Leena Lehtolainen - Du dachtest, Du hättest vergessen

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    Hallo zusammen,


    ich habe vor kurzem "Du dachtest, Du hättest vergessen" von Leena Lehtolainen gelesen. Meiner Meinung nach passt das Buch nicht wirklich in die Kategorie "Krimis & Thriller", aber da es überall so geführt wird, schließe ich mich einfach mal an. Auch wenn ich denke, dass psychologischer Familienroman oder ähnliches es besser treffen würde.


    Meine Meinung:


    Die finnische Autorin Leena Lehtolainen ist in Deutschland in erster Linie durch ihre Krimireihe um die Ermittlerin Mario Kallio bekannt. Doch mit "Du dachtest, Du hättest vergessen" hat sie ein ganz anderes Terrain betreten, herausgekommen ist ein Roman, der zwar einige Krimi-Elemente enthält, in erster Linie sich aber mit einer kaputten Familie und ihrer Geschichte beschäftigt. Dabei wird aber mindestens ebenso viel Spannung aufgebaut wie in jedem ihrer Krimis. Doch worum geht es: Katjas Familie trifft sich zur Beerdigung der Großmutter. Dabei kommt das Gespräch auf ein Tabuthema - vor knapp 25 Jahren erschlug Katjas Onkel Rane, der Bruder ihrer Mutter Sirkka, den Großvater, wurde dafür verurteilt und nahm sich im Gefängnis das Leben. Katja und ihr jüngerer Bruder Kaitsu waren damals noch Kleinkinder und haben kaum eine Erinnerung an das Geschehen. Katja hat das Gefühl, dass damals nicht die komplette Wahrheit ans Licht kam, und sowohl ihre Mutter, als auch deren noch lebende Geschwister Sara und Veikko sind nicht bereit, ihr Antworten auf ihre Fragen zu geben. Katja beschließt, den Mord restlos aufzuklären.


    Die Geschichte wird wechselseitig aus der Sicht der handelnden Personen erzählt, mit einer elegant gebauten Satzkontruktion wird jedesmal der "Staffelstab" an die nächste Person weitergereicht. Der Leser lernt nach und nach die Schwächen und Lebenslügen jedes einzelnen kennen, angefangen von der unter Prüfungsangst leidenden Katja, die nach einer überstandenen Essstörung noch immer Alkoholprobleme hat und sich scheut, ihr Leben in den Griff zu bekommen, über die scheinbar immer toughe Sirkka, die alles alleine meistern kann, den Lebemann Kaitsu, den beziehungsscheuen, aber recht erfolgreichen Schrifftsteller Veikko bis hin zur ich-bezogenen Sara, die von einem Esoterik-Trip zum nächsten springt und die Schuld für Probleme immer nur bei allen anderen sucht. Dabei gelingt es Lehtolainen, ein schonungsloses Porträt einer Familie zu zeichnen, in der schon lange nichts mehr wirklich stimmt. Nach und nach muss sich jeder einzelne seinem Leben stellen.


    Das Ende ist vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, aber bis dahin war "Du dachtest, Du hättest vergessen" eine faszinierende Lektüre, die besonders durch ihre ungewöhnliche Erzählweise und die differenziert gezeichneten Charaktere beeindrucken konnte.


    Fazit: Dieses Buch mag eine Enttäuschung für Mario-Kallio-Fans sein, die einen Krimi in diesem Stil erwarten, aber es ist ein absolut empfehlenswerte, spannende Familienstudie mit Krimi-Elementen.


    4ratten


    Viele Grüße
    eowyn


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()