Arnaldur Indriðason - Frostnacht

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    (Das TB erscheint im März 09)


    Ich habe die schwedische Übersetzung als Hörbuch, gelesen von Pale Olofsson, unter dem Titel "Vinterstaden" gehört.


    Klappentext laut Amazon:
    Ein offenbar kaltblütig ausgeführter Mord lässt den Menschen in Island das Blut in den Adern gefrieren - mehr noch als die eisigen Stürme, die in diesem ungewöhnlich kalten Winter über die Insel im Nordatlantik hinwegfegen: Ein kleiner Junge isländisch-thailändischer Abstammung wird erstochen aufgefunden. Im eigenen Blut am Boden festgefroren. Wie kann es zu einem derart grausamen Mord kommen? Wer bringt so etwas fertig? Die Ermittlungen von Erlendur, Sigurður Óli und Elinborg von der Kripo Reykjavík konzentrieren sich zunächst auf das direkte Umfeld des Kindes: die Lehrer, die Mitschüler und die Angehörigen. Je mehr sie dabei in Erfahrung bringen, desto tragischer erscheint der Tod des kleinen Jungen. Kommissar Erlendur Sveinsson ermittelt in seinem siebten Fall, der ihm auch aus persönlichen Gründen schwer zu schaffen macht ...



    Schon der Beginn dieses 7. Falles Erlendurs macht deutlich: hier handelt es sich um einen Standard-Skandinavien-Krimi mit einem Komissar mit kaputtem Privatleben und angegriffener Psyche, der mit den schwarzen Seiten der ihn umgebenden Gesellschaft konfrontiert wird.
    In diesem Fall werden Erlendur und seine Kollegen erstmals näher mit dem Problem der zunehmenden Einwanderung in Island und der damit einhergehenden Ausländerfeindlichkeit konfrontiert. Kein weiteres Motiv ist für den Mord an dem kleinen Jungen mit thailändischen Mutter ersichtlich, und die Kripobeamten erfahren einiges über die bittere Wirklichkeit, in der Einwanderer leben. Sprachprobleme machen ihnen das Leben ebenso schwer wie die nicht immer freundliche Haltung der Isländer zu offensichtlich Fremden.
    So bitter dies ist, so bekannt ist es zumindest mir, so dass mir der Krimi in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten hatte. Zwar behandelt Indriðason das Einwandererproblem recht umfassend und facettenreich - er spricht z. B. auch die Feindseligkeit und Vorurteile mancher Einwanderer gegen die "Eingeborenen" an - aber neue Einsichten konnte er mir mit seinem Buch nicht vermitteln, außer der, dass gewisse Probleme überall dieselben sind.
    Die Ermittlungsarbeiten werden detailliert geschildert, wie üblich werden viele Spuren verfolgt, die ins Nichts verlaufen, bis schließlich das entscheidende Puzzelstück gefunden wird. Die nicht vorhandene "Action" gefällt mir dabei richtig gut, auch wenn manche Leser dies sicher als Langeweile hervorrufendes Manko sehen werden. Die Lösung ist unerwartet und gelungen.
    Richtig auf die Nerven gefallen ist mir allerdings das ständige Herumreiten auf den privaten Problemen der Ermittler, ob dies nun Elinborgs kranke Tochter, der Kinderwunsch von Sigurður Ólis Lebensgefährtin oder - ganz extrem - Erlendurs Kindheitstrauma um seinen verschwundenen Bruder ist. Diese Probleme, vor allem letzteres, nehmen für meinen Geschmack einen viel zu großen Raum ein und ließen mich mit jeder Erwähnung genervter reagieren.
    Insgesamt also ein solider Krimi mit guter Grundidee, der allerdings nicht zu Indriðasons besten gehört.
    3ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Interessant, mir hat Frostnacht sehr viel besser gefallen als z.B Menschensöhne. Wobei es mich gerade Anfangs schon sehr an Fräulein Smillas Gespür für Schnee erinnert hat. Ich habe jedoch das Hörbuch gehabt und dieses konzentiert sich fast auschließlich auf den Kriminalfall, Saltanah spricht ja in iherer Rezi an das im Buch auch sehr auf die privaten Probleme eingegangen wird. Dies ist beim Hörbuch nicht der Fall. Es ist in dieser Hinsicht extrem gekürzt - und der Klappentext führt da ganz schön in die Irre. Man wartet nämlich die Ganze Zeit darauf das Erlendur endlich sein Kindheitstrauma bewältigt ^^ Daher müsste ich das Buch mal lesen um mehr dazu sagen zu können.

  • Arnaldur Indriðason: Frostnacht


    Da Saltanah den Inhalt des Buches ja schon zusammengefaßt hat, kann ich mich gleich mit meiner Meinung zum Buch anschließen (die aber auch nicht wesentlich anders ist):


    Für mich war Frostnacht ein schöner, ruhiger, flüssig zu lesender Islandkrimi, mit (wie üblich bei Arnaldur) etwas depressiver Stimmung. Nachdem der ermordete Junge gefunden wird, tappt die Polizei zunächst sehr im Dunkeln, als sie mit ihren Ermittlungen auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund abzielt. Die Ermittlungen dümpeln dahin, es scheint zunächst überhaupt nicht voran zu gehen. Dabei entsteht ein Panorama der Situation von Einwanderern in Island und von Meinungen dazu. Obwohl diese Probleme mir (ebenso wie Saltanah) zwar nicht neu waren, kamen an ein-zwei Stellen doch interessante Gesichtspunkte zur Sprache.


    "Frostnacht" bezieht sich wohl auf das, was Einwanderer in Island erleben: die Zurückgezogenheit der Menschen ins Familiäre, die mit dem kalten Klima begründet wird, und der Mangel an Aufgeschlossenheit, der die Eingliederung schwierig macht. Es fragt sich nur, ob das in weiter südlich gelegenen Ländern nicht ganz genauso ist.


    Die Auflösung fand ich dann zwar schlüssig, nach dem vorher lang breitgetretenen Thema Zuwanderungsproblematik allerdings etwas enttäuschend...


    Im Gegensatz zu Saltanah finde ich die Ausflüge in das Privatleben der Ermittler auflockernd. Insbesondere fand ich hier die privaten Probleme Erlendurs - das nicht endende Trauma mit seinem Bruder - sehr passend, weil es mit dem Ermittlungsgang direkt verknüpft wurde. Nur daß Erlendur sich so ziert, der Sache endlich mal auf den Grund zu gehen, macht mich etwas ungeduldig. Ob er sich wohl im nächsten oder übernächsten Buch der Serie endlich mal dem Trauma wirklich stellt?


    Wenn man nicht gerade auf rasante Action aus ist und gerne über gesellschaftliche Zusammenhänge liest, kann man sich mit diesem Buch gut unterhalten. Ich frage mich nur beim Lesen der Erlendur-Krimis immer, wie es unter den paar Einwohnern Islands soviel Kriminalität geben kann, denn so ganz nebenbei kommen hier auch noch Kindesmißbrauch und andere Themen zur Sprache...


    Was ich sehr genossen habe, war das winterliche und frostige Wetter, das beschrieben wurde - sehr angenehm zu lesen hier in Süddeutschland, wo selbst jetzt kein Schnee liegt.


    Aufgefallen ist mir noch, daß der Text an mehreren Stellen des Buches etwas ungelenk formuliert war - vermutlich ein Übersetzungsproblem?


    Fazit: Obwohl ich mich gut unterhalten habe, gefielen mir die anderen Bücher aus der Reihe mit Kommissar Erlendur besser.


    3ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ich habe das Buch gestern Abend ausgelesen. Ich hab schon etliche Bücher von Indriðason gelesen, aber dieses hier war für mich das mit Abstand schlechteste. Überhaupt nicht spannend, es zog sich wie Kaugummi und ich hab mehrfach drüber nachgedacht, das Buch abzubrechen. Die Auflösung des Falls fand ich jetzt auch nicht sonderlich gelungen - irgendwie war mir alles zu oberflächlich.


    Ich denke, es wird das letzte Buch von Indriðason gewesen sein, das ich gelesen habe.

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.