Joke J. Hermsen - Die Gärten von Bloomsbury

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    Klappentext:
    Es ist das Jahr 1925, als Martha Thompson, Tochter eines britischen Wissenschaftlers und einer Niederländerin, von Amsterdam nach London reist, um in England etwas über ihren Vater zu erfahren, dessen Spur sich im Großen Krieg verliert. In der riesigen Stadt lässt sich Martha schon bald von dem grenzenlosen Optimismus und der Lebensfreude der Roaring Twenties mitreißen. Ihre Anstellung in einer Buchhandlung im Stadtteil Bloomsbury bringt sie mit einer Gruppe von Schriftstellern und Künstlern in Kontakt, unter ihnen Virginia Woolf und T.S. Eliot, deren Exzentrik sie zeitweise fasziniert, zeitweise ängstigt. Dort lernt sie auch die Malerin Marlow Moss kennen, eine außergewöhnliche Frau in Männerkleidung, die sie in Jazzbars führt und mit ihr nach Paris reist. Als sich Martha in den niederländischen Kaufmannssohn Jakob verliebt, der wie sie in London lebt, beginnt ihr Leben in ruhigeren Bahnen zu verlaufen. Bis sie erfährt, dass ihr Vater nicht – wie angenommen – auf den belgischen Schlachtfeldern zu Tode gekommen ist, sondern als Mitglied einer pazifistischen Bewegung in Haft geriet.


    Meine Meinung:
    Das Buch hat eigentlich mehrere Hauptpersonen: Martha, Virginia Woolf, T.S. Eliot und dessen Frau Vivien, deren Sicht der Leser abwechselnd einnimmt. Mir war zuvor über die Bloomsbury-Group so ziemlich gar nichts bekannt, so dass mir der Roman viel Neues nähergebracht und die Lust geweckt hat, mich zukünftig näher damit zu beschäftigen. Hermsen hat wohl gründlich recherchiert und ihrem Roman auch Werke von Woolf und Eliot zugrunde gelegt. Ihre Schilderung der Bloomsbury-Group bzw. der Protagonisten und der Zeit zwischen den Weltkriegen fand ich über weite Strecken gut gelungen und fesselnd.
    Leider war der angebliche Hauptstrang das Schwächste am Roman. Die Geschichte um Martha ist doch ziemlich dünn. Alles dreht sich um die Suche nach ihrem Vater und da der Roman 10 Jahre umspannt ist das Ganze etwas zu dürftig. So tritt die Hauptperson Martha immer mehr hinter den historischen Gestalten zurück. Auch wenn sie alle Protagonisten kennt und mit ihnen zu tun hat, empfand ich sie nicht wirklich als „Eingeweihte“, wie sie im Prolog bezeichnet wird. Die angekündigte Liebesgeschichte beginnt erst 140 Seiten vor Schluss und ist schnell wieder erledigt. Auch das Ende bleibt irgendwie in der Luft hängen und hätte sich etwas auf den Prolog beziehen können.
    Im zweiten Teil des Romans wird der Fokus also mehr und mehr auf Woolf, Eliot und seine Frau gelegt, was mir irgendwann doch ziemlich auf den Nerv ging, da alle mit massiven psychischen Problemen zu kämpfen haben: Woolf war dabei noch angenehm zurückhaltend geschildert, während Eliot nur furchtbar unsympathisch wirkte: krankhaft religiös, permanent auf der Flucht vor seiner Frau, die an seiner Ablehnung zerbricht. Das alles mag historisch korrekt sein, aber doch sehr einseitig und teilweise langatmig. Ein paar Seiten weniger hätte dem Roman gut getan.
    Dennoch war es im Großen und Ganzen ein schönes und interessantes Leseerlebnis.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie