Ray Bradbury - Fahrenheit 451

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  • Dieses Buch haben wir letztes Jahr im Englisch-GK gelesen und erstaunlicherweise hat es mir recht gut gefallen.
    Sonst muss ich mich eher quälen Schulbücher zu lesen, das hier hatte ich in einer Woche durch. (Ich weiß, es hat nicht so viele Seiten, aber es gab bereits kürzere Bücher, für die ich deutlich länger brauchte :zwinker: )
    Zwar hatte ich mit dem Verstehen bzw. Vorstellen einige Probleme, aber letztendlich fand ich es dann doch recht 'spannend' und vor allem die Vorstellung dieser Welt sehr erschreckend. (Was denn sonst, wenn man gerne liest? :rollen: )


    Wir haben dann übrigens noch den Film gesehen. Mir gefielen die Änderungen nicht so ganz, auch wenn das sicherlich damit zu tun hatte, das manche Dinge zu dem Zeitpunkt, als der Film gedreht wurde, einfach noch nicht darstellbar waren. Das war aber auch das Problem, was wir mit dem Film hatten - es wirkte eher wie eine Vergangenheit, als das wir uns vorstellen konnten, dass es weit in der Zukunft lag. Mich würde interessieren wie sie das umsetzen würden, wenn sie das Buch heute verfilmen täten.


    Liebe Grüße,
    Tolpan

  • Die Idee des Buches, diese Zukunftsvision gefällt mir sehr gut, allerdings konnte ich die 'poetische' Sprache nicht so ganz finden. Für mich war es leider nur eine gute Idee schlecht verpackt.


    Der Film konnte mich leider auch nicht begeistern, vielleicht auch nur, weil aufgrund natürlich mangelnder Technik zur Entstehungszeit, viele Effekte doch sehr lächerlich wirken. Aus der Begegnung mit diesem Mädchen wurde zu sehr eine Liebesgeschichte und ich fand persönlich sie falsch besetzt... Ich hatte mir ein junges Mädchen mit langen, dunklen Locken und geheimnisvollen Augen vorgestellt. Schade.


    3ratten

  • Mit einem Jahr Verspätung kommt nun auch meine Antwort zustande :klatschen:
    Es ist ja richtig toll, dass ihr all' diese Gefahren, die vom Fernseher ausgehen, wie z.B. Verblödung, zu leichte Befriedigung ohne jegliche Anstrengung und natürlich der Suchtfaktor, der dazu führt, dass man in einen Komaartigen Zustand vor dem Fernseher fällt. Alles schön und gut, aber was ist mit der neuen Gefahr - dem PC-! Ich finde, dass der PC und Internet den Fernseher als große Gefahr der Verblödung ablösen und viel mehr Gefahren bieten als die Glotze:D
    Jetzt habe ich auch meinen Senf hinzu gegeben und bin richtig erleichtert:D

  • Ursprünglich war doch das Fernsehen, ein klares Medium der Aufklärung. Um aber zum Thema zu kommen, ich kenne das Buch leider nicht, habe nur den Film mit Oskar Werner gesehen. Ich muß mir mal das Buch besorgen.

  • Ray Bradbury ~ Fahrenheit 451

    Zum Inhalt
    Fahrenheit 451 ist ein dystopischer Roman aus dem Jahre 1953. Die Geschichte spielt in einer Welt, in der es verboten ist, Bücher zu lesen, geschweige denn zu besitzen. Es gilt als gefährlich, selbstständig zu denken, da es die Menschen zu antisozialen Wesen entwickle und somit die Gesellschaft destabilisiere. Die Bürger denunzieren sich gegenseitig und erstatten Anzeige bei der Feuerwehr, deren Aufgabe es nicht etwa ist, Brände zu löschen, sondern selbst Feuer zu legen, um noch vorhandene Bücher zu verbrennen. Einmal wird eine ältere Frau mitverbrannt, weil sie lieber sterben will, als ohne Bücher zu leben. Die Feuerwehrmänner tragen Uniformen mit der Nummer 451, genau die Temperatur (232° C), bei der Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt, sowie einen Salamander auf der rechten Schulter als Symbol des Feuers.


    Protagonist in diesem Werk ist der Feuerwehrmann Guy Montag, der genau wie alle anderen in diesem abgestumpften System funktioniert und seine Freude daran hat, Bücher zu verbrennen. Doch dann lernt er die 17-jährige Clarisse aus seiner Straße kennen, die anders ist als alle Menschen, die Montag je kannte. Die Menschen in "Fahrenheit 451" würden sie als "nicht konform" und "unnormal" bezeichnen, weil sie ein Mensch ist, der noch auf die Natur achtet und weiß, wie sich Regen auf der Haut anfühlt. Alle anderen Menschen sind durch die Dauerberieselung durch Massenmedien wie TV und Radio stumpfsinnig, primitiv und emotionslos geworden.


    Durch Clarisse erfährt Montag eine Veränderung: Er beginnt, sich Gedanken zu machen, was wohl in den Büchern so Gefährliches drin stehen könnte und wie das Leben früher war, als Bücher noch einen Platz in der Gesellschaft hatten. Seine Zweifel gehen so weit, dass er einige Bücher bei Verbrennungsaktionen mitgehen lässt und später beschließt, den Feuerwehrdienst für immer zu quittieren. Er findet einen Komplizen, den ehemaligen Literaturprofessor Faber, der ihm den Sinn der Bücher vermitteln möchte.


    Doch natürlich bleiben Montags Bücher nicht unentdeckt und eine dramatische Aktion endet in einem Fiasko....



    Meine Meinung
    Die Gesellschaft, die Bradbury schafft, erinnert aus heutiger Sicht ein bisschen an uns selbst. Sinn und Zweck des ganzen Daseins in "Fahrenheit 451" ist es, die Menschen permanent zu unterhalten und mit sinnlosen TV-Serien ruhigzustellen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Dabei hat das ganze gar keinen politischen Hintergrund, wie man vermuten möchte. Die Menschen sollen glücklich sein, und Bücher sind verboten, weil sie einem zum Nachdenken bringen können und einen traurig stimmen können. Montags Frau Mildred ist ein klassischer Vertreter dieser "Spaßgesellschaft" - sie hat rund um die Uhr einen "Knopf im Ohr" mit Radiodauerbeschallung, so dass sie gar nicht mehr schlafen kann und versucht, mit Schlaftabletten und Rennfahren runterzukommen. Man kann sie sich bildlich vorstellen, weil man beim Lesen gar nicht drum herum kommt, die Welt Bradburys mit unserer heutigen zu vergleichen und feststellen muss, dass man doch mindestens einen Vertreter à la Mildred kennt. 147.gif


    Fahrenheit 451 ist einfach zeitlos, weil Bradbury vorausgesehen hat, in welche Richtung sich die Menschheit entwickeln wird. Sicherlich kann man das nicht eins zu eins übernehmen, aber mich hat erschreckt, wie viel Wahheit drin steckt und wie wenig wir davon entfernt sind, so zu enden wie in Fahrenheit 451.


    Denn seien wir mal ehrlich - wenn man wie wir hier bei Literaturschock viel liest, wird man doch schon gerne mal schief beäugt, oder?


    Bradburys Zukunftsvision ist düster und beängstigend, aber ebenso faszinierend wie glaubwürdig. Sehr lesenswert!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:




    Hier noch ein Ausschnitt aus dem Buch, der mir besonders gut gefallen hat (Montags Vorgesetzter):

    Zitat


    "Arbeite mit dem Zeitraffer, Montag, rasch. Quick? Nimm, lies, hör zu! Kick, Tempo, Match, Tip, Du, Sie, Er, Wir, Alle, Eh? Uh? Ruck, zuck, Bim, Bam, Bumm? Zusammenfassungen von Zusammenfassungen, Zusammenfassungen der Zusammenfassungen von Zusammenfassungen. Politik? Eine Spalte, zwei Sätze, eine Schlagzeile! Und dann, mittendrin, ist plötzlich nichts mehr da. Wirble den Geist des Menschen herum im Betrieb der Verleger, Zwischenhändler und Ansager, dass das Teufelsrad alles überflüssige, zeitvergeudende Denken wegschleudert! [...] Weniger Schule, der Lernzwang gelockert, keine Philosophie mehr, keine Geschichte, keine Sprachen. Der muttersprachliche Unterricht vernachlässigt, schließlich fast ganz aufgehoben. Das Leben drängt, die Berufsarbeit geht vor, an Vergnügungen nachher ist kein Mangel. Wozu etwas lernen, wenn es genügt, auf den Knopf zu drücken, Schalter zu betätigen, Schrauben anzuziehen?"

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()

  • Definitiv eines meiner Lieblingsbücher, obwohl ich Clarisse in ihrer Art und Weise etwas "dick aufgetragen" finde, aber vielleicht muss sie so sein, um diesen Effekt auf Montag haben zu können.


    Ich habe es schon viele Male gelesen, aber am unauslöschlichsten hat sich mir eingeprägt das tiefe Mitleid für und die Trauer über Montags Frau Mildred, die ja prototypisch für alle Angepassten sein könnte. Daraus kommt auch die Hoffnungslosigkeit, die diese Geschichte atmet. Wer ausbricht, muss dafür bezahlen, aber wer es nicht tut, ist auch nicht viel besser dran.


    Hauptmann Beatty ist es, der erklärt, es ginge um das Glück der Menschen, es wohne nur das Unglück in den Büchern und verbreite sich von ihnen aus. Was Mildred da empfindet und wie sie lebt, ist das Glück?


    Unbedingt empfehlenswert in meinen Augen.


    Hier noch ein sehr schöner Satz, der auf dem Rücken der Diogenes-Ausgabe (übrigens: Bradbury bei Heyne?!) zu finden ist:

    Zitat

    (...) Fahrenheit 45I ist kein Roman über die Technologie der Zukunft, es geht nur in zweiter Linie um Zensur und Bücherverbrennungen. Es ist nichts anderes als die Geschichte von Bradbury, verkleidet als Feuerwehrmann Montag, und von seiner lebenslangen Liebesaffäre mit Büchern. (Willis E. McNelly)


    Noch ein kurzes off-topic zur Mondlandungsdiskussion, weil's mir gerade einfällt: Es gibt in Harry Potter 7 (jaja) eine Szene, in der eine etwas abgedrehte Figur die Existenz einer Kreatur behauptet, die selbst für Zaubererverhältnisse etwas unwahrscheinlich erscheint. Rationale Gegenargumente schmettert er ab: "Niemand konnte bisher beweisen, dass xy nicht existiert!" Auf die etwas verzweifelte Entgegnung hin, es könne dann ja alles als existent gelten, wenn der einzige Maßstab sei, es wäre noch nicht gelungen, das Gegenteil zu beweisen, hellen sich seine Gesichtszüge auf, denn: "Ich bin froh, dass Du endlich beginnst, Deinen Geist zu öffnen!"

  • Einerseits finde ich es beeindruckend, wie genau Bradbury die Medienzukunft beschreibt, also die Chose mit den Fernsehern, ebenfalls die soziale Entwicklung und die geistige Verdummung. Allerdings halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass irgendwann mal ausnahmslos alle Bücher verbrannt werden. Schließlich sind sämtliche Theorien, egal ob philosophisch, politisch, soziologisch, theologisch, physikalisch, biologisch etc etc auf Papier verfasst. Ich bezweifle mal, dass z.B. Sozialisten es zulassen würden, wenn Werke wie "Das Kapital" verbrannt werden würden oder Biologen/Anthropologen würden auch nicht weggucken, wenn jemand "Die Entstehung der Arten" verbrennen würde. So enorm ist die Menschheit dann doch (noch ?) nicht verdummt.


    Literarisch hat das Buch aber einen hohen Stellenwert. Die Diskussionen zwischen Guy und seinem Vorgesetzten sind super, ebenso die Gespräche mit den Ausgestoßenen nahe der Bahngleise.

  • @iLLumination
    Ich denke hier muss man den Roman auch sehr im Kontext seiner Zeit sehen. Das Bücher verbrannt werden war damals ja noch in vielen Köpfen präsent. Er hat diesen Gedanken eben weitergesponnen.

