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Kurzbeschreibung
Schlaksige Beine, kurzer Schnauzbart, abgewetzte Hosen und Sportschuhe - Inspektor Ali ist eine Provokation für die steifen Beamten von Scotland Yard. Der große Liebhaber der Poesie, Kreuzworträtsel und schöner Frauen wird nach Cambridge geschickt, wo eine marokkanische Prinzessin tot aufgefunden wurde. Mord oder Selbstmord? Ein diplomatisches Debakel droht.
Meine Eindrücke
Selten habe ich ein Buch in der Hand, bei dem ich nach zwei Seiten bereits einen heftigen Lachanfall bekam. Inspektor Ali lieferte mir aber genau das mit einem Telefonat, das er aufgrund seiner atemberaubend schönen Frau Sophia aber erst einmal völlig vergisst. Spritzig geht es weiter. Ali lässt keine Gelegenheit aus, anders zu sein als die anderen und übertreibt dabei schamlos, wenn es seinen Zwecken dient. Gleichzeitig überrascht er mit Schlussfolgerungen à la Sherlock Holmes, die er einfach aus vorhandenen Informationen zieht und für die er zum Teil seine Lebenserfahrung nutzt (auch, wenn diese keine 40 Jahre umfasst). Er erledigt eine Finte nach der anderen und lockt den Täter in eine trickreiche Falle.
In einer Empfehlung steht über dieses Buch, man treffe auf schwarzen Humor und eine Satire mit Kultur-Knalleffekt über die Unterschiede zwischen Nord und Süd. Wie wahr! Bei einigen Passagen musste ich in der Tat aufpassen, Chraïbi nicht auf den Leim zu gehen. Ali benimmt sich stellenweise äußerst klischeehaft: Er tritt in traditioneller Djellaba auf oder lässt seine Versuche mit britischer Kleidung so enden, dass er aussieht wie Lord Peter Wimsey.
Ali ist eine Figur, die noch aus anderen Gründen im Gedächtnis bleibt. Er liebt die Poesie - mit der Besonderheit, dass er es ausschließlich auf verstorbene Autoren abgesehen hat. All die zeitgenössischen Namen, denen er begegnet, sagen ihm rein gar nichts. Dafür verblüfft er die Briten mit Kenntnis uralter englischer Werke, die er aus dem Stegreif zitieren kann. Sein Standard-Kommentar: "Ist aber schon längst tot." Superintendent Westlake von Scotland Yard wird sich dagegen vielleicht diesen Spruch merken: "Und wenn ich Ihnen wie ein Idiot vorkomme, dann nur, weil ich wirklich einer bin."
Ali markiert eine Mischung aus Macho und Schlitzohr, das man mit Augenzwinkern entwaffnen kann. Weit gefehlt. Am Ende offenbart er, dass er zwar ein Schlitzohr ist, aber keinesfalls das harmlose, pfiffige und sympathische. Er zögert keinesfalls mit noch ärgeren Finten, um seine Vorstellungen von Gerechtigkeit durchzusetzen. Auf der letzten Seite könnte dem einen oder anderen Leser gut und gerne der Bissen im Hals stecken bleiben.