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Das Buch ist mir bei einem der Literaturschock-Weltreisenden ins Auge gefallen und der Titel klang interessant genug, dass ich doch gerne wissen wollte, worum es dabei geht. Haitianische Vergangenheitsbewältigung hörte sich dann interessant genug an, um das Buch in mein Regal zu befördern, vor allem weil bei mir im Bereich Allgemeinwissen unter dem Stichpunkt Haiti ein großes Loch klafft.
„The Dew Breaker“, der Mann der "den Tau durchbricht", wenn er in den frühen Morgenstunden ein Haus aufsucht und die Bewohner verschleppt, ist die Titelfigur dieses Buches. Er hat vor langer Zeit Haiti verlassen und in den USA unter einer anderen Identität ein neues Leben mit Frau und Kind aufgebaut. Das Buch beginnt damit, wie er seiner erwachsenen Tochter gesteht, dass er seine Zeit im Gefängnis nicht als Häftling verbrachte, sondern dort als Verhörexperte arbeitete. Es folgen verschiedene Geschichten über Täter und Opfer und nicht direkt beteiligte Personen, deren Zusammenhang sich erst mit der Zeit ergibt. Langsam aber sicher breitet die Autorin so nicht nur das einzelne Leben des titelgebenden Folterers vor dem Leser aus, sondern die gesamte haitianische Realität wird von allen Seiten beleuchtet.
Die Erzählungen sind nicht gefühlvoll oder pathetisch, sondern oft einfach nur beobachtend. Trotzdem wird deutlich, wie sehr das weitere Leben aller nicht nur von den körperlichen, sondern vor allem von den seelischen Wunden, die sie davongetragen haben und die man als Unbeteiligter niemals nachvollziehen kann, beeinflusst wird.
Eine interessante Erfahrung, ich bin nicht abgeneigt, mir die anderen Büchern der Autorin mal näher anzusehen.
