Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Volker Kutscher, Der nasse Fisch
(Kiepenheuer & Witsch Verlag, 08/2007 bzw. 08/2008)
ISBN 978-3-462-03932-0
528 Seiten; € 8.95 (TB-Ausgabe)
Gereon-Rath-Reihe, Fall I
Zum Buchinhalt (von http://www.kiwi-verlag.de
Gereon Rath, neu in Berlin und abgestellt bei der Sitte, erlebt eine Weltstadt im Rausch und voller sozialer und politischer Spannungen. Nach dem Fund einer unidentifizierten Leiche schaltet sich der junge ehrgeizige Kommissar ungefragt in die stagnierenden Ermittlungen der Mordkommission ein – und stößt in ein Wespennest.
Mit diesem Großstadtroman beginnt eine sensationelle Serie, in der Kutscher den Kriminalkommissar Rath durch das Berlin der späten 20er- und frühen 30er-Jahre und mitten in die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit schickt. Dem Leser stockt der Atem, wenn er erste Anzeichen für das Erstarken des Nationalsozialismus bemerkt, die von den Romanhelden noch als harmlos abgetan werden. Und er fiebert mit dem jungen Ermittler, der in Köln aufwuchs, dort seine Karriere bei der Polizei begann und nach einem tödlichen Schuss die Stadt verlassen und in Berlin bei der Sitte neu anfangen muss. Fasziniert von der vibrierenden Atmosphäre der amerikanischsten Stadt Europas, entnervt von den Razzien in Nachtclubs und Bordellen, nutzt Rath die erste sich bietende Gelegenheit, um wieder als Mordermittler tätig zu werden.
Ein Toter ohne Identität, der Spuren bestialischer Folterung trägt, gibt der Mordkommission Rätsel auf. Rath entdeckt eine Verbindung zu einem Kreis oppositioneller Exilrussen, die mit geschmuggeltem Gold Waffen kaufen wollen, um einen Putsch vorzubereiten. Auch andere sind hinter dem Gold und den Waffen her. Rath bekommt es mit Paramilitärs und dem organisierten Verbrechen zu tun. Er verliebt sich in Charly, Stenotypistin in der Mordkommission, und missbraucht ihr Insiderwissen für seine einsamen Ermittlungen. Dabei verstrickt er sich immer weiter in den Fall und macht sich schließlich selbst verdächtig.
Meine Meinung:
Eigentlich reicht ein Satz mit vier Worten: Ich bin sehr beeindruckt!
Selten habe ich einen Krimi gelesen, der so viel in sich vereint - Volker Kutscher schafft viel Atmosphäre vor einer - für mich - beeindruckenden Kulisse: das Berlin der Goldenen Zwanziger. Und auch wenn man da erstmal an Luxus, Swing tanzende, mit Zigarettenspitze rauchende Menschen in schicken Etablissements denkt, so vermittelt "Der nasse Fisch" auch viel von der Kehrseite der Medaille - die Armut und die Unzufriedenheit in den Arbeitervierteln. Dass dabei der sozialdemokratische Polizeipräsident auch gerne mal weit über das Ziel hinausschießt, ersetzt manchmal sogar ein wenig den Geschichtsunterricht, lernt man hierbei doch fast nebenbei, wie sich die politische Linke untereinander zerstritt, was den Nationalsozialisten wenige Jahre später die Machtergreifung nur noch einfacher gemacht hat.
Ebenfalls sehr gelungen fand ich die Figuren: sie sind glaubhaft gezeichnet, nicht nur schwarz oder weiß. Und so ist die Hauptperson, Kriminalkommissar Gereon Rath, nicht immer ein Sympathieträger, da er häufig sehr eigensinnig Spuren verfolgt und sich dabei nicht gerade korrekt verhält - noch nicht einmal im Bezug auf die Damenwelt... Aber gerade das macht eben das Buch und seine Figuren deutlich realistischer. Im Übrigen geht mir das auch bei den Fällen so: es findet nicht plötzlich nur noch ein Fall statt, wie so häufig in Kriminalromanen, sondern man merkt, dass in der 'Burg' auch noch anderen Fällen nachgegangen wird.
Auch zur Schreibe des Autors und zum Aufbau des Buches bleibt nur sehr Gutes zu berichten: der Stil ist flüssig zu lesen und schafft es - durch gute Dialoge - sogar das ein oder andere Grinsen ins Gesicht zu zaubern; der Aufbau ist vollauf geglückt: einige gute Finten sind gelegt und auch sonst lädt des Buch sehr viel zum Mitraten und Spekulieren ein.
Fazit: Ein äußerst gelungener, spannender Krimi mit viel Atmosphäre und tollen Charakteren! Bleibt zu hoffen, dass Gereon Rath noch einige Ermittlungen anstellen darf...
und ein
Liebe Grüße
dubh