Alice Munro - Himmel und Hölle

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    Zu diesem Buch auf der Buchrückseite: Neue Geschichten der international gefeierten kanadischen Autorin Alice Munro , die seit langem für den Literaturnobelpreis im Gespräch ist.Ihre Geschichten entführen den Leser an jenen besonderen Ort, der als Alice Munros ureigenes Territorium gilt - den Ort, wo eine unerwartete Wendung des Geschehens den Bogen eines ganzen Lebens zum Aufleuchten bringen kann.



    Meine Meinung zu diesem Buch.Die Erzählungen zeigen meist das Leben und auch das Schicksal von Frauen in einem kurzen Zeitauschnitt.Einerseits liest es sich kraftvoll und beschreibt das schnörkellose Leben der Hauptpersonen. Durch scheinbar kaum große Ereignisse in deren Leben wird feinfühlig, die Konsequenz daraus und teilweise auch das weitere Leben beschrieben. Mir gefiel das Buch wirklich gut und hat auch etwas zeitloses.Die Erzählungen konzentrieren sich auf das Leben und den Umgang damit. Ein bißchen spielt auch der Konflikt Frau und Mann mit rein.

    Einmal editiert, zuletzt von Wellengang ()

  • Mit dieser Sammlung von Erzählungen kam ich leider überhaupt nicht klar.
    Zwei Sammlungen habe ich von Alice Munro schon gelesen ("Tricks" und "Das Bettlermädchen") und sie haben mir beide außerordentlich gut gefallen. Aber bei "Himmel und Hölle" berührte mich nur eine einzige der Erzählungen, alle anderen ließen mich völlig kalt. Ich weiß nicht, woran das liegt, vom Stil her sind die Erzählungen so gut wie gewohnt.
    Die Erzählung, die mir gut gefiel, hat den Titel "Hasst er mich, mag er mich, liebt er mich, Hochzeit" - schon der Titel ist eine Story für sich. In der Geschichte geht es um einen Kinderstreich, der so ganz anders ausfällt als gedacht und sie ist wunderbar erzählt, wie ich es aus den anderen Büchern von Alice Munro kannte.
    Leider berührten mich die restlichen acht Erzählungen nicht. Ich habe sie zwar gelesen in der Hoffnung, dass noch eine gute darunter ist, aber das war nichts und ich habe mich zum Schluss recht gelangweilt und teilweise nur noch quer gelesen.
    Schade! Aber vielleicht war es der falsche Zeitpunkt für dieses Buch. Ein Anzeichen dafür ist schon die Tatsache, dass ich zum Lesen ziemlich lang gebraucht habe und zwei andere Bücher zwischendrin gelesen habe, weil ich etwas lesen wollte, was mich anspricht.


    Grüße von Annabas :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Annabas ()

  • Hallo,


    Alice Munro: Himmel und Hölle


    Diese Erzählungen, auch wenn sie um ähnliche Themen wie Krankheit, Tod und zwischenmenschliche Beziehungen kreisen, sind auf mich in völlig unterschiedlicher Weise angekommen. Da gab es einige zu denen ich den Draht nicht gefunden habe, die mich schier zur Verzweiflung getrieben haben, und es gab andere mit Szenen oder einzelnen Sätzen, die hier und da aufblinkten und mich ermutigt haben, in der Lektüre fortzufahren. Zwei Erzählungen, zufälligerweise die erste und die letzte des Bandes, strahlen in aller Herrlichkeit, in allem literarischen Glanz hervor und bezeugen, dass die Autorin zu Großem fähig ist.


    Warum ich mich in einigen stories nicht zurecht fand, mag mehrere Gründe haben. Zu einem mag es daran liegen, dass sie einfach zu schwer waren und sich darum vor mir verschlossen. Man stolpert in eine Szenerie hinein und muss erst einmal aus diversen Andeutungen heraus kombinieren, worum es überhaupt geht und wie die Personen zueinanderstehen. Zusätzlich erschwerend sind gewaltige Zeitsprünge. Wenn man diese Fallen gemeistert hat, ist man auf den richtigen Dampfer, wenn nicht, dann wird die Geschichte zur Qual.


    Die erste und die letzte, „Hasst er mich, mag er mich, liebt er mich, Hochzeit“ und „Der Bär kletterte über den Berg“ sind sehr lesefreundlich, weitgehend chronologisch geschrieben. Hier erlesen wir herrliche Andeutungen, erahnen ungeschriebene Zwischenräume, und hier kann ich auch den Humor erkennen, für den die Autorin gepriesen wird, auch wenn ihre Themen sehr ernst sind. Die stories haben etwas bitteres und etwas süßes.


    Die erste Story: Die schon in die Jahre gekommene Haushälterin Johanna kauft sich ein neues Kleid, verschickt ihre Möbel mit der Bahn und reist ihnen hinterher. Denn sie will den Witwer Ken heiraten. Johanna hat nämlich einige Liebesbriefe von ihm erhalten, die allerdings nicht von Ken geschrieben, sondern von Ken's Tochter und ihrer Freundin gefälscht sind. Johanna wird quasi in die Irre geführt. Dass diese Geschichte trotzdem gut ausgeht, grenzt an ein Wunder. Schön frech mit Humor gewürzt fand ich die Tatsache, dass Johanna eben nicht gerade der Typ zum Heiraten ist.


    Zitat von "Munro"

    Sie mochte noch keine vierzig sein, aber was half das? Sie war eben keine Schönheit.


    Die letzte Story: Eine Geschichte um das Irresein, eine bezaubernde Story einer demenziellen Entwicklung einer Frau, die schließlich in ein Heim kommt. Da man in den ersten 30 Tagen die Insassen dort nicht besuchen darf, weil sie sich an die neue Umgebung gewöhnen müssen, besucht Grant nach dieser Gewöhnungszeit seine Fiona, mit der er jahrzehntelang verheiratet ist, muss aber erkennen, dass seine Frau mit einem anderen Heimbewohner angebändelt hat und ihren geliebten Grant nicht mehr erkennt. In all dieser Tragik liegt auch Witz, den Munro feinsilbig auskostet.


    Zitat von "Munro"

    „Das Problem ist, wie sie sicher wissen, dass wir Bettlägerige nicht auf längere Zeit im Erdgeschoss pflegen....“
    Er sagte, seines Wissens sei Fiona nicht oft im Bett geblieben und noch nicht bettlägerig.
    „Nein. Aber wenn sie nicht bei Kräften bleibt, wird sie es. Im Moment ist sie ein Grenzfall.“
    Er sagte, er habe gedacht, der erste Stock sei für geistig völlig Verwirrte.
    „Das auch“, sagte sie.


    Diese Story erschien auch einzeln als Hörbuch und wurde unter dem Titel "An ihrer Seite" verfilmt.


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    (Hörbuch: Der Bär kletterte über den Berg")


    Zu den besonders schönen stories zählt auch „Trost“. Es geht um einen Mann, der an einer Krankheit leidet, die ihn nur in den Tod führen kann. Er begeht Selbstmord und lässt seine Frau Nina beunruhigend zurück. Denn Nina sucht verzeifelt seinen Abschiedsbrief, den ihr Mann vielleicht doch nie geschrieben hat. Sie durchsucht das Zimmer und dreht jeden Quadratzentimeter um, sie sucht ihn in abgelegendsten Stellen. Wo soll sie den Trost nur finden? Jedenfalls nicht in der Religion. Wo sie ihn findet, lese man bitte im Buch.


    Wegen diesen drei Geschichten lohnt sich die Anschaffung des Bandes „Himmel und Hölle“ auf jeden Fall. Es ist durchaus möglich, dass ich den anderen Geschichten noch mehr abgewinnen kann, wenn ich irgendwann einen reread mache, denn manchmal, so auch hier, gebe ich mir gerne die Schuld, wenn ich mit einem Text nicht klar komme. Schlussfolgernd ist es ein Buch mit sehr schönen Höhepunkten und persönlichen Niederlagen.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ist das schade, dass sich alle diese Leser hier abgemeldet haben.


    Gruss Thomas

  • Im Rahmen der Monatsrunde Mai 2015 lese ich ein aus der Bibliothek entliehenes Buch:


    Alice Munro: Himmel und Hölle


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    Klappentext hinten auf dem Buch:


    In neun Geschichten, die vordergründig alltäglich-harmlos wirken wie ein Kinderspiel, lässt Alice Munro rätselvolle Beziehungen und verdrängte Schuld aufblitzen, die heimlich weiterwirken. Sie erzählt von bestürzend kühnen Momenten des Ausbrechens aus dem eigenen Leben: das ist der Stoff, aus dem ihre Erzählungen sind.


    Die Geschichten entführen den Leser an jenen einzigartigen Ort, der als Alice Munros ureigenes Territorium gilt - den Ort, wo eine unerwartete Wendung des Geschehens den Bogen eines ganzen Lebens zum Aufleuchten bringen kann.


    Meine Leseeindrücke:


    Obwohl ich sonst nie Kurzgeschichten lese, mag ich Alice Munros Erzählungen doch immer sehr gern. (Habe schon "Zuviel Glück" und "Tricks" gelesen).


    Ich habe von den neun Geschichten bisher fünf gelesen und sehr genossen. Am besten gefiel mir bisher die zweite, Eine schwimmende Brücke, in der es um eine krebskranke Frau, Jinny, geht, die sich auf eine Leidenszeit vorbereitet, teils mit dem Leben schon abgeschlossen hat und am Alltagsleben nicht mehr recht teilhaben möchte, und teils über eine optimistische Aussage ihres Arztes grübelt. In dieser Situation entführt ein ihr unbekannter junger Mann sie auf eine Autofahrt durch die Natur, die er ihr zeigt. Und auf der titelgebenden schwimmenden Brücke erlebt Jinny einen Moment des Glücks, der absolut in der Gegenwart liegt, ohne einen Gedanken an Kommendes oder Vergangenes. Das fand ich beeindruckend. Mit Bezug auf den Bandtitel Himmel und Hölle: sie erlebt sozusagen einen Moment des Himmels in der Hölle ihres Lebens.


    Fast genausogut gefiel mir die erste Erzählung. Sie dreht sich um die Hausangestellte Johanna, die im Leben nicht gerade vom Glück begünstigt wurde. Sie leistet gute Arbeit und hat einen gesunden Menschenverstand, aber ist nicht besonders freundlich und attraktiv. Dadurch wird sie Opfer eines üblen Streiches von zwei jugendlichen Mädchen, die sie verachten und sich einen bösen Scherz mit ihr erlauben, indem sie Briefe an Johanna frei erfinden, die angeblich vom Vater des einen Mädchens kommen. Schließlich reist Johanna zu dem Mann, doch sie reist nicht in die Hölle, die die zwei jungen Zicken ihr bereiten wollten. Die Geschichte nimmt eine unvorhergesehene Wendung, die ich sehr begrüßt habe.


    Die anderen Erzählungen, Erbstücke, Trost und Nesseln haben mich nicht ganz so beeindruckt. Himmel und Hölle aber kommen in ihnen vor, doch die im Klappentext erwähnten überraschenden Wendungen konnte ich nicht in allen Geschichten entdecken. Am ehesten noch in Nesseln, wo die Erzählerin einen Freund aus ihrer Kindheit im Erwachsenenalter wiedertrifft, den sie liebte und aus den Augen verlor, hocherfreut über das Wiedersehen ist und einen gemeinsamen Tag mit ihm verbringt, an dem er ihr von einer schweren Schuld erzählt, die auf ihm lastet.


    In Trost dagegen werden Himmel und Hölle ganz explizit erwähnt, denn es geht um einen Lehrer, der an seiner Schule den Kreationisten den Kampf angesagt hat, die meinen, im naturwissenschaftlichen Unterricht solle die biblische Schöpfungslehre genau den gleichen Stellenwert bekommen wie die Evolution. :entsetzt: :entsetzt: Ich wusste gar nicht, dass die auch in Kanada ihr Unwesen treiben. Ich wusste, dass das in den USA ein Thema ist, aber Kanada hielt ich nicht für so rückständig. Auf jeden Fall war ich (obwohl ich keine Atheistin bin) hier ganz auf der Seite des Lehrers (der im Verlauf der Erzählung stirbt - wie so oft, drehen sich Alice Munros Erzählungen um schicksalhafte oder dramatische Erlebnisse im Leben der Personen.)


    Eigentlich soll das Buch morgen in die Bibliothek zurück, das werde ich wohl aber nicht schaffen.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ich bin mit dem Buch fertig. Die beiden ersten Kurzgeschichten bleiben die besten. In der zweiten Buchhälfte konnte ich mit einigen Geschichten nicht sehr viel anfangen. Zwar ist es immer spannend und interessant, sie zu lesen, aber ich gebe zu, dass ich das Gefühl habe, nicht alles erfasst zu haben. Besonders die letzte Geschichte, Der Bär kletterte über den Berg, lässt mich ein wenig ratlos zurück. Gut gefallen haben mir Queenie und Was in Erinnerung bleibt.


    Zusammenfassend kann man sagen, dass es in den Erzählungen oft um Frauen geht, sehr unterschiedliche Frauen, die in ihrem Leben einen Wendepunkt erfahren, oder ein Erlebnis haben, das bestimmte Aspekte ihres Lebens in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Dabei werden Leben, Erfahrungen und Gefühle der handelnden Personen kurz, aber sehr treffend skizziert, vieles wird aus Andeutungen klar - das ist es, was ich an Munros Büchern liebe.


    Alles in allem war es ein sehr gutes Buch.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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