kontrolliert geschrieben, als hätte Roberts sich jedes Wort genau überlegt.


    Bombay wird für Lin zu einer Stadt, in der er lernt, was Ehre, Liebe und Vergebung bedeuten. Seine Entwicklung vollzieht er in einem Umfeld, das bestimmt ist durch Gewalt, Elend und Grauen. Beim Lesen mag man Fragen an sich selbst stellen. Wie wirken Entscheidungen, die wir treffen, auf unser Leben, wie versuchen wir, Erfüllung in unserer Existenz zu finden?


    Der panoramische Blick auf und die Detailbeschreibungen von Bombay erzeugen die Vorstellung, man würde die Stadt sinnlich erfahren.

  • Ich lese also auch gerade Shantaram auf Englisch und 1.) ist es sehr schön geschrieben. Exzellente Sprache und 2.) schreibt er sehr genau und es ist NIE, keine Seite langweilig. Ein absolut tolles Buch und ich behaupte jetzt schon: das Highlight des Jahres für mich. Ich kann es gar nicht mehr weglegen! 5ratten

  • Nach seiner Flucht aus einem australischen Gefängnis landet Lin in Mumbai, wo er ein neues Leben anfängt. Er findet Freunde, die selbst aus diversen Gründen ihre Heimatländer verlassen mussten, lebt einige Zeit in einem Slum, wo er eine Klinik aufbaut, gerät aber immer mehr in die Machenschaften der örtlichen Maffia, was in bis nach Afghanistan in den Krieg führt.


    Das Buch ist mit seinen fast 1000 Seiten nicht gerade schnell gelesen und so hat es mich auch lange begleitet. Besonders interessant war für mich persönlich, dass ich einen Teil des Buches gelesen habe, als ich gerade selbst in Indien war. Aus diesem Grund fand ich auch den Anfang sehr spannend, als der Protagonist Indien erst kennenlernt, die Eigenarten der Inder und deren Kultur aus der Sicht eines Außenstehenden beschreibt. Später lernt er Hindi und die lokale Sprache Marathi, wodurch er von den Einheimischen immer mehr als einer von ihnen akzeptiert wird. Man lernt Indien durch das Buch also nicht nur aus Sicht eines Ausländers kennen, sondern auch aus der Perspektive eines Beinahe-Einheimischen.


    "Shantaram" ist schonungslos ehrlich. Wer sich Indien als bunte, nach Gewürzen duftende Glitzerwelt vorstellt, wird vermutlich enttäuscht werden. Lin lebt nicht gerade in gehobenen Verhältnissen, in seiner Zeit im Slum hat er nur eine einfache Hütte, kaum Möbel und andere Besitztümer, wie die meisten Inder auch. Viele Figuren kämpfen um das tägliche Überleben, können sich kaum das nötigste leisten. Bei vielen Szenen darf man nicht zimperlich sein, es wird gefoltert, gekämpft und geprügelt, wo auch immer sich eine Gelegenheit bietet. So detailliert hätte ich das manchmal lieber nicht gelesen.


    Sprachlich fand ich das Buch sehr angenehm, auch wenn es sich nicht schnell weglesen lässt. Es gibt viele Diskussionen über Moral und philosophische Fragen, auf die man sich einlassen muss. Man bekommt also nicht nur eine oberflächliche Geschichte zu lesen, sondern auch den ein oder anderen Denkanstoß geliefert.


    Insgesamt fehlte mir ein bisschen der rote Faden. Das Buch begleitet Lin über viele Jahre hinweg, manche Ereignisse werden erzählt, andere wiederum ausgelassen. Am Ende ist seine Geschichte aber keineswegs zu Ende, obwohl einige Fäden zusammenlaufen und man zu manchen Geschehnissen die Hintergründe erfährt. Es werden viele verschiedene Geschichten erzählt, viele Personen spielen eine Rolle, so dass man leicht mal den Überblick verlieren kann, gerade wenn man das Buch über einen längeren Zeitraum liest.


    Ich bin kein Fan dicker Bücher und denke mir nach dem Lesen oft, dass man vieles hätte kürzen können. Hier gehörte jede kleine Nebenhandlung und jede "unwichtige" Szene einfach so sehr zum Gesamtbild, dass ich froh bin, dass Gregory David Roberts sich nicht kürzer gefasst hat.


    4ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich finde übrigens, der Thread müsste verschoben werden, der Autor selbst sagt in einem Interview, dass es sich nicht um eine Autobiografie handelt:


    Zitat

    With respect, Shantaram is not an autobiography, it’s a novel. If the book reads like an autobiography, I take that as a very high compliment, because I structured the created narrative to read like fiction but feel like fact. I wanted the novel to have the page-turning drive of a work of fiction but to be informed by such a powerful stream of real experience that it had the authentic feel of fact.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich frage mich gerade, wieso das überhaupt hier gelandet ist ... danke für den Hinweis, ich hatte nämlich gar nicht aufs Unterforum geachtet.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Lin(dsey), wie sich der Erzähler nennt, ist in einer spektakulären Aktion aus einem australischen Gefängnis geflohen und in Bombay gelandet. Kurz nach seiner Ankunft trifft er auf den ewig fröhlichen Prabaker, der bald ein guter Freund und sein Führer durch die laute, bunte, wuselige Millionenstadt wird. Wenig später lernt er eine internationale Clique kennen, in deren Mittelpunkt die geheimnisvolle Karla steht, die ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Man trifft sich zum Feiern oder zu gepflegtem Nichtstun, begleitet von Alkohol und Drogen.


    Und plötzlich ist Bombay für Lin keine Durchreisestation mehr, sondern Herzens- und Schicksalsort. Er lässt sich mit der örtlichen Mafia ein (was ihm gleichzeitig Vor- und Nachteile bringt), lebt eine Zeitlang als Quasi-Arzt in einem Slum, der zwar erbärmliche Lebensbedingungen bietet, aber ganz und gar kein trauriger Ort ist, landet erneut im Gefängnis, liebt und leidet, erfährt Enttäuschungen, Triumphe und Verluste und führt ein noch viel irrsinnigeres Leben, als er sich nach seiner waghalsigen Flucht aus dem Knast in Australien jemals hätte träumen lassen.


    Wenn eines an diesem Buch gelungen ist, dann die farbenprächtige Darstellung Bombays, wo sich verschwenderischer Luxus wenige Straßenzüge von den heruntergekommensten Slums findet, sich tiefreligiöse Rituale Tür an Tür mit Drogendeals und Waffenschiebereien abspielen und Aussteiger aus aller Welt Partys und Müßiggang frönen, während Einheimische in behelfsmäßigen Hütten aus Plastikplanen und Abfallholz hausen und von der Hand in den Mund leben. Das Miteinander bzw. Nebeneinander diverser Religionen, das erstaunlich organisierte Leben im Slum, der Lärm, die vielen Menschen, das pulsierende Leben bleibt von diesem Roman wohl am stärksten in Erinnerung.


    Der Protagonist selbst nervt über weite Strecken, sei es durch Selbstbeweihräucherung, sprunghaftes Verhalten oder schlichte Dummheit. Wie man nach einem gelungenen Gefängnisausbruch gleich wieder mafiösen Figuren nachlaufen kann, bleibt schleierhaft, und dass Lin irgendwann auch noch als Kämpfer in den verschneiten Bergen von Afghanistan landet, ist ein wenig zuviel des Guten. Auch die anderen westlichen Figuren wirken größtenteils blasiert und erregen wenig Sympathie, dafür gibt es unter den einheimischen Charaktere einige, die dem Leser ans Herz wachsen.


    Roberts spart auch nicht an unappetitlichen Details, Gewalt und gallonenweise Blut; auf einige Prügel- und Metzelszenen hätte man gut und gerne verzichten können. Stellenweise geht auch seine Fabulier- und Formulierlust mit ihm durch, die Sprache wird arg schwülstig und die Details etwas zu ausufernd.


    Der großen Hype, den das Buch beim Erscheinen ausgelöst hat, ist für mich nicht so recht nachvollziehbar. Spannende oder einfach aufgrund des Settings interessante Passagen wechseln sich mit zähen Längen ab, was dem Leser bei knapp 1.100 Seiten einen langen Atem abfordert. Im Gedächtnis bleiben dann wohl auch eher Szenen aus dem Slum als Lins überfrachtet wirkende Geschichte (die übrigens einige Parallelen zur Biographie des Autoren aufweist).


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch habe ich mir vor vielen Jahren mal zum Geburtstag gewünscht, die Geschichte des australischen Gefängnisausbrechers, der sich in den indischen Slums eine Existenz aufbaut, klang interessant.


    Die Teile, bei denen es um seinen Alltag mit seinen neu gewonnenen Freunden ging, waren auch ganz interessant, aber er selbst blieb mir fern und ich mochte seine Ich-Bezogenheit nicht. Einiges wirkte auch überzogen, allein durch die Menge der verschiedenen Erlebnisse und Ereignisse, in die der Erzähler verwickelt gewesen sein will.


    Dazu kam die Länge des Buches: Locker ein Drittel hätte man herauskürzen können, das war pseudophilosophisches Geschwurbel, dessen Echtheit ich dem Erzähler zumindest so in dieser Form und den Momenten, in denen es im Buch auftaucht, niemals abnehme.


    3ratten

  • illy: scheint, als wären wir uns hier ziemlich einig! Den Erzähler mochte ich auch kein bisschen, ein selbstgefälliger Nervtöter.

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