  • Meiner Ansicht nach sind die Bücher auch ein Symbol für Gedanken und Nachdenken selbst. Liest man Fabers Rede auf S. 92f (Diogenes-Ausgabe) sagt er das relativ klar:


    "Was sie brauchen, sind nicht Bücher, sondern einiges von dem, was einst in Büchern stand."


    Der Text ist leider zu lang, um ihn komplett zu zitieren, im Ergebnis sagt er folgendes sei wichtig, egal wo man es finde:


    - Rang der Aussage
    - Muße, um über diese Aussage nachzudenken
    - das Recht, nach dem zu handeln, was sich aus dem Zusammenwirken der ersten beiden Dinge ergibt


    Dabei kommt es nicht darauf, wo man dies findet, nur, dass man es überhaupt findet. In einer Welt, die das Denken und eigene Entscheiden möglichst zu verhindern sucht, sind diese Ziele gefährlich. Und wenn man aus dem Fenster schaut (oder bspw. jeden Tag mit dem Zug fährt), dann sind wir nahe daran, auch wenn Bücher noch immer sehr präsent sind. Sie haben aber leider nicht mehr oft einen "Rang der Aussage". Aber zum Glück gibt es immer noch Ausnahmen (kurios, aber Harry Potter ist ein Beispiel für eine gute Aussage, auch wenn der letzte Band nicht mehr so gelungen war. Aber das gehört nicht hierhin).


    Insofern ist das "Verbrennen" der Bücher in meinen Augen nur ein Symbol für das Unterdrücken von eigenen Ansichten. Wir verbrennen keine Bücher und trotzdem denken viele Menschen nicht mehr über die Dinge nach. Bradbury lässt später einen Krieg ausbrechen, der die Städte zerstört. Niemand hat gemerkt, dass es soweit kommt. Auf heute übertragen: wir sind in einem Krieg bspw. in Afghanistan (auch wenn der Bundesverteidigungsminister das wortgewaltig verneint) und wirklich diskutiert wird das nicht. Eine Liste weiterer Beispiele ließe sich sicher ohne weiteres erstellen.


    Nein, Bradbury hat keinen Science Fiction geschrieben, sondern eine Gesellschaftsstudie, die heute schon fast Realität ist.

  • Hier meine Rezension:


    Guy Montag hat einen angesehenen Beruf: Er arbeitet bei der Feuerwehr und ist dafür verantwortlich, Bücher zu verbrennen. Bücher gelten als gefährlich für die Volksgesundheit, deshalb müssen sie vernichtet werden. Eines Tages lernt Guy jedoch ein junges Mädchen kennen, das seltsame Fragen stellt, das sich Gedanken um andere macht und nicht nur an sich selbst denkt. Zwar verschwinden das Mädchen und ihre Familie kurz nachdem sie in Guys Viertel gezogen sind, doch Guy wird nachdenklich, sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er zweifelt an der Richtigkeit seines Tuns.


    Seine Frau, die sich prinzipiell nur für sich selbst und das Unterhaltungsprogramm auf den TV-Wänden interessiert, deshalb bemerkt sie lange nicht, wie es um ihn steht. Seinen Kollegen und vor allem seinem Chef bleibt Guys Unruhe jedoch nicht verborgen. Guys Chef ahnt, dass Guy zumindest eines der zu verbrennenden Bücher gerettet hat und daheim verbirgt.


    Tatsächlich hat Guy schon eine kleine Sammlung angehäuft. Ihm ist zwar Angst und Bange, doch trennen möchte er sich von seinen Schätzen auch nicht. Guy schreckt nicht einmal davor zurück, den Freundinnen seiner Frau das Gedicht „Dover Beach“ vorzulesen, obwohl er weiß, dass er dafür wahrscheinlich denunziert wird.


    Er lernt den alten Faber kennen, der eine Idee hat, wie man einiges ändern könnte. Doch als schließlich der Befehl kommt, Guys Haus anzuzünden, sind Faber und Montag gezwungen, zu fliehen. Sie tun dies unabhängig voneinander. Guy trifft während seiner Flucht auf eine Gruppe Gelehrter, die von der Gesellschaft verstoßen leben und sich zur Aufgabe gemacht haben, Bücher auswendig zu lernen, um sie vor dem Vergessen zu retten.


    Bradburys Werk ist ein Klassiker unter den Dystopien. Er zeigt, was mit Menschen passiert, die sich der Technik hingeben und einer Diktatur unterworfen sind, die absolut regiert. Das Buch erschien erstmals 1953, der Titel „Fahrenheit 451“ (232°C) bezieht sich auf die Temperatur, bei der angeblich Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt. Die Gesellschaft und auch zwischenmenschliche Beziehungen werden als abgestumpft und eintönig dargestellt, umso auffälliger und anders ist das Nachbarmädchen, das lebhaft die Welt betrachtet und auch in Frage stellt.


    Das Buch liest sich trotz der bedrückenden Stimmung sehr gut, die Geschichte ist spannend. Leider kam mir der Held in seinen Entscheidungen und Beweggründen nicht besonders real vor, dh. ich konnte nicht immer nachvollziehen, warum er etwas wie gemacht hat und die ganze Sache nicht schlauer angegangen ist. Das Buch gibt jedoch viele Hinweise darauf, dass die Menschen dieser Zeit und dieser Welt nicht daran gewöhnt sind, eigenständig zu denken, was vermutlich auch eine Erklärung für diese Unnachvollziehbarkeit sein könnte.


    Zusammengefasst ein wichtiges Buch, das man ruhig eine Weile sickern lassen kann. Wieder einmal wird klar: Wehret den Anfängen!
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    Taschenbuch: 186 Seiten
    Verlag: Heyne; Auflage: Überarb. Neuausgabe. (8. September 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3453164121
    ISBN-13: 978-3453164123


    4ratten

  • Hallo!


    Mich hat dieses Büchlein ebenfalls beeindruckt. In ein paar Grundelementen hat es mich an "1984" erinnert, allerdings fand ich Bradburys Zukunftsvision beklemmender, da viel realistischer. Viele haben es ja schon erwähnt, die Abstumpfung durch ständige Dauerberieselung vom Fernseher ist inzwischen schon Realität, wenn auch nicht allgegenwärtig. Natürlich ist es noch nicht so extrem wie in "Fahrenheit 451", aber der Mensch wird wohl nur durch Extreme aufgerüttelt.


    Die emotionale Abstumpfung wird besonders durch die Beziehung von Guy und Mildred deutlich, denn zwischen den beiden scheinen so gut wie keine Gefühle mehr zu existieren, wenn es sie denn je gegeben hat. Ich hatte das Gefühl, dass Menschen nur noch der Fortpflanzung und der Gewohnheit wegen zusammenkommen.


    Stilistisch fand ich das Buch manchmal etwas holprig, manchmal sehr poetisch. Der Botschaft nimmt dies jedoch keinen Abbruch.


    4ratten


  • ein Buch, das jeder Bücherfan kennen sollte!


    Da bin ich froh, dass auch ich endlich dazu gekommen bin, es zu lesen. :)
    In diesem Thread gibt es ja bereits ein paar sehr gute Inhaltsangaben, also komme ich direkt zu meiner Meinung:


    Es ist immer beeindruckend, wenn man einen in die Jahre gekommene Science Fiction liest und modernen Entwicklungen der Gesellschaft wiederbegegnet, die der Autor in seiner Geschichte scheinbar spielerisch vorweggenommen hat. Am besten gefallen haben mir die Ohrstöpsel zur ununterbrochenen Berieselung mit musikalischem Unterhaltsungsprogramm - wo ich doch selber oft mit Kopfhörern unterwegs bin. Tatsächlich ist der erste Walkman erst 26 Jahre nach Veröffentlichung des Buches erschienen (und da konnte man bei den Kopfhörern ja noch nicht von Ohrstöpseln sprechen :) )


    Weniger gut gefallen hat mir, dass der Autor (meinem Eindruck nach) so viel Wert darauf gelegt hat, möglichst häufig möglichst originelle und kunstvolle Metaphern einzustreuen. Das wirkte auf mich bisweilen stark bemüht und störte ab und zu auch meinen Lesefluss. Also wahrscheinlich das gleiche, das Cuddles so beschrieben hat:


    Stilistisch fand ich das Buch manchmal etwas holprig, manchmal sehr poetisch.


    Ansonsten wirkt die Geschichte nicht konstruiert und ist in sich sehr stimmig (worauf ich viel Wert lege). Auch das Ende passt.
    Entsprechend vergebe ich gute:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Bradbury hat nicht nur in "Fahrenheit 451" unsere heutige Welt beklemmend genau vorhergesehen (auch wenn wir heute eigentlich eher an zu vielen Büchern leiden als an zu wenigen). Ich empfehle als Ergänzung seine Kurzgeschichte "Der Mörder". Sie sollte Pflichtlektüre an unseren Schulen sein!

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Das Buch gehört ja hier eigentlich nicht rein, es ist ein Utopie wie "1984" aber keine Sciene Fiction. Weltliteratur wäre passender.


    Gruß, Thomas


  • Das Buch gehört ja hier eigentlich nicht rein, es ist ein Utopie wie "1984" aber keine Sciene Fiction. Weltliteratur wäre passender


    Hm? Hoffentlich eher eine Dystopie :zwinker:


    Aber:
    http://www.sfdatabase.com/article/fahrenheit451.html


    Und Dystopien / Utopien werden eigentlich immer bei der Science Fiction eingeordnet. Wobei "Fahrenheit 451" sicher Weltliteratur ist - "Die Zeitmaschine" aber ebenso. Ich persönlich suche aber beide Romane eher in dieser Kategorie hier.


    Orwells 1984 ist hier im Forum übrigens auch unter SF eingeordnet.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Zitat

    Und Dystopien / Utopien werden eigentlich immer bei der Science Fiction eingeordnet.


    Genau.
    Darum erschien "Fahrhenheit 451" auch in der Heyne-Reihe der Sci Fi-Klassiker.
    Zudem sind nicht alle Utopien oder Dystopien Weltliteratur.


    Da hat man fast den Eindruck, Klassikfreund(e) möchte(n) den für gewöhnlich eher seichteren Genres die guten Bücher entreissen. :D

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Ray Bradbury – Fahrenheit 451

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    OA: 1953
    208 Seiten
    ISBN: 978-0345342966


    Inhalt:
    Im totalitären Amerika der Zukunft haben das allgegenwärtige Fernsehen und das Verbot jeglicher Bücher eine entindividualisierte, denkfreie, gleichgültige Massengesellschaft geschaffen. Die Feuerwehr löscht keine Brände mehr, sondern vernichtet gefundene Bücher mit einer 451 Grad Fahrenheit heißen Kerosinlösung. Feuerwehrmann Guy Montag beginnt, immer stärker an diesem System zu zweifeln und wird, ermutigt von der jungen Clarisse Mc Clellan, bald zum Anarchisten.
    (Quelle: Buch der 1000 Bücher)

    Eigene Meinung:


    Dieses Buch gehört definitiv zu den besten, welche ich gelesen habe. Es ist eindrucksvoll, erschreckend, warnend und doch voller Hoffnung. Es ist ein Buch, welches uns alle Betrifft, denn es handelt von der Verantwortung der Menschen für diese Erde.
    Diese Geschichte zeigt eine Utopie, ähnlich wie Aldous Huxleys Brave New World oder George Orwells 1984. Der Unterschied zu diesen beiden Büchern liegt jedoch darin, dass die Intension für diese Form der Diktatur und Beschneidung der Meinungsfreiheit nicht politischer Natur ist. Man möchte eine einfache, gefügige Gesellschaft. Wie will man dies erreichen? Man verhindert, dass die Menschen gebildet sind und ihre Meinung über das Universum und das Leben haben, in dem man ihnen den Zugang zur Literatur verbietet. Literatur die schon immer das Medium des freien Geistes und der Revolutionäre war. Die Menschen sollen glücklich sein. Dies ist die Propaganda, welche diesen Zustand rechtfertigt: „Bücher machen unglücklich, unzufrieden und melancholisch.“ Man liefert stattdessen den Menschen all das, was ihre Vergnügungssucht befriedigt, um sie ruhigzustellen. Eine Ersatzdroge für das wahre Leben. Den meisten Menschen genügt dies, weil sie bequem und träge sind, aber eben nicht allen. Nach wie vor gibt es Menschen die sich auflehnen, die ihre Individualität zu schätzen wissen und diese versuchen um jeden Preis zu verteidigen, die sich gegen das System und die Gehirnwäsche auflehnen. Dieses Buch zeigt dass, wie schlimm eine Diktatur auch sein mag, es immer Hoffnung gibt, eben weil der Mensch auf einer Ebene immer frei sein wird, seinem Geist und seinen Gedanken. Es wird immer Menschen geben, welche sich ihre Moral und ihre Ethik erhalten. Man kann ihnen die Würde nehmen, man kann sie foltern und man kann sie töten, aber niemals den freien Geist. Dieses Buch ist in seiner Grundtendenz sehr düster, aber auch wenn es in dem eigentlichen Sinne kein Happy End gibt, so gibt es doch Hoffnung. Nämlich durch die Erinnerung der Menschen, welche nach wie vor weitergegeben werden kann, welche man nicht verbrennen kann wie Papier. Dies was in unserem Herzen und unserem Gedächtnis ist, ist unser größtes Gut, was uns niemand nehmen kann. Das müssen wir immer bewahren, denn dies macht uns letztendlich zum Individuum und nicht zu einer Gesichts- und Charakterlosen Einheitsmasse. Wir Menschen haben es selbst in der Hand, in einer lebenswerten Welt zu leben, wenn wir nur den Mut haben, nicht aufzugeben, uns unserer Werte zu erinnern und sie zu wahren. Die Tat jedes Einzelnen zählt und hat die Kraft sich gegen die Macht der Masse aufzulehnen. Dieses Buch ist ein einziges Plädoyer für den Wert von Bildung, Moral, Ethik und Freiheit.


    5ratten und ein ganz besonderer :tipp:


    Tina

  • Genau.
    Darum erschien "Fahrhenheit 451" auch in der Heyne-Reihe der Sci Fi-Klassiker.
    Zudem sind nicht alle Utopien oder Dystopien Weltliteratur.


    Da hat man fast den Eindruck, Klassikfreund(e) möchte(n) den für gewöhnlich eher seichteren Genres die guten Bücher entreissen. :D


    Yeah, warum müssen Klassikerfreunde (als wäre ich nicht selbst einer) immer so besitzergreifend sein!? :breitgrins:
    Vielen Menschen, die "Fahrenheit 451" und "1984" nicht gelesen haben und sie nur vom Hören her kennen, wissen/nehmen gar nicht an, dass sie ins SF-Genre gehören.
    Arme SF-Freunde. :trost:

    Tread lightly, love deeply and live joyfully, for we are stalked by time and shadows. (A. J. Dalton)

  • Ui, ich hätte mir eure Kommentare nicht durchlesen dürfen, denn jetzt weiß ich nicht mehr was ich schreiben soll, da mir hier die meisten im Großen und Ganzen bereits direkt aus der Seele sprechen.


    Vom Inhalt her finde ich die Geschichte toll, einfach nur toll! Doch der Schreibstil war nicht so unbedingt meines - irgendwie holprig und stellenweise musste ich diverse Absätze sogar zwei-, dreimal lesen... :rollen: Außerdem weiß ich nicht so ganz, ob ich den Protagonisten Montag nun mochte oder nicht. Sein Charakter war mir ein wenig zu ungestüm und aufbrausend - ich hätte wohl einiges anders gemacht, als er.


    Aber wie gesagt, der Inhalt ist top. Die Zukunftsvisionen Bradburys, die zum Teil keine mehr sind, sind erschreckend - vor allem, weil man unsere heutige Gesellschaft ziemlich klar darin erkennen kann und man in mehr als nur einer Form zum Nachdenken angeregt wird.


    Wegen des Schreibstils, der mich manchmal doch zum Gähnen gebracht hat, gibt's eine Ratte weniger: 4ratten

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys