Morton Rhue - Boot Camp

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 13.812 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nirika.

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    Connor hat das Schlimmste noch vor sich. Aber auch der Anfang war schon schlimm genug. Vor acht Stunden ist der Ich-Erzähler von Morton Rhues Roman Boot Camp von einem Mann und einer Frau aus dem Ferienhaus seiner reichen Eltern heraus gekidnappt worden, jetzt sitzt er gefesselt in einem Wagen. Aber die Entführer wollen gar kein Lösegeld erpressen: das Geld für ihren Coup haben sie schon längst erhalten und werden es auch weiterhin. Und zwar von Connors Eltern, die monatlich bezahlen. Ihr Sohn ist ihnen einfach zu aufmüpfig geworden. Der Mann und die Frau sind „Transporteure“. Sie bringen Connor in ein Lager für schwer erziehbare Jugendliche, sarkastischer Weise Lake Harmony genannt, in dem ihm der rechte Drill und der Respekt vor Autoritäten eingeschärft werden soll, und das auch mit Gewalt. Was dann folgt im Roman Boot Camp, ist so erschütternd, dass man es eigentlich gar nicht glauben will.


    Meine Meinung


    Das Buch liest sich schnell weg (ist ja eigentlich auch ein Jugendbuch), doch das Thema ist sehr brisant und lässt auch den erwachsenen Leser nicht kalt.


    Die Zustände in diesem Boot Camp werden sehr drastisch geschildert, es herrscht Sadismus, Gewalt, und die sogenannten "Schwererziehbaren" werden durch Untergrabung des Selbstwertgefühles, Androhung von Gewalt, Freiheitsentzug und schweren Strafen fügig gemacht. Diese Methoden entsprechen eigentlich so gar nicht meinem Stil und meiner Ansicht von Erziehung und ich bin überzeugt, dass "angepasste, fügige, kritiklose" Menschen nicht das Ziel einer Erziehung sein können.


    Anhand des jugendlichen Connors wird die Maschinerie dieser Boot Camps verdeutlicht. Connor hat sein Herz am rechten Fleck, hat sich meiner Meinung nach auch keinem Vergehen schuldig gemacht - vielmehr suchen seine Eltern, die mit seinem Lebenswandel nicht so sehr einverstanden sind eine für sie angenehme Lösung - und doch bricht sein Widerstand allmählich. Das Buch wirft viele Fragen auf. Wann gilt ein Kind als "schwererziehbar", inwieweit sind die Ursachen dafür im Elternhaus,in der Umgebung zu suchen? Ist eine autoritäre Erziehung unter Androhung von Gewalt der einzig richtige Weg?


    Eine Geschichte, die unter die Haut geht, v.a. in Anbetracht dessen, dass es solche Boot Camps wirklich gibt!


    4ratten


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo!


    Das Buch ist thematisch wirklich interessant. Ich habe es ohne Unterbrechung durchgelesen und hinterher schwirrte mir ganz schön der Kopf. Ich musste mir mal wieder eine Menge Fragen stellen.
    Was heutzutage alles erlaubt ist...


    Morton Rhue schreibt ja häufig über Sachen, die einen sehr nachdenklich machen. Ist bei diesem Werk nicht anders.


    Ist ein gutes Buch, auch wenn es nicht mein Vorzugsgenre ist.


    Grüße


    Nirika.

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Hallo,


    ich kenne das Buch leider nicht, hab aber eine Frage. Da du es bei Kinder- und Jugendliteratur vorgestellt hast, gibt es da eine Altersempfehlung ab wann das Buch gelesen werden kann? Nach deiner Rezension stell ich mir den Inhalt als "schwer verdaulich" vor. Das ist ja ganz schön hart, dass es solche Camps überhaupt (und noch!) gibt.


    Liebe Grüße
    wolves

  • Ich habe es deshalb unter "Kinder- und Jugendliteratur" gestellt, weil es auch bei uns in der Bibliothek unter diesem Genre eingeordnet war und ich denke, Morton Rhue generell hier reinpasst.


    Aufgrund des wirklich schwer verdaulichen Inhaltes würde ich es für 14/15 Jahre empfehlen (Connor, der Protagonist, ist selber 15 als er ins Camp kommt). Mein Sohn ist 12 und ich würde es ihm nicht zum Lesen geben.


    Interessantes Detail am Rande: Das Buch ist in Amerika noch gar nicht erschienen!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo!


    Ich bin ja selber noch nicht so alt und glaube schon, dass creative Boot Camp an der richtigen Stelle eingeordnet hat :smile:. Ob man das verdauen kann oder nicht, hängt nicht so sehr vom Alter ab, sondern ob man schon in der Lage ist das zu verstehen und zu verarbeiten.
    Außerdem habe ich das Buch im Buchladen auch unter "Kinder- und Jugendliteratur" gesehen.


    creative: Das ist in Amerika noch nicht erschienen?
    Das wusste ich noch gar nicht. Ist ja interessant, wundert mich allerdings nicht wirklich...


    Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Hallo,


    dass war mir schon klar, dass creative den Thread richtig eingeordnet hat. :smile: Da ich das Thema recht interessant finde, wollte ich eigentlich nur wissen, wie ihre Einschätzung darüber ist ab welchen Alter man das Buch lesen kann, wobei es da natürlich immer individuelle Unterschiede gibt, ab wann jemand das Buch auch "verdauen" und verstehen kann.
    Aber jetzt habe ich ja so einen ungefähren Richtwert, wenn ich es verschenken möchte. Danke creative für deine Antwort :winken:


    Zitat von "creative"

    Interessantes Detail am Rande: Das Buch ist in Amerika noch gar nicht erschienen!


    Warum wundert mich das auch nicht :rollen:


    Liebe Grüße
    wolves

  • Ich habe es auch in einem Rutsch durchgelesen und war erschüttert und hingerissen zugleich. Morton Rhue versteht es, durch ungeschminkte und ungekünstelte Sprache zu fesseln. Ein Stil der einfach sitzt.


    Also im Buchladen verkaufen wir es auch unter der Rubrik "junge Erwachsene". Es ist sehr schonungslos und beschönt nichts, weder Gewalt, noch Missstände.
    Ich habe es allerdings auch schon einem sehr "patenten" zwölfjährigen mitgegeben. Es kommt immer darauf an.
    Aber für wirklich junge Leser ist es wirklich eine Spur heftig. Es ist ja auch ein Thema, was nicht jeder liest. Es ist unterhaltend, aber kein Schmöker für einen vergnüglichen Abend. Wer es in die Hand nimmt und zu lesen gedenkt, weiß auch worauf er sich einlässt.
    Von daher wird es seine "passenden" Leser finden.
    Es zu empfehlen werde ich allerdings nicht müde. Ein wirklich eindringliches Buch mit brisantem Inhalt, der, wie hier alle finden, wirklich zum Nachdenken anregt und unter die Haut geht...


    LG,
    Eule

    I&#39;m a very old-fashioned novelist. I believe in plot, in development of character, in the effect of the passage of time, in a good story. <br /><br />(John Irving)

  • Vor 2 Monaten habe ich dieses Buch gelesen. Ich war stellenweise fassungslos und erschüttert. Ich fragte mich am Anfang, was hat der Junge nur verbrochen, dass seine Eltern zu solch drastischen Mitteln greifen. Aber das war ja das Problem, er hat nichts verbrochen. Die ganze Zeit, während ich dieses Buch las, bewegte mich die Frage, was sind die Eltern von Connor für Menschen? Aber ich möchte solche Leute lieber nicht kennen lernen. Nur eine Frage ist nach dem Lesen des Buches bei mir offen geblieben: Wie können Jugendliche, deren Willen in einem Boot Camp gebrochen wurde, in ein normales Leben zurückkehren?


    Und die richtige Gänsehaut kam bei mir mit dem letzten Satz: "Aber ich habe es verdient, Sir..."


    Dass dieses Buch in den USA noch nicht erschienen ist, verwundert mich gar nicht.

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Hi!


    Ich habe "Boot Camp" in den letzten Tagen ebenfalls gelesen und bin wie meine Vorredner erschüttert.


    Zum Inhalt:
    Connor Durrell ist ein Jugendlicher, der ein Verhältnis mit seiner Lehrerin hat. Das passt seinen Eltern nicht und so stecken sie ihn in ein so genanntes Boot Camp, wo er mittels Drill umerzogen werden soll. Das Erziehungssystem ist brutal, für die Camp-Bewohner scheint es keinen anderen Ausweg zu geben, als genau das zu tun und zu glauben, was von ihnen verlangt wird.


    Meine Meinung:
    Morton Rhue ist ein gutes Buch über eine erschreckende Realität gelungen. Das von ihm beschriebene Boot Camp gibt es tatsächlich. In den USA gibt es schätzungsweise zwischen 50 und 100 solcher Institutionen, die Kinder und Jugendliche im Namen der Eltern einer Gehirnwäsche und geistiger und körperlicher Folter unterziehen. In seinem Roman beschreibt Rhue detailiert, wie Connor ins Camp verschleppt wird, seine ersten Tage dort und wie er allmählich erkennt, dass er keine Rechte und keine Chance hat, sich zu wehren oder wieder aus dieser Hölle zu entfliehen. Das System ist clever aufgebaut. Gruppenbildung wird beispielsweise vermieden, indem die Jugendlichen aufgefordert sind, einander bei Regelübertretungen zu verpetzen. Wer es nicht tut, wird selber mitbüssen.
    Beim Lesen des Buches stellen sich einem schon mal die Nackenhaare auf. Dass die Geschichte ganz aus Sicht von Connor geschildert wird, macht es dem Leser einfach, mitzufühlen und zu leiden. Es ist bis zum Schluss ein depremierendes Buch, was dem Thema durchaus angemessen ist.
    Die einfache, aber dennoch ausdrucksstarke Sprache ist ein weiteres Plus des Buches. Es gibt keine reisserischen Ausdrücke, sondern nur eine Art nüchternes Protokoll, in dem Connor beschreibt, was er erlebt. Trotzdem sind seine Verzweiflung und seine Qualen spürbar. Das hinterlässt den grösseren Eindruck, als jede Beschreibung von blauen Flecken oder Blutlachen es könnte.
    Einen Kritikpunkt habe ich aber noch was den Schluss betrifft: Die Wandlung Connors kommt für mich ein bisschen plötzlich. Wenn man vorher einen schönen Prozess beobachten kann, wie sein Widerstand immer wieder gebrochen wird, um dann neu aufzuflackern, ist der Schluss nicht ganz nachvollziehbar - zumindest auf den ersten Blick. Da hätte ich gerne noch ein paar Zwischenstufen mehr gesehen.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Ich habe mich während des Lesens auch gefragt, ab welchem Alter man dieses Buch Kindern und Jugendlichen in die Finger drücken sollte. Es kommt wohl sehr darauf an, wie "weit" ein Kind ist. Unter Zwölfjährigen würde ich es eher nicht geben. Wichtiger scheint mir jedoch, dass ein Erwachsener das Buch auch liest und sich das Kind nachher mit ihm austauschen und Fragen stellen kann - wenn es mag.


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo,


    ich bedanke mich für den Tipp. Hab das Buch gekauft und bin mitgerissen, reingenommen und gepackt. Die Thematik ist brisant, weil diese camps immer mehr um sich greifen. Und einen Nebenkommentar kann ich mir nicht verkneifen: so workshops wie bei popstars etc. erinnern mich teilweise auch an solche camps: Drill bis zum Abwinken.


    Viele Grüsse,
    Judith :winken:

  • Ich hab mir das Buch dann auch einmal zugelegt.


