Elsa Morante – Arturos Insel

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    Inhalt: Der Junge Arturo wächst mehr oder weniger allein auf der Insel Procida im Golf von Neapel auf. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, sein Vater verläßt die Insel häufig für Reisen unterschiedlicher Dauer. Arturo verehrt seinen Vater, den er in seiner Phantasie um die ganze Welt reisen und zu einem bedeutenden Mann werden läßt. Das ist auch gespeist davon, daß Wilhelm Gerace, Arturos Vater, einen „Palazzo“ von einem alten Amalfitaner geerbt hatte, um den er sich ein bißchen gekümmert hatte und der ohne Erben gestorben war. Das Haus ist zwar ziemlich heruntergekommen, aber das tut dem Stolz des Jungen, der sich daraus und dem – wie er meint – überlegenen Verhalten seines Vaters gegenüber den übrigen Inselbewohnern ergibt, keinen Abbruch. Als der Vater aber eine Frau vom Festland mitbringt, ändert sich vieles. Nunziata ist kaum älter als Arturo und da Wilhelm weiterhin oft verschwindet, sind die beiden sich selbst überlassen. Auch die Geburt von Arturos Halbbruder Carmine bringt keine Entspannung in das Familienleben, schon gar nicht, als Arturo zunächst mehr ahnt als erkennt, daß er sich in Nunziata verliebt hat. Als dann auch noch Wilhelm in seinen Augen zu einem Verräter an Arturo wie an seinen eigenen Versprechen wird, eskaliert die Lage.



    Meine Meinung: Arturo und sein Vater sind beide, nicht unbedingt erstaunlich angesichts ihrer Lebensgeschichten, völlig bindungs- und beziehungsunfähig. Wilhelm ist der uneheliche Sohn eines Procidaners und einer Deutschen, er lernte seinen Vater erst als Jugendlicher nach dem Tod seiner Mutter kennen. Arturo, wie oben gesagt, wächst im Prinzip als Waise auf. Daß er den selten anwesenden und dann auch nicht gerade liebevollen Vater vergöttert, ist schon erstaunlich, er findet auch Erklärungen und Entschuldigungen für jeden von Wilhelms Charakterzügen, hält ihn für den schönsten, besten, ehrenhaftesten ... Mann der Welt. Das war über Strecken schon ermüdend zu lesen, zumal Arturo als Ich-Erzähler auftritt und seine Gedanken und sein Gefühlsleben in wirklich allen Details ausbreitet. Mithin gingen mir sowohl Arturo wie auch Wilhelm ziemlich schnell auf die Nerven. Nunziata ist zwar nicht sonderlich intelligent, auch sonst fällt es schwer, ihr herausragende positive Eigenschaften zuzuschreiben, aber sie tat mir zwischen diesen Klötzen einfach leid.


    Anfänglich dachte ich dann noch, die Sprache und der Erzählrhythmus könnten mich mit den Personen versöhnen, tatsächlich habe ich das Buch mal aus einer Bookcrossing-Bookbox gefischt, nachdem ich die ersten paar Seiten angelesen und für ansprechend befunden hatte. Leider hatte der Tonfall der Erzählung aber keinerlei Höhen oder Tiefen, egal wie dramatisch oder banal die gerade geschilderten Ereignisse waren. So trug der Stil zur Ermüdung, die Arturos Seelenleben mir vermittelte, noch bei. So bleibt im wesentlichen ein teils schön erzählte Langeweile.


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen