Julia Kröhn - Die Chronistin

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  • Julia Kröhn - Die Chronistin

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    Klappentext:


    Betrug, Verrat, Mord.

    Die packende Lebensgeschichte einer außergewöhnlichen Frau im Hochmittelalter - verpackt in einen spannenden Klosterkrimi.


    Meine Meinung:


    "Die Chronistin" ist wahrlich kein schöner Roman. Die Protagonistin Sophia, die eigentlich Ragnhild heißt, kämpft gegen das bestehende Frauenbild und möchte unbedingt Lesen und Schreiben. Um ihr Ziel zu erreichen, schreckt sie auch nicht vor Intrigen zurück.
    Sophia ist eine Ich-bezogene Persönlichkeit, aufgewachsen in einem Kloster hungert sie nach Aufmerksamkeit in einer Männerwelt und lernt immer wieder Rückschläge kennen.
    Besonders gelungen finde ich, dass Sophia mir gar nicht mal so unsympathisch ist. Das lag vorallem daran, dass man Sophia von Kindesbeinen an kennen lernt und ich dadurch nachvollziehen kann, warum Sophia so geworden ist, wie sie ist. Teilweise hatte ich Mitleid mit ihr, aber in anderen Momenten war ich sauer auf sie.


    Das Buch wurde aus zwei Perspektiven geschrieben, einmal Sophias Lebensgeschichte und dann noch die Morde im Damenstift, in dem Sophia jahrelang lebte und ihre Chronik verfasste. Der Krimi nimmt, meiner Meinung nach, eher einen kleineren Teil in der Geschichte ein und man kann sehr leicht darauf kommen, wer der Übeltäter ist, allerdings finde ich die Auflösung dennoch sehr gelungen und interessant.


    Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist flüssig zu lesen und ich habe mich gefühlt, als wäre ich mitten im Mittelalter. Die Autorin hat sehr gut darüber recherchiert und positiv anmerken möchte ich noch die historischen Anmerkungen zum Schluss.
    Nach den ersten Seiten hat mich das Buch sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte es kaum aus der Hand legen.
    Insgesamt kann ich das Buch nur weiterempfehlen.
    5ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach der Leserunde mit Begleitung der Autorin möchte ich dann hier auch mal meine Meinung kundtun. :breitgrins:


    Sophia, ein Mächen im 12. Jahrhundert, ist hochbegabt: Sie kann jedes geschriebene Wort, sobald sie es einmal gelesen hat, für immer in ihrem Kopf behalten und wahlweise Zitate etc. aus ihrem Gedächtnis zitieren. Diese Gabe wird jedoch zu der Zeit zum als Teufelswerk angesehen und gefürchtet und zum anderen bei einer Frau so wieso nicht gut geheißen.
    Da Sophia schon früh ihre Eltern verliert, verbringt sie die ersten Jahre ihres Lebens in einem Kloster. Dort wird zwar ihr Geist geschult, jedoch kümmert sich niemand um ihre emotionalen Bedürfnisse und sie verkümmert sozial. Ihr ganzes Leben lang wird ihr schließlich genau das zum Fluch: Ein heller Kopf, aber emotional verkrüppelt.
    Parallel dazu werden in der "Gegenwart" in einem Damenstift ungeklärte Frauenmorde bearbeitet, die alle irgendwie mit Sophia und ihrer Chronik zusammen zu hängen scheinen.


    Ich habe doch ein bisschen länger gebraucht, um meine Meinung zu dem Buch aufschreiben zu können. Das Buch lässt sich nicht in ein Schema einordnen. Die Protagonistin passt eindeutig nicht in ihre Zeit. Jedoch gerade durch ihre Andersartigkeit, in Verbindung mit dem total üblen Frauenbild von damals, ergibt sich ein für mich sehr fesselnder Roman.
    Sophia ist wirklich niemand, den man gern haben kann. Jedoch wird ihr Leben so detailliert beschrieben, dass man als Leser sie verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Eigentlich ist sie v. a. ein Opfer der damaligen Zeit und das wird sehr gut dargestellt.
    Wenn man sich dann noch überlegt, dass sogar heutzutage Hochbegabte es nicht so einfach haben, kann man sich gut vorstellen, was das für so einen Menschen im 12. Jahrhundert bedeutet haben mag. Und dann noch als Frau!


    Sehr geschickt werden in diesem Bild total unterschiedliche Frauenbilder beschrieben und aufgezeigt, dass doch jede für sich auf ihre Art und Weise gegen die von Männern dominierte Welt aufbegehrt oder es zumindest versucht. Jedoch scheitern die meisten Frauen dabei gar nicht an den Männern selber, sondern an ihren eigenen Leidensgenossinen, was dem Buch noch mehr einen Hauch von Tragik gibt.


    Sprachlich ist das Buch gut an die Zeit angepasst. Dies mutet vllt. zu Beginn etwas seltsam an, jedoch passt es so gut dazu, dass man sich sehr schnell eingelesen hat.


