Joan Anderson - Ein Jahr am Meer

  • Etwa im Alter von 50 - die Söhne sind aus dem Haus, die Ehe ist eher von Gleichgültigkeit geprägt, das Leben geht seinen Gang - tut Joan Anderson etwas, das für alle, nicht zuletzt sie selbst, völlig überraschend ist. Ohne einen äußeren Anlass dafür zu haben, folgt sie ihrem Mann nicht zu seinem neuen Job an die Westküste, sondern reist ans Meer, ans Cape Cod, wo die Familie ein kleines Cottage hat. Sie tut es, weil sie einen neuen Lebensrhythmus finden will, und taucht mit einigen Befürchtungen, aber auch entschlossen in die neue Erfahrung ein - nicht ohne sich selbst gelegentlich zu fragen, ob sie nicht einfach nur ein verwöhntes Gör sei...


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Das Jahr wurde in 16 Kapitel eingeteilt, welche jeweils mit einem Zitat beginnen (z.B. von Rainer Maria Rilke und T.S. Elliot), und so schöne Namen wie “Seehundgefühl” und “Wellen der Wahrheit” tragen. Schon nach ein paar Seiten fesselte mich die Geschichte – ich wollte wissen, was dieses Jahr am Meer der Autorin gebracht hat, was für Erkenntnisse sie gewonnen und wie sie sich verändert hat. Außerdem kam mir einiges sehr bekannt vor, man muss “funktionieren”, und verliert dabei die Verbindung zu sich selbst.


    Neben den tollen Natureindrücken hat es mir vor allem die Tiefe dieses Romans angetan. Ich konnte die innere Zerrissenheit und Unsicherheit förmlich spüren. Die Auseinandersetzung mit sich selbst, das Erforschen der eigenen Person mit seinen Wünschen und Zielen – all das fand ich sehr gut beschrieben, nachvollziehbar und sensibel. Eine Motivation, sich die Zeit zu nehmen, um sich selbst (wieder) kennen zu lernen, stärker auf Körpersignale und Wünsche zu achten.


    Die Geschichte bietet auch ein paar besondere Momente, an die ich gerne zurückdenke. Meist sind sie geprägt von der Achtung vor Tieren und der Natur, was auch meiner persönlichen Einstellung entspricht. Und es ist wie eine Art Bestätigung, davon zu lesen – auch von Dingen, die mir gefallen und gut tun.
    Das Buch werde ich auf jeden Fall wieder lesen, besonders geeignet erscheint es mir auch für Krisenzeiten, und die Fortsetzung “Spaziergang am Meer” ist natürlich schon auf meiner Wunschliste gelandet. :breitgrins:


    Zitat

    Mehr als alles andere wünsche ich mir, von der Brandung hinausgespült und vom Salzwasser getragen zu werden. Aber die Realität hält mich am Ufer fest. Ich muss mich eingraben wie ein Krebs oder eine dicke Muschel und Bestandsaufnahme machen, während die Flut über mich hinwegspült.


    5ratten