Maria Elisabeth Straub - Das Geschenk

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    Galiläa vor 2000 Jahren: Eine Frau mittleren Alters, Mutter von neun Kindern, blickt auf ihr bisheriges Leben zurück, als ihr deutlich älterer Mann, den sie als schwangere Zwölfjährige zwangsweise geheiratet und nie geliebt hat, im Sterben liegt.


    Bei strengen Eltern in Kana groß geworden, wurde sie unverheiratet schwanger, eine Schande für die Familie. Wer der Vater ist, darf niemals bekannt werden. Der Vater arrangiert die Ehe mit einem mehrere Jahrzehnte älteren Mann, dem sie in seine Heimatstadt folgen muss.


    Auf das erste Kind, das in ihrem Herzen einen besonderen Platz einnimmt, folgen acht weitere. Zwei sterben früh, die anderen wachsen heran, die Älteren heiraten, übernehmen die väterliche Werkstatt - bis auf den Erstgeborenen, der sich vor allem durch Denken und die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift hervortut, stundenlang durch die Landschaft streift und den Menschen, die er trifft, seine Gedanken über Gott und die Welt darlegt und immer ein wenig anders war als seine Geschwister ...


    Ja, es handelt sich um die Geschichte Marias, der Mutter von Jesus. Die Auseinandersetzung mit biblischen Geschichten in Romanform ist immer wieder interessant, doch was Maria Elisabeth Straub hier abliefert, könnte in einem anderen zeitlichen Kontext direkt den Protagonisten diverser Nachmittagstalkshows entsprungen sein. Inzest, Zwangsehe, Ehebruch, ein verhasster Ehemann, Gewalt, zerstörte Freundschaften, düstere Geheimnisse.


    Nichts gegen freie und eigenwillige Interpretationen der biblischen Geschehnisse, aber diese Sicht der Dinge wirkt gleichzeitig banal und unangemessen. Die allermeisten Gestalten, die man aus der Bibel kennt, sind eigenbrötlerische Unsympathen, und die gesammelten Unglücke, die Maria hier widerfahren, erscheinen ziemlich übertrieben. Jesus redet häufig in platter Lebenshilfe-Ratgebersprache, und generell ist die Denkweise derer, die progressiv dargestellt werden, viel zu neuzeitlich.


    Die Sprache ist ein wüster Mix aus Bibel- und Kirchenliedzitaten, gewollt altmodisch-poetischer Ausdrucksweise und viel zu modernen oder schlichtweg misslungenen Metaphern, flüssig liest sich das Buch aber dennoch.


    Gefallen hat mir (immerhin) die Beschreibung des dörflichen Lebens, der Häuser und Gärten und der Familie, also quasi all das, was sich nicht auf die biblische Überlieferung stützt und diese völlig verfremdet, sondern frei erfunden ist.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke für die Rezension. :winken:
    Ich werde dann wohl Abstand davon nehmen.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie