Die Vermessung der Lesewelt - Studie der Stiftung Lesen

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 5.030 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dostoevskij.

  • Die Stiftung Lesen hat eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem Leseverhalten in Deutschland beschäftigt.


    Ermittelt wurde unter anderem, dass jeder Vierte in Deutschland niemals ein Buch liest, 11 % dagegen täglich. Wenn man sich jeden Tag in einem Literaturforum tummelt und regelmäßig Buchhandlungen oder Bibliotheken aufsucht, fällt es schwer zu glauben, dass es so viele Nicht-Bücherleser gibt.


    Grüße
    Doris

  • Ich glaube, die Zahl von 25 %, die nie ein Buch lesen, ist noch relativ niedrig angesetzt. Buch heißt nämlich jedes Sach- und Fachbuch. Und ich gehöre ja zu jenen konservativen, verstaubten Menschen, die tatsächlich an Belletristik denken, wenn sie das Wort Buch hören (auch wenn ich wesentlich mehr Fachbücher verarbeite als ich belletristische Bände lesen könnte).
    Belletristik erreicht meines Wissens deutlich weniger als 75 % der Menschen. Nun kommen wahrscheinlich wieder einige, die sagen: "Hauptsache, die Menschen lesen..." Gut, lesen ist immer noch besser als so manches andere. Aber für mich heißt lesen (als Freizeitbeschäftigung) eben v.a. Interesse für fiktionaler Literatur zu haben.
    In dem Buch "Zeit-Bibliothek der 100 Bücher" wird eine Statistik genannt, nach der moderne Literatur, Lyrik und Klassiker jeweils nur 11, bzw. 6 % der Menschen erreichen. Krimis noch etwas mehr, das Genre des historischen Romans war bei Druck des Buches meines Wissens noch nicht so populär.


    Bibliotheken und Buchläden als alleinige Orte geben da wohl ein falsches Bild. Ich könnte Dir jetzt einige andere Orte nennen, wo Du mit Buch auffällst - aber das lasse ich lieber...I

  • Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Zahlen realistisch sind, wenn ich mich in meiner Umgebung so umsehe. Ich finde solche Studien zwar interessant, werde mich aber nicht mehr darüber wundern oder aufregen. Wenn sich jemand lieber vor den Fernseher haut und Bauer sucht Frau oder Ähnliches guckt, ist das ja nicht mein Verlust. Mich schweißt das nur noch mehr mit den verbliebenen Leseratten zusammen, die wissen, was sie an einem guten Buch haben. :smile:

    Liest:<br />Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Wenn es wirklich nur 25 % sind, die nie ein Buch lesen, dann muß ich feststellen (selbst unter Berücksichtigung dessen, daß ein Teil der übrigen 75 % sich vielleicht keinerlei Belletristik zu Gemüte führt), daß Lesen immer noch ein recht weit verbreitetes Hobby ist – jedenfalls wenn ich es mit anderen Dingen vergleiche, die ich ebenfalls hobbymäßig betreibe. Daher finde ich die Quote gar nicht so schlecht und per se auch nicht bedenklich.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Also wenn ich mich so bei mir auf der Arbeit umsehe / umhöre, stelle ich auch regelmäßig fest wie viele Leute gar nicht lesen. Traurig aber es stimmt. Die meisten schauen eben lieber TV.

  • Diese Studien kommen regelmäßig und regelmäßig diskutieren wir das Pro und Kontra. Es müßte mittlerweile einige Threads dazu geben.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Wenn es wirklich nur 25 % sind, die nie ein Buch lesen, dann muß ich feststellen (selbst unter Berücksichtigung dessen, daß ein Teil der übrigen 75 % sich vielleicht keinerlei Belletristik zu Gemüte führt), daß Lesen immer noch ein recht weit verbreitetes Hobby ist – jedenfalls wenn ich es mit anderen Dingen vergleiche, die ich ebenfalls hobbymäßig betreibe. Daher finde ich die Quote gar nicht so schlecht und per se auch nicht bedenklich.


    Schönen Gruß,
    Aldawen


    Na ja. Welcher Abiturient gibt schon zu, dass er nie ein Buch liest. Irgendwann liest fast jeder mal ein Buch. Relevanter wäre die Frage gewesen, wie viele im letzten Jahr kein einziges Buch gelesen haben.


    Die 25% sind doch so nur die Spitze des Eisbergs.


    Gruß, Thomas


  • Na ja. Welcher Abiturient gibt schon zu, dass er nie ein Buch liest. Irgendwann liest fast jeder mal ein Buch. Relevanter wäre die Frage gewesen, wie viele im letzten Jahr kein einziges Buch gelesen haben.


    Die 25% sind doch so nur die Spitze des Eisbergs.


    Ich wiederhole mich da gerne: Ich kenne eine Reihe studierte Leute, die seit Jahren kein einziges Buch gelesen haben, die ich aber auf Grund anderer Kriterien als Menschen ausgesprochen schätze. Die Angabe über das letzte Jahr ist da dann auch nicht von größerem Interesse. Und selbst wenn es 50 % gewesen wären, die im letzten Jahr kein einziges Buch gelesen haben, dann ist die Zahl der Zumindest-Gelegenheitsleser immer noch größer als die der Betreiber einer Menge anderer mehr oder weniger obskurer Hobbys. Man könnte auch mal erfragen, wieviele Menschen sich im letzten Jahr aktiv sportlich betätigt haben, die Zahl sähe vermutlich nicht viel anders aus und ist vor dem Hintergrund der Anforderungen an das Gesundheitssystem insgesamt und der Auswirkungen von Bewegungsmangel mindestens so bedenklich wie die Zahl der Nicht-Leser (nach meinem Dafürhalten sogar bedenklicher).


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo,


    ich finde es schon bedenklich, denn das was ich als Lesen bezeichnen würde, das sind die 11%... Und das ist schon wenig. Wahrscheinlich liegen die Leute, die zwar regelmäßig lesen, aber nicht täglich, irgendwo dazwischen.
    Außerdem würde ich auch Fachbücher nicht dazu zählen, denn das ist meistens nicht freiwillig, sondern ein Muss. Dann wären es wahrscheinlich auch schon wieder einige weniger.


    Bedenklich fand ich die Aussage einer Grundschullehrerin gestern in meinem Seminar über Schüler mit Migrationshintergrund (bezüglich eines Schülertexts, der 10 Jahre alt war): Das würden heute die meisten deutschen Kindern nicht mal mehr schaffen.
    Ich finde es echt schade, wenn die Kinder wie in meiner ehemaligen Babysitterfamilie vor dem Fernseher abgestellt werden, anstatt dass ihnen mal ein Buch vorgelesen wird und sie sich selber beschäftigen müssen.


    LG, Mobi

  • Ich wiederhole mich da gerne: Ich kenne eine Reihe studierte Leute, die seit Jahren kein einziges Buch gelesen haben, die ich aber auf Grund anderer Kriterien als Menschen ausgesprochen schätze.


    Das ist doch der Punkt, auf den ich hinaus will. Es mag stimmen, dass viele studierte Leute nicht lesen, aber in der Umfrage, sagen nur 6% der Leute mit Abitur, sie würden nie ein Buch lesen. Ich habe ja in meinem Statement gerade die Glaubwürdigkeit von Abiturienten in Frage gestellt, weil man das als Abiturient halt nicht gern zugibt.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Hallo,


    ich finde es schon bedenklich, denn das was ich als Lesen bezeichnen würde, das sind die 11%... Und das ist schon wenig.


    11% lesen mehr als 20 Bücher im Jahr. Bezeichnest du das als ernsthaftes Lesen? Ich würde den Maßstab bei mehr als 10 Büchern im Jahr ansetzen und dann wären wir immerhin bei 28% der Befragten. Kein so schlechter Wert, gesehen über alle Bildungsschichten.


    Gruß, Thomas

  • Hallo Klassikfreund,


    also 10 Bücher im Jahr finde ich nicht viel, das ist nichtmal ein Buch pro Monat. Oder im Urlaub viele und dann im Alltag kaum mehr was. Als regelmäßiges Lesen, bzw. 'Ich lese viel und intensiv' (was 39% der Leute angeben!) würde ich das nicht einstufen.


    Ich finde die Grenze mit 20 Büchern im Jahr nicht schlecht, da kann auch eine Zeitlang ohne Buch mit dabei sein, aber es wird eben mehr oder weniger regelmäßig gelesen.


    LG, Mobi


  • Hallo Klassikfreund,


    also 10 Bücher im Jahr finde ich nicht viel, das ist nichtmal ein Buch pro Monat.


    10 Bücher sind 4.000 Seiten. Das finde ich schon ordentlich. So jemanden kann man schon als Leser bezeichnen. Nicht jeder liest 400 Seiten in 2 Tagen weg. Ein Vielleser ist er damit zugestandermaßen aber tatsächlich nicht.


    Gruß, Thomas

  • Nicht jeder liest 400 Seiten in 2 Tagen weg. Ein Vielleser ist er damit zugestandermaßen aber tatsächlich nicht.


    Gruß, Thomas


    wenn ich hier mal so herumschaue, würde ich mich auch nicht als gerade Vielleser hinstellen. Wenn jemand 400 Seiten pro Monat liest, kann es schon viel sein, wenn derjenige berufstätig ist und eine Familie hat. Es kommt eben ganz darauf an, wieviel Lesezeit jemanden zur Verfügung steht. Ich schaffe auch am am Wochenende keine 400 Seiten, das will ich auch gar nicht. Also, 400 Seiten pro Monat finde ich völlig in Ordnung, 800 Seiten auch (jedem die seine Seitenzahl :breitgrins: ).


    Liebe Grüße
    mombour

  • Moin, Moin!


    Ich glaube nicht, daß die Welt schlechter wird, daß sich die Dinge zum Schlechteren entwickeln. Dieser Tenor, verbunden mit einer gewissen Angst um das Kulturgut Buch, um die Fähigkeit des Menschen, zu reflektieren, zu fantasieren, zu abstrahieren, ist bei den Einschätzungen solcher Erhebungen und Umfragen doch stets vorhanden. Natürlich lesen immer weniger Menschen Bücher bzw. haben noch nie viele Menschen bis zum 19. Jahrhundert überhaupt gelesen. Um Informationen zu sammeln, haben wir das Internet. Und was uns hier interessiert, ist doch die Tatsache, daß man Geschichte erzählt bekommt, bekommen will. Menschen möchte ohne diese Geschichten nicht existieren. Daran glaube ich tatsächlich. Nur kanalisiert sich dieses Bedürfnis durch die Vielzahl an Medien und Möglichkeiten heutzutage anders und neu. Bevor es Bücher gab, wurden Geschichten mündlich tradiert. Möglicherweise entwickelt sich unsere Kultur eben weg vom rein schriftlich Erzählten. Aber Geschichten werden es immer sein. Und wenn man sie wieder nur wird hören und sehen können - who cares? Ich finde, viele Fernsehserien erzählen inzwischen tolle und fesselnde Geschichten, entwickeln Charaktere, treiben eine spannende, abwechslungsreiche Handlung voran. Die Jugend wird in Zukunft ihren Bedarf schon weiter stillen. Ob nun mit dem gedruckten, dem elektronischen Buch, denm Hörbuch oder wie auch immer.