Stef Penney - Die Zärtlichkeit der Wölfe

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 6.001 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von momoline.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Titel: Die Zärtlichkeit der Wölfe
    Autor: Stef Penney


    Allgemein:
    480 S.; Goldmann; 2007; 19.90 €


    Inhalt:
    Kanada im Winter 1867: Lauren Jammet wird ermordet in seiner Hütte aufgefunden, in der Mordnacht verschwindet jedoch auch Frances, der 17-jährige Ziehsohn der Familie Ross. Schnell fällt der Verdacht auf den Jungen. Doch Mrs. Ross will nicht an seine Schuld glauben, so beschließt sie ihrem Sohn zu folgen um seine Unschuld beweisen zu können. Doch schnell geht es um sehr viel mehr. Mrs. Ross ist nicht die Einzige die den Jungen finden möchte und nicht jeder will ihm etwas gutes...



    Meine Meinung:
    Dieser Roman hat mir besonders gut gefallen. Sicher lag das auch an dieser winterlichen Stimmung die er verströmt. Das hat bei mir gleich eine Art Kaminstimmung beschworen. Vor allem die Winterliche Kanadische Landschaft hat dazu beigetragen. Man konnte die Kälte praktisch riechen.
    Ein Kriminalroman in dem Sinne ist Die Zärtlichkeit der Wölfe nicht. Vielmehr geht es um die Personen und ihre Gefühle untereinander, sowie um die Verflechtungen die sich daraus ergeben haben. Warum ist der 17 Frances weggelaufen ohne seinen Eltern Bescheid zu geben, weshalb hat sein Vater so viele Probleme mit ihm? Und warum war Frances überhaupt im Haus des Toten?
    Nach und nach entschlüsselt Penney ein Rätsel das die Ereignisse in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.


    Mir hat hier Mrs. Ross sehr gefallen. Eine Frau die ihr Leben nach und nach überdenkt und schließlich ihre Konsequenzen daraus zieht. Eine starke Persönlichkeit, aber die Autorin schafft es trotzdem sie ihrer Zeit gemäß darzustellen ohne eine „Hosenrolle“ zu kreieren.
    Ich finde das Penney ein Gespür für ihre Figuren entwickelt und ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehbar sind.


    Der Stil der Autorin hat mir auch sehr gefallen. Ich war sehr schnell gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Da ich es im Original gelesen habe kann ich noch hinzufügen, das es für jemanden der ab und an auch gerne mal Englischsprachige Romane liest, sicher kein Problem damit haben dürfte.
    Die Handlung kommt gut voran ohne zu hastig erzählt zu werden, irgendwie hat Penney es geschafft immer das richtige Tempo für ihre Geschichte zu finden.


    Wobei eine Sache hatte ich mir von Anfang gedacht


    Alles in allem hat mich „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ sehr gut unterhalten und ich empfehle es gerne weiter!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

  • @ Holden
    schon wieder ein Buch, dass ich auch "vor kurzem" beendet habe. Und wo ich mir schon ganz lange vorgenommen hatte, eine Rezension dazu zu schreiben.



    Mir hat die Zärtlichkeit der Wölfe außerdordentlich gut gefallen und es eignet sich viel besser für die Herbst- oder vor allem Winterzeit. Auch wenn sehr viele Personen und Geschichten vorkommen, die nicht direkt mit den Hauptereignissen in Verbindung stehen, hatte ich doch nie das Gefühl, dass das Buch überfrachtet ist. Viel mehr, dass es der Autorin gelungen ist, eine einzigartige Stimmung zu erzeugen, das Buch lebt von dieser Stimmung, aber auch die Charaktere fand ich sehr gut und facettenreich.


    Allerdings weiß ich jetzt nicht genau worauf Du in Deinem Spoiler anspielst. Was genau meinst Du?

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Arjuna

  • Hallo!


    @Holden: danke für die Rezi :winken: Ich habe mir das Buch gleich für meine literarische Welreise vorgemerkt. Für USA und Kanada habe ich mir nämlich bisher noch keine Gedanken gemacht.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Okay, dass ist mir gar nicht aufgefallen, also weder positiv noch negativ.


    Was mir extrem gut gefallen hat, war:


    Irgendwo habe ich gerade gelesen, dass Stef Penneys zweiter Roman in London spielen wird, sie selbst ist ja Schottin.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Stef Penney – Die Zärtlichkeit der Wölfe


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhaltsangabe:


    In Caulfield, einem kleinen Ort in Kanada, wird der Pelzhändler Laurent Jammet ermordet aufgefunden. Am gleichen Tag verschwindet der 17-jährige Francis Ross, man findet nur noch seine Fußspuren. Die Lösung des Falles liegt für die angereisten Männer der Hudson Bay Company, welche die Sache klären sollen, auf der Hand – Francis Ross muss Laurent Jammet getötet haben. Doch Mrs Ross, die Mutter des Jungen, lässt sich nicht so einfach überzeugen und auch einige andere Leute erkennen schnell die Lücken in der Beweiskette gegen Francis.
    Zwei Expeditionen machen sich nacheinander auf, um Francis bzw. den Schuldigen zu suchen, und dabei geraten sie immer tiefer in die winterliche, kanadische Wildnis. Was sie dort finden, lässt keine einfache Lösung für den Fall erwarten ...
    Das Buch spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Kanada.


    Der erste Satz:


    „Das letzte Mal sah ich Laurent Jammet in Scotts Laden – mit einem toten Wolf über der Schulter.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Nachdem ich mich eingelesen hatte, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Der Anfang war schwierig – so viele Namen, so viele Personen, so viele Einzelschicksale – es war mir länger nicht klar, wer sich nun als die Hauptpersonen herausstellen wird. Aber dies stellte sich später als Stärke des Buches heraus, denn irgendwann waren die Figuren für mich alle so interessant, dass ich keine „richtige“ Hauptperson mehr brauchte und ohne Probleme zwischen der einen und der anderen Teilgeschichte wechseln konnte. Am Ende versteht es die Autorin, alle Fäden sehr gekonnt miteinander zu verknüpfen, so dass die Teilgeschichten wunderbar zusammengeführt werden.


    Wie schon angedeutet werden alle Personen, die in dem Buch mitspielen, sehr ausführlich in das Buch eingeführt – jede Figur erhält Charakteristiken, steht in einem Beziehungsgeflecht und hatte ihre Erlebnisse in der Vergangenheit, die sie zu dem gemacht haben, was sie gerade ist. Dies wird von der Autorin sehr interessant gestaltet, zunächst verwirrt es vielleicht, aber dann ist es etwas, was dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Ich habe selten so viel über scheinbar unwichtige Nebenfiguren lesen dürfen.


    Schön ist auch, dass die Autorin ihre Personen in ihrer Zeit sprechen und handeln lässt, auch wenn dies kein vorteilhaftes Licht darauf wirft, wie die kanadischen Ureinwohner damals behandelt wurden und was man von ihnen dachte. Und auch Mrs Ross, aus deren Sicht ein Teil der Geschichte erzählt wird, wird zwar im Rahmen ihrer Zeit als moderne Frau dargestellt, aber eben nicht als modern in unserem heutigen Sinne.


    Obwohl sich im Mittelteil des Buches die eigentliche Handlung etwas verlangsamt, wird das Lesen nicht langweilig. Man erfährt viel über die Art des Reisens im kanadischen Winter, über Fährtensucher, Pelzjäger und die Hudson Bay Company, so dass das Lesen auch während dieser Passagen sehr kurzweilig ist. Außerdem werden unter den Protagonisten Freundschaften geschlossen bzw. entwickeln sich weiter, so dass man das Augenmerk viel stärker auf die Personen als auf die Handlung legen kann.
    Deshalb ist das Buch auch unter „Sonstige Belletristik“ besser aufgehoben als unter „Krimis“.


    Etwas schade fand ich,

    Aber das ist mein einziger Kritikpunkt und auch kein besonders wichtiger.


    Meine Bewertung: 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo!


    Kirsten
    Dann hoffe ich mal das es Dir auch so gut gefällt wie mir! :)


    Hat es :winken: The tenderness of the wolves hat richtig gut in den kalten März gepaßt. Am Anfang hatte ich auch meine Schwierigkeiten mit den vielen Namen und Dingen, die vor dem Mord passiert sind. Aber je weiter ich im Buch gekommen bin, desto leichter fiel es mir. Jede einzelne Person bekam ihre eigene Geschichte und wirkte dadurch lebeindig, auch wenn die Rolle in der Handlung vielleicht nicht so groß war. Stef Penney hat es geschafft, die verschiedensten Charaktere zu beschreiben. So viele Individuen im Winter auf relativ kleinem Raum gefangen ist schon eine interessante Sache! Mrs. Ross (habe ich es nur überlesen oder hat sie wirklich nie ihren Vormamen genannt?) hat richtig mir gut gefallen. Besonders ihre geheimnisvolle Vergangenheit hat mich mehr als einmal zum Spekulieren gebracht. Dass

    Ansonsten stört mich die gleiche Sache wie Annabas, deshalb gibt's auch die selbe Bewertung.
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    noch ein kleiner Nachtrag: ich war zuerst ein bisschen verblüfft dass Stef Penney eine Frau ist, ich kenne nämlich einen Steph :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Inhalt: Es ist ein kalter Winter in Kanada, aber das ist es nicht, was die kleine Siedlung Dove River erschüttert. Der Franzose Laurent Jammet wird in seiner Hütte ermordert und skalpiert aufgefunden. Die Hudson Bay Company nimmt sich der Nachforschungen an, da ihr das Gebiet untersteht. Der Leiter der Kommission, Mackinley, ist sich schnell sicher: Der 17jährige Francis Ross, der nach dem Mord verschwunden ist, hat etwas mit der Sache zu tun. Als William Parker, ein Halbblut, der Jammet auch kannte, in Dove River auftaucht, versucht er, von diesem ein Geständnis zu erzwingen. Die Spannungen in der Siedlung zwischen dem bedächtigen und wohlmeinenden Friedesrichter Knox und Mackinley entladen sich daraufhin in Knox' Hilfe zu Parkers Flucht. Diesem schließt sich Mrs Ross, Francis Mutter, an, die sich Sorgen um ihren Sohn macht. Mackinleys Kollege Donald Moody und dessen indianischer Freund Jacob folgen den beiden.


    In Himmelvanger, einer norwegischen Siedlung religiösen Charakters treffen Francis, seine Mutter, Parker, Moody und Jacob zusammen, aber das Rätsel des Mordes löst sich nicht, denn Francis behauptet hartnäckig, Jammets Mörder gesehen zu haben und diesem lange gefolgt zu sein, bis er die Spur verlor und erschöpft und verletzt liegenblieb. Manches deutet darauf hin, daß eine entfernte Station der Company eine Rolle spielt, und so machen sich Parker, Moody und Mrs Ross dorthin auf. Parker kennt den dortigen Leiter Stewart, der aber bei ihrer Ankunft unterwegs ist. Schnell wird klar, daß in der Station einiges im Argen liegen muß, was nicht nur an der relativen Bedeutungslosigkeit des Postens liegt: Der stellvertretende Leiter ist drogenabhängig, Stewart kehrt allein zurück, weil sein indianischer Begleiter im Eis eingebrochen sei, es gibt dunkle Andeutungen und versteckte Bemerkungen, von denen keiner der Stationsangehörigen etwas wissen will, wird er darauf angesprochen. Parker weiß, daß Jammet an der Gründung eines Konkurrenzunternehmens zur Company beteiligt war, er weiß auch von einem Stapel wertvoller Pelze, die verlorengingen, und er weiß um Stewarts Ehrgeiz, der an diesem verlorenen Posten nicht befriedigt werden kann. So macht er sich erneut mit Mrs Ross auf den Weg, verfolgt von Stewart, verfolgt von Moody. Es muß eine Abrechnung geben ...



    Meine Meinung: Obwohl ein Mord - und darüber hinaus ein verschwundenes Elfenbeinplättchen mit merkwürdigen eingeritzten Zeichen, die einen Hinweis auf eine indianische Schriftkultur darstellen könnten - im Mittelpunkt steht, handelt es sich nicht um einen Kriminalroman. Denn beides dient lediglich als Aufhänger für das Offenlegen komplizierter Verflechtungen in der kleinen Siedlung mit Fäden, die weit über die beschränkte Geographie hinauslaufen. Innerhalb der Siedlung war Jammet ein Sonderling, einziger Franzose und etwas argwöhnisch beäugt, und seine Freundschaft mit dem verschlossenen Francis Ross hat zumindest innerhalb der Familie Ross Irritationen ausgelöst. Die Company, die um ihren Machterhalt kämpft, verfolgt nicht nur in Gestalt von Mackinley zweifelhafte Ziele. Und die Interessenten für das Elfenbeinplättchen haben auch höchst eigene Ambitionen.


    Dabei verläuft gerade diese Erzählung um das Elfenbeinplättchen am Ende leider im Sand oder in diesem Fall wohl eher im kanadischen Schnee, was sehr schade ist, nicht nur wegen der damit verbundenen Theorie, sondern auch, weil einige Personen wie bestellt und nicht abgeholt in der Geschichte stehenbleiben. Der Mord selber mit seinen Rahmenbedingungen und Motiven wird aber geklärt.


    Erzählt wird das Ganze aus wechselnden Perspektiven, Abschnitte mit Mrs Ross als Ich-Erzählerin wechseln mit solchen eines auktorialen Erzählers, der besonders Einblicke in Donald Moody eröffnet. Dadurch weiß man als Leser mehr als die Figuren, aber nicht so viel mehr, daß der Gang der Ereignisse vorhersehbar wird. Erst Stück für Stück enthüllen sich Querverbindungen zwischen den Personen, die teils weit in der Vergangenheit liegen. Das wird noch angereichert durch einige Nebenepisoden, die mit dem Hauptstrang der Erzählung um den Mord zunächst in keinerlei Beziehung zu stehen scheinen, sich aber letztlich doch recht gut in den Gesamtkontext einfügen.


    Durch die harten äußeren Bedingungen, die der Winter setzt, bekommt die Psychologie eine besondere Bedeutung. Reisen erfordert dabei eine Gemeinschaft, die auf Vertrauen gründen muß. Die wechselnden Zusammensetzungen der "Reisegruppen" erfordern immer eine neue Ausbalancierung des Umgangs miteinander, und insbesondere für Parker und Mrs Ross wird dies zu einer Herausforderung. Aber auch die zum Teil abgerissene verbale Kommunikation zwischen einander an sich nahestehenden Personen, die durch Gesten und Zeichen ersetzt wurde, spielt eine wichtige Rolle.


    Insgesamt ein sehr ruhiger Roman, der nicht von spektakulären Aktionen, sondern eher von der winterharten Landschaft, den Menschen mit ihrem Pioniergeist und eben den Beziehungen untereinander lebt. Leider hat der Verlag keine Karte spendiert, das wäre eine willkommene Ergänzung gewesen, aber auch ohne diese ist es eine schöne Lektüre für Wintertage, im Hochsommer verliert er wahrscheinlich einiges an Reiz und Intensität.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo!


    Dabei verläuft gerade diese Erzählung um das Elfenbeinplättchen am Ende leider im Sand oder in diesem Fall wohl eher im kanadischen Schnee, was sehr schade ist, nicht nur wegen der damit verbundenen Theorie, sondern auch, weil einige Personen wie bestellt und nicht abgeholt in der Geschichte stehenbleiben.


    Das hast du schön ausgerdrückt- hoffentlich sind die Armen nicht erfroren :frieren:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ am Wochenende in mehr oder weniger einem Rutsch gelesen. Konnte mich gar nicht trennen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Wer einen Krimi/Thriller erwartet hat, wird sicher enttäuscht sein. Der Mord und die Suche nach dem Täter ist lediglich die Rahmenhandlung für eine (spannende) Beschreibung der Gesellschaft in Kanada Mitte des 19. Jahrhunderts. Geprägt durch die unterschiedlichen Mentalitäten der Menschen, die fast ausschließlich Einwander waren, der gnadenlosen Natur des Landes und nicht zuletzt der Hudson Bay Company, die das Leben der meisten Menschen in dieser noch jungen Gesellschaft prägte bzw. irgendwie kontrollierte. Aufgrund seiner atmosphärischen Dichte konnte ich mir die Weite und Härte Kanadas wunderbar vorstellen und habe den Luxus von Kaminfeuer und Rotwein doppelt genossen.
    Sehr gelungen fand ich auch die jeweiligen Perspektivwechsel. So war man als Leser sehr nah bei den Protagonisten.



    Worüber ich aber immer noch grüble ist, welche Bedeutung der Titel hat. Er ist wunderschön, aber ich finde keinen Bezug zum Buch. Na ja, muss ja auch nicht unbedingt. Oder bin ich nur zu blöd und erkenne es nicht.