    Sehr geschickt verwebt die Autorin außerdem historische Persönlichkeiten mit fiktiven Figuren und haucht den geschichtlichen Figuren Leben ein.


    Besonders hervorheben möchte ich auch das Nachwort am Ende des Buches, in dem die Autorin nochmal explizit darauf eingeht, was den Tatsachen entspricht und wo sie sich künstlerische Freiheiten genommen hat.


    Insgesamt ein Buch, in dem man sich auf jeden Fall nicht mit der Hauptfigur identifizieren kann. Jedoch deren Handeln man nachvollziehen und mit der man doch mitleiden kann.


    In dem Kriminalfall selber deutet sich zwar die Auflösung relativ früh an, jedoch ist die Aufdeckung des Motivs sehr spannend und der gesamte Handlungsstrang in der "Gegenwart" endet mit einem kleinen Augenzwinkern! :zwinker:


    Für mich ein sehr interessantes Buch, dass überhaupt nicht in das Klischee der historischen "-in" Romane passt.


    Ich vergebe: 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo!


    Juli Kröhn: Die Chronistin


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    Inhalt:
    Eine grausige Mordserie erschüttert das Damenstift von Corbeil: Mehrere Nonnen werden erdrosselt aufgefunden. Äbtissin Roesia versucht die Morde aufzuklären, stößt dabei auf eine geheimnisvolle Chronik, die das erste Mordopfer - Sophia de Guscelin - kurz vor ihrem Tod geschrieben hat, und dringt dabei immer tiefer in die Lebensgeschichte dieser ungewöhnlichen Frau. Im mittelalterlichen Paris kämpfte Sophia um ein selbstbestimmtes Leben und ihre Anerkennung als Gelehrte. Doch bedroht von politischen Wirren, mächtigen Widersachern und einem dunklen Geheimnis, das sie mit dem französischen König teilt, verstrickt sie sich immer mehr in ein Geflecht aus Betrug, Verrat und schließlich sogar Mord ...
    Musste sie am Ende mit dem eigenen Leben für ihre Kompromisslosigkeit bezahlen? Doch warum starben auch all jene, die ihre Chronik gelesen haben?
    (Buch)


    Bewertung:
    Sophia ist für ihre Zeit eine untypische Frau. Statt sich für Haushalt und Kinder zu interessieren, giert sie von frühsten Kindesbeinen an nach Wissen. Dabei erweist sich ihr unglaubliches Gedächtnis als große Hilfe. Doch ihre Suche nach Anerkennung für ihr Können stößt auf viel Widerstand, weshalb sie um ihre Bildung kämpfen muss und immer wieder am Vorankommen gehindert wird.


    Bei Sophia handelt es sich um keine sympathische Hauptfigur. Man kann allenfalls Mitleid mit ihr haben, denn ihr Schicksal meint es selten gut mit ihr. Obwohl der Leser zu ihr keine enge Bindung aufbauen kann, macht es dennoch Spaß die Geschichte aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Dies kommt zum einen durch den Wechsel der Erzählungen von Sophias Vergangenheit und den Geschehnissen nach der Entdeckung ihrer Leiche.
    Die Nachforschungen über den Mord an Sophia und die folgenden dauern lange an, auch wenn der Leser relativ erahnen kann, wer hier Schuld die Schuld am Ableben der Personen trägt. Die Auflösung des Kriminalfalls erweist sich als nicht so schwierig, trotzdem kann man das Buch zuende lesen, denn bis zu Sophias Tod gibt es noch einiges zu beobachten.


    Sophias Lebensgeschichte ist verwoben mit den Ereignissen und Personen ihrer Zeit, sodass der Leser einigen historischen Persönlichkeiten begegnet. In wie weit die Angaben historisch belegt sind, lässt sich am Ende des Buches nachlesen. Auch hilfreich ist die abgedruckte Zeittafel.


    Da das Buch viele negative Momente für Sophia bereit hält, fällt es manchmal schwer nicht vor Empörung laut aufzuschreien, auch wenn Sophia so wie in ihrer Zeit üblich behandelt wird. Manchmal zieht sich Sophias Lebensgeschichte sehr hin, sodass es beim Lesen manchmal ein wenig langweilig wird. Andererseits lässt sich so Sophias Leben von der Kindheit bis zu ihrem Tod mitverfolgen.
    Gut dargestellt wurde der Kontrast zwischen Sophia und anderen Frauen ihrer Zeit, sodass man die Möglichkeit hat sie mit „typischen Frauen“ ihrer Zeit zu vergleichen.


    Nicht gefallen haben mir die kurzen Sätze, mit denen viele neue Abschnitte eingeleitet wurden. Sie erfüllen sicherlich ihren Zweck, aber bei mir haben sie keinen schönen Eindruck hinterlassen. Auch das einige Angaben, die man genausogut im Fließtext hätte schreiben können, in Klammern angegeben wurden, sagte mir nicht zu. Dadurch wurde der Lesefluss gestört.
    Das Wort „plärren“ kam unangenehm oft vor.


    Gelungen ist die Verwendung gewisser Motive, die sich durch das ganze Buch ziehen.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser