Sam Savage - Firmin. Ein Rattenleben

Es gibt 127 Antworten in diesem Thema, welches 28.164 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Avila.

  • Wer ist eigentlich von euch noch dabei und wie ich noch nicht fertig?


    pchallo Ich habe neun Kapitel gelesen und brauche auch noch ein wenig.
    Ich komme gerade nicht so oft zum Lesen und wenn, dann meist nicht für lange.

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  • Wer ist eigentlich von euch noch dabei und wie ich noch nicht fertig?


    :winken:
    Ich habe seit dem letzten Posting etwa drei Seiten geschafft. Werde mich heute Nachmittag aber nochmal auf Firmin stürzen und dann hoffentlich etwas besser reinkommen. (Wobei das Buch dann auch zuende sein dürfte, es ist ja wirklich nicht lang.)

    "A book is to me like a hat or a coat - a very uncomfortable thing until the newness has been worn off." (Charles B. Fairbanks)

  • @ Bettina: Nimm dir soviel Zeit wie du braucht. Hier eilt ja nichts ;)


    Ich bin nun doch auch schon fertig. Das letzte Kapitel ging sehr schnell.
    Irgendwie ist das Ende schon etwas komisch. Aber es passt zu dem Buch.
    Den Traum zu Ende mit Ginger Rogers fand ich auch klasse. Der kleine Firmin, wie sich dein Wunsch doch noch erfüllt, sie zu treffen. Wenn es auch nur im Traum passiert.
    Ich fand das Buch im Großen und Ganzen echt ganz gut. Sprache toll, die Handlung war teilweise etwas stockend. Aber meine Güte, was erwartet man von einem Rattenleben? Firmin hat ja in seinem kurzen Leben wohl mehr erlebt als die meisten seiner Artgenossen ;)

  • Bei Kapitel 12/13 fand ich die Geschichte etwas schleppend. Irgendwie ist nichts richtiges passiert, Firmin erzählte nur von Jerrys und seinen gemeinsamen Gewohnheiten (wobei auch da lustige Momente dabei waren, z.B. wie die beiden zusammen Musik machen usw.). Trotzdem war diese Stelle etwas langatmig, wie ich fand.


    Also gerade die Kapitel mit Jerry fand ich sehr schön.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Ich bin in meiner Mittagspause dem Ende des Buchs sehr nahe gekommen.


    Eine etwas triste Geschichte, das hatte ich in der Form nicht erwartet. Obwohl ich von dem Wort "Außenseiter" auf dem Buchrücken hätte vorgewarnt sein müssen.


    Gerade eben, am Ende des Kapitels 14, fiel mir der Name des Umzugsunternehmens auf, das Shines Einrichtung mitnimmt: Mayflower. Das gefiel mir.


    Das letzte Kapitel lese ich noch und werde mal speziell drauf achten, ob es mich enttäuscht, ob es zum Buch passt etc. Eure Anmerkungen habe ich bisher nie genau durchgelesen (weil ich ja noch nicht so weit war), aber ich habe immerhin die Tendenz mitbekommen.


    EDIT:
    Nein, enttäuscht hat es mich nicht. Es passte zum Buch: Traurig beginnt es, trübe geht es weiter und es endet auch so. Insgesamt hat es ohnehin keinen fröhlichen Charakter, über alle Seiten nicht. Firmin kommt Zeit seines Lebens nur mit einem anderen Lebewesen klar und auch der ist Außenseiter.


    Mich verwundert allerdings, wie Firmin das Ende aufnimmt: Kein Versuch, etwas anderes zu machen oder an einen anderen Ort zu gehen. Ich hatte ja erst vermutet, er würde Jerrys Reise nach San Francisco an dessen Stelle antreten. Aber Firmin ist genauso festgebacken wie seine Rattengeschwister: Die Geschwister führen das typische Rattenleben und Firmin will um keinen Preis etwas anderes als sein Bücherleben führen. Tragisch.

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()


  • Mich verwundert allerdings, wie Firmin das Ende aufnimmt: Kein Versuch, etwas anderes zu machen oder an einen anderen Ort zu gehen. Ich hatte ja erst vermutet, er würde Jerrys Reise nach San Francisco an dessen Stelle antreten. Aber Firmin ist genauso festgebacken wie seine Rattengeschwister: Die Geschwister führen das typische Rattenleben und Firmin will um keinen Preis etwas anderes als sein Bücherleben führen. Tragisch.


    Ich finde, am Ende ist Firmin so sehr Ratte wie nie zuvor. So sehr er am Anfang um sein Überleben gekämpft hat, so sang- und klanglos nimmt er dessen Ende in Kauf; das hat schon gewisse tierische Züge.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ich finde, am Ende ist Firmin so sehr Ratte wie nie zuvor. So sehr er am Anfang um sein Überleben gekämpft hat, so sang- und klanglos nimmt er dessen Ende in Kauf; das hat schon gewisse tierische Züge.


    Aber eigentlich verlassen Ratten ja immer das sinkende Schiff. ;) Wobei ich auch finde, dass eine Flucht nicht zu Firmin's Charakter gepasst hätte.


  • Aber eigentlich verlassen Ratten ja immer das sinkende Schiff. ;) Wobei ich auch finde, dass eine Flucht nicht zu Firmin's Charakter gepasst hätte.


    Seh ich auch so :smile: Es ist so ein resignierendes Verhalten, was ich wieder total menschlich finde!

    ~ The world is quiet here ~


  • Seh ich auch so :smile: Es ist so ein resignierendes Verhalten, was ich wieder total menschlich finde!


    Für meinen Geschmack scheint das Bild des sinkenden Schiffes und der flüchtenden Ratten hier überhaupt nicht zu passen. Firmin weiß instinktiv, dass sein Leben nun zu Ende ist - siehe sein Tagtraum bzw. noch genauer: der Räumungsbefehl. Da geht es nicht mehr darum, um sein Leben zu kämpfen (wie zum Beispiel auf einem sinkenden Schiff). Tiere ziehen sich zum Sterben an einen stillen, vertrauten Ort zurück, und genau so habe ich Firmins Verhalten interpretiert.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Für meinen Geschmack scheint das Bild des sinkenden Schiffes und der flüchtenden Ratten hier überhaupt nicht zu passen.


    Es passt auch meiner Ansicht nach nicht. Ist mir bloß eingefallen, weil man den Spruch eben kennt und eine Flucht deshalb das gewesen wäre, was man von einer Ratte vielleicht erwartet hätte. Nur eben von Firmin nicht. ;)


    Meine Rezi habe ich jetzt übrigens auch fertig.


  • Für meinen Geschmack scheint das Bild des sinkenden Schiffes und der flüchtenden Ratten hier überhaupt nicht zu passen. Firmin weiß instinktiv, dass sein Leben nun zu Ende ist - siehe sein Tagtraum bzw. noch genauer: der Räumungsbefehl. Da geht es nicht mehr darum, um sein Leben zu kämpfen. Tiere ziehen sich zum Sterben an einen stillen, vertrauten Ort zurück, und genau so habe ich Firmins Verhalten interpretiert.


    Resignation ist der Begriff, der auf Firmin sehr gut passt. Die Ratten, die das sinkende Schiff verlassen haben, sind ja alle schon weg gerannt; Firmin hat einige gesehen, vielleicht gar einige Geschwister erkannt. Aber er geht nicht. Sehr rattig ist das wirklich nicht, wie WitchCookie auch meint. Deshalb finde ich Firmin so tragisch, weil er keinen Sinn mehr sieht. Der Räumungsbefehl ist traurig, aber sein Lebensende deshalb in Kauf zu nehmen, ist nichts, was ich nachvollziehen kann. Und Firmin ist ja auch nicht so alt, dass man ihn mit "alten Bäumen" vergleich könnte, die man nicht mehr verpflanzen sollte, oder?

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa


  • Und Firmin ist ja auch nicht so alt, dass man ihn mit "alten Bäumen" vergleich könnte, die man nicht mehr verpflanzen sollte, oder?


    Doch, den Vergleich finde ich sehr gelungen. Ratten werden nicht so alt, um die 2 Jahre (Rattenkenner verbessert mich, falls das nicht stimmen sollte) und ich hatte den Eindruck, Fimin hat einen kompletten Rattenlebenszyklus durchlebt. Am Ende will er nicht mehr "verpflanzt" werden und zieht sich an den Ort seiner Geburt zurück.


    Wäre er noch jung und knackig, könnte ich sein Verhalten auch nicht nachvollziehen, dann fände ich eher die Schiffsvariante naheliegend. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich hab eben beim Herumklicken noch dieses Bild gefunden:
    Klick
    Das sieht ja mal genial aus, oder?


    EDIT: Habe das Bild durch einen Link ersetzt. LG, Saltanah

    [glow=red,2,300]http://www.lillyberry.de[/glow] :schmetterling:<br /><br />[url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/14167.msg322477#msg322477] Mein SuB + Rezes

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()


  • Stimmt, das Bild habe ich auch irgendwo gesehen. :breitgrins: Ist sicher witzig im Regal, aber lesen wollen würde ich es so nicht. Auch wenn ich das noch nicht mal richtig begründen kann.


    Geht mir genauso. Irgendwie gefällt mir diese Ausgabe nicht. Da macht mein ästhetisches Empfinden scheinbar einfach nicht mit, denn begründen kann ich es sonst auch nicht wirklich.

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Ich bin jetzt gestern fertig geworden und hab das gelesene noch etwas "sacken lassen".
    Also mir hat es einfach nicht gefallen. Da war viel Potential in Sprache und Geschichte, aber gelesen hat es sich letztendlich wie ein erstes Niederschreiben einer guten Idee, und nicht wie ein fertiges Buch. Vielleicht war das Absicht, weil Firmin nicht mehr viel Zeit blieb, seine Geschichte zu erzählen? Vielleicht aber auch einfach nicht.


    Und nachdem Firmin uns so amüsant gezeigt hat, dass er in der Lage ist, aus Büchern zu lernen (Zeichensprache) und dass er wirklich kommunizieren will, da fragte ich mich doch das ganze Buch über warum er nicht zum Beispiel seinen großen Lieben einen Brief aus ausgeknabberten Worten auf den Schreibtisch legt. "Hallo, ich bin deine Ratte" sind doch Wörter, die sich in ein bis zwei Büchern oder in der Tageszeitung zusammenfinden... und das eine so belesene Ratte auf so etwas (oder irgendeine andere einfache Art der Kommunikation) nicht kommt, scheint mir unglaubwürdig.


    Und warum die Belesenheit in ihm dazu führt, dass er Menschenfrauen attraktiver findet als Rattenweibchen, verstehe ich auch nicht. Oder war das getrennt voneinander?

    &quot;A book is to me like a hat or a coat - a very uncomfortable thing until the newness has been worn off.&quot; (Charles B. Fairbanks)


  • Und warum die Belesenheit in ihm dazu führt, dass er Menschenfrauen attraktiver findet als Rattenweibchen, verstehe ich auch nicht. Oder war das getrennt voneinander?


    Ich glaube nicht, dass das mit der Belesenheit zu tun hat. Aber er "lebt" ja mehr oder weniger nur unter Menschen. Daraus folgt ja fast zwangsläufig irgendwann, dass er sich auch mit den Menschen identifiziert und demnach eher Menschenfrauen attraktiv findet als Rattenweibchen. Ein Teufelskreis... :breitgrins:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Ich glaube nicht, dass das mit der Belesenheit zu tun hat. Aber er "lebt" ja mehr oder weniger nur unter Menschen. Daraus folgt ja fast zwangsläufig irgendwann, dass er sich auch mit den Menschen identifiziert und demnach eher Menschenfrauen attraktiv findet als Rattenweibchen. Ein Teufelskreis... :breitgrins:


    Ich finde schon, dass das direkt miteinander zu tun hat. Da Firmin ja eigentlich jeden Kontakt mit seiner Familie vermeidet und sich in den Büchern verliert, glorifiziert er alle Menschen sehr stark. Egal um welchen Menschen es sich handelt (ob Romanfigur oder lebende Person wie Norman), er versucht sie immer auf gewisse Weise nachzuahmen. Er schreibt, dass er sein will wie Heathcliff aus der Sturmhöhe und versucht wie Norman zu sein, indem er die verlangten Bücher in den Regalen findet. Ich finde das dann sehr logisch, dass er auch sein sexuelles Verlangen auf Frauen richtet. Ganz gelingt es ihm ja nicht, seine Urinstinkte zu unterdrücken, was klar wird, als er kurz davor ist seine Schwester zu bespringen. Dieses Verhalten ist ihm dann aber sofort zu peinlich und er nimmt noch mehr Abstand von seiner Rattenfamilie.

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Mir ist noch etwas eingefallen, das ich hier - glaube ich - gar nicht erwähnt habe. Das hatte mich zu Beginn meiner Lektüre verwirrt und ich dachte erst, ich müsse das so verstehen, wie ich es kenne.


    In der Buchbeschreibung heißt es, Firmin sei die Geschichte über einen "verkannten Außenseiter". In diesem Zusammenhang kenne ich den Begriff "verkannt" nun gar nicht. Ein verkanntes Genie z. B. ist ein Genie, aber keiner merkt es. Firmin aber ist ein Außenseiter und jeder merkt's, auch Firmin.
    Im Nachhinein ein typischer Klappentext-Lapsus :rollen:, über den ich mir über Gebühr Gedanken gemacht habe, weil ich dachte, es müsse was zu sagen haben, dass es entgegen der Bedeutung eingesetzt wurde.

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