Moses Isegawa – Die Schlangengrube

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    Inhalt: Vom Studium in Großbritannien nach Uganda unter der Herrschaft Idi Amins heimgekehrt, hat Bat Katanga – wie er meint – Glück, denn General Bazooka stellt ihn als hohen Beamten im Energieministerium ein, wo Bat für Disziplin und Ordnung sorgen soll. Aber der aus einfachen Verhältnissen kommende und im Militär rasch aufgestiegene General aus Norduganda traut dem gebildeten Südugander nicht und setzt seine Geliebte Victoria als Spionin auf diesen an. Die verliebt sich aber in Bat und aus der Beziehung geht zwar eine Tochter, aber keine Informationen für den General hervor. Aber ihr Glück ist nicht von Dauer: eines Tages wirft Bat sie aus seinem Haus. Genauso plötzlich wird Bat einige Zeit später verhaftet und verschwindet für seine Familie und Freunde spurlos. Nur der Einsatz eines englischen Studienfreundes und Parlamentsabgeordneten führt Monate später zu seiner Freilassung. Bat heiratet seine Freundin Babit, aber der Alptraum ist noch nicht vorbei.



    Meine Meinung: Isegawa präsentiert mit Bat einen Menschen, der zwar moralische Bedenken gegen das Regime hat, für das er arbeitet, der aber gleichwohl seinen Vorteil daraus ziehen will, wenn auch nicht um jeden Preis. Der grundsätzlichen Frage nach dem Verhalten und Überleben in einem diktatorischen Regime, wie es der „Schlächter von Afrika“ während der acht Jahre seiner Herrschaft praktiziert hat, ordnet Isegawa die Charakterzeichnung unter. Detaillierte Innenschauen gibt es nicht, aber das ist auch gut so, denn dadurch wird ein Tonfall der Resignation und Hilflosigkeit weitestgehend vermieden, das Erschrecken, das sich aus dem manchmal fast reportagenhaft lakonisch anmutenden Stil speist, ist umso größer.


    Was Bat im Gefängnis und auch viele andere Personen, vor allem die Zivilisten, erleben, ist bis heute trauriger Alltag in quasi allen Krisengebieten der Welt. Die Aktualität des bereits vor neun Jahren erschienen Buches ist einerseits verblüffend und andererseits hinsichtlich der Wertigkeit, die solche inneren Konflikte in Staaten der südlichen Hemisphäre bis heute auf der politischen Agenda haben, beschämend. Es ist sicher hilfreich für das Verständnis des Buches im Detail, wenn man sich mit den herrschenden Bedingungen im Uganda der 1970er Jahre etwas beschäftigt hat, aber für die Gesamtaussage nicht nötig.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • :schwitz: Das war wirklich keine Unterhaltungskost. Ich gewinne aus den Afrika-Rezensionen langsam den Eindruck, dass die zeitgenössische Literatur nicht viel Leichtes und Lockeres präsentieren kann; dafür scheinen verschiedene - und noch dazu drastische - Problemstellungen aus allen Lebensbereichen viel zu sehr zu dominieren.

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  • Leicht und locker? Nein, das wohl eher selten. Es gibt unter den Büchern, die ich bislang kenne, einige, die spöttisch erzählt sind, aber auch die haben immer sehr konkrete Anliegen, die im Kern alles andere als lustig sind. Das ist aber auch durchaus nachvollziehbar. Die Autoren kommen zwar meist aus gutsituierten bürgerlichen Familien, aber sie erleben natürlich – je nach Land mehr oder weniger ausgeprägt – trotzdem politische Korruption und Mißwirtschaft, Menschenrechtsverletzungen und extreme Armut, das alles auch sehr viel näher als wir hier. Daß sich das dann in der Literatur widerspiegelt, Literatur auch in hohem Maße als Ventil und zur Kritik dienen muß, ist für mich wenig überraschend.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Ich verfolge Deine Kommentare jetzt schon ja eine Weile - und dennoch fällt nach wie vor die Diskrepanz in der Themenwahl auf. Überraschend ist es langsam aber sicher nicht mehr, aber immer noch auffällig (für mich jedenfalls).


    Auch das Buch, das ich gerade beendet habe (Rezi folgt bald über einen Besuch in Marokko) ist amüsant zu lesen, bis einem auf der letzten Seite der Bissen im Hals stecken bleibt.

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