    Inhalt:
    Connor Durell wird aufgrund einer Beziehung mit seiner 10 Jahre älteren Lehrerin in ein Boot Camp für Schwererziehbare geschickt. Durell ist ein sehr intelligenter Jugendlicher, der leider sehr schnell begreifen muss, dass ihm diese Eigenschaft im "Camp" nicht weiterbringen wird.
    Entweder er passt sich an, oder aber er versinkt im Morrast von Macht, Schlägen und Aggresivität. Ein Entkommen scheint nicht in Sicht ...


    Mini-Rezension:
    Ich muss sagen, "Boot Camp" gefällt mir wirklich sehr gut. Man fühlt sich schon nach den ersten Seiten in die missliche Lage des jungen Connor Durell hineinversetzt. Das Bucht ist sehr spannend geschrieben, so dass man regelrecht mitfiebert, und hofft, dass der "Held" sich nicht weitere Fehltritte leistet.
    In anbetracht dessen, dass es solche Boot Camps wirklich gibt (ich konnte es erst gar nicht fassen), was auch das Nachwort noch einmal verdeutlicht, ist Morton Rhue ein wirklich sehr gutes Buch gelungen. Sehr anschaulich wird der Prozess der "umprogrammierung" beschrieben, welcher die Problematik jener "Erziehungsanstalten" verdeutlicht.


    Das Buch erhält von mir 4ratten


    Mfg
    Tetr4

    Einmal editiert, zuletzt von Tetr4 ()

  • "Bootcamp" war, wie ich erwartete, ein richtig packendes Jugendbuch, das einerseits leicht zu lesen ist und andererseits das wahre Grauen erst bei einer genaueren Beschäftigung mit dem Thema zeigt!


    Morton Rhue lässt viele Aspekte bewusst in der Luft hängen, und dadurch den Leser selbst entscheiden, in wie weit er sich in die Thematik einarbeiten möchte. Diese Freiheit, sich die Ereignisse selbst auszumalen, macht das Buch zu einer geeigneten Lektüre für Jugendliche und Kinder.


    Mir hat es gut gefallen, dass die Willkür und das Widersinnige dieser Einrichtungen anhand eines Jungen gezeigt wurden, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen als eine Liebe, die seine Eltern nicht akzeptieren können. Aber diese fiktive Handlung ist in der Realität sicher nie in diesem schwarz-weiß-Kontrast zu finden.


    "Bootcamp" hat mir gut gefallen!


    4ratten

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Buch las, es gehört zu meinen Favoriten der letzten Jahre. Sicher auch, weil ich es in einem Rutsch gelesen habe (sehr selten bei mir, aber ich wollte bewusst nicht mittendrin aufhören, um nicht aus der Story zu fallen) und es so besonders intensiv erlebt habe. Am Ende lief es mir wirklich eiskalt den Rücken runter. Das hat richtig getroffen.


    Das es solche Lager wirklich gibt, macht das Ganze umso erschreckender, besonders wenn man dann [url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,511108,00.html]solche Meldungen[/url] liest. Erinnert ihr euch noch an den Fall? Ich kann es nicht fassen, dass die Täter freigesprochen worden. Ich bin sprachlos.

  • Bei mir ist es auch schon eine Weile her und das Buch ist mir auch unter die Haut gegangen. Sowas kann man nicht verstehen, daß sowas überhaupt gesellschaftlich geduldet wird und daß Eltern Kinder in solch ein Camp oder Lager schicken. Da kann man nur fassungslos sein.

  • Ich hab dieses Buch gelesen als ich 14 war. Das Buch hat mich wirklich sehr geschockt, besonderst weil ich eigentlich der festen Überzeugung war das man bei Jugendlichen nicht handgreiflich werden dürfte, erst recht nicht in solchen Boot Camps.
    Gibt es solche Boot Camps eigentlich auch in Deutschland?


    L.G. Daerchen

  • Hallo!



    Gibt es solche Boot Camps eigentlich auch in Deutschland?


    Nicht in dieser Form.
    Siehe auch hier. Unterpunkt Ähnliche Einrichtungen (Deutschland).


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser