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Inhalt:
Ein Zug entgleist, die 196 Fahrgäste können sich in ein nahe gelegenes Hotel retten, bevor ein Schneesturm sie dort einschließt. Unter den Gästen ist auch die ehemalige Kommisarin Hanne Wilhelmsen, die seit ihrem letzten Einsatz im Dienst querschnittsgelähmt ist. Diese Behinderung ermöglicht ihr oft eine andere Wahrnehmung der Ereignisse um sie herum.
Nicht lange nach der Einquartierung im Hotel kommt es zu einem Mord. Und es soll nicht bei dem einen Toten bleiben. Wer ist der Mörder? Wann schlägt er wieder zu und wen wird es als nächsten Treffen? Die von den Naturgewalten zur Gemeinschaft gezwungenen Menschen werden nervös, es kommt zu Spannungen in der unfreiwilligen Gruppe. Einer von Ihnen muss der Mörder sein, das Hotel ist von meterhohen Schneemauern umgeben, niemand kann herein oder heraus. Auch die Kommunikation zur Außenwelt bricht ab. Und wer sind die geheimnisvollen Gäste, die im Königswaggon mitgereist sind und sich nun unter dem Dach verbarrikadiert haben?
Meine Meinung:
Dieses Buch sollte man eigentlich im Winter lesen, wenn draußen der Wind an den Fenstern rüttelt und es drinnen so richtig gemütlich ist.
Es ist ein richtig schöner, klassischer Krimi. Ein wenig erinnert er an "Zehn kleine Negerlein" von Agatha Christie, eine Gruppe von Menschen sitzt fest und mindestens einer von ihnen ist ein Mörder. Auch der komplette Ausfall der Technik trägt zum klassischen Krimigefühl bei, es wird ganz auf die altmodische Art des Beobachtens, Zuhörens und Schlussfolgerns ermittelt. Keine Computeranalysen von Fingerabdrücken, kein Abgleich der Passagierlisten mit den Verbrecherdatenbanken oder Ähnliches. Über die Gäste ist nur soviel bekannt, wie sie selbst offen legen. Mit Ausnahme der etwas prominenteren Gäste natürlich.
Neben dem Kriminalfall ist es eine interessante Charakterstudie von Menschen in Extremsituationen. Das Verhalten der verschiedensten Typen ist immer wieder spannend zu beobachten, so dass der Mordfall an sich ab und an ein wenig in den Hintergrund rückt. Es wird sehr realistisch gezeigt, was zum Beispiel eine Panik in einer größeren Gruppe ohne Ausweg anrichten kann.
Die Charaktere sind ein vielfältige Mischung, wie man es bei der zufälligen Mischung bei einer Zugreise auch erwarten kann. Viele von ihnen geben im Laufe der Geschichte Teile ihres Lebens preis, entwickeln Leben. Sie sind fassbar und entwickeln sich mit der Zeit.
Die Kommissarin als Hauptcharakter war mir anfangs noch sehr suspekt. Sie gibt sich Menschen gegenüber betont abweisend. Trotzdem zeigt sie immer wieder deutlich, dass sie ihr eigentlich nicht egal sind. Vor allem wenn es um hilflose Menschen geht. Sie versucht einen Säugling vor dem Erfrieren zu retten, kümmert sich um einen einsamen Jugendlichen, versucht beim Ausbruch einer Panik ein niedergetrampeltes Kind zu retten. All das zeigt eine sympathischere Seite von ihr, die sie anfangs gut verbirgt. Aber auch ihr tut der Zwangsaufenthalt unter anderen Menschen gut, sie taut nach und nach etwas auf und wird mir sehr sympathisch. Sie ist ein Mensch mit Sorgen und Problem und ihrer Art damit umzugehen, die nachvollziehbar ist.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, ich habe es an einem Tag durchgelesen. Es wird sicher nicht mein letztes Buch von Anne Holt sein, da ich diese Art des Krimis, in dem auch die beteiligten Menschen eines genaueren Blickes gewürdigt werden und nicht nur Namen bleiben, sehr gut gefällt.