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Der Klappentext sagt:
In einem Fitness-Club über den Dächern von Paris sitzt Milan Kundera, Autor und Figur der 'Unsterblichkeit', und beobachtet, wie eine etwa sechzigjährige Frau Schwimmstunden nimmt. Zum Abschied winkt sie dem Schwimmlehrer noch einmal zu und macht dabei eine so graziöse Handbewegung, dass der Betrachter beschließt, diese Geste, die die ganze unerträgliche Leichtigkeit des Seins zu enthalten scheint, der Heldin seines Romans, Agnes, zum Geschenk zu machen.
Als würden auch wir auf diese Weise in den Roman gewunken: zu Agnes, der scheinbar Ätherischen, die ein erotisches Doppelleben führt; zu Laura, ihrer ein bisschen sentimentalen Schwester, die mit dem Journalisten Bernard nicht glücklich werden darf, weil dessen Geschwätz im Radio den Autor jeden Morgen zum Wahnsinn treibt; und zu Paul, der - auf seine Weise - bei den Schwestern seine Spuren hinterlässt. Darüber unterhalten sich auf höherer Ebene, im Jenseits: Goethe (in Pantoffeln, mit einer Sonnenblende am Stirnband) und Hemingway.
Da sich außer Breña und mir leider niemand für die Leserunde angemeldet hat, eröffne ich hier mal ein Thema und poste lesebegleitend einige Eindrücke. Breña, ich hoffe, du findest hierher und hast auch noch Lust und Zeit mitzulesen.
Den ersten Teil (etwa 60 von 400 Seiten) habe ich gerade beendet und fand ihn interessant, aber nicht ganz unanstrengend. Die Idee, eine Geste zum Ausgangspunkt eines Romans zu machen, gefällt mir, der Philosophie des Erzählers, Gesten seien individueller als Menschen, mag ich allerdings nicht folgen. Überhaupt scheint Individualität bisher das Hauptthema zu sein - das des Erzählers und das seiner Figur Agnes. Agnes' Vater vertritt eine seltsame Form des Deismus: Der Schöpfer hat ein Programm eingelegt, das jetzt unaufhaltsam abläuft; er hat den 'Prototyp' des Menschen entworfen, spezielle Eigenheiten sind dabei nicht vorgesehen. Die Menschen müssen ihre Identität konstruieren - oft mit recht plumpen Mitteln, wie die Beispiele der Menschen, denen Agnes begegnet, zeigen. Zwei Motive sind mit diesem Thema eng verknüpft: das Gesicht, das die Menschen fälschlich für den Ausdruck ihres Ich, ihrer Individualität halten, und das Beobachtetwerden, z. B. durch ein Kameraobjektiv.
Wie nicht anders zu erwarten, ist es schwierig, mit einer Figur warmzuwerden, die dieses Selbst- und Menschenbild verficht. Vermutlich ist das auch nicht beabsichtigt. Agnes wird ja deutlich als Konstrukt des Erzählers vorgestellt (ihn so restlos mit Kundera identifizieren, wie das der Klappentext tut, möchte ich dann doch nicht) und wirkt vielleicht als eine Art alter ego oder ein 'Möglichkeitsentwurf' von ihm. Selbst die Radiomeldung, die der Erzähler eingangs zwischen Schlafen und Wachen hört - eine sehr schöne Beschreibung übrigens - wird in Agnes' Person weiterverarbeitet und in ihr Weltbild eingearbeitet.
Goethe, der für mich der Anlass war, dieses Buch lesen zu wollen, taucht im ersten Teil durch sein Gedicht "Ein Gleiches" auf, das Agnes und ihr Vater immer wieder gemeinsam zitieren und das die beiden miteinander verbindet. (Ein wunderschönes Gedicht, wie ich finde, aber inzwischen muss ich dabei immer an dieses irrwitzig komische Zitat in Kehlmanns "Vermessung der Welt" denken. )