Hallo,
ich befinde mich derzeit in den USA und hier gibt es ein Buch, das regelrecht einen Hype ausgelöst hat. Das Buch heißt "The Shack" und wurde von William P. Young geschrieben.
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Das Buch versucht die Frage zu klären, wenn Gott gut ist, warum gibt es dann soviel Leid in dieser Welt? Dieser Widerspruch beschäftigt viele Menschen, so auch mich, weshalb ich mir das Buch gekauft und gelesen habe.
Das Buch ist mit ca. 250 Seiten verhältnismäßig kurz und liest sich daher sehr schnell. Es erzählt die Geschichte eines Familienvaters, der eine schwere Kindheit hatte, aber durch die Liebe seiner Frau und seinen Kindern wieder zurück ins Leben findet. Dann allerdings passiert, was kommen muss, um die oben genannte Frage aufzuwerfen: Seine jüngste Tochter wird Opfer eines grausamen Verbrechens. Geplagt von Leid und Schuld distanziert sich der Vater von Gott und glaubt nicht mehr an seine Güte oder gar an seine Existenz.
Die Problematik ist nicht neu. In der heutigen Welt sieht sich Jeder – religiös oder nicht – einmal mit der Frage konfrontiert, "Welchen Sinn hat das Leiden?". Dieses Buch versucht diese Frage aus der christlichen Perspektive heraus zu beantworten. Meiner Meinung nach gelingt ihm dies aber kaum. Die dargebotenen Antworten sind einfach zu naiv. Den Hype, den das Buch in den USA auslöst, kann ich daher nicht ganz nachvollziehen. Immerhin ist das Buch dort auf Platz 1 der New York Times Bestseller Liste. Es ist wohl mehr dadurch zu erklären, dass Religion in den USA eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen spielt, als dadurch, dass das Buch gute Antworten oder neue Sichtweisen eröffnet. Schade, ich hätte mir natürlich Letzteres mehr gewünscht.
Ich werde nun mehr ins Detail gehen. Diejenigen, die das Buch lesen und sich überraschen lassen möchten, sollten daher die Box überspringen.
Die Art und Weise, wie Gott selbst vom Autor beschrieben wird, ist wirklich innovativ und dadurch anfangs etwas befremdend. Jedoch erklärt und beschreibt der Autor sehr anschaulich, warum er diese Vorstellung von Gott vertreten möchte. Dieser Aspekt des Buches hat mir daher gefallen, da er einleuchtend und in sich schlüssig ist.
Aber der wesentliche Teil des Buches, wie der Vater zurück zu Gott findet und eine Begründung für die schreckliche Tat an seiner Tochter im Angesicht Gottes erhält, ist einfach zu simpel. Zu sagen, "Sie ist nun an einem besseren Ort", hilft – denke ich - niemanden in einer solchen Leidens-/Lebens-Situation. Dieser Spruch ist vermutlich so alt wie Gott und das Leid der Menschen selbst. Hier erwartet der Leser einfach mehr, wird aber leider enttäuscht.
Auch die Schilderung, dass Gott seine Kinder – die Menschen – liebt und sie daher frei walten lässt, ist nicht neu und meiner Meinung nach keine akzeptable Antwort auf die wesentliche Frage. Der Vater hingegen vergibt daraufhin sich selbst und dem Mörder seiner Tochter. Er vertraut in Gott und hört auf über seinen Mörder zu urteilen, sondern legt dessen Schicksal in Gottes Hände. Diesen Schritt kann der Leser nicht nachvollziehen, denn die Antworten waren nicht ausreichend um diesen grundlegenden Sinneswandel des Vaters zu rechtfertigen.
Ebenso einfallslos wie banal war die Auflösung des Problems, wie der Vater wieder zu einer seiner Töchter finden kann, die seit dem Tod ihrer Schwester in sich zurückgezogen lebt. Hier bekommt der Vater von Gott offenbart, dass sich die Tochter für den Tod ihrer Schwester verantwortlich macht. Dass weder der Vater, noch der Rest der Familie oder der Bekanntenkreis von alleine darauf gekommen sind finde ich ziemlich absurd, immerhin liegt dies doch bei einem solchen Trauerfall auf der Hand.
Das Ende des Buches ist dann nicht nur überaus kurz, es ist auch noch überaus kitschig. Der Vater führt den Polizisten zum dem Ort, der ihm vorher von Gott gezeigt wurde und an dem der Leichnam seiner Tochter verborgen ist. Durch die Spuren an diesem Ort wird nicht nur der Verbrecher gefunden und überführt (und dadurch seiner gerechten Strafe zugeführt), sondern es werden auch alle weitere - bis dahin unauffindbare - Leichname seiner anderen Opfer gefunden. Getreu dem Motto "Ende gut, Alles gut" wird so die Geschichte zum Abschluss gebracht.
Ich denke, bei einem religiösen Buch spielt die eigene Weltanschauung eine große Rolle. Daher ist diese Bewertung wohl sehr subjektiv. Auch wenn ich von diesem Buch enttäuscht war, kann ich mir gut vorstellen, dass es Menschen überzeugt. Ich persönlich würde es aber niemanden weiter empfehlen.
Meine Bewertung daher:
Hat denn Jemand dieses Buch auch gelesen? Mich würden andere Meinungen zu diesem Buch sehr interessieren!
Vielen Dank,
Markus