Cormac McCarthy - Die Straße

Es gibt 70 Antworten in diesem Thema, welches 28.553 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Nee, das ging mir ähnlich. Das Thema passt nicht in die heutige Zeit. So wie niemand mehr über das Waldsterben oder Hoimar von Ditfurth ("lasst uns ein Apfelbäumchen planzen") diskutiert, ist auch nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zumindest die atomare Bedrohung nicht mehr in unseren Köpfen. Es lässt die ganz starke Erschütterung nicht aufkommen, es konnte mich dennoch bewegen, das spricht dann aber für das Buch.


    Da die Katastrophe nicht konkret benannt wird, steht diese auch nicht so sehr im Vordergrund, sondern es geht mehr um die handelnden Menschen.


    Gruß, Thomas



    Da hast Du recht, der Ursprung der Katastrophe ist unbedeutend und trotzdem sind die Beschreibungen und Ausführungen emotional, berührend - bei mir hat es aber nicht so einen großen Denkprozess angestoßen, was würde ich in dieser Situation machen... falls es mal soweit kommen sollte, ist eh alles anders als man sich das jetzt denkt, so etwas kann man nicht vorausdenken und um ehrlich zu sein, ich will es auch nicht..
    Für mich ist es eher ein Buch was beschreibt, wie es irgendwann mal sein wird - ob es nun uns trifft unsere Kinder oder viele Generationen nach uns wer weiß das schon. Ein Buch dass zeigt, wie glücklich wir uns doch schätzen können und wie unbedeutend manche unserer Probleme fürs pure Überleben doch sind.


    schokotimmi

  • Ich habe das Buch gerade bei Seite 177 zugemacht und weggelegt. Fertig lesen werde ich es auf keinen Fall, die dort beschriebene Szene war mir zu heftig. Ich möchte auch nicht wissen, wie es endet.


    Es ist beeindruckend, mit welchen schlichten Worten und Mitteln McCarthy dieses beängstigende Endzeitszenario entwirft. Es braucht nicht viele Protagonisten und Ereignisse, um nachhaltig zu beeindrucken. Alles reduziert sich auf das blanke Überleben.


    Ich habe mir noch nie viele Gedanken darüber gemacht, ob es tatsächlich einmal auf so etwas hinauslaufen wird und wie ich mich dann verhalten würde. Es ist müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, weil es wahrscheinlich ganz anders sein wird, als man es sich vorstellt. Wer weiß schon, wie er in einer Situation reagiert, wenn es um Leben oder Tod geht.


    4ratten

  • Doris: Um welche Stelle handelt es sich denn? Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand und außerdem auch die englische Ausgabe gelesen. Mit einer Szene im Buch ging es mir ähnlich wie dir, ich habe das Buch dennoch zu Ende gelesen und bin froh, dass ich es gemacht habe, weil ich das Ende auch sehr gelungen fand. Vielleicht packt dich irgendwann noch die Neugier?

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Oh Doris,


    was für eine Stelle - die hatte ich richtig gut verdrängt. Ich spoilere mal:


    Wenn ich heute an das Buch denke, muss ich mich immer an die Stelle erinnern, wo Vater und Sohn


    Aber auch ich kann empfehlen zuende zu lesen, mir hat es gut getan...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Wenn ich heute an das Buch denke, muss ich mich immer an die Stelle erinnern, wo Vater und Sohn


    An diese Szene habe ich auch gedacht als ich den Beitrag von Doris gelesen habe, mich würde auch interessieren um welche Szene es sich handelte. Hier hätte ich das Buch auch beinahe weggelegt. Aber ich bin auch froh, dass ich es zu Ende gelesen habe.


    Katrin

  • Jaqui: In meinem ersten Spoiler habe ich eine Stelle gefunden, die zumindest Doris Seitenangabe passt - keine Ahnung warum ich diese Stelle nicht mehr im Gedächtnis hatte.


    Vllt. schreibt uns Doris ja noch, ob es diese Stelle ist.


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • Jaqui: In meinem ersten Spoiler habe ich eine Stelle gefunden, die zumindest Doris Seitenangabe passt - keine Ahnung warum ich diese Stelle nicht mehr im Gedächtnis hatte.


    An die kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Anscheinend habe ich das schon aus meinem Gedächtnis gelöscht.


    Katrin

  • ´


    Vllt. schreibt uns Doris ja noch, ob es diese Stelle ist.


    Ja, es ist der erste Spoiler, den schokotimmi geschrieben hat. Das war eigentlich nur der Tropfen (wenn auch ein großer), der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich hatte die ganze Zeit ein ungutes Gefühl bei dem Buch. Es sind nicht nur die haarsträubenden Szenen, von denen es gar nicht viele gibt, sondern der Grundgedanke, der hier so überzeugend rübergebracht wird. Die verwüstete Erde, die sich sicher irgendwann erholt, was aber Jahrhunderte dauern wird, der ständige Hunger, der sämtliche natürlichen und unnatürlichen Nahrungsvorräte aufzehren wird. Was passiert mit dem Kind, wenn der Vater plötzlich zu Tode kommt? Und alles so unaufdringlich und in einfachen Worten geschrieben, dass es viel mehr Wirkung zeigt als das Übermaß an Gewalt, die in vielen Thrillern vorkommt.


    Es gibt einige Länder, die Atomwaffen besitzen, ständig ist die Rede davon, dass wir die Welt allmählich ausbeuten und die natürlichen Ressourcen schröpfen. Wenn ich das auf solche Art zu lesen bekomme, macht es nachhaltigen Eindruck auf mich, und wenn es dann noch um Kinder geht, wird mir es zu viel. Natürlich gibt es auch Mörder, die herumlaufen und eine Gefahr darstellen, und ich lese auch darüber, aber damit ist man so häufig konfrontiert, dass man sich an den Gedanken schon gewöhnt hat.


    Ich glaube nicht , dass ich das Buch fertig lese. Ich brauche nicht zwangsläufig Happy Endings in einem Buch, aber in diesem Fall erscheint alles so real, und es kann unmöglich positiv enden. Beim Lesen will ich mich erholen, aber da passt dieses Thema nicht in mein Schema. Wenn schon, dann lese ich lieber ein Sachbuch darüber, in dem solche Details außen vor bleiben.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Ich kann dich gut verstehen, Doris. Wenn es um Kinder geht reagiere ich auch immer ganz anders.
    Und wie oben schon geschrieben, diese Szene habe ich sogar schon verdrängt.


    Katrin

  • Die Stelle in schokotimmis erstem Spoiler habe ich komischerweise auch verdrängt, dafür ist mir die zweite verspoilerte Szene noch sehr gut im Gedächtnis, die habe ich wohl damals als viel schlimmer wahrgenommen.

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  • Hallo Doris,


    sehr merkwüridg, dass mich die erste verspoilerte Stelle jetzt aufgrund der veränderten Verhältnisse noch viel mehr berührt als damals. Nicht dass mir Kinder damals gleichgültiger waren, aber man nimmt es als Mama nochmal anders wahr.


    Nach deinem Posting kann ich dir nur nochmal empfehlen, dass Buch zu beenden, wenn du wieder mal die Muße dazu findest. Es lohnt sich, denn ich finde das Ende sehr gelungen - es passt sehr gut.
    Ich kann natürlich auch sehr gut verstehen, wenn du es dabei beläst - es ist wirklich hart. Sachbücher lesen sich da irgendwie um einiges harmloser.


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • sehr merkwüridg, dass mich die erste verspoilerte Stelle jetzt aufgrund der veränderten Verhältnisse noch viel mehr berührt als damals. Nicht dass mir Kinder damals gleichgültiger waren, aber man nimmt es als Mama nochmal anders wahr.


    Hallo schokotimmi,


    so geht es mir auch, seit ich Kinder habe. Wobei ich in diesem Fall fast sicher bin, dass mich die Stelle genauso betroffen hätte, wenn ich es vor meiner Zeit als Mutter gelesen hätte.


    Wenn du magst, kannst du mir das Ende ohne Details per PN schreiben. Weiter oben hattest du ja geschrieben, dass es dir gut tat, das Ende zu lesen. Wenn es die Härte des Inhaltes relativiert, schließe ich vielleicht noch meinen Frieden damit.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo Doris,


    ich hoffe die PN ist angekommen und ich habe dir auch nicht zu viel verraten. Mich würde dann interessieren ob du ein wenig versöhnt bist...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo schokotimmi,


    ja, danke, die Mail ist angekommen und gelesen. Versöhnt - na ja, halbwegs schon. Mir war schon klar, dass der Tod eine Rolle spielt, das bleibt ja bei den geschilderten Umständen gar nicht aus. McCarthy schafft damit den Spagat, das Buch nicht zu düster enden zu lassen und gleichzeitig ein Ende, das völlig unglaubhaft wäre, zu vermeiden. Außerdem bleibt Platz für Spekulationen, die es dem Leser erlauben, sich selbst wieder ein bisschen aus dem negativen Gedankenwirrwarr zu ziehen, sofern er denn optimistisch genug ist.


    Aber damit ist es auch abgehakt für mich. Das Buch bekommt die Bücherei wieder zurück und ich lasse in Zukunft besser die Hände von Endzeit-Werken.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo Doris,


    nun bin ich auch ein bisschen versöhnt, denn ich glaube dass die Geschichte nun auch für dich halbwegs gut beendet ist. Genau so wie du geschrieben hast sehe ich das Ende auch - nicht übertrieben positiv und damit unglaubwürdig, aber mit einem Hoffnungsschimmer.
    Ich fand es wirklich positiv passend zur ganzen Geschichte, denn ich würde von mir behaupten meist Optimist zu sein. :zwinker:


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Bei mir ist es auch noch nicht allzu lange her, seitdem ich das Buch gelesen habe und kann mich deshalb noch gut an die Szenen erinnern. Ich fand die Szenen auch heftig und verstoerend; ueberhaupt der Gedanke so eine Katastrophe zu ueberleben und dann auch noch mit Kind!
    Es ist jedenfalls beeindruckend, wieviel der Autor mit seinem schlichten Schreibstil ausdruecken und beschreiben kann. Eine Welt, in der alles nur grau und tot ist und Lebensmittel nur sehr schwer auffindbar. Das Misstrauen den Mitmenschen gegenueber, keine Zukunftsperspektive und immer die Sorge um das Kind, falls einem selbst etwas passiert.
    Das Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt, aber auch bedrueckt. Nichts, das ich jeden Tag lesen koennte aber trotzdem lesenswert.


    4ratten

  • Mein Kollege hat mir das Buch empfohlen und ich habe es direkt bestellt. Ich dachte, wenn jemand so begeistert ist, dann ist das Buch wohl richtig gut. Nun habe ich es gelesen und ich muss sagen, das ist das Schrecklichste, was ich je gelesen habe. So bedrückend und traurig. Mit so wenigen Worten wurden so viele Emotionen in mir ausgelöst - zum Schluss hatte ich sogar mit den Tränen zu kämpfen. Jetzt bin ich erstmal froh, dass ich das Buch beendet habe - irgendwie hab ich das Gefühl, ich muss das erstmal verarbeiten. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich reagieren würde, wenn ich einer der letzten Überlebenden wäre, komme ich zu keinem Ergebnis. Würde ich mich direkt erschießen oder würde ich versuchen zu überleben? Keine Ahnung - das ist auch etwas, worüber ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht habe und was hoffentlich nie geschehen wird.


    Von mir 5ratten.

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.

  • Die Buchverfilmung mit Viggo Mortensen und Charlize Theron kommt im Oktober in die Kinos.
    Infos bei imdb: Klick
    Vielleicht interessiert es jemanden.

  • Wow! Danke ihr alle für die vielen, spannenden Meinungen :winken:


    Ich will im November den Film schauen gehn (mit meinem Lieblingsschauspieler Viggo Mortensen, hehe :breitgrins:) und schaffe es vermutlich nicht mehr vorher, das Buch zu lesen. Aber da muss es auf jeden Fall auf die Liste.


    Mira: Wie im Oktober? Sag bloss noch, ihr kommt wieder mal früher dran... aber ich glaube, das steht dann erst ein oder zwei Wochen vor dem Start wirklich fest.



    Liebe Grüsse
    Stormy

    Einmal editiert, zuletzt von Stormcrow ()

  • Deutschland 7. Oktober (filmstarts.de), Österreich 8. Oktober (filmering.at) und Schweiz wohl erst Anfang Dezember (movies.ch). Alles andere findet sich bei imdb.com


    Alle Angaben ohne Gewähr :breitgrins: