Antal Szerb - Reise im Mondlicht

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Erzsi und Mihály befinden sich auf Hochzeitsreise in Italien. Zufällig begegnen sie dort János, den Mihály von früher kennt und der an alte Erinnerungen rührt, die Mihály teilweise lieber vergessen hätte - an seine Freundschaft mit den Geschwistern Vulpius, deren bohèmehaftes Familienleben in krassem Gegensatz zu Mihálys bürgerlicher, pflichtbewusster Fabrikantenfamilie stand, an Erwin, den zum Christentum konvertierten Juden, und besonders an Eva Vulpius' rätselhafte Anziehungskraft auf so gut wie alle Männer ...


    Erzsi wusste von alledem nichts und gerät mit Mihály in Streit, und als sie am nächsten Tag mit dem Zug nach Rom weiterfahren wollen und Mihály bei einem Zwischenaufenthalt kurz aussteigt und danach im falschen Zug landet, ist ihm das plötzlich wunderbar egal, er lässt sich einfach treiben, während Erzsi nach einigem Warten zu einer Freundin nach Paris reist und dort zufällig wieder auf János trifft, in dessen Dunstkreis sie Menschen begegnet, wie sie sie im konservativen Budapest wohl nie kennengelernt hätte.


    Mihály stößt unterdessen auf Erwin, der Mönch im Kloster von Gubbio geworden ist und wird nicht nur deshalb allmählich von seiner Vergangenheit eingeholt, von dem, was aus Támas wurde und von seinen Träumen, die sich immer noch um Eva ranken.


    Die Handlung ist relativ schwer zusammenzufassen. Ein junges Ehepaar geht auf Hochzeitsreise und stellt dort plötzlich fest, dass es eigentlich gar nicht zusammenpasst, trennt sich ohne größere Trauer auf beiden Seiten, und beide lassen sich einfach treiben, Mihály gelenkt von seinen Erinnerungen, Erzsi fasziniert von ihren neuen Bekanntschaften. Das Verhalten der beiden erscheint oft unlogisch und weit hergeholt, doch es passt im Gesamtbild der Geschichte, dass die Vernunftehe ohne Dramatik zu Ende geht, bevor sie recht begonnen hat.


    Fasziniert haben mich die oftmals für die Entstehungszeit des Buches (1937) recht freizügig anmutenden Gedankengänge einiger Personen und die Stimmung, die Szerb wunderbar einzufangen versteht.


    Heikko Deutschmann liest mit angenehmer Stimme und ruhig fließender Vortragsweise. Hätte er sich noch entscheiden können, wie er manche Namen nun eigentlich aussprechen will, gäbe es an seiner Lesung nichts auszusetzen, aber dass z.B. Eva einmal [eefa] und dann wieder [äwwa] war, fand ich ein wenig nervig.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen