Harriet Beecher Stowe - Onkel Toms Hütte

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  • Hallo!


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    Kurzbeschreibung
    Die einzige vollständige Taschenbuchausgabe von »Onkel Toms Hütte«, einem Bestseller der Weltliteratur von Harriet Beecher Stowe. Der spannende historische Roman gegen die Sklavenhalter in den Südstaaten der Neuen Welt um die Mitte des 19. Jahrhunderts.


    Harriet Beecher Stowe, die Tochter und Gattin eines presbyterianischen Gelehrten, schrieb in ihrem Werk ganz gezielt gegen die Partei der Sklavenhalter an, indem sie deren Treiben und das Leben und Leiden der Unterdrückten beispielhaft schildert. Sie tut dies mit meisterlichen Personenbeschreibungen und Erzählstrategien, die einerseits an den sentimentalen Roman ihrer Zeit anknüpfen, andererseits die historische Realität glaubhaft machen - und beim Leser äußerste Betroffenheit bewirken.


    Es lesen:
    Ninette
    Saltanah
    WitchCookie
    foenig?

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Soo, ich habe eben schon angefangen. Bis jetzt gefällt es mir ganz gut und ich bin bis Seite 49 gekommen, da fängt bei mir das Kapitel Die Flucht der Mutter an. Erst habe ich einen Schreck bekommen, weil meine Ausgabe von 1932 ist und ich nicht mehr wusste, dass es ziemlich schwer zu lesen ist (Fraktur-Schrift, nennt die sich so? :gruebel:). Aber wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, dann geht´s :breitgrins:
    Bei Tom und Chloe möchte ich gerne mal zum Essen zu Besuch sein, hört sich alles sehr kuschelig an. Und am sympathischsten ist mir bis jetzt Mrs. Shelby, die als einzige nicht wirklich vom Sklaven/Herren befangen zu sein scheint, bzw. weiß, dass man ein Kind nicht einfach seiner Mutter wegnehmen kann :rollen:

    ~ The world is quiet here ~

  • Hallo allerseits :winken: ,


    weit bin ich noch nicht gekommen, aber immerhin habe ich gerade das 4. Kapitel beendet, in dem wir (endlich) Tom und seine Familie kennenlernen.
    Bisher gefällt mir das Buch gut; Stowe macht ja schon von Anfang an deutlich, wie ihre Meinung zur Sklaverei aussieht - sie ist ein Unding, das schnellstens abgeschafft gehört. Besonders gut gefällt mir dabei, dass sie keine "Ausreden" wie "Aber wenn man seine Sklaven gut behandelt..." gelten lässt:

    Zitat

    So long as the law considers all these human beings, with beating hearts and living affections, only as so many things belonging to a master,—so long as the failure, or misfortune, or imprudence, or death of the kindest owner, may cause them any day to exchange a life of kind protection and indulgence for one of hopeless misery and toil,—so long it is impossible to make anything beautiful or desirable in the best regulated administration of slavery.

    So lange Menschen vor dem Gesetz als Dinge gelten, hilft auch die humanste Behandlung nicht, denn in Null Komma Nichts kann der Sklave einem anderen, weniger mitfühlenden Master bekommen.


    An Shelby wird das vorgeführt. Eigentlich ein "guter" Master, der seine Sklaven menschlich behandelt und ein gutes Verhältnis zu ihnen hat, fühlt sich leider gezwungen, zwei seiner Sklaven zu verkaufen. Ein eklatanter Vertrauensbruch also, der noch stärker dadurch wirkt, dass Tom, den er alleine geschäftlich losgeschickt hatte, auf die Frage, wieso er denn nicht abhaue, antwortete, dass ihm doch vertraut würde, und dass er dieses Vertrauen nicht enttäuschen könne. Shelby weiß dies, ist gerührt, kann aber seinerseits das in ihn gesetzte Vertrauen nicht erfüllen.


    Auch Haley, der Sklavenhändler, behandelt seine Sklaven "gut", aus rein wirtschaftlichen Erwägungen. Zufriedene, gesunde "Ware" bringt mehr ein, was ja stimmt, es aber umso unverständlicher macht, wieso andere Hängler und Sklavenhalter nicht so denken und handeln.
    Mein Verdacht dabei ist, dass es leichter ist, Menschen als "Dinge" zu behandeln, wenn man sie extrem unmenschlich behandelt. Wenn man jeden Gedanken daran, dass sie ja eigentlich Menschen wie man selbst sind, völlig unterdrückt. Wenn man mit ihnen alles macht, dann kann man mit ihnen alles machen! Dann sind es ja keine Menschen, denn mit Menschen tut man das nicht! (Versteht ihr, was ich meine?)


    Harris (2. Kap., The Mother), der Besitzer von Elizas Ehemann George, reagiert entsprechend dieser Bahnen. Er kann es nicht ertragen, dass jemand seinen Besitz schätzt, ihn sozusagen vermenschlicht, und versucht alles, um jede Spur von Mensch in George zu unterdrücken. Der soll gebrochen werden, darf um Himmels Willen keine weiteren Erfindungen machen, die ihn als wertvoller, kundiger, intelligenter etc. als seinen Herrn erweisen. Harris fühlt sich in seiner Persönlichkeit angegriffen und reagiert brutalst.


    Im 4. Kap. (An Evening in Uncle Tom's Cabin) taucht dann endlich Tom selbst auf, aber erst nachdem wir seine Frau Aunt Chloe kennengelernt haben. Beide erscheinen als gutmütige, sympathische Menschen, die mit sich und der Welt im Reinen sind, zufrieden mit ihrem Leben. Ihnen steht ein schlimmes Erwachen bevor!
    Master George, der Sohn des Hauses, fühlt sich in deren Gesellschaft wohl, und könnte fast als Familienmitglied angesehen werden, wenn da nicht eine Kleinigkeit wäre: er bekommt als Erster zu essen, während Aunt Chloes Kinder warten müssen, bis er satt ist und er dies durch das Zuwerfen von Essen deutlich macht. Hier zeigt sich doch deutlich, dass unter der harmonischen Oberfläche ein gewaltiger Abgrund liegt, der vieles Undenkbare möglich macht.


    Auch sprachlich gefällt mir das Buch gut. Es ist zwar kein stilistisches Meisterwerk, aber doch gediegenes Handwerk. Nur der Dialekt der Sklaven macht mir teilweise zu schaffen; manche Sätze Aunt Chloes musste ich mehrfach lesen, um sie zu verstehen. Hier ein Beispiel:

    Zitat

    "Yes, yes—sartin," said Aunt Chloe, delighted "you'll see. Lor! to think of some of our dinners! Yer mind dat ar great chicken pie I made when we guv de dinner to General Knox? I and Missis, we come pretty near quarrelling about dat ar crust. What does get into ladies sometimes, I don't know; but, sometimes, when a body has de heaviest kind o' 'sponsibility on 'em, as ye may say, and is all kinder 'seris' and taken up, dey takes dat ar time to be hangin' round and kinder interferin'! Now, Missis, she wanted me to do dis way, and she wanted me to do dat way; and, finally, I got kinder sarcy, and, says I, 'Now, Missis, do jist look at dem beautiful white hands o' yourn with long fingers, and all a sparkling with rings, like my white lilies when de dew 's on 'em; and look at my great black stumpin hands. Now, don't ye think dat de Lord must have meant me to make de pie-crust, and you to stay in de parlor? Dar! I was jist so sarcy, Mas'r George."

    Wie ist der Dialekt eigentlich übersetzt?

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Wie ist der Dialekt eigentlich übersetzt?


    Ich hab die Stelle in meinem Text gar nicht gefunden :gruebel: Auf jeden Fall gibt es bei mir rein gar keinen Dialekt - bei mir sprechen alle gleich :breitgrins: Mit diesem amerikanischen Dialekt hätte ich aber wohl meine Probleme..

    ~ The world is quiet here ~

  • Ich habe bis jetzt leider nur die ersten 3 Seiten gelese, weil dann das Elementewochenende dazwischen kam.
    Hoffe aber ich kann das bald aufholen.
    Bis jetzt kam ich ganz gut mit dem Stil zu recht.
    Haley fand ich total unsympatisch

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • Ich hab die Stelle in meinem Text gar nicht gefunden :gruebel: Auf jeden Fall gibt es bei mir rein gar keinen Dialekt - bei mir sprechen alle gleich :breitgrins: Mit diesem amerikanischen Dialekt hätte ich aber wohl meine Probleme..


    Hast du vielleicht eine gekürzte Fassung? Dass die Leute auf Deutsch alle gleich sprechen, ist ja schade. Dadurch geht einiges an Lebendigkeit und sozialer Unterscheidungskraft verloren. Auch der Sklavenhändler Haley spricht kein reines "Hoch"englisch, redet allerdings auch anders als die Sklaven. Aber auch die sprechen nicht alle gleich. George und ich glaube auch Eliza reden sehr gepflegt, von Tom habe ich noch zuwenig gehört, um etwas über seine Redeweise zu sagen. Aunt Chloes Dialekt ist jedenfalls extrem.


    Wegen des Lesewochenendes bin ich noch nicht weitergekommen ( :winken: Ninette), aber morgen geht's mit voller Kraft voraus.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Hast du vielleicht eine gekürzte Fassung? Dass die Leute auf Deutsch alle gleich sprechen, ist ja schade. Dadurch geht einiges an Lebendigkeit und sozialer Unterscheidungskraft verloren.


    Ja, das finde ich auch schade! Andererseits finde ich es auch schwer, wie man es ins Deutsche übersetzen können (mal sehen, was in Ninettes Ausgabe steht :zwinker:)


    Ich denke mal, das meine gekürzt ist. Was mich ganz am Anfang nämlich sehr verwundert hat war das Vorwort des Übersetzers aus dem Jahr 1909, in dem dieser erklärt: "Ich habe daher den Versuch gemacht, dem Leser das reine Kunstwerk ohne alle tendenziöse Nebenabsicht vorzuführen, und dadurch ist ein Buch entstanden, das jeder Gebildete mit hohem Interesse lesen wird, das nun aber auch - was sich vom Original nicht behaupten lässt- ohne Bedenken jeden Kinde in die Hand gegen werden darf."


    Vielleicht lässt sich ja mit der Leserunde noch der eine oder andere Unterschied zu Original herausfinden.


    Bin übrigens ganz froh, dass ihr mit dem Elemente-Lesewochenende beschäftigt ward, ich bin nämlich auch noch nicht weiter gekommen :redface:

    ~ The world is quiet here ~

  • "Ich habe daher den Versuch gemacht, dem Leser das reine Kunstwerk ohne alle tendenziöse Nebenabsicht vorzuführen, und dadurch ist ein Buch entstanden, das jeder Gebildete mit hohem Interesse lesen wird, das nun aber auch - was sich vom Original nicht behaupten lässt- ohne Bedenken jeden Kinde in die Hand gegen werden darf."


    :breitgrins: Dann werde ich mal nach nicht jugendfreien Stellen Ausschau halten.


    Ich hatte auch ein etwas sonderbares Vorwort in meiner hoffentlich ungekürzten (die Seitenzahl lässt darauf schließen) Ausgabe in einer Kinder- und Jugendbuchreihe.

    Zitat

    You have to remember that this book was written an incredible one hundred and fifty years ago!

    erzählt uns der Verfasser des Vorworts in einem viel zu anbiedernden Ton und erwartet wohl, dass uns bei dieser Auskunft die Kinnlade herunterfällt. Auch wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe nicht meine Leseerfahrung aufweist, so ist die Ausdrucksweise mit "unglaublich" und der Kursivierung doch etwas arg übertrieben.
    Nun ja, der Vorwortschreiber musste dann auch noch darauf aufmerksam machen, dass er selbst ebenfalls Bücher schreibt; gut so, dann weiß ich jedenfalls, zu welchem Autor ich nicht greifen werde - sollte mir je ein Buch von ihm begegnen. (Christopher Paul Curtis)

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Achje :redface: Ich denke ich werde aus dieser Leserunde aussteigen müssen.
    Mir ist aufgefallen, dass ich wohl nur eine Kinderausgabe von Onkel Toms Hütte besitze. Ich bin bis gerade auch davon ausgegangen, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, wahrscheinlich weil ich irgendwann mal diese Kinderausgabe geschenkt bekommen habe.
    Beim Lesen eurer Beiträge ist mir aufgefallen, dass manche Sachen bei mir gar nicht vorkommen.
    Es ist wohl eine gekürzte Ausgabe für Kinder. Mir ist auch schon aufgefallen, dass alles unglaublich schnell hintereinander passiert. Ich werde meine Ausgabe trotzdem zu Ende lesen, besonders da sie nur ca. 125 Seiten hat und auch noch eine recht große Schrift. Aber ich denke für vernünftige Beiträge hier zu schreiben reicht diese Ausgabe leider nicht aus :grmpf:
    Ich wünsche euch aber noch viel Spaß!

  • Ja, das finde ich auch schade! Andererseits finde ich es auch schwer, wie man es ins Deutsche übersetzen können (mal sehen, was in Ninettes Ausgabe steht :zwinker:)


    Was steht in meiner? Ich bin heute irgendwie schwer von Begriff (vielleicht wird das jetzt auch zum Dauerzustand,...Verwirrung ahoi)


    Ich bin jetzt bei Kapitel 3 angelangt. Mrs. Shelby scheint sehr nett zu sein. Generell finde ich, dass die Familie noch eine recht humane Art hat mit ihren Sklaven umzugehen.
    Ich lernte Elisas Mann kennen,...der ja leider keine so gute Behandlung erfährt. Bin gespannt im nächsten Kapitel Tom kennen zu lernen. :winken:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Schade, dass du nicht Mitdiskutieren kannst, Foenig! Aber bei einer auf 125 Seiten zusammengekürzten Fassung kann von dem Buch wirklich nicht viel mehr als das bloße Gerüst übriggeblieben sein.



    Was steht in meiner? Ich bin heute irgendwie schwer von Begriff


    Das bezog sich auf meine Frage, wie (bzw. ob überhaupt) die Dialekte ins Deutsche übersetzt wurden.


    Ich habe mittlerweile das 8. Kap. (Eliza's Escape) beendet.



    Und am sympathischsten ist mir bis jetzt Mrs. Shelby, die als einzige nicht wirklich vom Sklaven/Herren befangen zu sein scheint, bzw. weiß, dass man ein Kind nicht einfach seiner Mutter wegnehmen kann


    Ja, sie ist wirklich (von den Weißen) am sympathischsten, da sie der Sklaverei am kritischsten gegenüber steht. Eigentlich hält sie sie für ein Unding, aber andererseits - merkt sie jetzt - hat sie sich schon durch die Tatsachen, dass sie selbst Sklaven hat, schuldig gemacht. Hier wird noch einmal betont, was Stowe in einem Kommentar vorher schon einmal anmerkte: Sklaverei wird nicht dadurch akzeptabel, dass die Sklaven gut behandelt werden. Mrs Shelby hatte bisher ihr nagendes schlechtes Gewissen mit guter Behandlung zu übertönen versucht, aber jetzt gelingt ihr das nicht mehr.


    Shelby - ja, was soll ich von ihm halten? Dass er es überhaupt in Betracht zieht, einen seiner Sklaven zu verkaufen (und noch dazu den so treuen Tom und ein kleines Kind! (als ob es besser wäre, andere Menschen zu verkaufen)), macht mich furchtbar wütend. Andererseits wird im Gespräch mit seiner Frau deutlich, dass er wirklich nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera hat - entweder die beiden verkaufen, oder Pleite machen, wodurch alle Sklaven verkauft würden. Schließlich sieht es auch seine Frau ein - es geht tatsächlich nicht anders. Einzige Schlussfolgerung kann nur sein, dass man sich von Anfang an nicht die Hände mit Sklavenhaltung dreckig machen darf.
    Was ich Shelby übel nehme, ist sein feiges Verhalten, als er sich aus dem Staub machen will, wenn Tom abgeholt wird. Er hat Scheiße (gelinde ausgedrückt) gebaut und steht nicht einmal dazu! Kann Tom nicht in die Augen sehen - kein Wunder bei so einem eklatanten Vertrauensbruch - und flieht deswegen. Feigling!


    Tom ist mir hier ein wenig zu "heilig". Nimmt Shelby gar noch in Schutz und macht sich Sorgen, wie der wohl ohne Toms wachendes Auge klarkommen wird und lässt noch nicht einmal zu, dass böse über den Sklavenhändler gesprochen wird.
    Dass er nicht versucht abzuhauen, kann ich schon verstehen, allerdings mit einer anderen Begründung als der "Vertrauenssache". Er hat ja von Eliza erfahren, dass es gilt Entweder er oder alle, also auch seine Kinder. Dadurch, dass er sich verkaufen lässt, schützt er Frau und Kinder und alle anderen Sklaven. Kann ich nachvollziehen, aber trotzdem ist Tom für meinen Geschmack zu gut.


    Da gefällt mir Sam besser. Er ist ein (wirklich notwendiges) Beispiel dafür, dass ein Schwarzer nicht unbedingt perfekt ist. Er ist vor allem an seinem eigenen Fell interessiert und auch gleich bereit, Eliza einzufangen, bis ihm klar wird, dass vor allem Mrs Shelby das nicht wünscht. Dann tut er als Mensch, der weiß, auf welcher Seite das Butterbrot gebuttert ist, alles dafür, um sie entkommen zu lassen - nur um sich bei seiner Herrschaft beliebt zu machen (böswillig könnte man auch sagen "einzuschleimen"). Ein verständliches Verhalten.


    Elizas Flucht - spannend, spannend, spannend.
    Interessant fand ich übrigens, dass Eliza und ihr Kind so hellhäutig sind, dass sie bei oberflächlicher Betrachtung als Weiße durchkommen. Das erhöht ihre Entkommenswahrscheinlichkeit natürlich sehr.



    Habt ihr eigentlich irgendwelche Vorkenntnisse, z. b. durch Verfilmungen oder Verarbeitung in anderen Medien? In meinem Vorwort stand sinngemäß, dass wohl jeder Onkel Tom und die anderen Protagonisten sowie die grobe Handlung kennen würde, aber nur wenige das gesamte Buch gelesen hätten. Ich nehme mal an, das gilt nur für amerikanische Verhältnisse. Ich kannte bisher tatsächlich nur den Titel, war z. B. wahnsinnig überrascht darüber, dass Tom Frau und Kinder hat. Wie ist das bei euch?

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Das bezog sich auf meine Frage, wie (bzw. ob überhaupt) die Dialekte ins Deutsche übersetzt wurden.


    Mhm das weiß ich gar nicht so genau. Mir ist bis jetzt ein Unterschied zwischen der Sprache von Eliza und der, von Mr. Shelby und Haley aufgefallen. Man müsste mal Textstellen vergleichen, um das genauer zu beleuchten.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Lesestand 15. Kap. "Of Tom's New Master and Various Other Matters"


    Schade - das erste Viertel hatte mir richtig gut gefallen, aber allmählich ist für mich die Luft raus.


    Hier wiederholt sich zu viel, zwar nicht rein inhaltsmäßig, aber vom Aufbau. Weiße unterhalten sich über die Sklaven und liefern Argumente, wieso Sklaverei okay ist und direkt danach wird gezeigt, wie hohl diese Argumente sind. In der Sache habe ich dagegen zwar nichts anzumerken, aber es wird dann doch zu vorhersehbar, was als nächstes passieren wird, wenn sich zwei weiße Frauen darüber unterhalten, dass Sklavinnen ja nicht so an ihren Kindern hängen wie weiße Mütter, es ihnen also nicht so weh tut, wenn ihr Kind verkauft wird.


    Allmählich stört mich auch die extreme Einseitigkeit der Charaktere, wobei mir hier interessanterweise die Guten besser als die Bösen böse erscheinen, falls ihr versteht, was ich meine :zwinker: .
    Jedenfalls ist mir die Beschreibung eines Frühstücks bei den Quäkern (13. Kap. "The Quaker Settlement") viel zu idyllisch.

    Zitat

    Everything went on so sociably, so quietly, so harmoniously, in the great kitchen,—it seemed so pleasant to every one to do just what they were doing, there was such an atmosphere of mutual confidence and good fellowship everywhere,—even the knives and forks had a social clatter as they went on to the table; and the chicken and ham had a cheerful and joyous fizzle in the pan, as if they rather enjoyed being cooked than otherwise;—and when George and Eliza and little Harry came out, they met such a hearty, rejoicing welcome, no wonder it seemed to them like a dream.

    Als einzelne Szene könnte ich es ja akzeptieren, aber auch davon gibt es zuviel. Oder direkt darauf folgend die Beschreibung von Rachel:

    Zitat

    Rachel never looked so truly and benignly happy as at the head of her table. There was so much motherliness and full-heartedness even in the way she passed a plate of cakes or poured a cup of coffee, that it seemed to put a spirit into the food and drink she offered. :angst:


    Auch was mit dem so unendlich süßen kleinen Mädchen (ich sehe Shirley Temple vor mir :rollen: ) im 14. Kap. geschehen wird, war viel zu vorhersehbar. Ich zumindest war sofort überzeugt davon, dass

    Und genau so kam es denn auch.


    Richtig getroffen hat mich allerdings die wirtschaftliche Seite des Sklavenhandels, eben der Handel mit Ware. Wie Haley z. B. des Angebot begutachtet oder um den Preis feilscht, ohne dass auch nur im geringsten darauf Rücksicht genommen wird, dass es sich bei der Ware um Menschen handelt, das ist zwar eigentlich nichts Neues - es ergibt sich ja aus der Tatsache des Handels -, machte mir aber die Entmenschlichung der Sklaven besonders deutlich. Sklaven sind Dinge und mit Dingen kann man ja machen, was man will. Wenn man sie nur legal erworben hat, ist alles weitere okay.


    Wie sieht es bei euch aus?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin nun bei Kapitel 13 welches bei mir Wir kämpfen für unsere Freiheit heißt. Ich warte irgendwie noch auf den 'großen Knall'. George ist grade wieder aufgetaucht

    und Tom hat es bei den Quäkern (was ist das eigentlich für ein Südstaaten-Name?!) ja super gut getroffen. Bei beiden wird ja noch was trauriges passieren müssen.. Von daher ist bei mir noch nicht die Luft raus, sondern kommt erst so richtig rein :breitgrins:
    Übrigens finde ich den Vergleich mit Shirley Temple super, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, an wen mich das Mädchen erinnert - nun weiß ich es :zwinker:


    Ich werde auf jeden Fall gleich mal weiter lesen!

    ~ The world is quiet here ~


  • Habt ihr eigentlich irgendwelche Vorkenntnisse, z. b. durch Verfilmungen oder Verarbeitung in anderen Medien? In meinem Vorwort stand sinngemäß, dass wohl jeder Onkel Tom und die anderen Protagonisten sowie die grobe Handlung kennen würde, aber nur wenige das gesamte Buch gelesen hätten. Ich nehme mal an, das gilt nur für amerikanische Verhältnisse. Ich kannte bisher tatsächlich nur den Titel, war z. B. wahnsinnig überrascht darüber, dass Tom Frau und Kinder hat. Wie ist das bei euch?


    Dazu wollte ich doch noch was schreiben! Also, ich weiß, dass wir damals im Musik-Unterricht 5. oder 6. Klasse das Thema Onkel Toms´s Hütte hatten (Musikunterricht wohl deswegen, weil wir Blues & Gospel durchgenommen hatten). Auf jeden Fall haben wir da Teile des Hörspiels gehört, erinnern kann ich mich bis heute aber nur eine Szene, in der Tom geschlagen und gepeitscht wird. Das ist hängen geblieben, mehr leider nicht. Film und Co. habe ich noch nicht gesehen.


    By the way: Ich bin durch! Der Schluss hat mich nochmal total gepackt und es war auf einmal schnell zuende! Grade als ich mich gefragt habe, was jetzt noch 'schlimmes' kommt, ging es Schlag auf Schlag:


    Übrigens finde ich Eva furchtbar unkindlich! Redet sie bei euch auch so geschwollen und verhält sich wie eine Erwachsene?


    Jetzt im Nachhinein finde ich es ganz gut, dass gleich zwei Geschichten erzählt werden: einmal die Flucht von Eliza und dann die Geschichte von Tom. Am Schluss wird klar, dass beides komplett andere Schicksale sind.. Aber ich warte lieber bis auch ihr durch seid, damit wir über das Ende diskutieren können :klatschen:

    ~ The world is quiet here ~

  • Schon durch, wow! Ich habe gerade mal die Hälfte hinter mir.



    Ich bin nun bei Kapitel 13 welches bei mir Wir kämpfen für unsere Freiheit heißt.


    Ich nehme mal an, dass das dem 17. Kapitel "The Freeman's Defence" entspricht. Hier gibt es das englische ungekürzte Inhaltsverzeichnis nach dem ich zitiere. Schade, dass auch du eine gekürzte Fassung liest.


    Tom hat es bei den Quäkern (was ist das eigentlich für ein Südstaaten-Name?!) ja super gut getroffen.


    Wikipedia über die Quäker. Für unsere Zwecke besonders interessant der Abschnitt Frauen- und Menschenrechte, in dem es heißt:

    Zitat

    Quäker waren maßgeblich an der Organisation der sogenannten „Underground Railroad“ beteiligt, einem Netzwerk von Unterstützern, die geflohenen Sklaven aus den Südstaaten auf ihrer Flucht nach Norden und nach Kanada Unterschlupf und Hilfe gewährten.


    Etwas negativ stoßen mir die verschiedenen Erwähnungen der "typisch afrikanischen Wesensmerkmale" auf, teilweise bringen sie mich aber auch zum Lachen. So wusste ich z. B. nicht, dass Afrikaner (-innen sollte man in diesem Zusammenhang annehmen) eine besondere angeborene Begabung zum Kochen haben (18. Kap.). Ich schwanke hier zwischen :rollen: und :breitgrins: - so absurd ist diese Vorstellung. Einerseits denke ich mir, dass einer Rasse schlimmere Rassenmerkmale unterstellt werden können und unterstellt wurden, andererseits graust es mir bei der Unterstellung, es gebe den verschiedenen Rassen eigene angeborene Charaktereigenschaften.


    Sehr interessant finde ich die verschiedenen Bemerkungen zu Christentum und Kirche. St. Clare kritisiert z. B. die Haltung verschiedener Prediger, die die Sklaverei mit dem Argument unterstützen, dass sie "gottgewollt" sei, und die diverse "Beweise" dafür in der Bibel finden. Er (St Clare) sagt meiner Meinung nach ganz richtig, dass immer das in der Bibel gefunden wird, was man gerade braucht. Andere Gläubige und Bibelausleger finden dementsprechend auch Argumente gegen die Sklaverei in der Bibel.
    Mit Onkel Tom und George werden auch auf sklavenseite verschiedene Haltungen zum christlichen Glauben dargestellt. Während Tom tiefgläubig ist, zweifelt George an der Existenz eines Gottes. Wie kann es einen Gott geben, der sowas zulässt, fragte er sich verständlicherweise.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Sehr interessant finde ich die verschiedenen Bemerkungen zu Christentum und Kirche. St. Clare kritisiert z. B. die Haltung verschiedener Prediger, die die Sklaverei mit dem Argument unterstützen, dass sie "gottgewollt" sei, und die diverse "Beweise" dafür in der Bibel finden. Er (St Clare) sagt meiner Meinung nach ganz richtig, dass immer das in der Bibel gefunden wird, was man gerade braucht. Andere Gläubige und Bibelausleger finden dementsprechend auch Argumente gegen die Sklaverei in der Bibel.
    Mit Onkel Tom und George werden auch auf sklavenseite verschiedene Haltungen zum christlichen Glauben dargestellt. Während Tom tiefgläubig ist, zweifelt George an der Existenz eines Gottes. Wie kann es einen Gott geben, der sowas zulässt, fragte er sich verständlicherweise.


    Wow, in der Ungekürzten Ausgabe geht es ja richtig tiefgründig zu! Das war bei mir z.B. gar nicht Thema, im Gegenteil: Mir ging das christliche Gerede eher auf die Nerven. Spätestens bei "Wie schön ist es, ein Christ zu sein!", was George zum Schluss denkt

    , habe ich doch sehr mit den Augen gerollt..


    Das mit den Quäkern ist ja auch interessant! Mir sagte dieser Begriff so gar nichts..

    ~ The world is quiet here ~

  • Nun ja, es ist kein Zweifel daran, dass Stowe gläubige Christin war, aber sie bringt es immerhin fertig, zu differenzieren und eben auch gewisse "christliche" Haltungen zu kritisieren. Dass George am Ende auch gläubig wird, wundert mich überhaupt nicht und wird wahrscheinlich auch mir ein Augenrollen entlocken.


    Die Quäker habe ich als Kind in einem amerikanischen Spielfilm "kennengelernt", der in den 70ern immer wieder im Fernsehen gezeigt wurde, an dessen Titel ich mich leider nicht mehr erinnere. Er spielte zur Zeit des Bürgerkrieges auf einer Quäkerfarm und beschrieb deutlich die pazifistische Grundeinstellung der Quäker, die sich weigerten, aktiv am Krieg teilzunehmen, was der Umwelt natürlich missfiel. (Ein Sohn wurde allerdings zum Entsetzen der Familie doch Soldat.) Höhepunkt des Filmes war für mich immer die Szene, wie plündernde Soldaten versuchen, den furchtbaren Gänserich, der als Wachhund fungierte, zu schlachten und die extrem friedliebende Mutter zum Entsetzen und Entzücken ihrer Kinder mit dem Besen auf die Soldaten losging :breitgrins: - eine wunderbare Szene!
    Das war zwar jetzt völlig OffTopic, zeigt aber sehr schön, was Kinder an Wissensfragmenten alles aufschnappen und nie wieder vergessen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich stecke gerade in den Evangeline-Kapiteln und komme aus dem :rollen: gar nicht mehr raus. Evas Figur ist ja so was von überzeichnet! So unendlich gut und lieb und perfekt und... "Viel zu gut für diese Welt" heißt es im Buch sinngemäß, aber ich möchte das lieber in ein "Viel zu gut für einen Roman" umändern. Hoffentlich ist es bald aus mit ihr! (Ist es, verrät mir die Überschrift des nächsten Kapitels.)
    Nein, diese ganze Figur dürfte für mich gerne fehlen. Die Despräche von St Clare und Ophelia über die Sklaverei sind hingegen immer mal wieder interessant, aber Ophelias misslungene Erziehungsversuche an Topsy dann wieder so plump, dass sie mich nicht wirklich überzeugen konnten. Außerdem bietet sich eine "Bekehrung" Topsys durch Evas unendliche Güte geradezu an - ich befürchte Schlimmstes.


    Hoffentlich kommt bald mal wieder ein weniger gefühlsduseliges Kapitel über George und und Eliza!

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • IAußerdem bietet sich eine "Bekehrung" Topsys durch Evas unendliche Güte geradezu an - ich befürchte Schlimmstes.


    Entweder habe ich das gelesen, während ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, oder der Teil fehlt bei mir auch :rollen: Ach, diese schönen, alten Bücher sind wohl wirklich nur was zum Ansehen. Ich habe ja leider ein Faible für so alte Kinder- und Jugendbücher, aber leiden scheinen die meisten bis zur Unkenntlichkeit gekürzt zu sein..


    Zitat

    Evas Figur ist ja so was von überzeichnet! So unendlich gut und lieb und perfekt und... "Viel zu gut für diese Welt" heißt es im Buch sinngemäß, aber ich möchte das lieber in ein "Viel zu gut für einen Roman" umändern. Hoffentlich ist es bald aus mit ihr! (Ist es, verrät mir die Überschrift des nächsten Kapitels.)


    Was auf jeden Fall auch in meiner Ausgabe gut deutlich wurde, war die altkluge Art von Eva! Als sie schwerkrank wird, und jedem erzählt, dass es mit ihr bald zuende geht und sie sich dann noch von allen verabschiedet und alle an ihre Sterbebett bestellt um ihnen zu sagen, dass sie sich freut alle im Himmel wieder zu treffen etc.. furchtbar, dieses "Kind"!

    ~ The world is quiet here ~