Daniel Villasenor - Stilles Wasser

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    Worum gehts?
    Der Philosophiestudent Zach Brannagan landet nach einem Selbstmordversuch in der psychiatrischen Anstalt, wo er von Lazar betreut wird. Zuerst lässt dieser Zach erzählen, vor allem über seinen bisherigen Lebensinhalt, die Philosophie. Doch nach einiger Zeit lenkt er das Thema auf die Realität: Was nützt Zach sein ganzes Wissen über Platon, Nietzsche & Co., wenn er nicht lebt, sondern nur dahinvegetiert? Denn das ist Zachs Problem: Er hat seine Lebenslust verloren, kann mit der Realität nichts anfangen, ist einfach nur passiver Erlebender der Geschehnisse auf der Welt. Zach beschließt, seine leiblichen Eltern ausfindig zu machen und begibt sich auf eine Reise nach Arizona, wo er jedoch nie ankommt. Unterwegs wird sein Rucksack gestohlen und nach einem Überfall im Obdachlosenheim flieht er aus New Orleans, wo er zwischenzeitlich gestrandet war. Eine Unterkunft findet er schließlich bei Anna, die allein mit einigen pflegebedürftigen Kindern in einem alten Haus am einem See wohnt: „The Lake“. Der Umgang mit den Kindern, ihre ungebändigte Lebenslust, die sie trotz oder gerade wegen ihrer Krankheiten und Behinderungen entwickelt haben, steckt Zach an und er beginnt wieder zu leben.


    Meine Meinung:
    All dies wird von Zach als Ich-Erzähler rückblickend aufgedeckt, während er mit Samuel, einem Kind von „The Lake“ mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Arizona ist. Die Erzählabschnitte in der Gegenwart nehmen jedoch vergleichsweise wenig Raum ein, stehen doch die Geschehnisse der Vergangenheit im Mittelpunkt. Zu Beginn, während Zachs Aufenthalt in der Psychiatrie, ist die Geschichte sehr Philosophie-lastig und als Laie erkennt man nur einige bekannte Namen. Ist dieser Abschnitt jedoch überwunden, nimmt die Handlung Fahrt auf. Ab und an unterbrechen jedoch Listen die Handlung – Listen, die Zach auf Anraten seines Arztes Lazar aufstellt und die aufzählen, welchen Dingen Zach am Tage begegnet ist. Anhand dieser Listen lässt sich Zachs Veränderung am besten nachverfolgen. Während zu Beginn nur einige wenige Wörter enthalten sind, entwickeln sich später konkreter Beschreibungen, auch Gefühlsreaktionen Zachs auf diese Dinge schreibt er nieder. Seine Teilnahmslosigkeit, insbesondere während der Zeit im Obdachlosenheim – welche zwar sachlich geschildert wurde, aber doch beim Lesen starke Emotionen hervorgerufen hat – weicht immer mehr seiner Freude, am Leben zu sein und der Entdeckung seiner Gefühle – auch für Anna. Doch die junge Frau birgt auch ein Geheimnis, welches Zach aufdecken muss, möchte er sie erobern.
    Der Entwicklung der Handlung folgend verändert sich auch die Grundstimmung der Geschichte, welche zum Teil in langen, beinah poetischen Satzkonstruktionen, dann wieder in kurzen, fast abgehackten Stichpunktsätzen transportiert wurde, immer wieder unterbrochen durch die Listen. Eine Besonderheit ist Villasenors Umgang mit der wörtlichen Rede, kennzeichnet er diese doch nicht durch Anführungsstriche, sondern flechtet sie ohne Hervorhebung in den Abschnitt ein. Zu seltenen Gelegenheiten wird ein Satz mitten im Wort durch kursiv geschriebene Kollonen unzusammenhängender Wortgruppen unterbrochen, die wohl Zachs Gedanken darstellen sollen.


    Ehrlich gesagt war ich nach ca. 50 Seiten am Überlegen, ob ich das Buch wieder weglegen sollte, doch dann wurde so entwickelte sich ein Sog, der mich mitgerissen hat und mich das Buch kaum noch aus der Hand legen lies. Deswegen vergebe ich
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Ich habe dieses Buch während des Elemente-Lesewochenendes bei Literaturschock gelesen und zwar als Wasserbuch: einerseits enthält schon der Titel das nasse Element, andererseits finden sich auch im Buch immer wieder Bezüge dazu, vor allem repräsentiert durch das Haus „The Lake“ und Zach als „Stilles Wasser“. Zudem hat mich das Ende tief berührt und damit eine dritte Verbindung zum Wasser geschaffen.