Li Ang – Sichtbare Geister

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    Inhalt: Hier fangen meine Probleme schon an, daher erstmal etwas zum Aufbau. Das Buch besteht aus fünf Teilen, die zwar als Kapitel bezeichnet sind und auch um ein gemeinsames Thema kreisen, aber inhaltlich nicht aufeinander aufbauen oder Bezug nehmen. Zwei davon sind mit je rund 100 Seiten ziemlich umfangreich (Der Markisengeist und Der reisende Geist), eines mit nur 5 Seiten sehr kurz (Der Geist in den Kewrawäldern), die beiden anderen liegen in der Mitte (Der Geist vom Wildweiberdach und Der das Bambusrohr blasende Geist). Gemeinsam ist allen, daß die Geister als Rachegeister von gewaltsam ums Leben gekommenen Frauen unterwegs sind. Sie sind mit ihren Rachegelüsten mehr oder weniger erfolgreich und verbringen auch sonst ihr Geisterleben sehr unterschiedlich. Und in den vier längeren spielt auch die taiwanesische Geschichte eine Rolle. Zu den zwei längsten noch ein paar Sätze, weil ich denen zumindest in beträchtlichen Teilen, wie ich glaube, folgen konnte:


    Eine junge Frau, die zur Rettung der Familienehre Selbstmord im Brunnen des väterlichen Hauses beging, wird zum Markisengeist. Ihr Geisterleben verbringt sie wesentlich damit, die taiwanesische Geschichte von Aufständen und Revolten auf den Dächern der sog. Himmelsmarkisen, die eine Geschäftsstraße über zweieinhalb Kilometer völlig überdecken, aufzuschreiben. Ihre Arbeit wird dem Geist ein so wichtiges Anliegen, daß sie sich im Krieg schützend den Feuerpfeilen entgegenstellt, um diese aufzufangen.


    Der reisende Geist ist eine junge Frau aus vermögender Familie, die mit einem Zuwanderer vom Festland verheiratet wurde. Dieser ermordet seine Frau bestialisch und setzt sich anschließend wieder aufs Festland ab, wohin er das Vermögen schon hat transferieren lassen. Der Rachegeist steht vor einem Problem: Wie soll sie über das Meer kommen, um ihre Rache auszuüben? Es findet sich ein mächtiger Helfer, der ihr zudem ein Hilfsmittel zurückläßt, das ihr größere Bewegungsfreiheit verschafft. Und als Kaufmannstochter entwickelt sie ein ausgesprochenes Faible für den Dschunkenverkehr – sehr zum Mißvergnügen der Reeder, die Mühe haben, ihre Mannschaften auf die Boote zu bringen, weil diese in dem Geist ein schlechtes Vorzeichen sehen.



    Meine Meinung: Ehrlich gesagt: Ziemlich verwirrt und etwas angeekelt. Insbesondere die beiden Rahmengeschichten (Der Geist vom Wildweiberdach und Der reisende Geist) sparen nicht mit detaillierter Beschreibung dessen, wie die betroffenen Frauen zugerichtet werden, da habe ich dann einiges diskret überblättert, weil ich dergleichen wirklich nicht lesen muß. Verwirrt hat mich der Umgang mit den Namen und Personen. Die Frauen bekommen zwei Namen, unter denen zwei verschiedene Personen beschrieben werden, die zwar ein ähnliches Schicksal haben, aber eben mit Abweichungen. Einmal hatte ich den Eindruck, daß damit die beiden Elternfamilien „charakterisiert“ wurden, aber durchgängig paßte das irgendwie nicht. Manchmal machte es eher den Eindruck, daß wirklich zwei verschiedene Personen gemeint sind, was aber mit der Gesamtgeschichte nicht zusammenging. Aber eine einzelne Person mit zwei unterschiedlichen Schicksalen geht in meinem Gehirn auch nicht zusammen. Wer jetzt den Eindruck hat, daß das alles etwas wirr ist: ja, eben, so fühle ich mich ja auch und deshalb kann ich es auch nicht erklären ...


    Die Geschichten sind wohl als Einzelerzählungen entstanden, was einige Wiederholungen zur Stadt- und Inselgeschichte erklärt. Für eine Zusammenstellung in einem Buch hätte ich mir trotzdem gewünscht, daß diese etwas gestrafft würden, denn spätestens nach dem zweiten Lesen war ich durchaus in der Lage, mir zu merken, daß und warum der Hafen der Stadt Lu versandet. Dieser historische Aspekt war durchaus interessant, hätte für meinen Geschmack auch ruhig etwas breiter angelegt sein können. Und insgesamt hätte ich mir von Verlags-, Übersetzer- oder sonstwie profilierter Seite ein erläuterndes Nachwort gewünscht, das mir zumindest klar gemacht hätte, warum ich manche Dinge nicht verstehe, auch wenn ich diese danach immer noch nicht erklären kann, vor allem bezogen auf religiöse Zeremonien, die hier andauernd eine wichtige Rolle spielen. So bestätigt das Buch vor allem meine grundsätzlichen Probleme mit ostasiatischer Literatur.


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen