Georges Simenon - Die Wahrheit über Bébé Donge

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    Der Roman beginnt mit der Tat. Auf einem Familientreffen wird der wohlhabene Fabrikant François Donge von seiner Frau vergiftet. Da die Täterin, die Ehefrau Bébé Donge, ihre Tat vor den Behörden zugibt, ist der Fall schnell gelöst. Es ist natürlich klar, das Georges Simenon hier ohne seinen Kommissar Maigret auskommt, der Roman sich nicht damit beschäftigen muss, wer hier der Mörder ist (nun ja, M. Donge überlebt den Anschlag), sondern es geht hier zentral darum, wie es zu dem Mordanschlag gekommen ist, warum Bébé Donges Liebe zu ihrem Ehemann in Hass umschlug.


    Der größte Spannungsmoment in dem Roman ist und bleibt aber der Mordversuch selbst. Es dauert lange, bis der Leser begreift, was überhaupt passiert ist. Dieser Spannungsbogen, wenn er im Verhältnis der Romanlänge trotzdem doch auf wenige Buchseiten beschränkt bleibt, ist aber auf jedenfall sehr gekonnt in Szene gesetzt, und Simenon hätte, wer er das gewollt hätte, daraus eine brilliante short- story schaffen können.


    Im Zentrum des Romans liegt in Rückblicken erzählt das Psychogramm der Ehe zwischen den Donges. Psychogramm mag übertrieben klingen, da man sich darunter etwas ausführlich geschildertes versteht. Simenon bedient sich aber der literarischen Erzählweise der Verknappung, d.h. es wird viel angedeutet, so einiges wird dem Leser zur phantasievollen Ausmalung überlassen, trotzdem wird klar, das Ehepaar lebte Jahre lang nicht auf einer emotionalen Schiene. Die zwei-drei Stunden lang anhaltende morgendlichen Toilette von Bébé ist als als bitterer Schrei nach mehr Zärtlichkeit anzusehen. Für diese Rückblenden musste ich mir, um die Psyche der Beteiligten einigermaßen zu erfassen, wegen der Verknappung mehr Lesezeit gönnen als in anderen Romanabschnitten.


    Manches ist für mich offen geblieben. Warum gibt Bébé Donge ihre Tat ohne Bedenken zu, warum reagiert François gegenüber dem Untersuchungsrichter völlig anders? Trotzdem bleibt der Autor weiterhin für mich interessant. Mein Romaneinstieg bei Georges Simenon war „Der Mann, der den Zügen nachsah“. Dieser Roman hatte mir allein schon wegen der Spannung noch mehr gefallen.


    Diese Rezi habe ich bewusst nicht in die Krimiabteilung verfrachtet, weil das kriminelle hier nur sekundär ist.


    3ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()