Hi Bartlebooth,
nein, "Wirkgeflecht" macht es mir leider auch nicht deutlicher. Aber nett, dass Du es versuchst ;-). "Atmosphäre" ist - vor allem als "besondere" Atmosphäre halt auch so ein Wischi-waschi-Begriff; manchmal braucht man die ja auch, weil man noch nicht den Ausdruck für das gefunden hat, was die eigentliche Faszination ausmacht, insofern: von "dämlich" würde ich jetzt nicht unbedingt sprechen...
Bei mir ist es tatsächlich so, dass es mir schwerfällt, die Einzelaspekte aufzureihen um die Faszination zu verdeutlichen. Zumal ich dann ja bzgl. Book of Illusions auch noch verdeutlichen müsste, welcher Aspekt denn jetzt gegenüber den anderen Büchern abfällt bzw. anders ist.
Versuchen wir es doch mal mit so einem Vergleich. Ich habe angefangen, die New York Trylogy noch einmal zu lesen, lies doch einfach mal die ersten 3-4 Seiten von "City of glass"- da wird ja auch der Verlust der Familie beschrieben. Und obwohl das seitenmäßig viel kürzer ist, geschieht es vor allem sprachlich konzentrierter und dichter, und man nimmt viel stärker eine Innenposition ein.
Der Text wirkt lyrischer. Womit wir bei dem nächsten Begriff wären, den man sehr unterschiedlich verstehen kann...
Das mit den Spoilern ist so eine Sache. Ich finde ja, dass sie ein bisschen inflationär gebraucht werden. Für mein Empfinden tun es Spoilermarkierungen, wenn es wirklich um Spannungselemente geht.
Mal schauen, vielleicht schreibe ich es demnächst über den Text, wenn es nicht dezidiert ein Spannungselement verrät...
Der "Martin Frost"-Film ist ein bisschen seltsam. Eigentlich eine Musen-Geschichte und am Ende eine Entscheidung für das "richtige" Leben und gegen die Kunst. Und die wiederum führt dazu, dass das Leben aus der Welt verschwindet. Was ist das? Eine Schicksalsgeschichte? Ein Memento dafür, dass man in die Läufe von Leben und Tod nicht eingreifen darf? Oder eines dafür, dass ein Leben ohne Kreativität oder ohne Kunst kein richtiges Leben mehr ist? Wie ich den Film drehe und wende, ich finde einfach keine weniger pathetische Deutung.
Ich habe den Film ganz anders gedeutet. Aber das muß bis zu einem späteren Zeitpunkt warten- so schnell zum Frühstück ist das nicht runtergetippt.
Die Kantsche Transzendentalphilosophie, die von Claire referiert wird, passt nicht zu dem etwas platten Konstruktivismus der Mond-Stelle, da wäre ich etwas vorsichtiger. Kant will im Grunde nur darauf hinaus, dass wir uns von unserer menschlichen Perzeption nicht lösen können. Das "Ding an sich" ist in diesem Sinne nicht "erkennbar", weil "Erkenntnis" an einen bestimmten Rahmen gebunden ist, an Mittel zur Erkenntnis - etwa unsere Sinne, die in ganz bestimmten raum-zeitlichen Kategorien funktionieren usw. Ein Wegnehmen dieses Rahmens zerstört daher für Kant jede Möglichkeit der Erkenntnis (ich referiere Kant aus dem hohlen Bauch heraus, im Idealismus Beschlagenere sind gern eingeladen zu ergänzen oder richtig zu stellen :-)).
Meine letzte intensivere Beschäftigung mit Kant ist mehr als 10 Jahre her. Das war anläßlich einer Philosophie-Vorlesung...
So, wie Du es beschrieben hast, kann man das stehen lassen, denke ich. Auch ich muß meine Unwissenheit in diesem Punkt eingestehen, denke aber aus der Erinnerung heraus, dass Du vor allem bzgl. Auster einen interessanten Punkt getroffen hast.
Ich glaube, dass Auster noch einen Schritt weiter denkt als Kant Zitat... Nimm beispielsweise diese Mondstelle bzw. was sich daran anschließt. Da fragt sich der Held beispielsweise, warum er immer der Meinung ist, dass er allein bei Hector war (was nicht der Fall ist). So, wie ich es in Erinnerung habe, gesteht er sich diese Konstruktion dann zu- ähnlich wie bei der Mondstelle.
Wichtiger wäre es aber, glaube ich, den Frost Film noch mal vor dem Hintergrund des Kant Zitates zu lesen. Mal schauen, ob ich heute noch dazu komme...
Gruß
PoeticShot