Banana Yoshimoto - Sly

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  • Hier also meine erste Rezension für die SUB Jahreswette:


    Sly von Banana Yoshimoto



    Allgemein:
    Sly - Banana Yoshimoto.
    Broschiert - 161 Seiten - Diogenes
    Erscheinungsdatum: Juli 2004
    ISBN: 325723435X , 7,90 €


    Inhalt:
    Als Takashi erfährt, daß er HIV-positiv ist, reist er mit seinen Besten Freunden der Goldschmidin Kiyose und dem Schwulen Barbesitzer in ein Land, wo man den Göttern näher ist: nach Ägypten, Reich der Toten und der Sonne in einem.


    Meine Meinung:
    Zugebener Maßen das Buch ist recht dünn aber es SUBt schon über 2 Jahre bei mir herum. Das Cover finde ich ist ja erstmal eher abschreckend- Diogenes hat da wirklich schon bessres fabriziert. Ich hätte es mir wohl eher nicht gekauft wenn Sly nicht von einer meiner Lieblingsautorinnen geschrieben worden wäre.
    Sly nach dem Text von Massive Attack. Der Liedtext passt einfach hervorragend zu diesem Buch und man sollte in aufjedenfall ganz gelesen (er ist im Buch nur in einem kurzen Auszug wiedergegeben) haben um zu verstehen weshalb dieses Buch nach ihm benannt worden ist. Seine Stimmung und der Grundgedanke zieht sich durch die gesammte Geschichte und klingt immer wieder zwischen den Zeilen hindurch.
    Vordergründig geht es um die HIV Infizierung von Takshi einem der besten Freunde der Ich Erzählerin Kiyose. Doch wärend dem Verlauf der Geschichte tritt sie irgendwie in den Hintergrund und macht dem Gedanken an den Tod an sich Platz, auch wenn sie nicht vergessen wird. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit die dafür sorgt das man sofort wieder daran denkt.
    Eine schöne traurig melancholische Geschichte wie man es von Banana Yoshimoto gewöhnt ist. Wunderschön beschreibt sie immer wieder die Natur und die ägyptischen Tempelanlagen sodass man beinahe das Gefühl hat selbst in Ägypten zu sein. Ich selbst habe mir nebenher immer wieder meine Bildbände von Ägypten angeschaut was mir beim Lesen noch mehr das Gefühl gab ein Teil der Geschichte zu sein.
    Der Tod und das Leben stehen im Mittelpunkt des Buches. Wie fühlt man sich im Angesicht des Todes? Was passiert und wie geht man damit um= Wie geht man als Freunde eines bald Sterbenden damit um.Warum fühlt man sich manchmal so lebendig? Momente des Glücks werden so intensiv beschrieben -oft unterstrichen durch Naturbeobachtungen- das es echt Wahnsinn ist.
    Ich hab wärend der Lektüre über vieles nachgedacht (wohl auch weil ich neben her ien Lesetagebuch geführt habe). Man stellt sich die Frage was ist wenn so etwas mir passiert? Wie reagiere ich ? Laufe ich davon oder bleibe ich und versuche die Verbleibende Zeit zu nutzen um soviele intensive Erlbenisse wie möglich zu haben?
    Es hat seine Gründe dass das ganze in Ägypten spielt. Das Land des Totenkults. Immer wieder wird auf die ein oder andre Art auf den Gedanken der Unsterblichkeit und dem Wunsch des Menschen etwas von sich auf dieser Welt über den Tod hinaus zu hinterlassen angespielt. Und auf die Götte- seltsamer weise ist es dennoch das Buch mit dem wenigsten Mystischen Erscheinungen das Ich von der Autorin bisher gelesen habe. Oft hat Kiyose das Gefühl die Götter wären ein Stück lebendig und auch dem Leser entsteht dieser Eindruck.
    Ein Buch das einen nachdenklich stimmt über die Vergänglichkeit des Seins und allem was damit verbunden ist. Sollte man nicht viel intensiver leben damit man nichts verschenkt?Keinen Augenblick?
    Und dennoch restlos überzeugen konnte mich Sly nicht. Irgendwie fehlte da was - ich kann es nicht richtig greifen. Amrita hat mir z.B. wesentlich besser gefallen. An manchen Stellen hätte ich mir Sly etwas länger gewünscht und auch der Schluss ist mir zu aprupt... Ich weiß nicht genau zurück bleibt eben ein Gefühl das etwas fehlt.
    Von mir bekommt Sly


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


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  • Moin! :winken:


    Ich habe Sly heute Nachmittag gelesen. Es war mein erster Roman von Yoshimoto - vorher hatte ich nur ihre Kurzgeschichten wie Dornröschenschlaf und Eidechse gelesen. Dementsprechend groß war die Neugier und auch die Erwartungshaltung.


    Was mir wieder mal gut gefallen hat, war die typische Yoshimoto-Stimmung, die auch hier wieder sehr greifbar und herzerwärmend war. Die Sprache wie gewohnt zwar einfach, aber nicht platt, melancholisch, aber nicht deprimierend. Yoshimoto schafft es, traurige Themen, wie Tod, Trauer, Verlust so zu verarbeiten, dass der Leser dennoch immer einen Hoffnungsschimmer sieht. Man erkennt (im Alltag viel zu selten), dass das Glück oft in kleinen Momenten steckt, sei es ein Sonnenaufgang oder das Zusammensein mit Freunden.


    Leider fehlte mir der "Aha-Effekt" wie in ihren Kurzgeschichten..das Ende fand ich ebenso wie @Holden recht abrupt...man bleibt als Leser leicht verloren zurück, was den Eindruck der Unvollkommenheit verstärkt.


    [size=7pt](das Cover find ich auch reichlich bescheuert...)
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    Ich vergebe ebenfalls 3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Beste Grüße,
    Ophelia

  • Mir ging es mit "Sly" ähnlich wie Euch und ich würde ihm 3ratten geben. Um ehrlich zu sein: ich habe fast keine Erinnerungen an das Buch, nur dass ich es von allen Yoshimotos, die ich gelesen habe, am wenigsten mochte. "Amrita", "Kitchen" und "Dornröschenschlaf" haben mich damals sehr begeistert, mit "Sly" kam ein Einbruch von dem ich mich noch nicht erholt habe und ich lese Yoshimoto nur mehr selten - irgendwie geben mir die Bücher nicht mehr so viel wie anfangs.
    Ob das daran liegt, dass sich Bananas Art zu schreiben oder ihre Themen abnutzen, oder einfach nur an mir, kann ich nicht beurteilen.


    Katia

  • Ich wollte auch wissen, was an diesem Phänomen Banana Yoshimoto dran ist. In Japan wird sie hochgelobt und auch sonst höre ich nur Positives. Nun habe ich Sly gelesen.


    Enttäuschend fand ich, dass die Handlung nicht in Japan, sondern hauptsächlich in Ägypten spielt. Das war schon etwas befremdend, wenn man Einblicke in die japanische Lebensart erwartet. Dafür gefielen mir die wunderschönen bildhaften Beschreibungen von Landschaften, Sonnenauf- oder untergängen oder Gedanken. Eine Handlung in eigentlichen Sinne gibt es nicht. Ein junger Japaner gesteht beiden Ex-Geliebten, dass er HIV-positiv ist, daraufhin fahren sie gemeinsam nach Ägypten, wo man sich kulturell hauptsächlich mit dem Totenkult beschäftigt. Was nach dem Urlaub mit ihnen geschieht, bleibt völlig offen.


    Für mich ließ das Buch viele Fragen offen. Gut, es ist mit 160 Seiten nicht sehr umfangreich, aber es stellt doch einiges in den Raum und überlässt den Leser damit sich selbst. :rollen:. Das finde ich einfach unbefriedigend. Stilistisch gefiel es mir wiederum sehr, deshalb werde ich mich demnächst über weitere Bücher der Autorin hermachen.


    3ratten


    Grüße
    Doris


  • Stilistisch gefiel es mir wiederum sehr, deshalb werde ich mich demnächst über weitere Bücher der Autorin hermachen.


    Unbedingt!
    "Sly" fand ich mit Abstand auch am schwächsten von ihren Büchern. Mag daran liegen, dass ich die Kurzgeschichten von ihr so gewohnt bin. Und sie sind wirklich wunderbar herzerwärmend! Aber ich habe den Eindruck, dass Yoshimoto das Metier der Kurzgeschichte besser beherrscht als das des Romans. :gruebel:

  • "Sly" fand ich mit Abstand auch am schwächsten von ihren Büchern.


    Da bin ich ja fast erleichtert! Immerhin gefiel es mir in gewissen Grundzügen gut genug, um die Lust auf weitere Bücher von ihr nicht zu verlieren.


    Aber ich habe den Eindruck, dass Yoshimoto das Metier der Kurzgeschichte besser beherrscht als das des Romans. :gruebel:


    Das stimmt mich nun wieder nachdenklich, da ich kein großer Freund von Kurzgeschichten bin :rollen:. Na ja, zuerst liegen ohnehin die Romane auf dem SUB.


  • Die Romane von ihr sind auch toll ...


    Es waren hauptsächlich Deine Rezis, durch die ich auf Yoshimoto aufmerksam wurde :bussi:. Sly habe ich schon abgehakt, jetzt liegt Kitchen hier, das ich heute oder morgen anfangen werde. Wenn mich nicht alles täuscht, war das ihr erfolgreichster Roman, zumindest in Japan.


    Grüße
    Doris

  • Seit „Kitchen“ bin ich ihr hoffnungslos verfallen, darum möchte ich auch noch alle anderen Bücher von ihr lesen.


    Sly ist doch recht dünn geraten und trotzdem vollgepackt mit jeder Menge Information über Ägypten, den Grabstätten und vor allem den Nil. Im Gegensatz zu Kitchen hat mich vor allem die Detailreichheit der Beschreibungen der einzelnen Orte fasziniert. Obwohl mich Ägypten nicht mehr wirklich reizt als Urlaubsort, wäre ich am liebsten während oder gleich nach der Lektüre dorthin gefahren um mir das alles anzusehen.


    Das große Thema AIDS um das es im Buch unter anderem oder eigentlich gehen sollte, rückt doch recht arg in den Hintergrund, dafür steht wieder eine Dreiecks(liebes)geschichte im Mittelpunkt. Grundsätzlich würde als alles passen, trotzdem fehlt „Sly“ etwas, die ganz besondere Magie wie in Kitchen springt nicht über, möglich dass es daran liegt, dass die Autorin Japan verlässt und den Großteil der Handlung in Ägypten und zum Ende hin in Italien spielen lässt. Wobei es rückblickend natürlich wieder passt, ein Buch zum Thema Sterben, Sterblichkeit und Tod in einem Land spielen zu lassen, das eine lange Historie des Totenkults aufweisen kann.
    Zum Glück subt noch mehr von ihr, „Sly“ ist sicher eines ihrer schwächeren Bücher.


    3ratten

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Endlich habe ich "Sly" gelesen, dass seit 10 Jahren im Bücherregal steht. Von all den Bananas, die ich über die letzten 15 Jahre gelesen habe (in der wikipedia-Auflistung: Kitchen, Tsugumi, Dornröschenschlaf, N.P., Eidechse und jetzt Sly) kann ich nicht einmal behaupten, Sly sei der schlechteste. Ganz wie Katia oben gesagt hat


    Zitat von "Katia"

    [...] irgendwie geben mir die Bücher nicht mehr so viel wie anfangs.
    Ob das daran liegt, dass sich Bananas Art zu schreiben oder ihre Themen abnutzen, oder einfach nur an mir, kann ich nicht beurteilen.


    unterscheiden sich die Geschichten so wenig, dass ich mir nicht einmal mehr sicher bin, ob ich "Hard-boiled, Hard luck" nicht auch schon gelesen habe: gestern hatte ich da kurz mal reingeschaut, Hard-boiled kam mir irgendwie bekannt vor, Hard luck aber nicht; und da ich das Buch bestimmt nicht mitten drin abgebrochen habe, habe ich entweder Hard luck vergessen oder ich kann Hard-boiled von den anderen nicht unterscheiden.


    Und zu "Sly": da kann ich nur aus dem Nachwort zitieren, in dem Banana beschreibt wie sie im Frühjahr 1995 mit ihrem Verlag einen Betriebsausflug nach Ägypten unternimmt:


    Zitat

    Vor uns liegt eine wunderschöne Reise, und ich werde Tagebuch führen. Keine Ahnung, ob dabei ein Roman herauskommen wird. Das war es in etwa, was mir durch den Kopf ging, bevor wir aufbrachen. Aber einen Schauplatz vom Kaliber Ägyptens in den Griff zu bekommen war nicht einfach. Ich erlitt einen solchen Schock, daß ich, die Schriftstellerin, beschloß, ich müsse einen Roman schreiben. [...] Und so entschied ich mich für einen Roman, der von den Gedanken seiner Protagonisten handelt, die zu nichts anderem fähig sind, als sich listig und dabei traurig in dieser Landschaft treiben zu lassen.


    Diese Unstimmigkeit der Gedankengänge. Eine Schriftstellerin, die mit ihrer Verlags-Entourage eine Reise Ägypten unternimmt und mit dem Gedanken spielt einen Roman daraus zu machen, braucht einen Schock, um zu beschließen, einen Roman zu schreiben: lächerlich. Während das wohl auf Banans Mist gewachsen ist, ist die verquere Ausdrucksweise "einen Schauplatz vom Kaliber Ägyptens in den Griff bekommen" der Übersetzerin zuzuschreiben. Dass sich die Protagonisten "listig" in der Landschaft treiben lassen, ist mir beim Lesen völlig entgangen. Eine der unzähligen Stellen (bestimmt eine pro Seite) wo ich mich gefragt habe, ob es an Banana, der Übersetzerin oder etwa an mir liegt, dass ich die Stelle schief, unpassend, hölzern, sperrig, platt, plump, verquast, blödsinnig, kindisch, dümmlich ... finde.


    Doris

    Zitat

    Enttäuschend fand ich, dass die Handlung nicht in Japan, sondern hauptsächlich in Ägypten spielt. Das war schon etwas befremdend, wenn man Einblicke in die japanische Lebensart erwartet.


    Mir erging es genau anders herum. Ich hatte gehofft, dass der Roman merklich in Ägypten spielt, dass Land und Leute eine Rolle spielen. Aber weit gefehlt. In "Sly" geht es ausschließlich um die Befindlichkeiten der Erzählerin, die von Ägypten unbeeinflusst bleiben. Beschreibungen von Land und Leuten hat die Autorin aus Reiseführern abgeschrieben, eine Verarbeitung eigener Reiseerfahrungen ist nicht erkennbar.

    Einmal editiert, zuletzt von Voyageur ()